Imatges de pàgina
PDF
EPUB
[merged small][merged small][graphic][subsumed][subsumed]

Abbild. 33. Durchbruchstal des Llobregat bei La Puda.

Die grofsen Durchbruchsflüsse.

[ocr errors]

Als Wasserscheiden sind die Gebirgszüge Cataloniens von sehr untergeordneter Bedeutung. Die grofsen Flusssysteme der Besós, Llobregat, Gayá, Francoli und Ebro - besitzen einen untereinander parallelen, im ganzen meridional gerichteten Lauf. Nur der Ter bildet. eine Ausnahme, aber sie ist nur scheinbar. Nach einem nord-südlichen Laufe biegt er bei Manlleu plötzlich nach Osten, um das westliche Gebirgsland der Provinz Gerona zu durchbrechen. Es wird sich aber zeigen, dass wir das Laufstück bis Manlleu nur als den Oberlauf des Besós zu betrachten haben. Bis zum Ende der Oligocänzeit, bis zu der Zeit, in der Catalonien durch gewaltige Verwerfungen zerstückt wurde, verfolgten die Entwässerungsadern so ziemlich die entgegengesetzte Richtung; heute müssen die Flüsse sämtlich die catalonischen Gebirge in Durchbruchstälern queren, da die Quellen der Flüsse teils in den Hochebenen des Innern, teils in den Pyrenäen oder, wie beim Ebro, sogar im Norden von Spanien gelegen sind. Wir haben also hier einen Fall vor uns, wo seit der Tertiärzeit eine völlige Umkehr der gesamten hydrographischen Verhältnisse eingetreten ist: die ehemalige konsequente Anordnung ist in eine Schar von Durchbruchsflüssen verwandelt worden').

Der Llobregat.

Der Llobregat entspringt in den Pyrenäen, in der Sierra del Cadi, die in ihrem höchsten Punkte sich bis zu einer Meereshöhe von über 2500 m erhebt. In streng meridionalem Laufe durchzieht er die innere Hochebene, um kurz unterhalb von Manresa, zu den Füfsen des Montserrat, in die innere Gebirgskette einzubrechen. Das Durchbruchtal ist aufserordentlich eng und steilwandig, ganz jugendlichen Charakters (Abbild. 33). Ältere Talböden lassen sich nicht erkennen, mit Ausnahme einer diluvialen Terrasse in etwa 40 m Höhe über dem Flusse, von der in der Nähe des Schwefelbades La Puda und kurz vor dem Austritt des Flusses deutliche Reste erhalten sind. Sobald aber der Flufs das Gebirge verlassen hat und in das Längstal eingetreten ist, begleitet ihn diese Diluvialterrasse mit steilem Abbruch auf seinem ganzen Laufe bis Martorell. Unterhalb von dieser Ortschaft bricht der Llobregat

1) Auch im Schweizer Jura z. B. hat das Entwässerungssystem seit dem Miocän eine gänzliche Umkehrung erfahren. Machaček, Der Schweizer Jura. Pet. Mitt. Erg. H. No. 150, 1905, S. 85.

durch das Küstengebirge, ebenfalls in einem engen Cañon. Hier ist aber ein höheres, etwa 100 m über dem Flusse gelegenes, älteres Talniveau noch gut zu erkennen, die steile Böschung geht plötzlich in die sanften Formen der alten Rumpffläche über. In scharfem Knick wendet sich der Flufs nun zunächst nach Osten und erreicht dann nach kurzem nordsüdlichem Laufe bei Barcelona das Meer.

Als im Beginne des Miocäns die Sierra del Cadi in einer zum allgemeinen Streichen der Pyrenäen schiefen Richtung emporgefaltet wurde '), musste sich ein Abfluss bilden, der einen meridionalen Lauf besafs, der heutige Llobregat. Kein Hindernis stellte sich ihm entgegen, er durchflofs das oligocäne Becken und die oligocäne Rumpffläche und ergofs sich schliesslich in den miocänen Meeresarm, der in das Panadés eingedrungen war. Mit dem Rückzug dieses Meeres erfolgte gleichzeitig die Hebung der inneren Gebirgskette; sie geschah jedoch so langsam, dass es dem Llobregat gelang, sein ursprüngliches Bett auch gegen die Neigung beizubehalten: unbekümmert setzt er seinen Weg fort, wenn auch die Schollenrichtung seinem Laufe widerspricht. Anderen Flüssen ist dies nicht geglückt, wie z. B. seinem jetzigen grofsen rechtsseitigen Nebenflusse, dem Cardoner, oder dem von Osten kommenden Rio Gavarrese; sie wurden durch die Hebung zur Seite abgelenkt und dem Hauptflufs auf diese Weise tributär). Warum dann aber der Llobregat nicht dem sich zurückziehenden Meere gefolgt ist, sondern seine einmal eingeschlagene Laufrichtung innehielt, ist nicht recht klar; vielleicht wurde er durch die Schuttmassen, die von den sich hebenden Gebirgen herabkamen, vom Meere abgedrängt. Dafs er aber bereits im Miocän das ganze Tal von Martorell abwärts ausgebildet haben muss, beweist uns die Form dieses Talstückes 3). Wir finden zwar hier Ablagerungen des pliocänen Meeres, aber die fjordartige Gestalt des Tales kann nicht durch das Meer, sondern mufs durch den Flufs geschaffen worden sein.

Das jugendliche Gepräge, dafs der Flufs in seiner Gesamtheit heute zur Schau trägt, ist einer in der letzten geologischen Vergangenheit erfolgten Hebung ganz Cataloniens zuzuschreiben. Überall an der Küste Cataloniens kommen marine Bildungen des mittleren Pliocäns in horizontaler Lagerung vor, oftmals in bedeutender Höhe. Hier

1) In der Sierra del Cadi liegen die oligocänen Konglomerate nicht mehr horizontal, sondern sind mitgefaltet worden.

2) S. die in dieser Hinsicht sehr lehrreiche Darstellung von Talquerschnitten bei Brückner, Die feste Erdrinde und ihre Formen. 1897, S. 234 3) Almera sieht in diesem Talstück ein Spaltental (12, S. 304).

wie im Süden Frankreichs griff das pliocäne Meer in der Form von Golfen und Fjorden in das Land ein (Almera 12; 20)'). Im Unterlauf des Llobregat gehen diese pliocänen Schichten bis Castellbisbal hinauf, also bis zum Austritt des Flusses aus dem Küstengebirge; der höchste Punkt, an dem sie bisher gefunden wurden, liegt bei Papiol, wo sie eine Höhe von 110 m erreichen2). Seit dem Pliocän hat Catalonien eine Hebung um mindestens 100 m erfahren. Oberhalb von Castellbisbal hat damals die Mündung des Llobregat gelegen, die Formen des Tales, das ihn in miocäner Zeit beherbergte, sind jedoch noch heute erhalten. Wann diese jüngste Hebung eingesetzt hat, lässt sich schwer entscheiden. Sie wird aller Wahrscheinlichkeit bis an die Schwelle der Gegenwart fortgedauert haben, von einigen Ruhepausen, in denen die grofsen Schottermassen abgelagert wurden, unterbrochen. Die postdiluviale Hebung um etwa 40 m, deren wichtige Rolle bei den anderen grofsen Durchbruchsflüssen wir noch kennen lernen werden, hat auch den Oberlauf des Flusses in der Weise beeinflufst, dafs die MäanderBildungen vor dem Durchbruch durch das innere Gebirge als eingesenkte Mäander erscheinen 3).

Ter und Besós.

Ein Beispiel einer sehr wechselvollen Flufsgeschichte treffen wir im Osten des Llobregat. Unter genau denselben Bedingungen und zu gleicher Zeit wie dieser entstand im Osten ein zweiter gröfserer Abdachungsflufs der Pyrenäen, der aber später durch tektonische Bewegungen in zwei Teile geteilt wurde: den Ter und den Besós.

Der Ter nimmt seinen Ursprung in den östlich von der Sierra de Cadi gelegenen, bis 2700 m Höhe hinaufgehenden südlichen Vorketten der Pyrenäen und folgt wie der Llobregat einer nordsüdlichen Richtung bis Manlleu. Hier biegt er plötzlich scharf nach Osten um und fliefst in einer engen, windungsreichen Schlucht der Ebene des Ampurdan zu. Genau im Süden der Umschwenkungs

1) Eine Kartenskizze, welche die Ausdehnung des marinen Pliocäns an den Mündungsgebieten des Llobregat und Besús zur Darstellung bringt, findet man bei Almera (17, S. 757).

2) Bei Valencia liegt marines Pliocän in ungestörter Lagerung in Höhen von über 500 m (Fischer, 61, S. 533).

3) Über die Frage, ob die Küste Cataloniens jetzt stabil ist oder nicht, liegen noch keine genaueren Beobachtungen vor; Almera glaubt, dafs die Küste im Osten Barcelonas sich senkt, während sie sich im Westen heben soll (12, S. 316).

« AnteriorContinua »