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häuften zerfallenen Basaltberge umgeben. Keine Strecke der ganzen Sierra ist mir so öde vorgekommen wie diese.

Beim Hinabsteigen in das ungemein tiefe und enge Thal von Villa Vicenzio begleiten den Reisenden zuvörderst noch Basalte; unter ihnen sah ich hier deutlich anstehende Trachyte und weiter abwärts dioritische Gesteine; es ist mir aber nicht möglich gewesen, ihren Charakter genauer zu studiren; meine Begleiter waren über das viele Steinauflesen schon etwas unwirsch, die Säcke waren gefüllt, und einmal schon ein ganzer Sack verloren gegangen; auch drängte die Zeit, Villa Vicenzio noch vor der Nacht zu erreichen. Unterhalb jener plutonischen Massen kommt nochmals ein Basaltstock zu Tage und später rother Porphyr, wie ich ihn an der anderen Seite beobachtet hatte; dann nimmt die Grauwackenformation ihren Anfang und bildet sehr hohe steile Wände, die mit Cactus und Myrtaceen herrlich geschmückt sind. Weiter abwärts tritt schwarzer, sehr dünngeschichteter Thonschiefer auf und engt das Thal zu einer malerischen Schlucht ein, die nur ein einzelnes beladenes Maulthier passiren kann. Hier rieselt ein kleiner Bach mit schönem Wasser durch die gedrängt neben einander liegenden Rollsteine, und giebt der Scenerie, die an sich schon hübsch genug ist, noch mehr Leben. Es ist die herrlichste Stelle der ganzen Reise für den Touristen. Villa Vicenzio liegt weiter unten im Thale, etwa eine Legua von der Mündung, und hat, obgleich nur ein Haus, das richtiger eine Hütte genannt würde, eine gewisse Berühmtheit wegen der warmen Schwefelbäder, welche sich in einer Schlucht südwärts eine halbe Stunde vom Hause befinden und vielfach von den Mendozinern benutzt werden. Für mich war es zu spät, sie zu besuchen; ich musste an die Nacht denken, welche hereinbrechen wollte und die ich hier nochmals unter freiem Himmel zubringen sollte.

Den Weg von Villa Vicenzio nach Mendoza zu schildern ist überflüssig, da er ganz mit dem anfangs von Mendoza aus eingeschlagenen übereinstimmt; man reitet über Schutt und Trümmergestein, durch Staub und leere Flufsbetten 8 Stunden in gewaltiger Hitze und kommt endlich, total erschöpft, in die langen Pappelalleen, welche die Stadt umgeben, bis man sein Häuschen erreicht hat. Ich kann also schliefsen, indem ich noch eines wichtigen Vorkommens am südlichen Ende der Sierra gedenke, der Steinkohlenformation, die dort zu Tage tritt. Aller vielfachen Versuche ungeachtet ist es mir bisher nicht gelungen, sie selbst an Ort und Stelle zu beobachten; was ich aber davon gehört und gesehen habe, zeugt dafür, dafs es wirklich Steinkohlen sind, die dort auf den Enden der Querjoche lagern. Bauwürdige Kohlen habe ich freilich noch nicht gesehen, aber stark kohligen Brandschiefer, mit Farrenkrautabdrücken, welche ungemein zart sind und im Charakter

292 H. Burmeister: Geognostische Skizze des Erzgebirges von Uspallata.

des Laubes sehr an unser Adiantum Capillus Veneris erinnern. Die Kohlenflötze scheinen horizontal gelagert auf den Enden der Grauwackenglieder zu ruhen und gegen die Pampas hin einzufallen; man kennt dort mehrere Punkte, wo Kohlen zu Tage treten, hat aber bis jetzt sich nicht viel mit der Untersuchung befasst, weil man von dem aus den Kohlen zu ziehenden Gewinne eine ganz übertriebene Vorstellung besitzt, die den Eigner antreibt, Niemand zur genaueren Besichtigung der Lagerung zuzulassen. Mehrere Wochen hinter einander habe ich mich vergeblich bemüht, Jemand zu finden, der mich an Ort und Stelle führe; an Wochentagen hatten die Peonen mit der Feldarbeit zu thun, an Sonntagen waren sie in der Kirche oder im Schnapsladen beschäftigt, und so kam ich stets vergebens, bis mir die Geduld ausging, mich weiter mit solchen Leuten einzulassen. Und so ist es fast in allen nicht merkantilen Dingen hier zu Lande; man steht daselbst auf sich selber ganz allein, und wer das nicht vermag, der geht verloren.

Ich schliefse also diese Mittheilung mit einer sehr dürftigen Notiz, hoffend, dafs es mir im weiteren Verlaufe meiner Anwesenheit gelingen werde, die Kohlenflötze selbst zu untersuchen, und dann über sie, wie über die ganze Sierra de Uspallata, weitere ausführlichere Nachrichten bekannt machen zu können. Hier darf ich nur noch erwähnen, dass mit dem Auftreten des grofsen vulcanischen Stromes die Sierra de Uspallata keineswegs endet, sondern nordwärts weiter geht, bis in die Gegend des See's von Guanacache auf der Strafse nach San Juan und darüber hinaus sich verlängernd. Hier liegen, wie ich gehört habe, die besten und einträglichsten Minen, daher ich annehme, dafs der Chloritschiefer, ihr Muttergestein, daselbst weiter Platz greifen und die Grauwackenformation immer mehr auf den Ostrand hinabdrängen werde. Ich habe indefs keine positiven Erfahrungen über diese Verhältnisse und deute sie blofs an, damit man nicht glaube, dafs oberhalb der vulcanischen Eruption nach Norden keine Sierra mehr vorkomme. Sie scheint dort allmählich schmäler zu werden und mit dem mittleren Stocke der Cordilleren, welcher bei Mendoza die grofsen Vulcane trägt, sich zu verbinden.

Mendoza, den 18. Januar 1858.

293

XII.

Ueber die Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Francisco.

Von J. G. Kohl in Washington 1).

Die Bay von San Francisco mit ihren Abzweigungen und Flüssen ist die merkwürdigste und wichtigste Bucht der californischen Küste. Ihr geologischer Charakter ist ganz eigenthümlich. An Ausdehnung der zusammenhängenden Binnenbecken kann keine der dortigen Buchten mit ihr verglichen werden; und weil sie für Handel, Ansiedelung und Schifffahrt unübertreffliche Vorzüge besitzt, ist sie in neuerer Zeit der politische und commercielle Mittelpunkt für die ganze Bevölkerung Californiens geworden, wie sie von jeher der Mittel- und Vereinigungspunkt der gröfsesten Ströme und Gewässer des Landes gewesen ist.

Das Hauptbecken der Bay streicht von SSO. nach NNW., in einer Länge von ungefähr 50 Miles und einer durchschnittlichen Breite von etwa 8 Miles. Es füllt ein langes Thal aus, das im O. durch die sogenannten Monte Diablo- und Contra Costa-Ketten, im W. durch die San Bruno- und San Francisco-Ketten eingeschlossen wird. Beide Gebirgszüge sind einander, wie der Küste und der Axe der Bay parallel.

Die Monte Diablo- und Contra Costa-Ketten sind jetzt von den nördlicheren Gebirgszügen, die eine Fortsetzung derselben zu sein scheinen, durch den unteren Sacramento und die Carquines - Strafse getrennt; aber in einer früheren geologischen Periode bildeten sie und die nördlicheren Ketten wahrscheinlich einen und denselben ununterbrochenen Gebirgswall.

Ebenso sind jetzt die San Bruno- und San Francisco-Ketten von der nördlicheren Kette des Table Hill durch den Spalt oder die Kluft des sogenannten Goldenen Thores geschieden; aber die Uebereinstimmung in dem geologischen Bau der Ketten zu beiden Seiten des Goldenen Thores scheint zu beweisen, dafs auch sie einst zusammenhingen und einen ununterbrochenen Gebirgswall bildeten, welcher den Ocean von dem damals geschlossenen Becken von San Francisco vollkommen

trennte.

') Vergl. die Karte von Californien und den Plan der Bay von San Francisco in dieser Zeitschrift N. F. Bd. I, Taf. III.

Damals existirte hier wahrscheinlich ein ausgebreitetes System grofser Süfswasser-Seen, welche durch das Wasser des Sacramento und anderer von der Sierra Nevada herabströmender Flüsse angefüllt wurden. Dieses Binnenbecken glich vermuthlich in mancher Beziehung den anderen Binnenbecken, die noch jetzt im Osten der Sierra Nevada existiren, von ununterbrochenen Gebirgswällen eingeschlossen sind und von Seen und Flüssen angefüllt werden, welche keinen Abfluss nach der See besitzen.

Darnach muss man annehmen, dafs mehrere Gebirgsketten durchbrochen wurden, eine vielleicht unmittelbar im Westen der SacramentoMündung, eine andere bei der Strafse Carquines, eine dritte bei der Strafse San Pedro und Pablo, und eine vierte am Goldenen Thore. Dieser letzte Durchbruch war der wichtigste: er eröffnete dem Salzwasser des Stillen Meeres einen Zugang. Das hinein- und zurückströmende Fluthwasser dieses Oceans erweiterte und vertiefte die Oeffnung mehr und mehr, und verwandelte auf diese Weise den SüfswasserSee von San Francisco allmählich in eine Salzwasser-Lagune, wobei sich gleichzeitig seine Ausdehnung verminderte.

Wir können uns hier mit dieser Skizze des wahrscheinlichen Verlaufs der Dinge begnügen und wollen nicht tiefer auf die Entstehungsgeschichte dieses Seebeckens eingehen, theils weil uns die nothwendigen geologischen Data fehlen, theils weil diese Andeutungen für unseren Zweck genügen.

Hinsichtlich seiner geographischen Umrisse können wir dieses Gewässer im Allgemeinen als ein längliches Gefäfs oder eine Mulde beschreiben, mit einer Oeffnung nach Westen in der Mitte, mit zwei Flügeln nach Norden und nach Süden, und mit einem Anhange von zwei anderen grofsen Becken im Nordosten, von denen sich nach Süden, Norden und Osten zahlreiche Flufsläufe wie die Aeste eines Pfirsichbaumes abzweigen.

Ehe wir indefs in eine detaillirtere hydrographische Beschreibung der Bay eingehen, wird es nöthig sein, einen Ueberblick über die Geschichte ihrer Entdeckung und Erforschung zu geben.

Die erste spanische Expedition, welche in die Breite unserer Bay gelangte, war die der Schiffe San Salvador und La Victoria. Sie fuhren drei oder vier Mal die Küste entlang und erforschten sie, zuerst unter Cabrillo im Jahre 1542 hin und zurück, dann unter dem Nachfolger Cabrillo's, Ferrero, der auf dieser Expedition starb, im Jahre 1543.

Der nächstfolgende Seemann, der nach Cabrillo und Ferrero in die Nähe der Bucht kam, war Sir Francis Drake, im Jahre 1579. In den Berichten über seine Reise wird bemerkt, dafs er unter 38°

N. Br. einen guten Hafen entdeckte und dafs er hier einige Zeit ankerte, um sein Schiff auszubessern. Nehmen wir die Breitenangabe als genau an, so muss der Hafen Drake's derjenige sein, der südlich von Punta de los Reyes liegt und jetzt „Sir Francis Drake's Bay" heifst; denn diese Bay wird in der Mitte vom 38sten Breitengrade durchschnitten.

Einige Schriftsteller aber, unter ihnen der treffliche Capt. Burney in seinem Werke über die Geschichte der Südsee-Reisen (I, p. 355), haben diese Breitenangabe nicht so genau genommen, und gemeint, dafs Drake in der San Francisco-Bay selbst gewesen sein könne.

Es ist indefs kein Grund vorhanden, an der Richtigkeit der Breitenbeobachtungen Drake's zu zweifeln; und auch aufserdem ist es wahrscheinlicher, dass er in die Bay hinter Punta de los Reyes als in die San Francisco-Bay selbst eingelaufen ist. Er kam von Norden, in grofser Seegefahr, und war eines Hafens dringend bedürftig. Wenn er sich darnach längs der Küste umsah, so wird er natürlich mehr geneigt gewesen sein, den ersten ziemlich guten Hafen, der sich ihm zeigte, anzulaufen, als vielleicht vergeblich nach einem noch besseren und seinen Wünschen vollkommen entsprechenden zu suchen. Er lief deshalb in den Hafen hinter Punta de los Reyes ein, der ziemlich gut ist. Drake scheint übrigens von seinem Hafen eine Aufnahme veranstaltet zu haben, und die kleine Copie von „Drake's Hafen“, welche der holländische Geograph Hondius im Jahre 1587 seiner Karte von Drake's Umschiffung der Welt beifügte, gleicht einigermassen dem Plane Drake's, und wir müssen sagen, dafs sie mit unserer kleinen „Sir Francis Drake's Bay" bei Punta de los Reyes mehr Aehnlichkeit besitzt, als mit der breiten und ausgedehnten Bucht von San Francisco.

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Der nächstfolgende Seemann, von dem wir wissen, dafs er in der Nähe des Eingangs unserer Bay war, ist Francisco Gali (1584), der auf der Fahrt von Asien die californische Küste unter 371 N. Br. in Sicht bekam". Es ist indefs nicht wahrscheinlich, dass er den Eingang selbst bemerkt hat.

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Wie Gali kamen auch manche andere Seefahrer des 16ten Jahrhunderts, wenn sie auf Manilla-Schiffen von Asien zurückkehrten, ungefähr unter dieser Breite, etwas nördlicher oder etwas südlicher, an die californische Küste; aber wir hören nicht, dafs einer von ihnen unsere grofse innere Bay bemerkt hat.

Torquemada erzählt, wo er in seinem grofsen Werke über das Spanische Amerika auf diesen Theil der californischen Küste zu sprechen kommt '), dafs im Jahre 1595 der König von Spanien und der Vicekönig Don Luis de Velasco dem Gouverneur der Philippinen,

1) Monarchia Indiana lib. V, cap. 55.

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