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Illustrirte Deutsche Monatshefte.

Nro. 49. October 1860.

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Erstes Capitel.

An einem schönen warmen Junitage des Jahres 1785 ging durch den tiefen Wiesen grund des Siebengebirges, der sich von Königswinter nach dem Delberge zieht, ein hochge: wachsener schlanker junger Mann in jener Kleidung der damaligen Zeit, welche den Studenten oder Musenjünger erkennen ließ. Auf seinem Haupte trug er ein dreieckiges Hütlein, hinten im Naden baumelte der gebräuchliche Zopf, ein brauner Rock mit auf stehendem Kragen, kurze gelbliche Hosen, far bige Strümpfe und Schuhe mit Schnallen bildeten den Anzug. Darüber hinaus aber hatte er sich mit einer Botanisirbüchse be lastet, welche an einem grünen Bande um die Schulter hing. Auch war er mit einem Schmetterlingsneße und mit einer Insectens dose so wie mit einem Fläschchen voll Spiritus versehen. Diese Gegenstände schien er öfter zu gebrauchen, denn er bückte sich bald an den Boden, den er nach allen Richtungen mit scharfen Augen beschauend durch schritt, um eine Pflanze zu pflücken, die er sofort in dem Blechkasten barg, bald haschte er einen sich am saftigen Grün der Sträucher oder auf einer süßen Honigblume wiegenden Schmetterling, den er mit der Nadel spießte

Monatsbef:e. Bd. IX Nro. 49. October 1860.

und in der Dose aufsteckte, bald fing er einen Käfer, dem er in dem Fläschchen den Tod gab, um ihn später seiner Sammlung einzuverleiben. Man sah sofort, daß der junge Mann der Naturforschung ergeben war.

So emsig der Student nun auch seinen Beschäftigungen oblag, und so bedachtsam und vorsichtig er jedem neuen Gegenstand, der ihm in die Hände fiel, seine Aufmerk samkeit zuwendete, so gewahrte man doch, daß er nicht bloß ein Auge fur die besondern Dinge hatte, die er eben einsammelte. Sein Geist schien auch den allgemeinen Schönheiten der ihn umgebenden Natur geöffnet, denn er stand nicht selten in den Anblick des herrlichen Laubwaldes versenkt, der sich von den beiderseitigen Bergwänden bis an den Rand der Wiesen erstreckte, durch die sich sein Weg hinschlängelte, und er hielt nicht selten an einer Windung des Pfades, wo sich ihm eine neue Aussicht in die junge frische Ueppigkeit der herrlichen Waldnatur erschloß, die damals noch unangetasteter in diesem herrlichen Gebirge prangte und lachte, wie heute, wo man den hohen Forst der Halden fast ganz und gar vernichtet hat. In seinen kleinen klugen Forscheraugen blizte mitunter eine helle Freude, die sich alsdann auch den lang=

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gezogenen Zügen mittheilte, welche sich be, ten einen bessern Schuß als die Eichen und sonders durch eine gebogene Nase und einen Buchen des Waldes, an denen der Bliz scharfen Mund auszeichneten, wenn er seit sogar zuweilen vorzugsweise gern herabzünwärts am Wege das volle Lied der Nach gelt. Deßhalb zögerte er denn auch nicht tigall klingen hörte und wenn er auf einem lange, sondern schritt weitausholend mit den neu sich erschließenden Plane ein Rudel langen Beinen gegen die Bergspize an, indem Hirsche oder Rehe, die ihn erblickt hatten, er ohne den kleinen Fußsteig inne zu halten im Forst verschwinden sah. Es wurde alsdann quer durch das Gestrüpp und über das Geklar, daß ihm nebenbei die poetische Auffassung rölle, das nicht selten unter dem flüchtigen der Natur nicht mangelte. Drängte ihn auch Fuße wich, zum Gipfel eilte. Je höher er sein Fach, manches Thier zu tödten und stieg, desto heftiger wehte der Wind, der in manche Pflanze zu vernichten, so geschah es einen Orcan umschlug, Gesträuch und Gestrüpp doch nicht in blindem Uebermuth, sondern peitschte und zischende und heulende Stimmen im Dienste der Wissenschaft. erschallen ließ. Nun fing es auch in der Ferne an zu donnern. Ein dichter Nebel zog heran und hüllte eine graue Decke um die Ferne! Selbst die näheren Gegenstände fingen an sich zu verdunkeln. Der junge Wanderer war unterdeß der Spiße des Berges immer näher gekommen; dort suchte er nach einem ihm schon von frühern Besuchen bekannten Felsen, den er auch unweit des Gipfels erreichte und hinter dessen schüßender Wand er den gewünschten Zufluchtsort fand.

Die Wanderung des jungen Mannes hatte schon mehrere Stunden mit kurzen Unterbrechungen gedauert, in denen er am Saum des kleinen Bächleins oder auf einem Rasenplage ausruhte und mit seinem botanischen Handbuche die gesammelten Pflanzen zu be stimmen suchte, als sich der anstrebende stei nige Kegel des Delberges vor ihm erhob. Diese mächtige Kuppe zu ersteigen, welche stolz über alle Höhenzüge des Mittelrheines empor ragt und einen unendlichen Blick in die umliegenden Lande gestattet, lag allerdings in der Absicht des Studenten. Er bemerkte indeß eine plößliche Veränderung in der Luft. Der Wind war aus dem Osten in den Westen übergesprungen. Die Sonne, welche hell und leuchtend in den duftigen Glanz des Morgens geschienen und die Blumen zur Blüthe und die Vögel zum Singen gelockt hatte, barg sich mit einem Male in den Wolken. Die blaue duftige Färbung der Landschaft ging in eine graue Stimmung über. Das Grün verlor seinen Glanz, die Falter, die auf allen Blumen hingen, suchten Schuß in Laub und Kraut, und die tausendstimmigen Lieder der Waldfänger verstummten. Und da sich nun auch der Wind erhob und immer dichtere und geballtere Wolfen herantrieb, so daß ein Gewitter zu fürchten war, blieb der Student gewissermaßen stußig stehen, sah sich nach allen Seiten um und schien zu über legen, ob er von dem Vorsaße, den Berg zu erklettern, nicht ablassen sollte.

So drohend sich das Wetter indeß auch anließ, so war doch bald ein Entschluß ge faßt; brach der Regen los, so mußte er sich bei der Entfernung aller menschlichen Woh nungen in das unvermeidliche Loos, einmal gehörig naß zu werden, fügen. Die oben an der Kuppe des Delberges hervortretenden Felsen boten ihm in ihren Rißen und Spal

Kaum aber hatte er sich dort niedergekauert, als das Wetter in der vollsten Wucht zum Ausbruch kam. Wenn auch die Wuth des Windes, der von den Wolken gedrängt ihnen vorangegangen war, sich einigermaßen legte, so machten sich jezt die Wolken selbst in höchst unangenehmer Weise mit ihrem feuch ten nassen Inhalt geltend. In mächtigen vollen Tropfen quoll der Regen aus der Höhe, dabei zitterte es so unaufhörlich von Bligen, daß die Luft sich wie in einem Zustande von ununterbrochenen Zuckungen befand, die von den Schreckenslauten eines unaufhörlichen Donners begleitet wurden. Der Student hatte das Gefühl, als befinde er sich mitten im Bereich der Blize, die herüberund hinüberschießend und dröhnend hier um den Gipfel des Berges ihr grauenerregendes Spiel trieben. Es war ihm in dieser verlorenen Einsamkeit recht unheimlich und grausig zu Muthe. Er hatte manches schlimme Wetter aus dem sichern Hause und hinter geschlossenen Fenstern im Kreise verwandter und befreundeter Menschen angeschaut, ohne jemals ein Gefühl von Angst oder Furcht zu haben. Hier aber, wo er sich ein einzelner Mensch, abgeschieden von allen lebenden Wesen in den Streit der Elemente verseßt sah, ging ihm der Athem schneller und flopste ihm das Herz heftiger.

Eben hatte sich wieder ein gewaltiger

Auf den verhältnißmäßig breiten Schultern saß ein starker Kopf, dessen dunkles dichtes und nach allen Seiten kühn aufstehendes Haar ihm einen ganz besondern Charakter verlieh. Bei näherer Prüfung erschienen aber auch die Züge des Gesichtes höchst interessant. Wenn die etwas breite Nase hinderlich war, um eine feine Schönheit entfalten zu lassen, so imponirte doch die breite Stirn, die mächtig unter dem Haare hervorquoll, nicht weniger wie die von seltenem Feuer leuchtenden Augen, die bald wunderbar aufblißten und dann wieder wie in stiller Träumerei in die eigne Seele zu schauen schienen. Auch um die troßig aufgeworfenen Lippen zuckte ein wechselndes Leben.

Schlag entladen, dessen Echo in den um ein höchst ungewöhnliches Aeußere auszeichnete. liegenden Schluchten mächtig und langsam Die Gestalt war fest und gedrungen und verrollte. Da dünkte dem jungen Mann, als zeigte einen vorzugsweise starken Knochenhöre er von der Höhe des Berges eine bau. Stimme in ein lautes Bravo, Bravissimo aus: brechen. Er schaute über sich nach dem Gipfel und sah dort eine kurze gedrungene männ liche Gestalt, deren lange dunkle Haare so wie Kleider alle weit im Sturme dahinflat terten. Der wilden ihn anprallenden Gewalten des Wetters schien der seltsame Mensch nicht zu achten, es schien dem Studenten im Gegentheil, daß der Bravorufer sich sehr wohl fühlen müsse, denn er bewegte sich oben auf seinem einsamen Standpunkte hin und her, schüttelte sich wie vor innerer Wonne und warf seine Arme oft wie im Uebermuth in die Luft. Oder wollte er mit der jest regelmäßig hin und herfahrenden Hand, die einen Stock führte, den Tact zu dieser musikalischen Aufführung des Himmels schlagen? Es hatte in der That den Anschein, denn er rief jezt plößlich: „Nun ein Allegro!" Ein Bliß folgte und ein in ab: gebrochenem Gefnatter tönender Donner schloß sich an. „Adagio maestoso“ klang es von Neuem. Und wirklich folgte ein gleich mäßig lang dahin grollender Donner. Pres tissimo furioso!" schrie dann der Wetterdirector, und grade als ob der Himmel sich nach seinen Forderungen richte, erdröhnte jest wieder ein Gemisch von Blißen und Schlägen, die einem wilden symphonischen Sage entsprachen, wo eine Stimme die andere und ein Instrument das andere zu übertoben sucht. Dem Studenten grauste es vor dem geheimnißvollen Wetterbesprecher, der ihm im Licht der lezten Blize gleichsam Feuer auszu sprühen schien.

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Seltsamer Weise klärte sich jezt die obere Schicht der Luft ganz plöglich. Der Himmel über ihm wurde blau, und die Spize des Berges hob sich wie eine Felseninsel aus dem Meer der Wolken, die zu seinen Füßen das gange Gebirge bedeckten. Der Student sah nunmehr die Gestalt oben auf dem Berge, die sich ruhig niederseßte, in klarem Lichte, und rief in lautem Staunen aus: „Der tolle Junge!"

Dann stieg er den Gipfel empor und sprach: Furioso, tolles Kind, Ludwig, was machst Du für Zeug?"

Diese Worte wurden an einen Burschen gerichtet, der dem Alter nach zwischen dem Knaben und Jüngling stand und sich durch

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Du spielst wieder einmal den Furioso," meinte der Student nähertretend, denn der Knabe hatte ihm bis jezt nicht geantwortet, sondern schaute tiefversunken dem abziehenden Gewitter nach.

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Das war einmal eine Symphonie aus dem Herzen Gottes," rief er dann aufspringend. So etwas kann doch weder Haidn noch Mozart machen. Sie sind schön, reizend, anmuthig, neckisch in ihren Schöpfungen. Aber ich meine, es fehlt ihnen die Leidenschaft, die durch Welt und Menschen tobt und die noch irgend Einer, ohne sich an das Wort des Dichters anzulehnen, in selbständigen Tönen erschließen muß."

"Du gehst, wie es scheint, mit sehr himmelssstürmenden Plänen um," sprach der Student.

In der Einsamkeit fahren Einem allerlei Gedanken durch das Hirn," antwortete der Junge. Gott, welche Einsamkeit!"

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Und beide Hände ausstreckend, zeigte er mit starren Augen um sich.

Es war in der That ein eigenthümlicher Moment, den die beiden jungen Leute er lebten. Der Gipfel des Berges, der nun im hellsten Sonnenschein lag, war das einzige Stück Erde weit und breit. Fast schien er eine verlorene Klippe im weiten Ocean oder ein steinernes Schiff, das durch die Luft fliegt. Die übrigen Kuppen des Gebirgs, die Waldthäler, die fernen weiten Ebenen, wo waren sie geblieben? Das Auge traf fernhin nur auf schwere graue Nebelmassen. Welt und Menschen waren weit, weit weg.

In solcher Einsamkeit ließe sich ein Werk

zu Stande bringen!" murmelte der Knabe vor sich hin.

„Ich lobe mir den Zusammenhang mit der Erde und ihren Bewohnern," antwortete der lange Jüngling, sieh da, Gott Lob, Land, Land!"

Er zeigte nach der Gegend des Rheines hin, wo sich die Wolken vom Winde getragen zuweilen öffneten und solche Lücken ließen, daß man hier und dort ein Stück der untenliegenden Landschaften erblicken konnte. Es waren rasch wechselnde Bilder, die wie im Kaleidoskop kamen und ver: schwanden. Bald war es ein Berg, bald ein Stück Wald und Feld, bald ein Dorf oder eine Burg, die sich flüchtig dem Blicke bot, um sofort wieder einer andern Ansicht Plaz zu machen.

„So ist's auch schön, wenn man nur wie durch ein Fenster auf die Erde schaut," sprach der Junge wie in Träume versinkend. Aber es war bald aus mit der geliebten Einsamkeit. Ein frischer Hauch wehte immer lustiger in die Nebelmassen und zerrte zunächst den Gebirgshäuptern die grauen Müzen von den Häuptern, auch die Thäler fingen an, sich zu hellen, die Landschaft im Osten strahlte bald im lichten Sonnenschein, während das Wetter immer weiter im Westen verschwand. Nur noch in einzelnen Schluchten des Gebirges frochen lange schlangenartige Gewölke fort, die aber auch in kleinen Flocken verdampften, so daß die Luft allerwärts ihre frühere Klarheit und die Landschaft allerwärts ihren frühern Reiz wieder gewann. Wie prächtig war dies Gebirge mit seinen Kuppen und Thälern, auf die sie von ihrer Höhe herabschauten, während sich darüber hinaus die glänzendsten Fernsichten boten!

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Unpraktisches Kind," rief der Student. Zugleich aber holte er aus einer Abtheilung seiner Botanisirbüchse eine kleine Flasche Wein und ein Stück Brot. Beides reichte er dem Knaben.

Die jungen Leute wechselten noch hin und | lächelnd. wieder ein Wort über die Naturerscheinungen. Der Student betrachtete die Landschaft wiederum mit den Augen des Forschers, der Alles, was sich seinen Sinnen bietet, sorgsam zer gliedert. Die Bemerkungen des Knaben ließen auf eine allgemeine poetische Auffassung schließen.

„Aber wie kommst Du nur hierher, Ludwig?" fragte der Student, der die Rede auf andere Dinge bringen wollte.

„Weiß ich's?“ antwortete der Knabe. „Als ich diesen Morgen aufwachte, lachte die Sonne so hell in's Zimmer. Ich sprang auf, warf mich in die Kleider und lief an den Rhein. Es trieb mich hinaus."

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Da iß und trink," fuhr er fort, aber zugleich laß uns gehen, damit Dir die nassen Kleider keinen Schaden thun. Denk an Deine Mutter, deren Troft und Hoffnung Du bist."

Dieses Wort wirkte wie ein Zauber auf den Knaben. Er nahm den Wein und das Brot, sezte sich in rasche Bewegung den Berg hinunter und genoß im Gehen, indem er mit vollen Backen kaute und in langen Zügen schlürfte.

Es scheint denn doch, daß auch die Him: melsstürmer, die es stets zu den höchsten Höhen treibt, nicht ohne irdische Nahrung fertig werden," rief ihm der Gefährte mit gutmüthigem Spott zu.

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Glaube nicht, daß ich mich überheben will," entgegnete der Knabe, der sich von Moment zu Moment behaglicher fand und nun auf dem steilen Weg neben dem Studenten hinschritt. Es ist nun einmal meine Natur, so und nicht anders zu fühlen und zu denken. Wer kann gegen seine Natur an? Diese Natur macht mich nicht einmal glücklich. Wie viel besser hast Du es? Du gehst den Weg der Wissenschaft, der ein klarer und ficherer Weg ist. Dir steht ein bestimmtes Ziel in greifbaren Dingen vor Augen. Wo ist mein Ziel? Ich ahn' es, aber ich sehe es nicht. Ach, die Kunst, sie thut so wohl und sie thut so weh."

Ich verkenne die Schwierigkeiten eines künstlerischen Daseins nicht," entgegnete der Student, aber ein höchster Mann der Kunst | steht auch vermöge seiner aus dem Geist entspringenden Schöpfungskraft höher, als ein höchster Mann der Wissenschaft."

‚Wer auf einen solchen Gipfel gelangte !" rief Ludwig. „Werde ich es trop alles meines Strebens dahin bringen? Denke doch nur an die äußeren Verhältnisse. In meinem väterlichen Hause hat die Armuth ihren Siz aufgeschlagen."

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rief der Student. Man muß die Welt nehmen, wie sie ist, und in sich selbst erstreben, was die Seele zu leisten vermag. Aber genug davon. Sieh, dort im Thale liegt die Abtei Heisterbach. Wir wollen den Mönchen einen Besuch abstatten. Sie haben immer einen guten Imbiß und eine leckere Flasche für ein Paar fahrende Schüler.“

Das Gespräch erhielt eine andere Wendung. Der Student erzählte dem jungen Musiker nunmehr die Geschichte des alten Klosters, in sofern sie ihm bekannt war. Seine Kunden aber lauteten dahin, daß ein Ritter, Namens Walter, sich im Anfange des zwölften Jahrhunderts als Einsiedler auf dem Stromberge niedergelassen habe. Der selbe rodete den Wald auf dem Gipfel, baute eine Zelle und Capelle und zog noch mehrere Brüder an. Das beginnende Kloster wurde dem heiligen Petrus geweiht. So erhielt der Berg auch den Namen Petersberg. Aber die Mönche wanderten später nach Reußrath in das Sülzthal, und der Cölner Erzbischof Philipp von Heinsberg zog nunmehr Cisterzienser an die verlassene Stätte. Diese Cisterzienser waren wie ihr ganzer Orden kluge Männer, die nicht allein beteten und fasteten, sondern auch die Arbeit suchten und, wo sie eine Niederlassung gründeten, das Land bebauten, und Feld, Weinberg und Wald pflegten. So gefiel es ihnen denn auf dem hohen, kalten, steinigen und wasserarmen

„Ich bin auch nur der Sohn einfacher Bür Berggipfel nicht und ihr Abt, der Hergersleute,“ tröstete der Student.

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Aber die Wissenschaft führt Dich gleich in die ersten und angesehensten Lebensfreise, sprach der Junge. Die Bildung öffnet alle Thüren und Thore. Wie steht es aber mit uns? Man betrachtet mich als ein Musikantenkind. Musikanten und Vagabun den sind im Sinne der Welt fast einerlei. Wie oft bin ich als solcher behandelt worden! Das hat mich scheu und blöde gemacht. Ich fürchte mich beinahe, mit gebildeten Leuten zusammenzukommen, denn es regt sich sofort bei mir das Mißtrauen, daß sie mich doch nur für einen armen Schlucker ansehen, den fie aus Mitleiden gelten lassen. Auch meine ich immer, daß die Leute, die mein Clavierspiel bewundern, weniger einem bewußten Kunstgefühl als dem Staunen über die Ueberwindung technischer Schwierigkeiten, also dem rein Aeußerlichen der Kunst folgen."

Solche altflugen Grübeleien passen durch aus nicht für einen Kindskopf wie Du bist,"

mann hieß, erbat sich von seinem Kirchenfürsten die Erlaubniß, in das Thal von Heisterbach hinunterzuziehen. Dies geschah im Jahre 1191. Dort begann, umgeben von den Bergwänden des sogenannten Heisterbacher Mantels, sich ein neues Leben in dem Grunde zu entfalten, welches im Laufe der Jahrhunderte die schöne und reiche Abtei hervorgebracht hat. Aber auch die Wissenschaften wurden in diesem reizenden weltverborgenen Thale gepflegt. Es hat hier sogar einer der berühmtesten Schriftsteller des Mittelalters gelebt und manche Bücher verfaßt. Sein Name ist Cäsarius von Heisterbach. Derselbe war um 1180 in Cöln geboren und wurde, da er keine starke Gesundheit hatte, dem geistlichen Stande bestimmt, weshalb er im Andreasstifte seine Studien begann und später in die Einsamkeit des Siebengebirges ging. Eeine Werke sind lateinisch geschrieben und enthalten außer manchen ernsten religiösen Schristen viele furz

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