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Programmenschau.

,,Als." Ein Beitrag zu dem deutschen Wörterbuche und der deutschen Grammatik. Von Lyceumdirector J. Schraut. Programm des Grossherzoglichen Lyceums zu Rastatt.

1861. 8.

Den Schulnachrichten folgt eine 31 Seiten lange frisch und keck geschriebene Abhandlung über die Partikel als" und zwar vorzugsweise über dieselbe nach ihrem Werth und ihrer Bedeutung in dem rheinländischen Idiom. Schon früher hatte der Verfasser sich derselben gelegentlich angenommen. Aber weder Grimm noch Sanders genügen ihm hier, da der Erstere das Wort nur ein Mittel zur Schmeidigung der Sprache," der Andere es gar nur ein Flickwort" nennt. Trotz der Besorgniss, ,,abgeschnauzt zu werden für seine gut gemeinte Mühe" oder „todtgeschwiegen zu werden" oder gar von Uebelwollenden oder Unverständigen des Kitzels bezüchtigt zu werden, einem Manne wie Jacob Grimm Etwas anhaben zu wollen, wagt er die Vertheidigung seines mit Vorliebe gebrauchten und oft sogar im lateinischen oder griechischen Sprachunterrichte benutzten als.

Er

Nach einer ziemlich heftigen Polemik gegen Grimm und besonders gegen Sanders bespricht er die verschiedenen Gebrauchsarten von als und kommt zuletzt auf den modern-volksthümlichen Gebrauch des Worts. bemüht sich an einigen griechischen Sätzen zu erweisen, dass wir nichts Unrechtes daran thäten, dies ,,als" in den allgemeinen hochdeutschen Sprachgebrauch aufzunehmen.

Wie sehr man auch die Ansicht des Verfassers zu achten geneigt sein mag, so viel steht wohl fest, dass das Hochdeutsche gegenwärtig den Gebrauch desselben völlig verschmäht, dass es auch der Volkssprache in Niederdeutschland gänzlich fremd ist, dass also Sanders vom hochdeutschen modernen Standpunkte aus nicht Unrecht hat, wenn er es ein bedeutungsloses Flickwort nennt. Berlin.

Dr. Sachse.

Archiv f. n. Sprachen. XXX.

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Miscellen.

Französische Etymologien.

III. Bizarre, seltsam, wunderlich, eigensinnig, sonderbar, ungewöhnlich, ital. bizzarro, wunderlich, seltsam, sonderbar, zornig, hitzig, eigensinnig, lebhaft, drollig, witzig, span. und port. bizarro, herzhaft, tapfer, ritterlich, grossmüthig, edel, freigebig, prachtig, wohlgestaltet, von Gesundheit blühend. Im Provenzalischen scheint das Wort nicht vorhanden gewesen zu sein, obgleich in der Provenzalischen Poesie doch gewiss oft genug Gelegenheit gewesen wäre, dasselbe zu gebrauchen. Im Französischen findet sich das Wort zuerst nachweisbar bei Pasquier (1529-1615): Ta nature s'est trouvée en moi fantastique et bizarre; im Italienischen schon bei Dante im Inferno: Quel Fiorentino spirito bizzarro In se medesmo si volgea co' denti; bei Boccaccio Dec. 87: Ma sopra ogni altra bizzarra, spiacevole e ritrosa; 88: Messer Filippo Argenti sdegnoso, iracondo e bizzarro più che altro; im Spanischen bei Navarrete: Mostroles sus bizarros y gallardos caballos y elephantes. Menage (in seinen Origini della lingua Italiana, v. bizzarro, und im Dict. étymol. de la langue française v. bigarrer) leitet das Wort nach seiner bekannten Manier vom lat. bis varius ab, bis varius wird zu bis varus, dises zu bivarus, dieses zu biguarus, dieses zu bizarus, und so zu bizzarro ; Ottavio Ferrari vom hypothetischen lat. divariare, andere von dem arabischen baschara, freudig sein, frohe Nachrichten bringen, noch andere von dem angeblich persischen bizar, sdegnarsi, infastidirsi, und einige sogar, wie Coelius Rhodiginus, von dem Volksstamme der Byzaren im Pontus, die Valerius Flaccus erwähnt: Byzaresque vagi, natürlich wegen der rohen Sitten dieses Volkes. Für das Italienische könnte das Wort bizza, Zorn, als Etymon dienen, wenn, wie Diez bemerkt, arr ein italienisches Suffix wäre. Dieses bizza scheint daher nach Diez aus dem fremden bizzarro abgezogen zu sein, wenn es nicht etwa deutschen Ursprungs und mit althochd. bizôn, knirschen, verwandt sei. Das Wort bizarre, bizarro, bizzarro ist aber ganz offenbar iberischen Ursprungs, es giebt sich beinahe schon durch seine Endung als ein solches kund, Larramendi, der freilich mindestens 2/3 spanische Wörter zu viel, namentlich auch sehr viele ächt lateinische Wörter, aus dem Iberischen oder Baskischen ableitet, bezeichnet es als ein solches, indem er sagt: bizarria ist ein baskisches Wort und kommt von bizarrá, Bart, und dieser ist ein Zeichen des männlichen Geschlechts, wer einen Bart hat, der trägt die Inschrift oder den Titel eines Mannes vor sich her. Unrichtig ist aber seine Zerlegung von bizarra, Bart, selbst, in biz-arra, er sei männlich. Dergleichen phantastische Erklärungen sind aber bei ihm ganz gewöhnlich; so erklärt er z. B. das spanische Wort barda, eine Abdachung von Reisig, Dornen, Stroh oder Laub, mit Erde oder Steinen befestigt, oben auf einer Mauer oder Lehmwand, um das Regenwasser abzuleiten, durch abarra da,

es ist Gezweige, ähnlich wie man Berlin durch „nimm Lehm" erklären wollte. Von diesem Worte bizarra ist biz oder bid (denn es hat auch die Nebenformen bidarra) die Wurzel, die sich eben nicht weiter erklären lässt, und arra die Endung. Die baskische Sprache besitzt das Adjectivum bizarrá (bei Larramendi auch bizarroá, doch scheint diese letztere Form schon durch spanischen Einfluss entstanden zu sein) mit der spanischen Bedeutung des Wortes. In baskisch-französischen Wörterbüchern oder vielmehr Wortsammlungen wird bizarra durch libéral, généreux, und das davon abgeleitete bizartasuna durch libéralité, und im handschriftlichen Wörterbuche von Pou. vreau guizon bizarra durch homme libéral erklärt: bärtig dagegen ist bizartua, bizartsua, bizartia, bizarduna. Dass die verschiedenen Bedeutungen des Adjectivs von dem im Substantiv liegenden Begriff Bart ausgehen, lässt sich leicht nachweisen. Das Spanische hat die relative Urbedeutung des Adjectivs, nämlich tapfer, am besten bewahrt. Denn das spanische Wort hat nie die Bedeutung des französischen. Los bizarros Españoles sind daher die tapfern, aber nicht etwa die wunderlichen Spanier, so dass ein gewisser naiver Franzose, der den Spaniern eins anhängen wollte, ihnen mit Unrecht vorwarf, dass sie sich ja selbst die bizarren oder wunderlichen Spanier nennten, indem er das Französische zum Massstab des Spanischen nahm. Wie nahe der Begriff bärtig und haarig mit dem Begriff tapfer zusammenhänge, bedarf kaum der Erwähnung; Larramendi ist dieses auch nicht entgangen. Im Deutschen heisst es von einem unerschrockenen, tapfern, muthigen Menschen sogar: er hat Haare auf den Zähnen, statt bloss um die Zähne herum, auf der Lippe, am Kinne oder auf den Backen. Aehnlich sagt man auf Französisch: il a du toupet, d. i. er hat Stirnhaar, für il a du feu, de la verve, de la hardiesse. Der spanische Eigenname Pizarro ist daher der Bärtige, der Männliche, der Tapfere. Die bärtigen Krieger waren, zumahl in früheren Zeiten und als Feinde, häufig wild und roh, daher die italienische relative Urbedeutung von zornig, wild. Nur den Vorfahren der heutigen feinern Franzosen in Aquitanien mussen bärtige Männer wunderlich und fratzenhaft vorgekommen sein. Auffallend ist auch, wie das Wort den Italienern zugekommen sein mag, da das Provenzalische nicht vermitteln konnte, und es grade bei ihnen am frühsten und mit dieser selbstständigen Bedeutung erscheint; denn die mit der französischen übereinstimmende italienische Bedeutung ist, wie so vieles heutige Italienische, geradezu später aus dem Französischen entlehnt. Es wäre daher nicht unwahrscheinlich, dass die Italiener ihr bizzarro eben so noch aus der einst in Italien gesprochenen Iherischen Ursprache erhalten hätten, wie sie ja einige andere Wörter der Art zu haben scheinen, die, ohne sich in einer andern romanischen Sprache zu finden, buchstäblich mit baskischen Wörtern übereinstimmen. Ich will nur an die bereits von Diez, Gram. 1, 75, angeführten beiden Wörter lazzo, scharf, herb, streng, säuerlich, und loja, Ünflath, Unrath, Koth, erinnern, welche mit bask. latza, âpre, rude, raboteux, und loya span. barro, cieno, in Form und Bedeutung übereinstimmen, von welchem letzteren Worte loyola, eine Töpferwerkstatt, auch eine Kothlache, und als Ortsname ein Schloss in der Provinz Guipuzcoa, kommt, wo der Stifter des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola, im Jahre 1491 geboren wurde. Aus bizarre entwickelten sich die altfranzösischen Nebenformen bigearre und bigerre, subst. bigerrerie, ferner bigearrer oder bigarrer, buntscheckig machen, span. bigarrar, abigarrar, catal. bigarrar. Die Bedeutungen von bigearre, bigerre und bizarre spielen bunt durch einander, und werden sehr gut in dem französischenglischen Wörterbuche von Cotgrave dargelegt, welches viele altfranzösische Wörter und Bedeutungen enthält, die man anderswo vergebens sucht. Dort wird bizarre erklärt durch fantastical, odd, aber auch durch divers, or diversified in fashion or in color, and hence habillement bizarre, a garment of motley, or of sundrie colours, distinguished by several pieces, bizarreure durch diversity of colours or fashion in one subject, bigearre or bi

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gerre durch odd, humorous, fantastical, bigerrerie durch a difference or variety of colors, fashions and opinions in one subject, also fantasticalness or oddness of humor, bigarrer durch diversify, vary, mingle or make of sundry colors, bigarreure durch a variety or diversity, as of sundry colors mingled together, bigearrure as bigarreure, also oddness of humor, fantasticalness. Man sieht, bizarre, bigearre, bigerre und bigarrer sind als Modificationen eines und desselben Wortes sowohl der Form als der Bedeutung nach anzusehen, und so liefert unser bizarre für das franz. bigarrer eine ansprechendere und sicherere Etymologie als die meisten bisherigen. Caseneuve leitet nämlich bigarrer ab vom lat. bigerrica sc. vestis, altfranz. bigerrique, ein bigerrisches Kleid, d. i. ein warmendes zottiges Kleid, von den Bigerri oder Bigerriones, einer gallischen Völkerschaft in Aquitanien, wovon jetzt noch die Französische Grafschaft Bigorre in den Pyrenäen übrig ist. Menage von bis-variare, welche Etymologie Diez für besser hält, als die von Caseneuve. Er selbst schlägt eine andere dem Buchstaben sich genauer anschliessende vor: bigarrer stehe für bicarrer, von carré, Viereck, und heisse eigentlich quadratartig zeichnen, wie unser scheckig eigentlich nach Art des Schachbretts heisse, bis drücke das Unregelmässige dieser Zeichnung aus. Eine gewiss nicht üble Erklärung, wenn nicht die oben von mir vorgeschlagene den Vorzug verdient.

Dr. C. A. F. Mahn.

Das Stiergefecht. Aus Byron's: „Harolds Pilgerfahrt“ übersetzt von R. Nielo in Düsseldorf. Gesang I.

Str. 72.

Auf steh'n die Schranken; frei liegt die Arene;
Tausend an Tausend sitzen dicht im Drang;
Kein leeres Plätzchen beut die weite Siene

Dem Säumigen nach der Trompete Klang.
Rings Granden, Dons und Damen hoch an Rang;
Schelmisch zu äugeln all' geschickt und tüchtig.

O seid nicht um der Wunden Heilung bang!
Noch Keiner starb durch Blicke spröd' und züchtig,
Weint auch um Amor's Pfeil manch' Barde mondensüchtig.

73.

Still jetzt, ihr Zungen! Milchweissmähnige Thiere
Nun reiten, goldgespornt, hoch Lanz' an Lanz',

Auf kühne That gefasst, vier Cavaliere,

Sich tief verneigend vor dem Schrankenkranz.
Reich ihre Schärpen, leicht der Rosse Tanz.
Heut' nun im grausen Spiel wird heimgetragen
Der Menge Beifall, schöner Augen Glanz.
Kann bess're That wohl bess'ren Preis erjagen?

Kein höh'rer Lohn bezahlt, was Fürst und Feldherr wagen.

74.

Mit reichem Kleid und bunter Mantelzierde

Steht, frei zu Fuss, der flinke Matador

Im Centrum und erwartet voll Begierde

Den wilden Herrn vom brüll'nden Heerdenchor.

Doch prüft sein Schritt ringsum den Grund zuvor,

Ob nicht Hemmnisse falsch im Wege ruhten.

Den Spiess allein hebt er zum Kampf empor; Ein Mensch nur, ohne Ross, den Freund, den guten, Der allzuoft für ihn, ach! dulden muss und bluten.

75.

Nun drei Signale, drei Clarin-Fanfaren:

Aufgeh'n die Gatter, und erwartungsvoll

Im stummen Kreis erstarren rings die Schaaren.

Anspringt mit einem Satz das Thier, wie toll; Wildstierend scharrt's mit klirr'ndem Huf im Groll Den Sand; doch blind nicht seinen Feind berennend, Draut hier und da sein Horn; im Zorngeroll Weht hin nnd her sein Schweif; die Zeit erkennend Zum ersten Angriff, grollt sein Auge, roth entbrennend.

Da plötzlich ruht sein Blick:

76.

nun fort, unachtsam
Tollkühner Bursche! nun ist Vorsicht Noth!
Den Speer zur Hand! Stirb oder zeig' bedachtsam
Die Kunst, die seinem Lauf ein Ende droht.
Die Renner sprengen vor; wild in den Tod
Anschäumt der Bulle; schon verwundet ward er;
Von seiner Flanke strömt es purpurroth;

Er fliebt; er rast vor Angst; den Boden scharrt er;
Speer folget Speer, Pfeil Pfeil; lautauf brüllt seine Marter.

77.

Noch einmal kommt er, trotzt dem Spiess, der Lanze,
Dem Sprung der Rosse, qualvoll aufgerafft:
Ob Mensch und Menschenwuth im Waffentanze,

Mit eitler Wehr ihm droht und eitler Kraft:
Ein Gaul schon liegt verstümmelt, leichenhaft;
Dem andern gräulich Bild! strömt, aufgesäumet,
Vom offnen Herzensquell der rothe Saft:

Todwund hebt er den matten Leib und schäumet,
Trägt unverletzt den Herrn, hufschlagend, hochgebäumet.

78.

Athemlos, blutig und mit zorn'gem Zittern

In Kreisesmitte steht der Stier zuletzt
Rings unter Wunden, schall'nden Lanzensplittern
Und Feinden, selbst vom Mordspiel abgehetzt.
Doch ihn umschwirr'n die Matadore jetzt;
Der Scharlach weht, stossfert'ge Schwerdter winken;
Donnernd noch einmal bin durch Alle setzt

Sein Sprung zu spät! Der Augen grimmig Blinken
Hüllt schon das falsche Tuch; zum Sande mus er sinken;

79.

Im breiten Nacken sitzt, hart am Genicke,

Die Todeswaffe festgehau'n und stumpf:

Er stutzt und starrt, wie trotzend dem Geschicke,
Fällt langsam unter schallendem Triumpf.

Kein Todeskampf, kein Röcheln leis und dumpf,

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