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ist es in mehrfacher Hinsicht bedeutsam, diesen Namen in Verbindung mit der schwierigen und tiefsinnigen Rolle des dänischen Prinzen zu wissen. Von keinem der älteren Schauspieler lesen wir ein so entschiedenes Lob. In der Vorrede (p. LXVI.) von Dodsley zu seinem old plays können Sie aus Flecknoes Short discourse of the english Stage 1664 eine Stelle nachlesen, aus welcher hervorgeht, daß er alle Eigenschaften eines großen Schauspielers besessen habe. Malone *), der diese Stelle gleichfalls abdruckt, giebt dagegen einer kurzen Andeutung von S. R. Baker den Vorzug, weil dieser, 1558 geboren und um 1644/45 gestorben, der Zeitgenosse Shakspere's sowohl als Burbadge's gewesen sei. Nach einer, ebenfalls in Dodsley's Vorrede berichteten Anekdote wird der allgemeine Beifall, in dessen Besit dieser Schauspieler gewesen, noch mehr hervorgehoben. In seinem Iter boreale soll der Bischof Corbet erzählen, der Wirth von Bosworth habe ihn so sehr mit den von ihm dargestellten Rollen verwechselt, daß er gewohnt gewesen sei, in dem Augenblick, wo er seinen Gästen das dortige Schlachtfeld gezeigt habe, zu sagen: hier focht der König Richard und hier schrie Burbadge nach einem Pferde; denn auch für die Rolle Richard's III. hatte er eine große Berühmtheit.

Nach Colliers Angabe ist überhaupt kaum eine der großen Rollen in den Stücken von Shakspere, die nicht von Burbadge gegeben worden wäre. Außer dem schon genannten Richard III., den er im Jahre 1594 gegeben habe, soll er den Prinzen Heinrich um 1595, Romeo 1596, dann Heinrich V., Othello, Lear, Macbeth, Shylock und mehrere Andere dargestellt haben.

Das Alles könnte hinreichen, um die allgemeine Ueberzeugung zu begründen, ` daß R. Burbadge ein außerordentlicher Künstler gewesen sein müsse, wenn nicht trot vieler Aufklärungen in dieser Beziehung noch immer über die Stelle,

*) Historical account etc. Bas. 1800. p. 240.

welche die Schauspieler damaliger Zeit in der bürgerlichen Gesellschaft eingenommen haben, mannichfache Vorurtheile verbreitet wären oder mindestens noch immer von Zeit zu Zeit ausgesprochen würden. Beruft man sich dabei auf mehrere Verordnungen kurz vor und während der Regierungszeit der Königin Elisabeth und weist man namentlich aus einem Statut vom Jahre 1572 nach, daß die herumziehenden Schauspieler und Minstrels mit Gauklern der gemeinsten Art auf eine Linie gestellt worden sind, so kann man freilich den Schauspielern damaliger Zeit keine hohe Bildung zutrauen. Auch könnte die mangelhafte und in vieler Hinsicht dürftige Einrichtung der Bühne die Meinung erregen, daß die Schauspielerkunst in damaliger Zeit auf einer sehr niedrigen Stufe gestanden habe; und wenn Jemand in den Bemerkungen der Mrs. Montague lesen sollte, wie diese gelehrte Dame unseren armen Shakspere gegen Voltaire's Invectiven mit dem Anführen vertheidigt, daß seine Stücke vorzugsweise in den gemeinsten Winkelschänken vor dem rohesten und unwissendsten Publicum aufgeführt worden seien, so könnte er sich für berechtigt halten, alle Zeugnisse über die ausnehmende Kunst von Burbadge und anderen Schauspielern seiner Zeit für völlig werthlos zu halten, weil es damals kein gebildetes Urtheil gegeben haben könne. Sie werden mir vielleicht den Einwurf machen, daß ich in dem Anziehen von Vorurtheilen über Shakspere und seine Zeit zu weit zurückgreife; denn wir seien nach der größeren und allgemeiner verbreiteten Theilnahme für den großen englischen Dichter diesen Irthümern entwachsen. Auch kann ich Ihnen zugeben, daß manche derselben beseitigt worden sind, und eine ungetheiltere Verehrung für die unantastbare Größe Shakspere's Plaz zu greifen beginnt. Aber demungeachtet ist von den Ansichten aus der ächten Zopfperiode noch Vieles übrig geblieben und wirkt heute noch mit nicht geringer Zähigkeit auf das Urtheil über Alles, was Shakspere und seine Zeit betrifft. Das ist der Grund, warum ich, auf die Gefahr hin, manches Bekannte zu erwähnen, bei Gelegenheit der Betrachtung

Hamlets auf der Bühne mir nicht verjagen kann, so viel beizubringen, als zur Begründung der Ueberzeugung nothwendig ist, daß der erste Darsteller dieser schwierigen Rolle einer der hervorragendsten Künstler dieses Faches gewesen sein müsse. Wenn wir die Stellung der Schauspieler in der gesellschaftlichen Welt von England betrachten, so können wir leicht eingestehen, daß sie in der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts eine sehr untergeordnete war. Wir können aber auch darüber uns nicht verblenden, daß sie schon vor dem Auftreten Shakspere's einer großen Umwälzung entgegenging und während der Laufbahn unseres Dichters sich zu der ehrenvollsten und ausgezeichnetsten gestaltete. Die allgemeinere und lebhaftere Theilnahme der gebildetsten Claffen an dramatischer Dichtung und Kunst hatte wesentlichen Einfluß darauf. Selbst angehende Staatsmänner, wie Lord Backhurst, der nachherige Earl of Dorset verschmähten es nicht, sich in dramatischen Gedichten zu versuchen, und kann auch der von diesem Verfasser herrührende Gorboeduck oder Ferrer und Porrer — ungefähr drei Jahre vor Shakspere's Geburt verfaßt kein unsterbliches Werk genannt werden, so verdient diese Arbeit dennoch den Ruhm des ersten Schrittes auf einer neuen Bahn. Schon vor dem Auftreten Shakspere's nahmen ferner einzelne Große des Reiches Schauspielergesellschaften unter ihren besonderen Schuß. Die Mitglieder derselben gehörten dann gewisser Maßen zu der Hausdienerschaft dieser Herren und standen daher nicht mit den in jenen Verordnungen bezeichneten wandernden Schanspielern auf einer Linie. Auf dieses ausgezeichnetere Verhältniß geht auch die schon erwähnte Frage Hamlets in jener Unterredung mit Rosenkranz und Guildenstern über die angekommenen Schauspieler. Als Graf Leicester im Jahre 1585 nach Flandern zog, war er von einer solchen Schauspielergesellschaft umgeben. Der geistreiche Schriftsteller über Shakspere W. Bell *)

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*) Ist Shakspere in Deutschland gewesen?" Morgenblatt 1853. Nr. 50.

hat sogar an diesen Umstand die Vermuthung geknüpft, daß Shakspere zwischen den Jahren 1586 und 1589 mit dieser Gesellschaft auf dem Continent gewesen und dann nach Deutschland gekommen sei. Wir wissen ferner, daß während der Regierung der Königin Elisabeth vierzehn Lords ihre eigenen Schauspielertruppen hielten, von denen N. Drake*) zwölf in chronologischer Ordnung aufzählt. Zu einer Gesellschaft, die sich schon vor Shakspere die Diener des Lord Chamberlain nannte, gehörte J. Burbadge, der Vater des berühmteren Richard. Eine andere stand unter dem Schuße des Groß-Admirals, Earl of Nottingham. Ihr Vorsteher oder, wenn Sie wollen, ihr Unternehmer und Caffenführer war der schon früher genannte Henslowe mit seinem Schwiegersohn Edw. Alleyn.

Mehr als diese Verhältnisse hat aber zu der erhöhten Stellung der Schauspieler der Umstand beigetragen, daß mit der schon unter Heinrich VIII. beginnenden Wiederbelebung der wissenschaftlichen Bildung das Bedürfniß des Publicums in Bezug auf theatralische Vorstellungen ein anderes geworden war. Ein besonders günstiger Umstand war es, daß zu der Zeit, wo das Studium alter Sprachen und der ausländischen Literatur mit fast leidenschaftlicher Begierde ergriffen wurde, die Gewohnheit und Uebung in dramatischen Leistungen der Ausbildung dieses Zweiges der Dichtkunst schon in den alten Morals und Mirakle-Plays entgegengekommen war und daß, während nicht mehr als diese existirten, auf den gelehrten Schulen sowohl als unter den Mitgliedern der Innungen und Zünfte häufige theatralische Darstellungen üblich waren. Diesem Umstande ist es zu danken, daß in der Zeit dieser Umwälzung viele wissenschaftlich gebildete junge Männer nicht Anstand nahmen, als Mitglieder von Privatgesellschaften öffentlich aufzutreten. Malowe, R. Green, später B. Jonson und mehrere Andere waren Schüler der Universitäten Cambridge oder Orford gewesen. Von Burbadge ist es zwar nicht bekannt, daß er

*) Sh. and his time Vol. I. p. 205.

diese Laufbahn betreten habe; er muß aber nicht von geringerer Bildung und Erziehung gewesen sein, da er nicht blos mit Jenen Schritt hielt, sondern sie noch überragte.

Man darf ferner annehmen, daß in der Zeit, wo Shakspere sich dem Theater widmete, und besonders, wo er bei der Leitung seiner Gesellschaft betheiligt war, ein vorzugsweise edler und guter Ton in derselben geherrscht habe. Denn es ist auffallend, daß bei wiederholten Klagen und Beschwerden über verlegten Anstand und Sitte in der Regel seine Gesellschaft nicht betroffen war. Auch das führt mich zu dieser Meinung, daß erst, nachdem er sich zurückgezogen hatte, dieselbe Gesellschaft in eine derartige Klage verwickelt war und theilweise in Strafe genommen wurde. Es ist um so auffallender, als die Diener des Lord Chamberlain im Besiß des Blackfriars - Theater waren, das zunächst an der City stand und daher von den dort schon ziemlich einflußreichen Puritanern mit sehr mißgünstigen Blicken angesehen wurde. Denn allerdings waren diese ihre heftigsten Gegner und unterließen Nichts, um die Kunst im Allgemeinen und die Schauspieler selbst der Verachtung Preis zu geben. Man kann sogar vermuthen, daß die Auslassungen und Anfeindungen von Seiten dieser Partei die Begierde der entgegenstehenden Seite, die Schanspieler zu heben und in ihrer ehrenhaften Stellung zu befestigen, noch mehr reizten. Daß die Diener des Lord Chamberlain nach der Thronbesteigung des Königs Jakob I. zu Dienern des Königs erhoben wurden, ist schon früher beiläufig erwähnt worden. Später wurden sie als Edelleute des Hofes (Gentlemen of the court) angesehen.

Alle diese Thatsachen fanden Statt, während Burbadge mit der Shakspere'schen Gesellschaft in Verbindung stand. Aus der Zeit nach seinem Tode, der am 13. März 1618/19 erfolgte, stehen uns, über die Achtung, in der die Genossen seiner Kunst standen, noch mehr Beweise zu Gebote. Denn als im Jahre 1641 der Bürgerkrieg ausbrach, wurden die Meisten Mitglieder der königlichen Armee und gelangten zu ausgezeich

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