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Die Schweiz empfängt ihren Bedarf an Baumwolle (25 bis 27 Mill. Pfd.) zu über Frankreich aus Nord-Amerika und bezahlt denselben mit einem Theile ihrer Fabricate aus demselben Stoffe, der selbst als feines Garn bis nach Amerika geht.

Aber die britische Industrie hat das Heruntergehen der Preise für die rohe Baumwolle nicht blofs dem so umfangreich ausgedehnten Anbau dieses Products in den nordamerikanischen Freistaaten zu verdanken, sondern der zu gleicher Zeit mit anhaltender Ausdauer von Seiten der englisch-ostindischen Compagnie ausgeübten Sorgfalt, auf dem ostindischen Boden einen höheren Ertrag und ein besseres Product in der Baumwolle - Cultur hervorzubringen. Viele Versuche fielen seit 1790 ungünstig aus; je mehr sich die britische Herrschaft in Ostindien erweiterte, desto umfassender wurden diese Bemühungen wiederholt und später selbst amerikanische Anbauer mit grofsem Kostenaufwande zur Belebung dieser Cultur unterhalten. Dennoch war der Hindu schwer von seiner lässigen Schlaffheit im Anbau abzubringen und es wollte nicht gelingen, ihm die Behendigkeit in der Benutzung des richtigen Zeitpunkts für die Erndte anzugewöhnen. Auch das klimatische Verhältnifs stellte neben der nationalen Apathie nicht leicht überwindliche Hindernisse entgegen; selbst die besseren Sorten aus Surate und Bengalen blieben hinter der amerikanischen Baumwolle zurück, und nur langsam mehrte sich seit dem Anfange dieses Jahrhunderts die Zufuhr ostindischer Baumwolle auf den englischen Marktplätzen. Sie hatte im Jahre 1820 erst 23,125,000 Pfd. erreicht, im Jahre 1833 = 32,755,000 Pfd., im Jahre 1845 = 58,437,000 Pfd., in den letzten 5 Jahren 1851 - 1855, von denen ich officielle Nachrichten besitze, im jährlichen Durchschnitt 122,411,948 Pfd., nicht voll ein Sechstheil der englischen Einfuhr aus Nord-Amerika. Ausserdem wird die seit Mehmed Ali's eiserner Regierung in Aegypten stärker betriebene BaumwollenCultur im Nilthale, sowie die seit dem Jahre 1818 erzwungene Ausfuhr aus Aegypten auf europäische Märkte auch von den Engländern benutzt: doch erreichte diese, zusammengenommen mit der geringen Einfuhr aus Syrien, der gesammten Levante, der Türkei, Morea und den griechischen Inseln vor 1845 nicht das Quantum von 11 Millionen Pfd. Gewicht. Seit dieser Zeit ist sie indefs etwas stärker, in den letzten 5 Jahren 1851-55 im jährlichen Durchschnitt 28,601,000 Pfd., oder etwa der damaligen Einfuhr in den britischen Häfen aus NordAmerika. Noch geringer ist die britische Einfuhr der rohen Baumwolle aus Brasilien, in dem jährlichen Durchschnitt der Jahre 1851-55 = 21,996,000 Pfd. oder der damaligen Einfuhr aus Nord-Amerika; aus den britischen Besitzungen in Westindien, Guyana, der MauritiusInsel u. s. w. nur 3,798,000 Pfd. in dem fünfjährigen Durchschnitt

der Jahre 185155, d. h. T der damaligen Einfuhr aus NordAmerika.

Gehe ich nun zu der politisch-commerciellen Bedeutung dieser Industrie für Grossbritannien über, so nimmt gegenwärtig bei der Einund Ausfuhr die Baumwolle als Rohstoff bei jener, als Fabricat bei dieser, unbestritten die erste Stelle in Anspruch. In den letzten sieben Jahren (1850-56) kostete der eingeführte Rohstoff dem Lande jährlich zwischen 18 und 21 Millionen Pfd. Sterling, also zwischen 125 und 145 Millionen Thaler: dies ist der fünfte bis sechste Theil des Werthes der gesammten Einfuhr. Nur der Zucker und das gesammte Getreide mit Inbegriff des Mehls (wenn nicht Kriegs- und Nothjahre eine Ausnahme machen) können ihm zur Seite gestellt werden; dann folgt Seide mit Einschlufs der aus dem Auslande eingeführten Fabricate, nächstdem erst Thee, Holz, Wolle. Aber dasselbe Verhältnifs besteht schon seit dem Anfange dieses Jahrhunderts, und sowol in Rücksicht auf den Preis wie auf das Quantum der Einfuhr fällt regelmäfsig der fünfte bis sechste Theil des Betrages der Einfuhr auf die Baumwolle. Nach vollständiger Deckung des eigenen Bedarfs geht darauf das britische Fabricat aus Baumwolle als das allgemeinste Tauschmittel nach allen Richtungen des Handelsverkehrs und bahnt sich neue Wege, theils durch die Unterstützung der Regierung bei politischer Ueberlegenheit, theils durch die günstigen Erfolge der britischen Industrie. Wo der Markt in Europa verloren geht, wird der doppelte und dreifache Absatz in den übrigen Erdtheilen erworben, und als Napoleon, um der britischen Industrie Abbruch zu thun, das Continentalsystem auf den höchsten Gipfel getrieben, wurde diese gerade dadurch zur Alleinherrschaft über den Gewerbfleifs in Amerika, Westindien und den cultivirteren Theilen Asiens und Australiens erhoben. Das vorzüglichste Mittel dazu gewährten die mannichfachen Baumwoll-Stoffe, die in dieser Zeit bis zur Hälfte des Gesammtbetrags der ganzen britischen Ausfuhr sich emporschwangen. Die Ausfuhr dieser Stoffe stand bereits in den letzten Jahren des allgemeinen Kampfes gegen Napoleon auf mehr als 20 Mill. Pfd. Sterl. (1812-14), bei 40 Mill. Pfd. Sterl. Gesammtausfuhr. Sie blieb mit geringem Schwanken, indem nach der Wiederherstellung des Friedens nur der verminderte Absatz an Manufacturwaaren durch die Verstärkung der Ausfuhr an Twisten und den feineren Sorten sich ergänzte, bis zum Jahre 1831 auf der Höhe von 18 Mill. Pfd. Sterl. stehen, während die Gesammtausfuhr nach dem declarirten wahren Werth, nicht nach der höheren amtlichen Schätzung, bis auf 47 Mill. Pfd. Sterl. sich erhob. Dann stiegen beide wiederum gemeinschaftlich, doch die Gesammtausfuhr in höherem Grade, so dafs die letztere bald regelmässig sich dem dreifachen Werthbetrage der

Ausfuhr an Baumwolle - Waaren und Garn näherte, und auf diesem noch so überaus günstigen Standpunkte für den Absatz in diesem Zweige auch bis jetzt im Allgemeinen sich erhalten hat. Denn zwischen und des Werthes der Totalausfuhr aller britischen Fabricate und Rohproducte fallen auf die Ausfuhr der Baumwoll-Fabriken, wobei natürlich auf den Zwischenhandel der wieder ausgeführten fremden Fabricate und Rohstoffe keine Rücksicht genommen wird.

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1855

27,581,278

7,230,428

34,811,706

95,669,380

1856 28,527,789 8,065,671 36,593,460 103,092,364

Vergleichen wir die Ausfuhr dieses Artikels mit den nächstdem bedeutendsten und werthvollsten und bleiben bei runden Zahlen stehen, so kommen wir zu folgenden Uebersichtsverhältnissen:

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1852 29,870,000 10,160,000 5,370,000 11,130,000 1,370,000 840,000 1,550,000 1853 32,710,000 11,620,000 5,910,000 16,360,000 1,600,000 1,570,000 2,040,000 1854 31,640,000 10,670,000 5,060,000 13,600,000 2,120,000 1,510,000 1,690,000 1855 34,810,000 9,840,000 5,030,000 11,680,000 2,430,000 1,140,000 1,530,000 1856 36,590,000 10,150,000 5,020,000 12,160,000 2,670,000 1,060,000 1,350,000

Daraus geht ferner hervor, dass die jährliche Ausfuhr sämmtlicher genannten so wichtigen Fabricate, Halb-Fabricate und Rohstoffe in Wolle, Metallen, Leinen, Seide, Leder sammt den Kohlen noch nicht vollständig den Gesammtwerth umfasst, den die Baumwoll-Manufacturen allein für sich besitzen.

In diesen liegt aber auch vorzugsweise die Ausdehnung des britischen Handelsgebiets, so dafs gegenwärtig über zwei Drittheile der gesammten britischen Ausfuhr nach den aufser-europäischen Erdtheilen gehen und auf solche Weise noch für lange Zeit für den europäi

1) The Companion to the Alman. London 1845-58. Der letzte Jahrgang ist mir noch in diesen Tagen zugegangen, um die Zahlen für 1856 aus den officiellen Listen einrücken zu können.

schen Gewerbfleifs der Markt in Amerika, Asien, Australien und Afrika gesichert bleibt, wie er durch die Engländer vor allem seit dem Anfange dieses Jahrhunderts zuerst eröffnet ist.

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Wenn wir nach den vorangegangenen Schilderungen uns von dem gewichtvollen Einflusse dieser Industrie auf das Gemeinwohl des britischen Volkes und seine Verbindungen mit anderen Völkern überzeugt haben, so darf nicht übersehen werden, in welchem Zusammenhange sie mit der Schifffahrt, mit dem Steinkohlenbau, mit dem Strafsen- und Eisenbahnbau steht. Lassen wir durchschnittlich die Zufuhr auf grofsen Schiffen von 200 Tonnen und mit voller Fracht in Baumwolle in die englischen Häfen einlaufen, so werden für die gegenwärtige Zufuhr aus Amerika und Ostindien 2000 Schiffe mit 25,000 Seeleuten erfor dert. Etwas über die Hälfte dieser Schiffszahl und Schiffsmannschaft wird theilweise zu einer noch längeren Fahrt für die Ausfuhr der Baumwollenstoffe verbraucht. Dazu kommt der jährliche Geldumlauf des von 15 Mill. Pfd. St. in 30 Jahren (1826-56) bis auf 33 Mill. Pfd. St. gestiegenen Arbeitslohnes und Arbeitsverdienstes der Unternehmer und aller übrigen bei dieser Industrie beschäftigten Gewerbe. Schon im Jahre 1827 schätzte man nach den dem Parlamente überreichten Angaben die in den Fabriken und Maschinen angelegten Capitalien auf 75 Millionen Pfd. Sterling; sie sind gegenwärtig (1857) auf 211 Millionen Pfd. Sterling gewachsen, und auf ihre entsprechende Verzinsung ist ein grofser Theil des britischen Volkes angewiesen, indem ihr reichlicher Ersatz auf den entferntesten Handelsmärkten

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der tropischen Gegenden mit aufgesucht und vortheilhaft vermittelt wird. Diese politische Seite vermag ich hier nur anzudeuten, aber ihr Zusammenhang mit der Widerstandsfähigkeit und der nachhaltigen Neigung dazu, wie sie sich zu wiederholten Malen im britischen Volke kundgegeben, leuchtet klar ein. Das überraschende Wachsthum die ser Manufacturen in den letzten Jahren (1840-57) ist indels auch als ein neuer glänzender Erfolg des britischen Systems der Handelsfreiheit zu würdigen. Bekanntlich war es dem würdigen Verfasser des sehr geschätzten Werkes über die Preise, Thomas Tooke, vorbehalten, am 8. Mai 1820 die erste eindringliche Petition über die Handelsfreiheit einzureichen, als ein grofses Gut, welches man bald in's Werk setzen müsse, ohne auf ein gegenseitiges Zusammenwirken der übrigen Völker zu warten". Nur in annähernder Auffassung dieses Gedankens führte der Handelsminister Huskisson praktisch 1824 - 1826 seine erste Ermäfsigung der Zollsätze aus. Doch vergingen noch 20 Jahre, bis am 19. März 1845 alle Zölle abgeschafft wurden, welchen die eingeführte rohe Baumwolle bis dahin unterworfen war, wenngleich die Staatseinnahme den nicht unwesentlichen Verlust von 683,000 Pfd. St. dabei erlitt. Wiewohl dem englischen Zolltarif auch gegenwärtig noch viele Mängel ankleben, so darf man ihm doch die Anerkennung nicht versagen, dafs er am besten den Interessen der Consumenten entspricht, namentlich dem deutlich erkennbaren Vortheile der grofsen Menge, dafs er aber auch gleichzeitig den wahren Vortheil der nationalen Arbeit berücksichtigt. Durch diesen Tarif wurde auch jetzt die Einfuhr der am stärksten verbrauchten Baumwolle-Fabricate freigegeben, und gerade diese Industriezweige, welche vor der Zollreform zurückgeblieben oder doch in anhaltenden Stillstand gerathen waren, sind jetzt durch die Concurrenz kräftig angetrieben, haben billiger zu produciren und zu verkaufen gelernt, und dafür den grofsen Vortheil eines verdoppelten und vervierfachten Absatzes ge

wonnen.

Der Baumwoll - Städte und Landschaften habe ich noch als einer besonderen Erscheinung zu gedenken, die für die Culturgeschichte nicht ohne fortdauerndes Interesse bleiben wird. Schon aus der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts habe ich oben Manchester als den Hauptpunkt der Gewerbe für Baumwolle angegeben und doch war seine Bevölkerung bis zum Jahre 1771 nur auf 22,240 Einw. gewachsen: seitdem hat sie sich um das Achtzehnfache vermehrt, 1801 94,876 E., 1831 237,832 E., 1841 308,893 E., 1851) 401,321 E. Diese =

=

') Im Jahre 1851 wurde bekanntlich die letzte officielle Volkszählung in Grofsbritannien vorgenommen.

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