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steinen der verschiedensten Gröfse, bis zum Umfange mächtiger Blöcke, überall bestreuten Einöde wahrgenommen. Eben so sehr wie an Baumwuchs, fehlt es dem Lande umher an Wasser. Zwar kommen mehrere tiefe Bachfurchen aus den Schluchten des nahen Gebirges hervor und durchschneiden das Schuttland mit ihren jähen Abstürzen; aber keiner hat Wasser; alle sind trocken, mit feinem Geröllsande und gröberen Steinen angefüllt und nur zu Zeiten nach heftigen Regengüssen, oder im Sommer, wenn der Schnee auf den Cordilleren schmilzt, vorübergehend mit Wasser versehen; alles Wasser, was gegenwärtig in

reichlicher Fülle durch die Strafsen der Stadt, wie durch die Vorstädte, von schnurgraden Gräben geleitet, fliesst, ist künstlich herbeigeführt und gröfstentheils dem Rio de Mendoza entnommen, einem mässigen Flüsslein, das am westlichen Abhange des hohen Aconcagua entspringt, sich anfangs nach Süden wendet, um den Fufs des Berges herumläuft und demnächst am Rande des Schuttlandes in die Ebene tritt, in einem Abstande von 5 10 Leguas im Süden und Osten die Stadtflur umfassend und sich dem nordwärts gelegenen, 40 Leguas entfernten See Guanacache zuwendend. Von diesem Flusse sind künstliche Arme (Zanjons) nach Mendoza geführt worden; sie begleiten den von Süden nach Norden lang ausgedehnten, aber sehr schmalen Ort auf seiner oberen, gegen das Gebirge gewendeten, westlichen Langseite, wie auf seiner unteren östlichen, am Anfange der Ebene, und bilden mehrere Parallelgräben, von denen der unterste östlichste der gröfste ist, weil er alle die von Westen nach Osten gerichteten, höchst zahlreichen Verbindungsgräben in sich aufnehmen mufs; er gleicht dieserhalb mehr als alle anderen einem natürlichen Flufsarme, schon weil er ein sehr breites, von grofsen Geröllmassen überschüttetes Bett hat und mittelst zweier grofsen steinernen Brücken überschritten wird.

Ich kam den 10. März in Mendoza an, als eben der Hochsommer mit den heissesten Tagen zu Ende gegangen war; es schien mir daher passend, den Sommer erst verlaufen zu lassen und mit dem Herbst meine Beobachtungen zu beginnen; auch fehlte es mir in den ersten drei Wochen an einer eigenen Wohnung zum Aufstellen meiner Instrumente und literarischen Apparate. Der Herbst beginnt hier mit dem 23. März und auch da war ich noch nicht mit meiner Einrichtung zu Stande; ich konnte kein eignes Haus bekommen und musste mich entschliefsen, bei einem Bekannten, der mich dringend einlud, meine Wohnung zu nehmen. Dies hat mich verhindert, eher als im April anhaltende brauchbare Beobachtungen anzustellen. Seitdem beobachtete ich alle zwei Stunden täglich die Temperatur, den Wind und den Barometerstand; ein Hygrometer hatte ich leider nicht mit mir. Hier lege ich nun die gewonnenen Resultate für Herbst und Winter nieder,

oder vielmehr für die sechs Monate April bis September, einschliesslich des letzteren, und gebe dabei, wie für die anderen sechs Monate, auch Herrn Trofs' Beobachtungen an. Ich bemerke, dafs mir von literarischen Hilfsmitteln nur Dove's letzte Abhandlung über das Klima von Nord-Amerika zur Hand ist, seine früheren Hauptwerke über die Temperatur auf der Erdoberfläche aber fehlen. Einige allgemeine Angaben mögen hier noch voraufgehen.

Das der Stadt nächste Gebirge, welches von Westen her bis auf 2 Leguas Abstand an sie heranrückt, ist nicht die Hauptkette der Cordilleren, sondern eine davon völlig verschiedene, ihnen parallele Nebenkette, welche durch ein tiefes Längsthal von ihnen getrennt wird. Nach dem in diesem Längsthale gelegenen, durch reichen Bergbau bekannten Orte Uspallata hat man sie passend die Uspallata-Kette genannt. Das Gebirge ist ferner nicht, wie auf Fötterle's Karte in Petermann's Geogr. Mittheilungen II, 5, Taf. 11 angegeben wird, ein Granitkamm, sondern ein Grauwackengebirge, dessen Schichten genau von Norden nach Süden streichen, unter 45 - 60° gegen die Cordilleren zu nach Westen einfallen, und ihre offenen, mitunter noch steiler aufgerichteten Kopfenden den Pampas zukehren. Hauptbestandtheile sind ein hellfarbiger, grünlich grauer oder gelblicher, sehr mürber Thonschiefer und eine eisenfarbene, zähe und harte Grauwacke, die an einzelnen Stellen so sandig wird, dafs sie einen förmlichen groben Sandstein von meist grünlich grauer Farbe bildet. Kalkstein ist ebenfalls in mächtigen Stöcken durch das Gebirge verbreitet, aber erst in gröfserer Entfernung von der Stadt anstehend; er hat die bekannte grauliche Farbe des Uebergangskalkes, ein fast krystallinisches Gefüge, und geht mitunter in wahren Marmor über. Versteinerungen habe ich bisher nicht auffinden können, auch in den Kalkbrüchen vergeblich darnach gefragt, kein Arbeiter wollte Spuren von Muscheln oder dergl. gesehen haben '); man arbeitet indefs nur in den untersten Teufen, ganz am Fusse des Gebirges, und befindet sich also noch in den ältesten azoischen Schichten; höher hinauf werden Versteinerungen wohl vorkommen. Alle diese Verhältnisse zeigen auf eine unverkennbare Analogie mit dem Harz hin; die Uspallata - Kette ist förmlich eine Nachahmung desselben, denn ihr Hauptgestein wird ebenso, wie das des Harzes, von zahlreichen Pyroxenstöcken, von reichen, besonders Kupfer liefernden Metalladern und von mächtigen Porphyrmassen durchbrochen. Namentlich die letzteren scheinen es gewesen zu sein, welche dem Gebirge sein heutiges Aussehen gaben; Granitgipfel mögen auch darin vorkommen,

') Ich erinnere hierbei an die schon von A. v. Humboldt gemachte Bemerkung, dafs Versteinerungen in den Sedimenten Süd-Amerika's überhaupt seltener vorzukommen scheinen, als auf der östlichen Halbkugel, weil die westliche ärmer an kalkhaltigen Gesteinen ist. Vergl. dessen Gemälde der Tropenzone S. 151.

aber ich habe keinen Grund, das zu behaupten, weil ich sie weder gesehen habe, noch unter den zahlreichen Rollsteinen am Fußse des Gebirges Trümmer von Granit oder Syenit bemerkte; dagegen sind Pyroxene und Porphyre in grofser Menge vorhanden, auch mächtige Conglomerate, bestehend aus den Trümmern der Porphyre, die ein braunschwarzes Bindemittel vereint, in ähnlicher Art wie solche bei Halle, auf der Grenze der älteren und jüngeren Porphyre, als sogenannte Reibungsconglomerate auftreten.

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Es soll hier keine geognostische Beschreibung der Uspallata-Kette gegeben werden, und darum gehe ich nicht weiter ein in die Einzelnheiten meiner Wahrnehmungen; die jetzige Angabe dient blofs zur Unterstützung der Terrainschilderung, welche als influirend auf das Klima eines Ortes hier nicht ganz übergangen werden konnte. Freilich ist die äufsere Configuration der Gebirge stets von gröfserem Einflufs als ihr geognostischer Bau und deshalb behandelte ich diesen möglichst kurz, etwas mehr über die Oberflächenverhältnisse noch hinzufügend. Die Uspallata-Kette bildet einen von Norden nach Süden ausgezogenen langen Kamm, dessen First sich ungleichförmig in mehreren ziemlich gleich hohen Zacken erhebt, nirgends aber einen alle anderen so überragenden Gipfel besitzt, wie unser Harz im Brocken. So weit ich diese Gipfel mit dem Fernrohr habe untersuchen können, sind sie von der Hauptmasse des Gebirges nicht verschieden; sie gehen auch in ihrer Gestalt stets sehr sanft und allmählich in den Kamm zu beiden Seiten über und verrathen dadurch, wie es mir scheint, ihre materielle Uebereinstimmung. Zahlreiche Nebenkämme, durch tiefe Furchen von einander getrennt, gehen nach beiden Seiten vom Hauptkamme aus und wenden sich an der östlichen Seite der Ebene Mendoza's zu, aber keiner enthält trotzdem reichliches Wasser in seiner Sohle; die kleinen schwachen Bäche, welche darin rieseln, versiegen in der Regel, ehe sie die Stadt erreichen. Aus dem Hauptthale, zwischen der Kette und dem mächtigen Stocke des Aconcagua, kommt ein starker Bach, welcher sich in den Rio de Mendoza ergiefst und diesen speisen hilft; an ihm liegt der Ort Uspallata und weiter aufwärts die Minen. Die Höhe der Gipfel und des Kammes der Kette wird von Darvin und Woodbine Parish zwischen 6-7000 Fuls angesetzt; die Lage von Uspallata soll 5070 Fufs hoch sein '). Gering ist ihre Erhebung gewiss nur, denn man sieht überall in der Stadt Mendoza die weifsen, von ewigem Schnee bekleideten Gipfel des Aconcagua, als drei scharfkan

1) Mac Rae's Angaben sind höher. Ihm zufolge liegt Uspallata 6426 Fufs (nach einer zweiten Beobachtung 6350 Fufs) über dem Meere. Die Uspallata-Kette überschritt er an einer Stelle (El Paramillo), die 9395 Fufs hoch war, und berührte dann, ostwärts einer Thalsenkung folgend, den Flecken Villavicensio, noch 5501 Fufs hoch. Erst jenseits dieses Ortes bekam er die Pampas zu Gesicht. K. N.

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tige spitze Grate, darüber hervorragen. Auch ist das Uspallata - Gebirge nur vorübergehend, und höchstens 8 Tage lang, auf der Höhe mit Schnee bedeckt, zu Zeiten, wo nächtlicher Reif in Mendoza täglich am Morgen wahrgenommen werden kann; ganz mit Schnee habe ich es nur bedeckt gesehen das eine Mal, wo auch die Stadtflur eine zwei Zoll hohe Schneedecke trug, d. h. am Morgen des 3. September; aber dieser Schnee schmolz gegen Mittag überall und hielt sich auf den Bergen etwa acht Tage, hier blofs die obere Hälfte ihrer Erhebung mit deutlich nach unten abnehmender Intensität bedeckend. Ihr Gestein ist ein kahler, nackter Fels, ohne allen Baumwuchs, auch nicht in den Thälern und Schluchten; niedrige Büsche von 2-3 Fufs Höhe derselben Art, wie sie auf dem Schuttlande am Fußse der Kette wachsen, wuchern überall in den Spalten und Rissen des Gesteins, mit dickem Cactus gemischt, aber kein lebhaftes frisches Grün bekleidet irgendwo in dichter Fülle den trockenen, wasserlosen Grund. Es ist ein trauriger Anblick für den, der die schattenreichen lieblichen Birkengebüsche neben den soliden Nadelholzwäldern auf unseren Gebirgen gleicher Art, wie namentlich am Harz und Thüringer-Walde, kennen gelernt hat und in frischer Erinnerung bei diesem Eindruck sich vorführt.

Soviel von der Oertlichkeit und den nächsten Umgebungen Mendoza's; wir gehen nunmehr zu den klimatischen Verhältnissen selbst über. Man wird den Charakter des Klima's kurz und richtig ausdrücken, wenn man dasselbe im Sommer heifs, im Winter nach Verhältnifs kalt und zu allen Jahreszeiten trocken nennt. Die Atmosphäre ist in der Regel ganz ruhig, ohne alle merkliche Strömung, nur von Zeit zu Zeit kommt ein leichter Luftstrom, der sich als örtlicher Wirbel sehr bald kenntlich macht, weil er den feinen Staub, wie in einer Wasserhose das Wasser, vom Boden mit sich emporhebt. Man sieht diese kleinen Wirbel häufig in oft kurzen Pausen hinter einander, wenn man über die kahlen Flächen aufserhalb des Stadtgebietes reitet, an den Staubtrichtern, die sie bilden und dadurch ihre fortschreitende Bewegung verrathen; der Kundige unterscheidet sie leicht an ihrer Form vom unförmlichen Staube einzelner Reiter, den man auch schon in weitem Abstande gewahrt. Diese isolirten Wirbel sind eine häufige Erscheinung, besonders an recht heifsen Tagen; sie kommen selbst in der Stadt zum Vorschein und laufen hier mitunter quer über den Markt oder eine Strecke durch die Strafsen, zur höchsten Unbequemlichkeit derer, die ihnen begegnen; denn auch in der Stadt bildet ein feines, staubiges Erdreich den Boden der meisten Strafsen. Anhaltender Wind wird selten beobachtet; wenn er auftritt, so kommt er meist aus Süden, bald mehr aus Südost, bald aus Südwest; seltener sind reine Ost- oder Westwinde, am seltensten starke Nordwinde. Zu Zeiten, wo anhal

tende Winde von mehreren Tagen wehen, habe ich ihren Fortschritt von Ost nach Süd und von da nach West deutlich wahrgenommen 1), sie machen aber, wegen der meist kurzen Dauer, nie den ganzen Cyclus durch, sondern in der Regel nur ein Viertel. So z. B. pflegt der Wind, welcher als Ostwind auftritt, schon als Südwind zu enden, oder der als Südwestwind begann, als Westwind aufzuhören. Nordwinde sind gewöhnlich ganz rein, und nicht leicht sehr stark; der heftigste Wind ist der Südwest, so weit ich hier Winde überhaupt kennen gelernt habe. Nur einmal sah ich in diesen sieben Monaten meiner Anwesenheit einen Orkan aus Süd, der indessen nur eine halbe Stunde dauerte und der Vorbote eines am nächsten Tage folgenden starken Gewitters auf den Cordilleren war. Die Winde beginnen zu verschiedenen Tageszeiten, jener Orkan begann um 6 Uhr Abends; ein ähnlicher, aber nicht so starker Sturm erhob sich um 2 Uhr in der Nacht; andere heftige Winde treten um 10 Uhr Morgens ein und um diese Tagesstunde ist Wind noch am häufigsten; er pflegt dann bis 4 oder 5 Uhr anzuhalten; mehrere Tage hinter einander habe ich nie starke Winde beobachtet. Der Zeitpunkt, wo diese Winde am häufigsten eintreten, ist, wie bei uns, der Uebergang aus der warmen in die kältere Jahreszeit, oder umgekehrt; da aber dieser Uebergang weit nach oder vor den wirklichen Aequinoctien erfolgt, so kann man in dieser Gegend die Winde nicht gut Aequinoctial-Stürme nennen, obgleich sie ihrem Ursprunge und Wesen nach offenbar ganz dieselbe Bedeutung

haben.

Nicht minder sparsam als die Winde ist der Regen bei Mendoza. Seit den sieben Monaten meiner Anwesenheit hierselbst hat es nur sechs Mal geregnet, und davon fiel der erste Regen in den März, also aufserhalb meiner hier besprochenen Beobachtungszeit, die anderen Regentage sind über den April, Anfang des Mai und September verbreitet; Juni, Juli und August waren ganz ohne Regen; doch kamen im Juni und Juli ein paar Tage vor, wo die Atmosphäre trübe und so mit Wasserdünsten geschwängert war, dafs der Boden davon feucht wurde und die oberste Schicht des Erdreichs eine knetbare Beschaffenheit annahm. Der erste Regen fiel in der Nacht vom 31. März auf den 1. April; er war stark nach hiesigen Verhältnissen, aber durchaus nicht stärker als ein gewöhnlicher Gewitterregen Europa's, hielt auch nur zwei Stunden an, daher am folgenden Morgen schon der Boden wieder trocken war. Ebendenselben mässigen Charakter hatten die Regen vom 20. April und 1. Mai; beide dauerten nicht über zwei Stunden und ergossen höchstens eine 1 Zoll starke Wasserschicht wäh

1) Diese Angabe widerspricht allen anderen Beobachtungen auf der südlichen Erdhälfte. Vergl. Dove, Gesetz der Stürme S. 81 ff.

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