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russisch-amerikanischen Handels - Compagnie gemiethet, und der Gouverneur gab noch einige andere Räumlichkeiten her. Es bestehen in Nikolajewsk bereits mehrere Handelshäuser, zwei amerikanische, einige russische und ein deutsches, dessen Chef erst vor wenigen Wochen von China herübergekommen war. Der „Oscar“ kam also mit seiner Ladung einigermafsen zu spät; dennoch fand ein Theil derselben raschen Absatz; californische Butter und californische Weine, die sich sehr gut halten, verkauften sich leicht.

Der Verkehr beschränkt sich bis jetzt, wo alle Verhältnisse im Entstehen sind, nur auf die benachbarten Districte. Fremde Waaren sind nicht sehr begehrt, da die Giljaken und die anderen eingeborenen Stämme der Nachbarschaft wenig Bedürfnisse haben. Aber man trifft doch schon jetzt in diesen weiten Gebieten überall russische Colonien und Militairposten, die ihre Bedürfnisse, Provisionen, Schnittund Eisenwaaren u. dgl. von Nikolajewsk beziehen und sie zum Theil gegen werthvolle Producte, wie Pelze, eintauschen.

Der Gouverneur hat in Nikolajewsk selbst eine hübsche Wohnung, und aufserdem eine Villa in der Nähe der Stadt auf einem Vorsprunge des Flufsufers, von dem man eine herrliche Aussicht auf den Strom geniefst. Das gesellige Leben ist sehr angenehm. Die Regierung hat dem Offizier - Club ein eigenes Gebäude errichten lassen, in dessen zweitem Stockwerk mehrere Offiziere wohnen. Man findet dort eine Bibliothek von mehr als 4000 Bänden, aus allen Fächern des Wissens, hauptsächlich aber aus dem Gebiete der Schifffahrtskunde, ferner einen Speise und einen Ballsaal, und eine grofse Auswahl von Zeitungen, darunter die Augsburger Allgemeine und die Indépendance Belge, die hier nicht durch die Druckerschwärze der russischen Censur entstellt sind. Die vielen Deutschen, die hier wohnen, beabsichtigten, eine „deutsche Gesellschaft“ zu gründen.

Der Sommer ist in Nikolajewsk nur kurz, aber desto angenehmer. Anfangs Mai geht der Schnee weg, und die Erde bedeckt sich mit frischem Grün, während weiter unten im Golf bis Mitte Juni Eis zu finden ist; denn der Amur wird bei Nikolajewsk früher vom Eise frei als an seiner Mündung. Im Sommer giebt es zuweilen recht heifse Tage; aber schon um die Mitte des September werden die Nächte kalt, und der Boden ist Morgens oft mit dickem Reif belegt. Im October fällt schon Schnee.

Bei der Einfahrt hat der Amur grofse Achnlichkeit mit der Elbe. Der Strom ist so breit, dafs man kaum beide Ufer gleichzeitig erblicken kann. Bei Cap Pronge, etwa 40 Miles unterhalb Nikolajewsk, erinnert die Scenerie ganz an die Strecke von Blankenese bis Hamburg: die Buchen hatten schon ihr röthliches Laub, die Eichen sahen gelblich aus, und der Wald hatte überhaupt ein recht heimathliches Ansehen. Man rückt nur langsam vor; denn das Fahrwasser ist sehr gewunden und erfordert die ganze Erfahrung eines kundigen Lootsen. Meist ist es tief; aber dicht neben Stellen von 20 Faden finden sich Untiefen, die kaum von einem Fufs Wasser bedeckt sind. Von Cap Pronge ab rücken die Ufer allmählich näher zusammen; doch ist der Strom noch immer breiter als der Mississippi bei New-Orleans. Das rechte Ufer ist flach; erst im Hintergrunde erheben sich niedrige, dicht bewaldete Hügelreihen; hier und da liegt mitten in der Niederung ein Giljaken - Dorf, bestehend aus Hütten von leichtem Pfahlwerk, die mit Baumrinde gedeckt sind. Diese Dörfer werden nur im Sommer des

Fischfanges wegen bewohnt; im Winter ziehen die Giljaken stromaufwärts. Von Ackerbau zeigt sich deshalb bei diesen Dörfern keine Spur. Die Giljaken tragen grofse Stiefeln von Seehundsfellen, die Haare nach aufsen gekehrt, enge Beinkleider ebenfalls von Seehunds fellen, oder von Tuch oder Baumwollenzeug, und darüber eine Art Kittel nach Art der Chinesen, auf dem Kopfe den erwähnten Hut von Birkenrinde. Die Weiber sind über die Mafsen häfslich und schmutzig. Das Volk lebt von Fischen; mitunter hat es auch etwas Hirse, die auf dem Amur hierhergeführt ist. Andere Ansiedelungen trifft man auf der Strecke bis Nikolajewsk nicht. Bei dieser Stadt hat der Flufs nur auf der rechten, ihr gegenüberliegenden Seite eine für gröfsere Fahrzeuge hinlängliche Tiefe; in der Mitte des Stromes ist eine Untiefe, die jetzt zu Befestigungszwecken zu einer Insel erhöht wird; die Schiffe müssen daher mittelst Nachen ausgeladen werden. Dicht am Wasser liegen die grofsartigen Maschinen - Baustätten der Regierung, die Batterien, der Leuchtthurm und die Magazine. Daneben ist die Stelle, wo die flachen, den Amur hinunterkommenden Boote anlegen. Diese Boote, die den Handel mit dem fernen Sibirien vermitteln, sind 60 Fufs lang, 20 Fufs breit, 8-9 Fufs hoch, aus dicken Bohlen gebaut, kurz, ächte Mississippi Flatboats, nur von soliderer Bauart. Der Eigenthümer hat seine Wohnung darauf, er verkauft vom Boote aus seine Waaren, und zuletzt das Boot selbst, dessen Bohlen ein gesuchter Handelsartikel in Nikolajewsk sind. Die Boote werden theils bei der Vereinigung der Schilka mit dem Argun, theils bei der Einmündung der Seja in den Amur gebaut; sie bringen meist sibirische Producte: Salzfleisch, Schinken, Erbsen, Hanf, Roggenmehl, Leder, Eisenwaaren, Holzgefäßse, Hausgeräth u. dgl., setzen ihre Waaren in den russischen Niederlassungen und namentlich in Nikolajewsk ab, treiben aber auch unterwegs einen lebhaften Handel mit den eingeborenen Stämmen, die sie mit Messern, Taback, Tabacks - Pfeifen und Beuteln und anderen Dingen versehen, welche für solche Völker Werth haben.

Hafen und Stadt gewähren im Ganzen einen recht freundlichen Anblick. Die letztere ist von einem üppigen Walde umgeben, von dem nur ungefähr 500 Acres gelichtet sind. Der Hauptplatz öffnet sich auf der einen Seite gegen den Flufs, in der Mitte steht die neugebaute Kirche, mit einem gröfseren und vier kleineren Thürmen. An der einen Ecke des Platzes baut die Regierung ein grofses, 100 Fufs langes und 50 Fufs breites Gebäude aus Baumstämmen, das für die höchsten Behörden bestimmt ist. Im Uebrigen ist die Stadt offenbar im Hinblick auf ihre künftige Bedeutung angelegt. Hôtels kennt man noch nicht. Der Ankömmling sucht bei einem Freunde Unterkunft, bis er ein eigenes Haus hat und einen Koch für etwa 20 Rubel monatlich miethen kann. Der Arbeitslohn ist im Ganzen ziemlich hoch. Die Arbeiter sind entweder Soldaten, die Erlaubnifs haben, sich zu vermiethen, oder angesiedelte Russen, oder Giljaken, die hier den Markt mit Fischen, zahmen und wilden Enten und wilden Gänsen besuchen. Vieh kommt aus Sibirien her, und frisches Rindfleisch ist deshalb nicht immer vorhanden. Rauch- und Salzfleisch ist in guter Beschaffenheit von den Kaufleuten zu bekommen, aber die sibirische Butter ist schlecht. Das Mehl, namentlich Roggenmehl, kommt theils aus Sibirien, theils aus dem Auslande. Aufserdem liefert der Markt die Producte der benachbarten Dörfer, Kartoffeln, Gemüse u. dgl.

Der Verkehr auf dem Amur wird durch die erwähnten Flatboats, durch Segel

boote und vier Regierungsdampfer vermittelt, die jedoch nicht in regelmässigen Zeitabschnitten fahren. Zwei der letzteren sind in den Vereinigten Staaten gebaut; die Maschinen der beiden anderen sind aus den Eisengiefsereien und Maschinenbaustätten von Petrowsk, sie wurden zu Lande nach Tschita an der Ingoda gebracht, dann auf Flöfsen nach der Schilka verschifft und hier zusammengesetzt. Der zahlreichen Untiefen wegen ist der Amur in seinem oberen Laufe aber nur für Fahrzeuge von 1 Fufs Tiefgang schiff bar; die Dampfer fahren bis zur Vereinigung der Schilka mit dem Argun. Von hier ab ist der Stromlauf im Ganzen nach Südost gerichtet, bis zur Einmündung des Sungari, dessen Stromgebiet der Garten der Mantschurei ist. Das Land an diesem mächtigen Nebenflusse soll aufserordentlich fruchtbar sein und die Russen sind von seiner Schönheit ganz entzückt; mächtige Waldungen, weite Strecken mit wilden Reben voll schmackhafter Trauben, ein prachtvolles Klima, Alles lud zur Colonisation ein. Dafs hier ein vortrefflicher Taback gedeiht, haben wir schon bemerkt. Weiter abwärts nimmt der Amur noch den Ussuri auf und wendet sich immer mehr nach Nordost, bis zu dem Posten Kisi, der von Nikolajewsk 260 engl. Meilen entfernt ist, eine Strecke, welche die Dampfer in anderthalb bis zwei Tagen zurücklegen, während Segelboote 6 bis 21 Tage brauchen. Kisi ist so grofs wie Nikolajewsk und deckt die Einfahrt in den Kisi - See.

Die Hilfsquellen des Amur-Gebiets sind noch sehr wenig bekannt. Von dem Steinkohlen - Reichthum weifs man nur, dafs sich am Amur sehr grofse Steinkohlen-Lager befinden. Herr Esche hat Steinkohlen - Proben von dem oberen Flufslaufe nach San Francisco mitgebracht, ebenso Proben des sibirischen Hanfes, die von den californischen Fabrikanten als ausgezeichnet befunden wurden. Auch Hanfsamen wird in bedeutenden Quantitäten stromabwärts geführt; und was die anderen Producte des Ackerbaues und der Viehzucht betrifft, so fehlt es bis jetzt nur an Absatz. Der aufblühende Handel wird der Production einen mächtigen Impuls geben und die ergiebigen Hilfsquellen des Landes in Flufs bringen. L.

Neue Eintheilung der Republik Neu-Granada.

Von H. Kiepert.

(Hierzu eine Karte, Taf. I.)

Der Stat Neu- Granada giebt uns ein in den Staten neuer Bildung häufiges Beispiel schnellen Wechsels administrativer Eintheilungen ein Gegenstand, der zwar mit dem wissenschaftlichen Gebiete der Erdkunde eigentlich nichts zu thun hat, seines praktischen (wenn auch vielleicht wieder nur kurze Dauer behauptenden) Interesses wegen aber hier nicht ganz übergangen werden darf. In den neuesten Karten und geographischen Büchern pflegte die seit längerer Zeit bestehende Eintheilung in 36 Provinzen zu Grunde gelegt zu werden, deren Gruppirung zu 7 gröfseren Abtheilungen (Departamientos; mit Namen Ystmo, Antioquia, Magdalena, Guanente, Boyacá, Cundinamarca, Cauca, aufserdem das nicht organisirte Territorio de Mocoa), wie sie u. a. auch noch in der Karte von Westindien in meinem Handatlas (No. 39, 1857) aufgenommen ist, auf der bekannten statistischen Arbeit des Expräsidenten Mosquera (in englischer Uebersetzung mit Karte, New-York 1852) beruht, ohne dafs wir erfahren, ob diese Departements - Eintheilung nur Project geblieben oder wirklich in's Leben getreten

ist. Die statistischen Daten, welche der nordamerikanische Naturforscher J. F. Holton auf seiner Reise während der Jahre 1852-54 eben so mühsam als verdienstlich gesammelt und seinem Buche (New Granada. New York 1857) als Anhang beigefügt hat, geben schon wieder eine beträchtliche Modification jener Angaben von Mosquera; die Zahl der Provinzen, als einziger über den 130 Cantonen stehenden Ober-Abtheilungen, ist hier auf 23 beschränkt: Antioquia, Bogotá, Buenaventura, Cartajena '), Casanare, Cauca, Chocó, Istmo, Mariquita, Mompos, Neiva, Ocaña, Pamplona, Pasto, Popayan, Rio Hacha, Sabanilla, Santamarta, Socorro, Tundama, Tunja, Valle d'Upar, Velez, manche darunter immer noch von sehr geringer Ausdehnung, aus nur einem oder ein paar Cantonen bestehend, dazu kommen die sehr weitläuftigen, aber nur von Indianerhorden schwach bevölkerten Territorien von Mocoa und San Martin in den Ebenen östlich der Anden an den Zuflüssen des Orinoco. Diese Eintheilung hat bis zum vorigen Jahre bestanden, wie aus den neuesten Documenten hervorgeht. Durch ein Gesetz vom 15. Juni 1857 und Ergänzungsbestimmungen vom 27. Juni (abgedruckt in der zu Cartajena erscheinenden Zeitung „El Eco del Bolivar", deren Mittheilung wir der Güte des Königl. preussischen General - Consuls zu Bogotá, Herrn Geh. Rath Hesse, verdanken) sind nämlich an die Stelle der alten Provinzen, mit wie es scheint nur veränderter Benennung, 8 neue sogenannte Staten (Estados) gesetzt, deren Zusammenlegung aus den bisherigen Provinzen und Theilen (distritos oder cantones) derselben wenigstens insoweit angegeben wird, um die neuen Grenzen, wenn auch noch nicht mit der wünschenswerthen Genauigkeit, so doch vorläufig bis zum Erscheinen officieller Karten (wenn anders darauf überhaupt zu rechnen ist) auf der Karte eintragen zu können. Wir glaubten den Besitzern der bisher vorhandenen Karten von Süd-Amerika daher einen Dienst zu erweisen durch Angabe dieser neuen Eintheilung auf der beifolgenden Skizze, welche durch Ueberdruck einer demnächst erscheinenden gröfseren, mit Benutzung alles zugänglichen topographischen Materials bearbeiteten Karte von West-Indien und Central-America entnommen ist, und lassen noch die auf dem Census von 1851 beruhenden statistischen Daten folgen, welche das obenerwähnte Zeitungsblatt enthält.

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Panamá (Istmo) Panamá mit Azuero, Veraguas, Chiri

Bevölkerung.

138,108

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') Ist die jetzt gebräuchliche Schreibart statt der älteren Cartagena.
2) Benannt nach dem General Santander, der 1832 Präsident der Republik wurde.

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Ueber das Project einer Eisenbahn von Rosario nach Córdova.

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Die Leser der Zeitschrift erinnern sich vielleicht noch der nachdrücklichen Worte, mit denen Herr Prof. Burmeister die Leichtigkeit und die Bedeutung eines Eisenbahnbaues quer durch den südlichen Theil des Gebietes der Argentinischen Conföderation hervorgehoben hat '). Er gedenkt dabei namentlich des von dem Ingenieur Herrn Allan Campbell befürworteten und motivirten Projects einer Bahn von Rosario nach Córdova, eines Projectes, das auch sonst in diesen Blättern mehrfach erwähnt worden ist und über dessen gegenwärtigen Stand wir den betreffenden Passus aus der letzten Botschaft des Präsidenten Urquiza mitgetheilt haben 2). Es dürfte deshalb den Lesern nicht unerwünscht sein, einige genanere Angaben über einen Plan zu erhalten, dessen Ausführung ohne Frage der Hebung der Cultur in der Argentinischen Conföderation im höchsten Grade förderlich sein würde und dessen Prüfung zur Zeit, nach der Versicherung Urquiza's, die Aufmerksamkeit europäischer Capitalisten angelegentlichst in Anspruch nimmt. Wir folgen dabei Campbell's eigenem Bericht, der mit einem Vorwort Wheelwright's, des Erbauers der ersten chilenischen Bahn (von Caldera nach Copiapó), unter dem Titel „Report of a Survey for a Line of Railroad between the City of Cordova and Some Point of the River Paraná, Argentine Confederation. By Allan Campbell, Engineer. London 1857" veröffentlicht ist.

Campbell geht bei seinem Project nicht von der Ansicht aus, dafs ein Ort am Paraná durch seine natürliche Lage oder durch die Entwickelung der Handels

1) S. diese Zeitschrift N. F. Bd. III, S. 219, 220.

2) Ebendaselbst Bd. III, S. 270.

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