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pfandlisten u. dgl. besessen zu haben, die sich in der antiqua cista librorum und in der cista rotulorum befanden und jetzt der bibliothek einverleibt wurden 1). Leider ist das zu gebote stehende material über die einrichtungen dieser bibliothek sehr lückenhaft und man weiß nicht, ob bücher verliehen wurden oder nur im solarium benutzt werden durften 2). Anstey meint, sie seien gegen pfänder entlehnt worden, ehe ein bibliothekar besoldet wurde 3). Von da an wurden sie angekettet, dadurch war ja jedenfalls das entlehnen erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht. Höchstens hätten die doubletten gegen pfänder ausgegeben werden können, worauf die anfertigung einer neuen truhe zur bücheraufbewahrung hindeutet. Wozu wäre diese sonst nötig gewesen, das verzeichnis hätte ja auch in eine der andern truhen mit hineingelegt werden können.

Das statut von 1367 wurde 1412 etwas geändert. Der gehalt des bibliothekars wurde auf 100's erhöht, die aus der abgabe auf brot und wein, welche Heinrich IV. der universität bewilligt hatte, zu zahlen waren. Außerdem erhielt er noch die 6 s 8 d, auf welche der kaplan, der die universitätsmessen las, anspruch hatte, mit der verpflichtung, neben seinem amt auch die messen abzuhalten). Von den promovenden, die an die verschiedenen universitätsbeamten kleider verschenkten, hatte er ein gewand zu beanspruchen 5) Die bibliotheksstunden wurden auf 9-11 und 1-4 uhr festgesetzt, mit ausnahme der sonn- und festtage und der stunden, an denen die universitätsmessen stattfanden 6). Aber nicht mehr wie früher durfte jeder scholar die bibliothek benutzen, nur solchen, die einen akademischen grad hatten, geistlichen, die schon acht jahre philosophie studierten, und söhnen jener aḍligen, die sitze im parlament hatten, war der zutritt gewährt. Diese bibliotheksbesucher

') ibid. 228. [Capellanus] libris custodiendis teneatur, idemque de omnibus aliis libris in antiqua cista librorum, et in cista rotulorum et quibuscunque aliis Universitati datis vel in posterum conferendis, de quibus non constiterit expresse provisio specialis.

2) Edwards, Memoirs of Libraries, erwähnt diese bibliotheksgründung überhaupt nicht.

3) Mun. Ac., Introduction LI.

4) Mun. Ac., 262.

5) ibid. 263.

6) ibid. 265.

mußten einen eid schwören, die bücher weder zu besudeln noch durch radieren oder zerreißen der blätter zu beschädigen 1).

Die titel der vorhandenen bücher wurden auf eine tafel geschrieben, ebenso die namen derjenigen männer, die der bibliothek werke geschenkt hatten. Als hauptwohltäter der universität werden genannt Heinrich IV., Heinrich prinz von Wales [V.] und dessen brüder Thomas, Johann und Humphrey; Thomas Arundelle, erzbischof von Canterbury, Philipp Repynton, bischof von Lincoln, Edmund graf von March, Richard Courtenay, kanzler der universität. Einmal im jahre, am tage, an dem die pedelle ihre stäbe in die hände des kanzlers und der prokuratoren zurücklegten, mußte auch der bibliothekar den schlussel seiner bücherei abliefern. Hatte er sein amt treu verwaltet, so wurde ihm der schlüssel zurückgegeben, wenn nicht, ein anderer bücherwart ernannt. Wollte der bibliothekar selbst die stellung niederlegen, so mußte er einen monat vorher kündigen 2). Beim antritt des amtes hatte er einen eid auf die statuten abzulegen 3).

Die bücher, die von nun an neu hinzukamen, waren binnen vierzehn tagen in der bibliothek an einer kette zu befestigen, mußten aber schon nach drei tagen der kongregation der regenten vorgelegt werden: Wir hören zb. von der schenkung eines kommentars der bibel von de Lyra im jahre 1414, der im eingefriedeten raum (in cancello) von S. Mary unverzüglich angekettet wurde ^).

Andere einzelschenkungen führen die prokuratorenbücher nicht an. Doch hören wir von einer außerordentlich reichSchenkung haltigen vermehrung der bücherschätze durch die gesamte schätze des bibliothek von Humphrey von Gloucester in den jahren 1411, 1439 und 1443.

der bücher

herzogs von

Gloucester.

In der familie des herzogs scheint überhaupt eine vorliebe für bücher geherrscht zu haben. Seine mutter, Eleonore von Bohun, vermachte im jahre 1399 jedem ihrer kinder eine an

1) Mun. Ac., 265. Item, tu jurabis, quod cum ad librariam Universitatis communem accesseris, libros ibi contentos et quos inspexeris, modo honesto et pacifico pertractabis, nulli librorum hujusmodi, per turpitudinem aut rasuras abolitionem quaternorum seu foliorum, præjudicium inferendo.

2) Mun. Ac., 262.

1) ibid. 268.

4) Mun. Ac., 270.

anzahl kostbar gebundener und illuminierter mss1). Vielleicht befand sich auch ein oder das andere davon unter den an Oxford geschenkten werken, nach der angabe der titel findet sich jedoch nur ein Psalter in beiden listen. Im testament der herzogin ist er genau beschrieben als mit weißen emailschwänen und dem wappen ihres vaters verziert; in der Oxforder liste fehlen leider die einzelheiten, die zu einer agnoszierung führen könnten 2).

Möglicherweise enthielt die herzogliche bücherei auch einige bücher aus den schätzen der königlichen bibliothek Karls V. von Frankreich, von denen der herzog von Bedford zur zeit der englischen besetzung von Paris eine anzahl mitnahm 3).

Die erhaltene liste zeigt uns eine menge werke, die in der zeit der scholastik nicht gelesen wurden und daher wohl auch in wenigen bibliotheken zu finden waren. Außer den theologen des mittelalters finden wir auch eine ganze reihe von kirchenvätern, sowohl lateinische als griechische, wie Augustinus, Ambrosius, Athanasius, Chrysostomus, Cyprianus, Hieronymus, Origines. Außer den nicht sehr zahlreichen rechtsbüchern eine lange reihe von wissenschaftlichen werken, teils medizinischen, teils naturwissenschaftlichen und philosophischen charakters, manches davon übersetzungen aus dem Arabischen des Averoise [Averroes], Avicenna, Albumazar [Abu Maschar] Rhazes [Al Rasi] und mehrerer anderer, deren namen bis zur unkenntlichkeit verstümmelt sind.

Auch übersetzungen griechischer werke sind vertreten. Außer den mittelalterlichen übertragungen des Aristoteles, die hauptsächlich nach arabischen texten des Averroes gefertigt waren, ist hier die neue von Leonard Aretino, der auf des herzogs wunsch die Ethica und die Politica übertrug. Das ms hat sich erhalten und trägt eine lange widmung des autors an den förderer seiner bestrebungen. Pietro Candido Decembrio widmete Humphrey seine übersetzung von Platos Politeia und Beccario sechs traktate des Athanasius sie finden sich auch unter den geschenken an Oxford. In welcher

1) Edwards, I 385.

2) Mun. Ac., Anhang. Eine gereimte bücherbeschreibung soll in einer metrischen übersetzung des Palladino enthalten sein.

3) Edwards, 389.

bibliothek.

sprache ein zweiter Plato, der nicht als übersetzung genannt
wird, die reden des Aeschines und die Vitae des Plutarch waren,
ist unbestimmt. Doch deutet eine art glossar
verba græca
et interpretationes linguæ latine darauf hin, daß auch in
England die griechischen studien begannen. Bei einem andern
glossar und den Quatuor partes Dictionarii ist leider die
sprache nicht angegeben. Endlich sind auch zahlreiche latei-
nische klassiker vertreten: Cato, Seneca, Cicero, Livius, Ovid,
Apuleius, Aulus Gellius, Quinctilian, Macrobius, Terenz und
zahlreiche kommentare zu deren werken; gleichfalls eine menge
historische werke von Valerius Maximus an bis zu dem zeit-
genössischen Polychronicon des Higden.

Und was am meisten das eindringen der renaissance in die büchereien bezeichnet, die Italiener Dante, Petrarcha, Boccaccio sind im original vorhanden.

Neubau der Um diese prachtvolle sammlung würdig unterzubringen, beschloß die universität, die bücher von S. Mary's, wo wahrscheinlich der raum zu beschränkt war, wegzunehmen. Im oberen stock der Divinity School sollte eine bibliothek errichtet werden, und der herzog versprach, 100 zu den kosten beizutragen. Doch schon 1447 starb er, ohne ein testament zu hinterlassen, und erst 1450 gelang es den universitätsbehörden, sich unter großen mühen des geldes zu versichern. Mit hilfe des bischofs von London, Kemp, wurde dann der raum eingerichtet, der jetzt den mittleren teil des lesesaals der Bodleiana bildet. Leider gelang es nicht, die bücherschätze der nachwelt länger als ein jahrhundert zu erhalten. In den tagen Eduards VI. gingen sie zum größten teil verloren. Die Bodleiana besitzt nur mehr drei mss, das Brit. museum sieben, einige sind im Corpus Christi College, einige im Oriel '), darunter der kommentar der Genesis des Capgrave, in den dieser eine eigenhändige bemerkung schrieb 2).

Die Cambridger uni

Zu beginn der renaissance konnte sich die Oxforder biblioversitäts- thek eines schon mehr als hundertjährigen bestandes rühmen. bibliothek. In Cambridge lagen die verhältnisse weit ungünstiger. Zwar

1) Dict. of Nat. Biography.

2) Edwards, I 588: Cest livre est a moy Humfrey Duc de Gloucestre du don de frere Johan Capgrave, quy le me fist presenter a mon manoyr de l'an 1338 [die zahl ist wohl ein druckfehler von Edwards und in 1438 zu verbessern].

Pensherst

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wurde schon zwischen 1347 und 1364 ein plan zu den Schools gemacht, die nebst den hörsälen einen raum zur aufbewahrung von mss bieten sollten; doch wurde der bau sehr langsam fortgeführt, und erst um die mitte des 15. jahrhunderts waren die west-, nord- und ostseite des hauses vollendet. Die älteste bibliothek befand sich im westflügel oberhalb der hörsäle des kirchenrechts. Die anzahl der mss scheint sehr gering gewesen zu sein, im anfang des 15 jahrhunderts besaß die bibliothek der universität nicht mehr als 52 bände. Es ist da nicht zu verwundern, daß weder eine bibliotheksordnung entworfen noch ein bibliothekar angestellt wurde. Erst 1463 wurde in einer grace zum erstenmal die bewilligung eines gehalts von 40 s für den bücherwart erteilt. Das geld sollte dem einkommen der kirchenrechtsfakultät entnommen werden 1). Augenscheinlich waren die bücher damals auch noch in diesem trakt des gebäudes nntergebracht. Man hatte jedoch inzwischen 1457 den bau der südseite des quadrangle in angriff genommen, um dort nebst der sophistenschule auch die libraria nova oder magna unterzubringen 2). Der südflügel wurde 1475, mit unterstützung Thomas von Rotherham, bischofs von Lincoln, vollendet. Wahrscheinlich zwecks übertragung der bücher hatten die prokuratoren 1473 ein verzeichnis der vorhandenen werke entworfen. Die mss beliefen sich damals auf 330. Rotherham vermehrte dann die anzahl fast auf das doppelte. Er schenkte 250 bände, teils mss, teils druckwerke, die ersten inkunabeln, die wir in den bibliotheken der universitätsstädte genannt finden.

Um dieselbe zeit wurden die ersten bücher in Oxford gedruckt das jahr steht nicht ganz fest, entweder 1468 oder 1478. Und wenn auch die erste druckerpresse nicht lange bestand, so ist sie doch eines der anzeichen der neuen zeit; gemeinsam mit dem studium des Griechischen bereitet sie dem scholastischen betriebe der wissenschaft und dergestalt dem mittelalterlichen leben der studenten ein ende.

Brünn.

1) Edwards, I 593.
2) Tuker, 97, 98.

Margarete Rösler.

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