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hung *), und verrieth hiedurch, entweder eine durch leichte Siege über unkriegerische oder unglücklich anges führte Heere aufgeblafene Vermessenheit, worin die Beachtung der ersten Vorsichten der Kriegskunft ihm unnöthig schien, oder die tiefste Verachtung der Natios nen der österreichischen Monarchie, indem er ihnen Mans gel an Kraft oder Willen zuschrieb, dasjenige gegen Wien zu verhindern, was mitten in der Anarchie des 1792sten Jahrs die Franzosen von Paris abzuhalten wußte:

Dieser Hohn des Feindes konnte sich nur auf zweyerley irrige Vorstellungen gründen: nämlich, auf das Vorurtheil, daß die Streitkräfte dieser Monarchië gefallen oder anderwärts beschäftiget wåren, die zus rückgebliebenen Bürger und Landleute aber weder das Ehrgefühl noch den Verstand und das Herz hätten, durch Benutzung der ihnen am besten bekannten Lagen thres eigenen Landes und durch vereinigte Verwens bung all ihres Vermögens an Leib und Gut ihn der Tollkühnheit zu überzeugen. Oder zählte er darauf, daß Partheygeist, Neid und Mißmuth, welche in allen Ländern und Verfassungen unvermeidlich sind, ihre Allgewalt auch in solchen Zeiten behaupten würden, wo alle einzelen Leidenschaften vor dem Ruf des ges fahrlaufenden Vaterlandes verstummen?

* Appui.

4. Müller's Werke. XVIII.

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Beydes ist so grundlos, als für alle Einwohner und Bürger der österreichischen Monarchie beleidigend.

Die Armeen Sr. Majestät find weder vernichtet noch unheilbar geschwächt. Sie stehen noch, jene Schaaren, welche vor wenigen Monaten Jourdan fast schneller durch das Reich hinaus verfolgten, als ein unaufgehaltener Fußgänger den Weg zurückzulegen gewußt hatte, und welche Moreau aus Ländern, die sich seinem Willen schon ganz gefügt hatten, unwiders stehlich verdrängten. Dem italianischen Heer ist etwas begegnet, wovon alle Schulknaben aus der alt römis schen Geschichte eine Menge Beyspiele wissen: oft hatte eine Kette unglücklicher Fügungen die Zuversicht der Schaaren auf so lang gedämpft, bis ein rettender Scipio durch neue Organisirung, durch Vereinigung mit frischen siegsgewohnten Völkern, durch Rückerinnes rung an Rom und vorige Lorbeeren, und durch den Enthusiasmus seiner Gegenwart sie zu ihrem Selbstge= fühl zurückrief, und bald dem Feind empfinden ließ, was derselbe kurz zuvor seiner Vaterstadt gedrohet hatte.

Der Scipio fehlt uns nicht. An Jugend, Geist und Ruhm erkennen wir in dem Bruder unsers Kais fers den wiederauflebenden Retter des weltbeherrschenden Roms. Wird er an uns auch die alten Römer finden!

Es ist euere Sache, Männer der österreichischen

Monarchie, diese Frage zu beantworten. Euer Dank gefühl, Bürger von Wien, sah er vor wenigen Wos chen. Es ist jetzt an euch, durch thätige Theilnehs mung zu beweisen, daß ihr seiner würdig seyd. Er würde euer Lob verschmähen, wenn ihr nicht selbst euch lobenswerth zeigtet.

Der Erzherzog hat eine starke Abtheilung des Heers, mit dem er oft gesieget, an sich gezogen: damit steht er wider einen Feind, welcher das nicht erwartete, und welcher oft gefiegt haben mag, aber nie über ihn, wenn er so gut unterstüßt war.

Die biederen Tiroler, Vertheidiger der Vorburg unserer Monarchie, haben auch jetzt dieser ausgezeiche neten Rolle gemäß gehandelt, und in dieser lang un erhörten Zeit ihre thatenvolle Landeschronik mit ers neuertem Ruhme geschmücket. Von allen Ufern der Donau und der Theiß bewegen sich die insurgirenden Edlen des Königreichs Ungarn. Wien will den Lands leuten nicht nachstehen *). Der Niederösterreicher fühlt sich als die Leibwache des in seiner Mitte throa henden obersten Monarchen. Oberösterreichs herrliche Mannschaft strömt von dem ganzen Gebirge auf den Zag entscheidender Schlachten mit angestammtent Mus the zusammen. Jeht eilt Bdheim, dem vorjährigen Retter seine Triumphe zu volleuden. Es drängen sich *) Von dem edeln Benehmen der Einwohner Wiens wird in eigenen Blättern mehr gesagt werden.

beyde Galizien zu dem ersten Range der Lapferkeit in den Linien ihrer neuen Mitbürger.

Der Augenblick unwillkührlichen Erstaunens ist vor, über. Man wagt zu sehen, und man sieht, daß das Waffengeraffel der feindlichen Schaaren viel gespensters mäßiges hatte: die Poltergeister werden bey dem Ans nåhern immer weniger furchtbar, schwinden zusammen, und sind bald nicht mehr zu sehen. Man wagt zu hdren, und man hört den Kaiser unerschrocken, den Erzs herzog mit jener Heldenstimme; und alle Männer von Geistesgegenwart beharrlich, Friede auf der Bahn des Sieges und der Ehre versprechen. Man wagt zu übers legen, und es findet sich, daß der Friede auf diesem Wege allein möglich ist; darum, weil ein auf Kosten der Ehre erkaufter Friede unsicher, und eben deswegen kein Friede seyn würde. Denn, Friede, wie Freund, schaft, sett Achtung voraus; und wie könnte eine Nas tion auf Achtung Anspruch machen, welche den Ruhi ihrer bisherigen Größe und Selbstständigkeit einem durch Furcht vergrößerten Haufen durch einen kühnen Führer zusammengezwungener Leute preis gåbe!

Wenn dem also ist (und wer vermag das Gegen theil auch nur zu denken!) so freuen wir uns des Anlasses, der nicht besser seyn könnte, um durch die Vers nichtung (sehr mögliche Vernichtung) des Heerhaufens und des Mannes, der uns trußte, dem Nationalruhm in unserm eigenen Lande ein ewiges Denkmal zu ers

richten. Männer von Desterreich! An euch ist es, Europa den Frieden zu geben. Der Verwirrer des weichen Südens ist in euere nèrvichten Arme gefallen. Geht er unter, und bleibt von seinem Heere ein Bein haus das einige Denkmal, dann, zweifelt nicht, dann werden die Gewalthaber Frankreichs euch mit Achtung den Olivenkranz reichen, unverwelklich, wie die Erins nerung dieser That.

Die göttliche Vorsehung, welche unsere Monarchie aus hundert Nöthen durch Wunder gerettet, die durch Anstrengung erzeugt, und durch weise Feldherren bes nukt wurden, wie konnte sie gegen das Ende dieses ermüdenden Krieges eine günstigere Verbindung der Umstände herbeyführen, um ihn schnell, und nicht nur für das Heer, sondern für die ganze Nation ruhmvoll zu endigen. Jezt hångt unser und Europens Schicksal von der unermüdeten Anstrengung höchstens eines Mo nates ab, wenn die volle Kraft der österreichischen Monarchie, auf einmal erhoben, von allen Seiten, wie die Wellen des rothen Meeres, auf den eitlen Pha-` rao zusammenstürzen will, ohne daß er zurückziehen könne.

Wohin wollte er sich zurückziehen? Wo wollte er neue Kräfte sammeln? Bey den revolutionirenden Städten der Terra Ferma von Venedig? Der Arm des Landmanns hat ihren unsinnigeu Dünkel gebroş chen, Bey den Mailändern? Sie verwünschen ihn,

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