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GEDENKBUCH

DES

HISTORISCHEN VEREINES FÜR STEIERMARK.

25

(Zufolge Beschluss des historischen Vereines für Steiermark in der XV. all-
gemeinen Jahres - Versammlung am 5. Dezember 1864 für verstorbene
verdiente Vereins-Mitglieder angelegt.)

Gustav Franz Ritter von Schreiner.

Von

Dr. Franz Ilwof.

Einen homo novus nannten die Römer einen Mann aus

einer Familie stammend, von welcher noch kein Glied ein höheres Staatsamt bekleidet hatte, einen Mann, der durch eigene Kraft zuerst zu einem solchen gelangte und dadurch sich und seine Nachkommen in die Klasse der Nobiles versetzte. Sie waren dabei ohne Zweifel von dem Gedanken, der sich ihnen wohl auch aus der Erfahrung ergeben musste, durchdrungen, dass es einem Manne, der keine durch Geburt und Stellung hervorragenden Ahnen aufzuweisen hat, doppelt und dreifach schwer fällt, in dem Kampfe, der unser Leben ist, sich durchzuringen, durch eigene Kraft emporzuschwingen und in dem Erkämpften und Errungenen festzuhalten. Ein solcher homo novus, ein selbstgemachter Mann ist es, dessen Leben auf den folgenden Blättern geschildert werden soll 1).

1) Als Quelle hiefür dienten mir eine kurze handschriftliche Autobiographie des Verstorbenen, welche ich ebenso wie mündliche Mittheilungen dem Sohne desselben, Herrn Dr. Moriz von Schreiner, verdanke, und endlich mein eigenes Gedächtniss, die Erinnerung an all' das, was Schreiner seit 1849, da ich als angehender Student der Rechte ihn kennen lernte und sein Schüler wurde, erlebte und an die vielen Mittheilungen, die er mir oftmals gesprächsweise über sein Leben machte. Eine Biographie Schreiner's unter dem Titel „Ein Mann der Wissenschaft" in der Grazer Tagespost 1871, Nr. 88-90, beruht auch auf der oben erwähnten Autobiographie. Endlich enthält die juridische zu Pest in magyarischer Sprache erscheinende Zeitschrift: „Jogtudományi közlony" (1868, 2. Februar, Nr. 5) eine Biographie Schreiner's, welche den kgl. ungarischen Justizminister Theodor Pauler zum Verfasser hat.

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Gustav Franz Schreiner wurde am 6. August 1793 in der königlichen Freistadt Presburg geboren. Sein Vater Franz Xaver war dortselbst Bürger, Riemermeister, Hausbesitzer, zuletzt Mitglied des äusseren Rathes und durch 9 Jahre, nach der damaligen Verfassung der königlichen Freistädte Ungarns, Stadtvormund (Tribunus plebis), Vertheidiger und Vertreter der Bürgerschaft im inneren Rathe (Magistrate) mit dem Rechte, des Veto gegen jeden der Bürgerschaft nachtheiligen Beschluss des letzteren; er bekleidete somit öffentliche Ehrenämter, zu welchen ihn das Vertrauen seiner Mitbürger berufen, obgleich er nicht einer altungarischen Familie angehörte, sondern aus Brünn in Mähren stammte, von wo sein Vater (also Professor Schreiner's Grossvater) nach Presburg ausgewandert war. Seine Mutter war eine geborne Zollner, aus Wien gebürtig. Das väterliche und Geburtshaus Schreiner's, der Ostseite der Domkirche zunächst gegenüber gelegen, befindet sich noch im Besitze der Familie.

Schreiner erhielt in der Taufe die Namen Franz Xaver Donat; den Namen Gustav, welcher ihm in der Firmung beigelegt wurde, gesellte er erst seit dem Jahre 1815 den anderen zu. Seine erste Erziehung und Bildung erhielt er in seiner Vaterstadt; da jedoch bereits damals in Ungarn die Kenntniss mehrerer Sprachen für jeden Gebildeten eine dringende Nothwendigkeit war, so wurde er schon als sechsjähriger Knabe zur Erlernung der ungarischen Sprache in das auf der Insel Schütt gelegene ungarische, von deutschen Kolonisten gegründete Dorf Püspöki (Bischdorf) gegeben. Nach der Rückkehr von dort besuchte er in Presburg die Normalschule seiner Vaterstadt und die ersten vier Klassen des dortigen, damals unter der Leitung weltlicher Lehrer stehenden Gymnasiums. Das Schuljahr 1804/1805 brachte er zum Behufe der Erlernung der slovakischen Sprache zu Trentschin bei einem Edelmann, Namens Borschizky zu, wo er am dortigen PiaristenGymnasium die erste Humanitätsklasse absolvirte.

Die Gymnasialstudien vollendete er 1806 zu Presburg. Dem Wunsche seiner Mutter folgend, schlug er sodann die

geistliche Laufbahn ein und bewarb sich um die Aufnahme in eines der Alumnate der Graner Erzdiöcese, der seine Vaterstadt angehörte; obgleich er das zum Eintritte in ein solches erforderliche Alter noch lange nicht erreicht hatte, wurde er doch seiner vorzüglichen Studienzeugnisse wegen und nachdem er die vorgeschriebene Aufnalımsprüfung ausgezeichnet bestanden hatte, aufgenommen, zugleich aber auch verpflichtet, durch die nächsten drei Jahre sich in dem Presburger EmerichsSeminar dem Studium der lateinischen Klassiker zu widmen. Dies geschah auch in den Jahren 1807 und 1808. Während dieser Zeit erhielt er von dem Erzherzoge Karl Ambros, Primas von Ungarn und Erzbischof von Gran, dem Bruder der Kaiserin Maria Ludovika, die Tonsur und die vier niederen Weihen. Durch den Krieg des Jahres 1809, in dem die Franzosen Presburg beschossen, besetzten und das Emerichs-Seminar in ein Spital verwandelten, wurden die zwölf Kleriker dieses Alumnates genöthigt, dasselbe zu räumen und sich in eines der zwei grossen Seminare zu Tyrnau zu verfügen, und als auch diese zu Spitälern verwendet wurden, sich zu ihren Eltern zu begeben.

Durch die weiteren Kriegsereignisse und ihre Folgen wurden die Seminare von Presburg und Tyrnau den Alumnen für das nächste Jahr (1810) unzugänglich und so wurde Schreiner der Verpflichtung enthoben, noch ein drittes Jahr im Emerichs-Seminar zu verleben. Um jedoch in seinen Studien keine Unterbrechung eintreten zu lassen, erhielt er auf sein Ansuchen von seiner geistlichen Oberbehörde, dem Generalvikariate der Erzdiöcese Gran, da der erzbischöfliche Stuhl damals unbesetzt war, die Erlaubniss, das erste Jahr der philosophischen Studien an der Akademie zu Presburg, an der durchaus weltliche Professoren angestellt waren, zu absolviren. Im folgenden Jahre (1811) wurden die Alumnen wieder in die Seminare berufen; Schreiner kam nach Tyrnau, wo er unter Leitung geistlicher Professoren die Gegenstände des zweiten philosophischen Jahrganges studirte. --- In Wien bestand und besteht noch eine Anstalt, das Pazmaneum (von

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