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mit der Wurzel im dürren Erdreich den Glanz ihrer unvergleichlichen Blumenpracht einer Sonne zuwendet, welche mit Stolz und Freude auf diese ihre Lieblingskinder herabzulächeln scheint. Den Grund der Seen bildet eine weifse Fläche von einer etwas gehärteten Salzkruste, durch die der Fufs des Menschen jedoch leicht hindurchbricht und dann in einen schlammigen Boden geräth. Der Sebgha Tinsilt eröffnet zu allen Jahreszeiten dem Naturforscher, wie dem Jäger ein weites Feld für seine Thätigkeit, doch vorzugsweise sind es die Flamingo's in ihrem köstlichen rosenrothen Kleide, die zuerst die Aufmerksamkeit des Europäers auf sich ziehen. Aufser diesen tummeln sich auf dem See Legionen von Wasservögeln. Die Jagd ist der niedrigen Ufer halber sehr schwierig. Mein Reiseplan liefs mich hier jedoch nicht länger verweilen. Ich liefs die grofse Landstrafse zur Linken und folgte dem alten Araberwege, welcher sich auf der Südseite des Sebgha Tinsilt hinwindet und durch niedrige Hügelketten begrenzt ist. Dieselben enthalten reichhaltige Gypsmassen, die an ihrer Oberfläche vielfach die merkwürdigsten Krystallisationen zeigen. Keine Spur von Vegetation ist sichtbar und erst wenn sich die Aussicht auf die weite Ebene öffnet, zeigt sich ein ziemlich dichter Pflanzenwuchs. Auf einem Ausläufer des Djebel Tarbents, der schon wieder mit niederen Hölzern bewachsen ist, sieht man einen Telegraphen, als einsamen Zeugen, dass die fortschreitende Civilisation auch bis hierher gedrungen ist.

Nach vierstündigem Marsche langte ich in der Karawanserai von Ain Jagut an, und da dieselbe die comfortabelste in der Provinz Constantine ist, blieb ich hier zur Nacht. Ain Jagut oder richtiger Ain Jakut bedeutet wörtlich "Quelle des Rubin", und sie verdankt diesen Namen der Durchsichtigkeit und der Vortrefflichkeit ihres Wassers. In früherer Zeit bildete die reichlich sprudelnde Quelle in der Ebene ausgedehnte Sümpfe. Nachdem man dieselbe aber eingedämmt hat, erhielt ihr Wasser so viel Kraft, dafs es eine in geringer Entfernung belegene Mühle zu treiben vermag. Unter dem Namen Uëd Jakut fliefst dieselbe dem Guerah Taklilets zu. Die Ausläufer des Djebel Tarbents, an deren westlichem Abhange die Karawanserai von Ain Jakut steht, zeigen fast gar keinen Baumwuchs. Wie bei allen Karawanserai's Algeriens hat die Regierung auch bei dieser eine Anzahl Fruchtbäume pflanzen lassen, die wegen der Nähe des Wassers herrlich gedeihen und dem Thale ein sehr anmuthiges und erquickliches Ansehen geben.

Die bedeutende Entfernung der Karawanserai von Batna (32 Kilometer) nöthigte mich, den 4. November frühzeitig aufzubrechen. Grofse Flüge des spiefsschwänzigen Flughuhns (Pterocles exustus), das auf den niederen Plateau's besonders der Kalksteingebirge zu Tausenden über

nachtet, zogen dicht über meinem Kopfe der Ebene und den Trinkplätzen zu, so dass ein Paar auf's Gerathewohl unter sie abgefeuerte Schüsse meine Jagdtasche fast vollständig füllten. Grofse Schwärme von Enten, die über das Gebirge dem Sebgha Djendelli zueilten, erfüllten mit ihrem Geschrei die Luft. Dem Freunde der Natur bietet der anbrechende Morgen in Algerien, besonders wenn man die von der Civilisation berührten Regionen verlassen hat, eine Fülle Stoff zur Belehrung und Unterhaltung. Wenn schon das hehre Schauspiel des Sonnenaufgangs mit seinem köstlichen unnachahmbaren Farbenspiele, welches den von Gebirgen eingeengten Horizont in ein Flammenmeer zu tauchen scheint, in der Brust des Beschauers das Gefühl von Ehrfurcht, Bewunderung und Entzücken erweckt, so üben aufserdem die Zertheilung des Nachtgewölks, das Aufrollen des Nebels an den Felsgraten, der fast stets sich einstellende starke Thaufall, der Contrast der Beleuchtung der niederen Gegenden auf jede für Naturschönheiten empfängliche Seele einen geheimnisvollen mächtigen Zauber. Während dieser unsere Sinne bewältigenden majestätischen Erscheinung erwacht nach und nach das organische Leben rings umher. - Die vielgestaltige Thierwelt rüstet sich unter einem tausendstimmigen Concert zu den Werken des Tages, zu ihren Zügen, Flügen und Jagden. Kurz, überall in der Natur Schönheit, Harmonie, Kraft und Leben. Wer vermöchte sich da bei dem Gedanken an die schreienden Disharmonien, die uns aus der sogenannten civilisirten Welt entgegenklingen, des Gefühles tiefer Wehmuth zu erwehren!

Unter solchen Betrachtungen gelangte ich in die Mahder Ebene, welche sich zwischen dem Uëd Jakut und Uëd ben Zgaib ausbreitet und von den Haractas bewohnt wird. In einer kleinen Entfernung von der Strafse liegt die Meierei des Herrn Perés, eines der wohlhabendsten Industriellen der Subdivision. Je weiter man in der Ebene vorschreitet, einen um so romantischeren Charakter gewinnt die Landschaft. Die bisher noch isolirten Grate im Osten und Westen reihen sich allmählich zu einer Kette aneinander, deren Abhänge, mit kräftigem Waldwuchs bestanden, als Vorläufer des Djebel Aures anzusehen sind. Schon die Römer scheinen den Werth dieser Ländereien erkannt zu haben, denn der ganze Weg bis nach Batna hin führt durch die Ueberreste altrömischer Bauten, an Quadersteinen u. s. w. vorüber, die theilweise von einem dichten Pflanzenteppiche in den buntesten Farbenmustern überwuchert sind. Immer erquickender und reizender wurde es ringsum, je mehr ich mich dem Uëd ben Zgaib näherte, dessen Gewässer im Südwesten des Djebel Azem sich zu einem Moraste anstauen. Zwischen dem letztgenannten Gebirge und dem Sebgha Djendelli, auf dem östlichen Abhange dieses Gebirges, steht ein merkwürdiges Denkmal,

welches Maidgh Azem oder Madracehn genannt wird und wahrscheinlich zur Ruhestätte der alten numidischen Könige gedient hat. Bis jetzt aber hat man an ihm noch keine hierauf bezügliche Inschrift entdeckt. Es steht auf einer runden Basis, welche einen Umfang von 544 Fufs und eine Höhe von 16 bis 19 Fufs hat und mit einem Kranze von Säulen geschmückt ist. Dieser Unterbau wird durch einen stark hervorspringenden Karnies von dem Oberbau geschieden. Der letztere ist etwas eingerückt und besteht aus 28 Schichten, die sich pyramidalisch erheben. Der Bau mifst vom Boden bis zum höchsten Punkte 70 Fufs. Da die Araber in dem Denkmal Schätze vermutheten, haben sie dasselbe auf der Ostseite geöffnet, und man gelangt jetzt auf fünf bis sechs Stufen in das Innere, welches ungefähr einen Raum von 15 Kubikmeter einnimmt und dessen unterer Theil mit Schutt und Steinen überdeckt ist. Oberst Carbuccia liefs, als er das Denkmal besuchte, an einer Stelle den Schutt wegräumen und fand, dafs der Fufsboden mit Steinplatten belegt ist.

Bald nachdem ich den Flufs passirt hatte, führte mich der Weg in einer Entfernung von 25 Kilometer an einem kleinen Weiler vorüber, dessen Häuser, in europäischer Bauart aufgeführt, mich keineswegs ahnen liefsen, dafs derselbe Arabern angehört. Der kleine von Gärten umgebene Ort heifst Um el Asnam, enthält eine Fontaine und gab der Ebene seinen Namen. Er wurde 1848 von einer HandwerkerCompagnie erbaut und enthält vier grofse Pachthöfe. Zu jeder Besitzung gehören 75 Hectaren Landes, die, durch Canäle reichlich bewässert, einen lohnenden Ertrag an Weizen, Gerste, Mais und Kartoffeln geben. Einer der Besitzer hat einen sehr schönen Garten, in welchem mehr als 300 Obstbäume und 500 Weinstöcke stehen. Die Gebirge zu beiden Seiten des Weges, die Djebel Azem und Bu Ariff, dessen Ausläufer Djebel Azeb heifst und den letzten Telegraphen vor Batna trägt, sowie der Teniat el Mzia nehmen an Höhe zu und schliessen zuletzt ein grossartiges Thal ein, durch welches die Strafse nach der Stadt Batna führt und auf deren östlicher Seite der Uëd bel Khaise sich schlängelt. In einer Entfernung von 10 Kilometer von der Stadt führt ein Aquäduct das Wasser des Flusses über den Weg und speist die Mühle des Herrn Arnaud, die, massiv gebaut, sich durch ihre elegante Façade auszeichnet. Von hier aus wird die Strafse frequent. Mit Mehlsäcken beladene Esel wurden der Stadt zugetrieben, während eine Reihe von Frachtfuhrwerken in beschleunigtem Schritte die Stadt noch vor der einbrechenden Nacht zu erreichen suchte. Vergebens spähete ich nach der Stadt selbst. Ein niederer Kalkhügel, mit einigen Windmühlen besetzt, Col de Batna genannt, welcher nach Fournel bei der hohen Lage der Ebene eine absolute Höhe von 1150 Fufs hat, Zeitschr.f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV 8

entzog sie meinen Augen. Der bisher freie Weg wird nun allmählich von Häusern und Gärten eingefasst, welche dichter und dichter stehen, je mehr man der Stadt sich nähert. Er führt an dem von den Arabern bewohnten Theile von Batna und an den Schlachthäusern vorüber, durch das Dorf bis an das Fort. In dem Hôtel de France, dem einzigen leidlichen Hôtel, nahm ich meine Wohnung.

Tags darauf machte ich dem Herrn General Desvaux meine Aufwartung. Er beseitigte sofort die Schwierigkeiten, die meiner Reise entgegenstanden, und empfahl mich schliesslich dem Herrn Lieutenant Rose, welcher sich auf Urlaub in Batna befand. Herr Lieut. Rose stand früher in preussischen Diensten, nahm seinen Abschied und trat in die Fremdenlegion. Sein Fleifs und vorzugsweise sein Talent im Aufnehmen von Gegenden lenkte die Aufmerksamkeit des Kriegsministeriums auf ihn und erwarb ihm bei vielen Gelegenheiten die ehrenvollste Erwähnung. Wir beschlossen, gemeinschaftlich am 22. November nach Biskra aufzubrechen.

Es blieben mir daher einige Tage, die ich hauptsächlich auf die Besichtigung der Stadt und Umgegend verwendete, und da, so viel mir bekannt, über die Stadt Batna noch wenig oder Nichts veröffentlicht worden, so scheint mir eine gedrängte Schilderung derselben hier am rechten Orte.

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Die Stadt Batna, der Hauptort der dritten militärischen Subdivision der Provinz Constantine und des gleichnamigen Kreises, entwickelte sich aus einem militärischen Lager, welches Oberst Herbillon im Jahre . 1844 errichtet hatte, um gegen die Angriffe der Chauja gesichert zu sein, die ihn in einer anderen Position zu zwei verschiedenen Malen durch Ueberfälle belästigt hatten. Durch Beschluss der Nationalversammlung vom 12. September 1848 erhielt sie den Namen „Nouvelle Lambèse", der aber mit der Zeit von der europäischen Bevölkerung mit dem alten arabischen Namen Batena" oder „Batna" vertauscht wurde. Sie liegt im Hintergrunde einer sumpfreichen Ebene, welche in einer Längenausdehnung von anderthalb Stunden bei einer Breite von einer Stunde sich nach Südosten hinzieht und von allen Seiten mit Höhenzügen umgeben ist, als deren hervorragendste Punkte die Djebel Tugurt, Schau, Kasru u. a. sich bemerkbar machen. Batna besteht aus dem Militairquartier (Camp) oder dem Kerne der Stadt, dem daran sich anschliefsenden „das Dorf" genannten Theile, dem Araberund Negerdorfe, und besitzt nach dem amtlichen Census vom 31. December 1853, 179 Häuser, 44 Schuppen und 49 Ställe, im Werthe von 1,078,500 Francs. Die Stadt zählt 1798 Einwohner, unter denen sich 1379 Europäer und 419 Einheimische befinden. Das Militairquartier bildet ein regelmässiges Viereck, bedeckt eine Oberfläche von 400 Meter

im Quadrat und ist von einer sieben Fufs hohen crenelirten, massiven und mit Courtinen versehenen Mauer umgeben, durch welche sechs Thore führen, nämlich: die Porte du Camp, der Guichet de Constantine, die Porte de Lambèse, der Guichet de Lambèse, der Guichet de Biskra und die Porte de la prairie oder pépinière. Es wird von zwei bedeutenden Strafsen durchzogen, von denen die eine Rue Bugeaud und die andere Rue de la prairie heifst. Die Rue Bugeaud führt an dem Hôtel der Subdivision und an dem Gouvernements -Platz vorüber. Die Rue de la prairie beginnt bei der Porte de la prairie und mündet in die Rue Bugeaud ebenfalls auf dem Gouvernements - Platz, welcher durch das Zusammentreffen dieser Hauptstrafsen zum Sammelpunkte der Bevölkerung wird. In der Rue de la prairie befindet sich das Hôtel de France und ihm gegenüber das Café der Offiziere. Die Rue Bugeaud zerlegt den Camp in zwei ungleiche Theile, in das Militair- und Civil-Quartier. In dem ersteren befinden sich die Kavallerie- und Infanterie-Kasernen mit Gelafs für 1250 Mann und 216 Pferde, das Remontedepôt, das Hospital, das Pulvermagazin, die Intendantur, die Post, die Kirche und das Bureau arabe, sowie die Ressource der Offiziere. Das Civilquartier bildet ein Parallelogramm und enthält von hervorragenden Gebäuden das Hôtel der Subdivision, die Residenz des Herrn Generals Desvaux, im arabischen Geschmacke aufgeführt, welches in seinem unteren Stockwerke nach der Hauptstrasse eine offene, von zwei Säulen getragene Halle hat. Aus dieser tritt man in den Hofraum mit einer auf Säulen gestützten Gallerie, auf welche die Zimmer des oberen Stockwerkes münden. Aufser diesem Gebäude ist das Bain maure auf der Place de la fontaine noch beachtenswerth. In der Nähe des Guichet de Lambèse befindet sich der Marktplatz, der von niedrigen Gebäuden umgeben ist, in deren unteren Geschossen Araber, Juden und Malteser ihre Kaufläden eingerichtet haben. Die Häuser der Stadt sind sämmtlich im europäischen Geschmack aufgeführt. Das daran sich anschliefsende Dorf hat drei Thore, das Thor von Biskra, das Thor von Setif und das von Constantine. Die gröfste Strafse des Dorfes ist die Rue de Constantine, welche dasselbe von der Porte de Biskra bis zu der Porte de Constantine durchschneidet, und in deren oft ansehnlichen Häusern sich eine Menge von Handwerkern niedergelassen hat. Durch das Thor von Constantine und 1500 Fuls von diesem entfernt gelangt man zu dem Dorfe der Araber, welches sechszehn Häuser zählt, deren gröfster Theil durch europäische Arbeiter aufgeführt wurde. Bei demselben steht auch die grofse und schöne Moschee, welche durch freiwillige Beiträge entstand, abwechselnd als Kirche oder Schule dient und auch von den Tolbas benutzt wird, die hier ihren Cursus machen. Zu dem Dorfe rechnet man ferner das

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