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War der Winter lang und streng, die Schneemassen am oberen Syr reichlich, und ist der Frühling sehr warm, so erhält sich das höhere Niveau von dem Eisgange bis zur Mitte August. Ist dagegen, wie in den Jahren 1854 und 1855, der Winter milde und tritt der Frühling nur nach und nach ein, so fliefsen die Eisschollen allmählich ab und es findet bei dem Eisgange keine besondere Wassererhöhung statt. Dann bleibt auch den ganzen Sommer hindurch das Niveau im Syr niedrig.

Ich habe vier Winter und acht Sommer am Ufer des unteren Syrlaufes verlebt, und konnte mich davon überzeugen, dafs die SchneeNiederschläge wie die Regengüsse sehr sparsam sind; daher üben die Localverhältnisse nur einen geringen Einfluss auf das Anschwellen des Flusses aus, und doch steigt die Niveau-Differenz zwischen dem Hochwasser und dem niederen Wasserstande bei dem Fort No. 1 bis zu 74 Fufs. Die Ursache des Anschwellens liegt also in dem höheren Quellgebiet.

Die speciellen physikalischen Verhältnisse des Syr sind auf die Art und Weise seines Steigens und Fallens an den verschiedenen Punkten seines Laufes nicht ohne bedeutende Einwirkung. Kommt das Hochwasser bei dem Fort Peroffsky an, so steigt der Flufs plötzlich wegen der Verengerung des Yaman-Dariah zu bedeutender Höhe an, denn es kann sich nicht frei in den dichten Schilfwäldern der Seen und Moräste, welche der Kara-Ouziak anfüllt, verbreiten. Ist davon: ein verhältnissmässig nur geringes Wasserquantum in den Djan-Dariah und den Yaman-Dariah (welcher dem Kouvan-Dariah seinen Ueberfluss zusendet) abgeflossen, so mufs sich die Wasseranschwellung über eine sehr grofse Oberfläche verbreiten und alle Seen und Moräste des Kara-Ouziak anfüllen, ehe eine nur merkliche Veränderung des Niveau's unter dem Fort No. 2 wahrgenommen werden kann. In Folge dessen steigt das Wasser dieses letzteren Theiles nur ungemein langsam und allmählich, und sein Niveau erhält sich auf seinem Maximum eine viel längere Zeit, als oberhalb der Bifurcation in seine beiden Hauptarme am Ostende der Insel Koche-Kourgan. Ebenso hat das Wasser oberhalb dieser Bifurcation Zeit, bedeutend zu fallen, ehe dasselbe unterhalb des Forts No. 2 zu sinken beginnt. Mit einem Worte, die Seen und Ueberschwemmungen des Kara-Ouziak bilden eine Art von Reservoir, welches die Anschwellungen und Niveauabnahmen der Wasser des Syr zwischen dem Fort No. 2 und seiner Mündung regulirt.

Während des Sommers von 1855 war die Anschwellung der Wasser des Syr so unbedeutend, wie ich es nie zuvor gesehen. Am. Juni

stieg es plötzlich bei dem Fort Peroffsky bis zu 6 Fufs 4 Zoll über den Nullpunkt '); es hatte Zeit, durch den Abflufs in den Kara-Ouziak wieder zu sinken, während es unterhalb des Forts No. 2 noch stieg, so dass bei uns, am Fort No. 1, die gröfseste Höhe (sie betrug damals nicht über 2 Fufs 6 Zoll) am. Juli stattfand, während an demselben Tage das Wasser am Fort Peroffsky schon bis 3 Fufs 7 Zoll gefallen war.

In den Jahren 1854 und 1856 betrug die Anschwellung des Syr bei dem Fort No. 1 5 Fufs über Zero oder Nullpunkt und blieb so von Mitte April bis Mitte August (alten Styls) fast ohne Wechsel.

In den Epochen des Gefrierens und des Eisganges finden plötzliche und locale Anschwellungen statt, die durch die Eisanhäufung in den Serpentinen des Flusses oder an seinen Mündungen bedingt werden. In der Mitte des Winters und zumal bei starkem Frost steigt das Niveau des unteren Syr höher als im Sommer, weil nämlich die seichten Delta-Arme sowie das Wasser seiner flachen Stellen zum Theil sich in Eis verwandeln, wodurch der freie Abflufs des Wassers gehemmt wird. Es sinkt wieder, wenn es die Haupt-Abzugscanäle unter dem Eise allmählich erweitert und vertieft hat, und beim Beginn des Thauwetters. Im Winter gehen diese Niveau-Veränderungen stets allmählich vor sich, ohne plötzlichen Wechsel; sie finden, wie ich oben bemerkte, nur im unteren Theile des Syr statt, und ihr Einflußs reicht nicht einmal bis zum Fort No. 2 hinauf.

Vor dem Eisgange dieses Jahres war die Kälte von Mitte Januar bis Ende März (alten Styls) sehr heftig, und das Wasser war bei dem Fort No. 1 bis zu 6 Fufs 10 Zoll gestiegen, während dasselbe bei dem Fort No. 2 und zu Peroffsky stets auf Zero stehen geblieben war.

Das Klima am Ufer des Syr ist, so weit meine Beobachtung reicht, ein extremes: im Sommer tropische Hitze bis zu 30° R. im Schatten, und im Winter Kälte bis 27° R. Die Winde wehen fast unaufhörlich aus nördlichen Himmelsstrichen und sind fast immer ziemlich heftig. Der Mangel an Wäldern und die grofsen Ebenen bedingen vorherrschende Trockenheit; Schnee und zumal Regen sind sehr selten. Ungeachtet der Schilfwälder, welche die Ufer des Syr, wie die der Seen und Moräste bedecken, erzeugen die Ausdünstungen bei der grofsen Hitze doch keine bösartigen Fieber; die Miasmen, welche aus dem faulenden Schilfe entstehen, werden durch die Winde verweht.

Im Winter 1848 1849, den ich zu Koss - Aral an der Mündung

1) Zur Feststellung des Zero oder Nullpunktes für unsere gleichzeitigen Beobachtungen der Niveau - Veränderungen des Syr bei den Forts No. 1 und Peroffsky habe ich den niedrigsten Wasserstand des Flusses vom Jahre 1854 an beiden Stellen gewählt.

des Syr verlebte, fand der erste Frost am 20. October (1. Nov.) statt; er war so heftig, dafs er in einer Nacht alle stehenden Wasser und alle Wasserrinnen mit ziemlich festem Eise überbrückte; der Strom selbst gefror erst am 26. Nov. (8. Dec.). Den ganzen Winter hindurch war häufiges Schneegestöber, und zwei Wochen lang hielt sich die Kälte zwischen -20° und -23° R. Die Eisdecke war 2 Fufs 4 Zoll stark. Das Eis an der Mündung setzte sich am April in Bewegung. Im Jahre 1852 fror der Flufs am 18. Novbr. zu und brach bei Raïme den 20. März (1. April) 1853 auf. Ueber einen Monat hindurch betrug die Kälte zwischen -18° und -26 R. Die Dicke des Eises am Fort

Aralsk war 3 Fufs 2 Zoll. Der Winter 1854
No. 1 zubrachte, war dagegen sehr milde.

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-1855, den ich im Fort Das Eis stand erst am

Novbr. fest, aber eintretendes Thauwetter setzte es wieder in Bewegung und erst am 27. Dec. (8. Jan.) kam es zum zweiten Male zum Feststehen. Der Eisgang fand am 1. März 1855 statt. Nur in einer Nacht fiel das Thermometer auf -21° R. Sonst betrug die strengste Kälte, die vier Tage anhielt, nicht über -14° R. Schnee fiel selten und nicht anhaltend, und thaute schnell weg. Wahrscheinlich war auch sehr wenig Schnee in den Bergen gefallen, welche den oberen Syr umgeben, denn im Sommer 1855 war das Wasser des Flusses ungemein niedrig. Bei dem höchsten Wasserstande am Fort No. 1 stieg es nur 2 Fufs 6 Zoll über Zero, während es in den Sommern 1854 und 1856 bis zu 5 Fufs 7 Zoll anschwoll.

Die Fische im Syr sind: der Stör mit spitzer Schnauze oder esturgeon bâtard (wohl Accipenser hugo, die Bjeluga), der Wels (Silure), Karpfen, der Sandet (Zander?), Brassen, der Hecht, der Kaulbarsch, die Karausche (carasson?), und einige kleinere Sorten.

An den Ufern des Syr, in der Nähe der bewohnten Aoûls der Kirghisen, zumal in der Winterzeit, streifen Tiger von derselben Gröfse wie der bengalische Tiger umher; jedes Jahr werden deren einige erlegt. Gewöhnlich bringt man an dem vom Tiger erwürgten Pferde oder Ochsen mehrere Selbstschüsse an, die das Raubthier, wenn es zur Beute zurückkehrt, von verschiedenen Seiten treffen müssen, und nur selten entgeht es dieser List. Auch greift man sie in offenem Felde, durch Treibjagen in den Schilfwäldern an, in denen sie hausen, oder ein Paar kühne Jäger gehen gemeinsam auf sie los. Wir hatten hier im Fort No. 1 einen Kalmüken von der Truppe der Uralischen Kosaken, mit Namen Mantyk, der in drei Jahren allein 8 Tiger erlegt hat; die Jagd war ihm zur wahren Passion geworden, bis er von dem letzten dieser seiner Feinde grausam verletzt wurde. Diese Tigerjagden sind nicht Liebhaberei, sondern Nothwendigkeit, um diese Bestien auszurotten. Derjenige, den wir am Koss-Aral im Jahre 1848 erlegten,

hatte zwei Kirghisen aufgefressen, vier Kühe, ein Pferd und eine Anzahl von Schafen erwürgt. Die dichten Schilfwälder am Syr und die Moräste, die er anfüllt, dienen auch einer grofsen Menge von wilden Schweinen zum Asyl; in der nahen Steppe umher sind Wölfe, gemeine Füchse und Corsaks (d. i. Steppenfüchse), Hasen, in Erdhöhlen Marmotten und Erdhasen (gerboises).

Unter den Vögeln am Syr sind die Fasane den Anwohnern die liebsten, die sich in dem Schilfe, den Gebüschen der Djida und der Rankengesträuche in der Nähe der Culturfelder aufzuhalten pflegen. Auch Zugvögel sind da, wie Schwäne, Gänse, Enten, Pelicane, Cormorane, Seemöven, Seeschwalben, Störche, Rohrdommeln, Löffelreiher, Schnepfen, Staare, Schwalben, Beutelmeisen (remiz), und viele andere kleine, sehr nette Vögel, deren Namen mir unbekannt geblieben. Von Raubvögeln finden sich Adler von verschiedener Gröfse (Berkoutes genannt), Geier, Falken, Eulen u. s. w.

Zu den beachtenswerthesten Insekten gehören die Scorpione, Taranteln, Afterspinnen (Phalangium), im Sommer die Myriaden von Mücken, und Flöhe, die in Unzahl im feinen Thonstaube der Wohnungen erzeugt werden. Die Erndten und die Gemüse werden häufig von Heuschrecken-Schaaren zerstört, die sich permanent in den Umgebungen des Forts Peroffsky aufhalten; sie nagen selbst das Schilf bis auf den Stiel auf. Sie werden von kleinen Vögeln, Tourgaïki genannt, verfolgt, die aus Bokhara kommen und grofse Verwüstungen unter ihnen anrichten. Im Frühjahr 1855 hatten sich diese Tourgaïki ihre Nester in den Haufen der Rankengewächse erbaut, die man zum Verbrennen vorbereitet hatte. Im Sommer, nach dem Auskriechen ihrer Jungen aus den Eiern, als die Heuschrecken schon ziemlich weit weggezogen waren, sah man diese Vögel in grofsen Schwärmen, zweimal des Tages, den Heuschrecken nachziehen und sie verfolgen, worauf sie jedesmal zu ihren Nestern mit einer Heuschrecke im Schnabel zurückkehrten 1).

Der Syr, im eigentlichen Sinne, ist überall so lange schiffbar, bis er von Eis überbrückt ist, der Yaman-Dariah nur bei Hochwasser. Im Delta, zumal zunächst der Mündung, wo das Niveau des Syr sich nicht ändert, ist das Fahrwasser im Frühjahr und während der Sommeranschwellung tiefer, als im Herbst, wo sein langsamer Lauf auch dem Schlamme viel leichteren Niederschlag gestattet.

Kirghisen - Steppe Fort No. 1 am Syr Dariah,

den. November 1857.

Alexis Boutakoff.

1) Sollte Tourgaïki vielleicht der Smúrmur der Syrier, Turdus roseus, Heuschreckentödter sein? Allgem. Erdkunde Thl. XVII, 2. Abth., S. 1127.

der

Nachtrag.

St. Petersburg, den. Januar 1858.

Unmittelbar nach Beendigung dieser Notiz über den Syr Dariah wurde ich aus der Kirghisen-Steppe in Dienstgeschäften nach St. Petersburg berufen, wo ich von Herrn Savitch, dem Akademiker, die Länge des Forts No. 1 erhielt, die er aus meiner Observation des Endes der Sonnenfinsternifs vom 7. Sept. 1857 berechnet hatte.

Nach dem Calcül des Herrn Savitch folgt hier die Länge der Südost - Bastion des Forts No. 1 östl. von Greenw., indem er meine Observation der Sonnenfinsternifs verglichen hat mit den Beobachtungen Koursk 4h 8m 21,8'

zu

Tiflis 4 8 22,6

Poulkovo 4 8 22,5

Das Mittel ist 4h 8m 22,3*

62° 5' 34,5" östl. Länge v. Gr.

Die Rectification meiner, im Jahre 1855 am Ufer des Syr gemachten astronomischen Beobachtungspunkte, die chronometrisch an die des Herrn Lemm von 1846 angeschlossen waren, sowie meine Longitüden der Punkte am Aral - Meere, die an Koss-Aral (dessen Länge schon 1849 durch Monddistanzen bestimmt war) angeschlossen wurden, geben uns nun folgende Resultate:

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