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der Rigi; der Taunus (in Nassau); der Mölibocus (an der Bergstrasse im Odenwalde); der Schwarzwald.

Die Namen der Gewässer, als der Flüsse, der Seen und Meere, der Meerbusen und Meerengen und der Quellen, wenn diese nicht in bevölkerte Badeorte sich verwandelt haben, können in der heutigen Sprache des Artikels nicht entbehren. Es ist dies der Fall, wie bei den vorhin erwähnten Namen der Berge und Wälder, nicht nur wenn sie durch ihre Zusammensetzung als lebendige Gattungsnamen dastehen, sondern auch wenn sie als einfache Eigennamen vorkommen, z. B. der Ladogasee. Der Laachersee liegt nicht weit vom Rhein.*) Es gibt zwei Frankfurte: eins am Main, eins an der Oder. Eine Brücke über die Elbe schlagen. Der Neckar bildet ein schönes Thal. Der Nil macht Egypten fruchtbar. Die Weichsel ergiesst sich in die Ostsee. Aus dem Sunde segelten wir ins Cattegat hinaus. Die Oder mündet in das Haf. Der Belt fror zu. Der Geiser schoss in hohen Bogen empor.**)

*) Da im Mittelhochdeutschen die Flussnamen in den obliquen Fällen, zumal nach einer Präposition, sich oft den Artikel versagten, z. B. Nibelungenlied 177 (175), 1.

725 (662), 1.

555 (514), 4.

1014 (943), 1.

Von Rine si durch Hessen mit ir helden riten.

Nu het (hatte) ouch dort bî Rîne, so wir hoeren sagen
... einen sun getragen... Prünhilt diu schoene.

in hât mîn bruoder Gunther ze Rîne her von im gesant.

Do erbiten (erwarten) sie der nahte unt fuoren über Rin; so hat sich von Alters her diese Artikellosigkeit erhalten in: Grossherzog von Hessen und bei Rhein; Pfalzgraf bei Rhein. Dagegen: die Pfalz am Rhein.

**) Im Englischen werden diese Substantiva im Allgemeinen ebenfalls mit dem Artikel versehen: Beethoven was born at Bonn on the Rhine. The Thames runs rapidly. The Atlantic. The Baltic. The Meditarranean. The Sound. Dass derartige Wörter, besonders die Flussnamen auch zuweilen obne den Artikel stehen, gehört mehr zur poetischen oder feierlichen Sprache, z. B. Slow let us trace the matchless vale of Thames. On Indus' smiling banks. Jedoch auch bei demselben Verfasser (Thomson):

. . . The sanguinary race

Spread from the Humber's loud-resounding shore
To where the Thames devolves his gentle maze.

Zweiter Abschnitt.

Der unbestimmte Artikel.

Es ist schon vorher (Seite 234) zur Erwähnung gebracht, dass den Sprachen das Bedürfniss des unbestimmten Artikels weniger fühlbar sei, da das durch ihn ausgedrückte Individualitätsverhältniss schwächer ist, und dies oft mit ausreichender Deutlichkeit durch die übrigen Glieder des Satzes angegeben wird. Demnach kommt in den Sprachen der bestimmte Artikel zuerst zum Vorschein. Nachdem nämlich irgend ein Gegenstand in die Rede eingeführt worden ist, und man entweder gleich nachher desselben erwähnt, oder später auf denselben wieder zurückkommt, so hat diese Hinweisung auf einen vorher besprochenen, oder sonst bekannten Gegenstand eine stärkere Hervorhebung nöthig, die oft durch den eine demonstrative Kraft enthaltenden bestimmten Artikel bewirkt wird.) Seitdem nun dieser einmal ein beständiger Begleiter des schon erwähnten, oder als bekannt vorausgesetzten Nomens geworden war, so scheint seine scharf abgegrenzte vereinzelnde Natur eine Zurückwirkung auf die Individualisierung und Begrenzung des erst in die Rede einzuführenden und zu erwähnenden Nomens eingewirkt zu haben. Es ist nämlich das Amt des unbestimmten Artikels, ein vorher ungedachtes oder unbekanntes Nomen in die Rede einzuführen: dem bestimmten Artikel liegt es nun ob, wenn des Nomens weiter gedacht wird, dasselbe als schon bekannt anzuzeigen und hervorzuheben, z. B. ein Mann schenkte einem Kinde ein Buch. Der Mann fügte aber hinzu, das Buch müsse fleissig gelesen werden." Der unbestimmte Artikel spielt im Deutschen eine weit unbedeutendere Rolle, als der bestimmte Artikel; was er schon dadurch thut, dass er nur der Einzahl Und:

Impetuous from the snow-heap'd Alps

To vernal suns relenting pours the Rhine.

*) Vgl. Ulf. Luc. 1, 27. du magaþai in fragibtim abin.. Jah namo pizos magapais Mariam, πρὸς παρθένον μεμνηστευμένην ἀνδρὶ . . . καὶ τὸ ὄνομα τns пαρ9ivov Magiάu. Marc. 12, 19. jah bileipai qenai. . . ei nimai bropar is Do qen, καὶ καταλίπῃ γυναῖκα . . . ἵνα λάβῃ ὁ ἀδελφὸς αὐτοῦ τὴν γυναῖκα avτou. Mehrere Beispiele bei Grimm (D. Gramm. IV. 386), der auch einige aus dem Althochdeutschen (ebdas. S. 396) angeführt hat.

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angehört. Nicht nur dieser Umstand gibt uns viel weniger mit dem unbestimmten Artikel zu thun, sondern auch der, dass die Eigennamen, ihrer bestimmten Natur zufolge, die Unbestimmtheit dieses Artikels nicht gut vertragen können, mithin sich seiner Begleitung am meisten überheben, wenn sie nicht zu Gattungsnamen verwandelt werden. Diese Ursachen erleichtern schon immer und beschränken die Behandlung des gedachten Artikels; ich werde noch eine andere hinzukommen lassen, nämlich die grössere Aehnlichkeit in Bezug auf die Anwendung dieses Artikels im Deutschen und Schwedischen, als in den beiden Sprachen der Fall mit dem bestimmten Artikel ist. Vorerst wollen wir mit einigen Worten die Form des unbestimmten Artikels in Betracht nehmen.

Gegenwärtig unterliegt der unbestimmte Artikel in der Schriftsprache gar keinen Kürzungen oder Veränderungen seiner Form, *) die er als Zahlwort hat, mit Ausnahme von der Geschlechtsendung im Nominativ Masc. und im Nominat. und Accus. Neutr., die er weglässt, und wesshalb es überall an diesen Stellen ein statt einer und eines heisst. Diese Verkürzung erstreckte sich im Mittelhochdeutschen auch bisweilen auf das Masculinum des Accusativs und auf das Femininum sowohl im Nominativ als im Accusativ, z. B. Nibelungenlied 531 (491), 1.

Ein ir hoehsten mâge diu frouwe bî ir sach

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(einen ihrer höchsten Verwandten die Frau bei ihr sah).

*) Wenn man nämlich nicht, wofür der Sinn und die Vergleichung mit anderen Sprachen freilich einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit gewähren, annehmen wollte, dass in vielen von den oben (S. 254, 255) besprochenen Beispielen (einen zum König erwählen; zum Hauptmann ernennen; sich einen zum Freunde machen; sich zum Lehrer ausbilden; Jemand zum Muster nehmen; zum Soldaten geboren sein; einen zum Zeugen nehmen etc.), es sei der unbestimmte Artikel, nicht der bestimmte, welcher in der Zusammenziehung verschmolzen ist. Wenn dies der Fall wäre, so scheine wenigstens dieses den Deutschen aus dem Bewusstsein verloren gegangen zu sein. Es wird nämlich am allgemeinsten angenommen, dass dies der bestimmte Artikel sei, und zwar hauptsächlich wohl aus dem Grunde, dass kein klarer und bestimmter Uebergang zu einer solchen Zusammenziehung, namentlich im Mittelhochdeutschen, sich nachweisen lässt, und dann wohl auch, weil dieselbe Form, aus der Präposition zu und dem bestimmten Artikel entstanden, schon dasteht, und in so vielen anderen Fällen ihre Anwendung findet.

1257 (1173), 4.

wan ich vlôs ein den besten, den ie frouwe mêr gewan
(denn ich verlor den besten (der Männer), den je eine Frau
gewann).

2134 (2015), 1.

Dar nach wart ein stille, daz der schal verdóz
(darnach ward eine Stille, dass der Lärm verhallte).

654 (599), 4.

2, 1.

si truog mich zeime nagele, unt hie mich hôhe an ein want (sie trug mich zu einem Nagel, und hieng mich hoch an eine Wand).

Ez wuohs in Buregonden ein vil edel magedin

(es wuchs in Burgund ein sehr edeles Mägdlein (Jungfrau). Ausserdem verkürzt das Mittelhochdeutsche das genitivische eines oft in eins:

sit wart si mit êren eins vil werden recken wip

(später ward sie mit Ehren eines sehr werthen Ritters Weib). Nib. 17 (18), 4.

und das dativische eineme, zu eime, was noch weiter zu eim verkürzt häufig noch bei Verfassern des sechszehnten Jahrhunderts vorkommt. Vergl. neben einem der eben erwähnten Beispiele, noch

gelich eime scarpfen swerte, vil lieht unde breit

(gleich einem scharfen Schwerte, (welches) sehr licht und breit(ist).
Nib. 1826 (1723), 3.

er lief ûf zuo den gesten, eime recken gelîch
(er lief hinauf zu den Gästen wie ein Held).

Nib. 2264 (2143), 3.

In der Volkssprache verschiedener Gegenden Deutschlands kommen noch vielerlei Verkürzungen und Abschleifungen vor, wie en, n, e, a*) für ein; ne für eine; nes, es für eines; ner, er für einer; nem, em für einem; nen, en, n für einen

*) Vgl. im schlesischen Dialekt:

Dich, du seltsamer Mann, hatt' ich im Sinne und Härzen,

Weil ich der (dir) wullte partu a Briefel wullt' ich der schreiben... a Häbel bist du gewäsen . .

...

Mit a'm Stäker vo' Guld ..

Holtei (an Hebel), Auswahl deutscher Gedichte von Echtermeyer, 494.

u. s. w. Einige von diesen Kürzungen hat man versucht in die Schriftsprache einzuführen, ohne dass es jedoch zur allgemeinen Nachahmung gekommen ist, und zwar hauptsächlich die folgenden: ne, nes, ner, nem, nen. Eine noch stärkere Verstümmelung aber hört man im gemeineu Leben sehr häufig, indem das ein in einmal ganz und gar verschluckt wird: „komm mal her. Hören Sie mal. Erlauben Sie mal. Ich will mal zu ihm gehen. Es kam mal zu mir ein Freund und erzählte")... Dieses mal schleicht sich auch mitunter besonders in die volksthümliche Schriftsprache ein. **) Einmal wird sonst oft in der Schriftsprache zu 'n mal verkürzt.

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Der im Altdeutschen dann und wann vorkommende Gebrauch, den unbestimmten Artikel auch in der Mehrzahl ***) anzuwenden, scheint nunmehr aus der Schriftsprache verschwunden zu sein. Die hin und wieder gebräuchliche Voranstellung des unbestimmten Artikels vor Zahlwörter, †) was man im gemeinen Leben zuweilen hört, betrachtet man nämlich zum meisten, gegen Adelung und Andere, als Singularis, wie es wohl auch

*) Es kommt diese Aphäresis besonders dann vor, wenn das Wort mehr als ein Gemüthlichkeitswort, denn als ein zeitliches Adverb gebraucht wird. Es kommt in solchen Fällen sehr häufig vor ohne andere Bedeutung, als die, eine vorgelegte Bitte, Willensäusserung u. dgl. gewissermassen zu mildern und zu färben.

") Z. B.

***) Z. B.

Ich will euch erzählen ein Mährchen gar schnurrig!
Es war 'mal ein Kaiser, der Kaiser war kurrig,
Auch war 'mal ein Abt, ein gar stattlicher Herr;
Nur Schade! sein Schäfer war kluger als er.

Bürger (der Kaiser und der Abt).

Lás ih iu in alauuár in einen búachon, ih uueiz uuár
(las ich einst fürwahr in einem Buche irgendwo).

Otfrieds Evangelienb. Lib. I. Cap. 1.

Zeinen sunewenden der grôze mort geschach

(zu einer Sommersonnenwende geschah der grosse Mord). Nibelungenl. 2142 (2023), 1. u. ö. Vgl. Grimm, D. Gramm. IV. 397, 411.

†) Dass im Englischen der unbestimmte Artikel vor gewisse Plural formen mitunter vorangestellt wird, z. B. a means, a news, a gallows, ist dadurch erklärlich, dass diese Wörter zuweilen auch singularisch gebraucht werden, was man ausserdem aus anderen Verbindungen mit singularischen Wörtern ersieht.

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