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Galilei fanden, nicht nur durch die person des von der inquisition verurteilten astronomen, sondern wesentlich auch durch ihren geistlichen stand zu erklären. Im ersteren falle handelte es sich ursprünglich darum, daß Galilei für längere zeit (un paro di mesi) einen vertrauten freund um sich haben wollte, um ihm gleichsam sein geistiges vermächtnis anzuvertrauen: "S. 4. desidera grandemente che la sua morte [= di G.] apporti meno danno che sia possibile all' universale, et che non si perdono i suoi studii, ma si possino ridurre, in benefizio publico, a quella perfezione che esso non potrà dargli." (Brief des florentinischen staatssekretärs an den gesandten zu Rom; s. 31.) Daß man sich in Rom so lange sträubte einem geistlichen diese erlaubnis zu gewähren, ist vom standpunkt des hl. offiz aus vielleicht doch weniger verwunderlich, als L. (s. 32) vermeint. Noch deutlicher ist der fall des P. Clemente. Aus dem von L. angeführten brief (s. 34) geht klar hervor, daß Clementes ordensgeneral hauptsächlich der strengen ordensregel wegen und um den älteren patres keinen grund zur unzufriedenheit zu geben, anstand nahm den jungen mann längere zeit außerhalb des klosters (d. h. bei Galilei) übernachten zu lassen. Im übrigen ist der ordensleiter entgegenkommend und enthält sich jeder spitze gegen Galilei.

Ein zweiter punkt, der für die möglichkeit des besuches sprechen könnte, darf in folgendem umstand erblickt werden. Mit recht legt L. (s. 15) den insidiae, die Milton laut der Defensio Secunda bei seinem zweiten aufenthalt in Rom (Jan.-Febr. 1639) bereitet worden sein sollen, wenig gewicht bei und weist demgegenüber hin auf die freundliche aufnahme, die Milton während seines ersten römischen aufenthaltes (Okt.-Nov. 1638) im jesuitenkollegium fand, sowie auf seine guten beziehungen zum kardinal Francesco Barberini, dem neffen des papstes, die verf. erst in die zeit des zweiten aufenthaltes verlegen möchte (s. 16). Daß aber die inquisition einem fremden, der die gastfreundschaft der jesuiten genossen hatte und das wohlwollen des leiters der auswärtigen politik der kurie besaß, trotz seiner häresie vielleicht doch keine allzu großen schwierigkeiten in den weg legte dem berühmten astronomen einen kurzen höflichkeitsbesuch abzustatten, dieser annahme ist eine gewisse wahrscheinlichkeit doch wohl zuzusprechen.

L. bringt noch weiteres material, das für Miltons aufenthalt in Italien von interesse ist. So gibt er längere auszüge aus Lorenzo Lippis burleskem epos Il Malmantile racquistato (1650?), in dem

manche von Miltons florentinischen freunden in boshaften Ottaven verewigt werden (Francini, Carlo Dato, Malatesti), und druckt Francinis Ode auf Milton in extenso ab, aus deren schwulst folgende strophe zum ruhme Englands angeführt sei:

Del Ocean profondo

Cinta dagli ampi gorghi Anglia risiede

Separata dal mondo,

Però che il suo valor l'umano eccede:

Questa feconda sà produrre Eroi,

Ch' hanno a ragion del sovruman tra noi.<<

Im zweiten, umfangreicheren teile seiner untersuchung (s. 37 bis 152) behandelt L. Miltons stellung zur fälschung des Eikon Basilike durch das eingeschobene Pamelagebet aus Sidneys Arcadia und geht besonders ausführlich auf alle einschlägigen bibliographischen fragen ein. Es handelt sich bei dieser heiklen streitfrage bekanntlich um die tatsache, daß das dem könig Karl I. zugeschriebene, in wirklichkeit von dr. Gauden, dem späteren bischof von Exeter, verfaßte Eikon (die 1. ausgabe erschien unmittelbar nach der hinrichtung des königs, anfang Februar 1649) in den weitaus meisten drucken neben drei unzweifelhaft echten gebeten des königs noch ein viertes Prayer in time of Captivity enthält, das mit ein paar geringfügigen änderungen wörtlich aus Sydneys Arcadia übernommen ist, wo die heidin Pamela es ihrem heidnischen gotte aufopfert. Der ruhm dieser plagiatsentdeckung gebührt Milton, der sie im Eikonoclastes (Oktober 1649) weidlich gegen den toten könig ausnützt. Dem royalisten Th. Wagstaffe blieb es vorbehalten, zuerst (1697) den verdacht auszusprechen, daß in ansehung des umstandes, daß das fragliche gebet in den ersten ausgaben des Eikon nicht vorhanden ist, "it was an Artifice of Bradshaw or Milton or Both, and by them surreptitiously thrust into the King's Works, to discredit the whole" (s. 54). Zum beweise führt er ein zeugnis Henry Hills' an, des druckers Cromwells, der wiederholt aussagte, Milton habe bewirkt, daß der erste drucker des Eikon, Miltons freund William Dugard, der wegen ebendieses druckes von den republikanern verhaftet worden war, unter der bedingung freigesetzt wurde, daß er das Pamelagebet den weiteren exemplaren des Eikon hinzufüge. Samuel Johnson schloß sich dieser erzählung in seinem Life of Milton an, während neuere forscher wie Stern, Masson oder Pattison (vgl. Milton, London 1896, s. 103) ihr ablehnend gegenüberstehen.

L. glaubt nun den beweis führen zu können, daß Hills' er

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zählung sich in der tat bis auf die kleinsten einzelheiten aktenmäßig erhärten läßt, und er kommt zu folgenden ergebnissen: Am 9. Februar f. (angabe des zeitgenössischen bibliophilen Thomason) erschienen die ersten ausgaben des Eikon natürlich ohne angabe des druckers (doch vgl. s. 110), aber nach allen äußerlichen anzeichen aus der presse Dugards stammend. Am 16. März wurde laut Journals of the Commons tatsächlich ein drucker des Eikon festgenommen eben Dugard (folgert L.), dessen bücher durch ihre charakteristische ausstattung leicht erkenntlich waren (s. 43, 86); seine freilassung erfolgte jedoch alsbald1). Einige tage später (nach dem 25. März) erscheinen dann diejenigen ersten ausgaben des Eikon, die den inzwischen gedruckten anhang mit den vier gebeten (darunter das unechte Pamelagebet) enthalten, und zwar gleichfalls aus der presse Dugards 2). Eine peinliche vergleichung der vielen ausgaben des Eikon, wobei auch die listen Wagstaffes und Edw. Almacks (Bibliography of Eikon Basilike, London 1896) geprüft werden, zeigt im einzelnen, daß die ersten sechs ausgaben aus Dugards offizin stammen; andere scheinen auf zusammenarbeiten von mehreren druckern zurückzugehen. Einen weiteren fingerzeig bietet die bibliographie der gesamtausgabe der werke Karls I., der Reliquiae Sacrae Carolinae, deren unmittelbar nach des königs tode zusammengestellter zweiter teil gleichfalls das Eikon mit einigen anhängen enthält. Hier ist es nun auffallend, daß die erste von Samuel Browne im Haag gedruckte ausgabe (1650) neben manchen dokumenten, die nur der Haager hof liefern konnte, zwar auch die drei echten gebete enthält, die in abschrift sich im besitz des damals im Haag weilenden Karls II. befinden konnten (s. 135), nicht aber das Pamelagebet. Erst in der zweiten, erweiterten ausgabe der Reliquiae finden sich

1) Am gleichen tage (16. März 1649) wurde Matthew Simmons, einem drucker des Commonwealth, die druckerlaubnis für das Eikon gegeben; nach L. handelt es sich auch hier schon um die vorgefaßte absicht der Republikaner, das buch des königs durch fälschung zu verdächtigen. Exemplare dieser ausgabe konnten nur vermutungsweise festgestellt werden (s. 116); dagegen deutet das für Masson (Life of Milton, IV 250; angef, s. 42) so rätselhafte durchstreichen des Simmonsschen eintrages im druckregister am 6. August 1651 nach L. gerade auf die tatsache der fälschung: es seien damals gerüchte über den wahren sachverhalt umgelaufen, dessen entdeckung Simmons durch vernichtung des eintrags verhüten wollte (s. 87).

2) Der umstand, daß Dugard 1648/49 die druckerlaubnis für die Arcadia erhielt, erscheint L. gleichfalls hervorhebenswert.

die vier gebete in der anordnung der Londoner Eikon-ausgaben hinzugefügt, so daß die drei echten gebete jetzt zweimal er

scheinen.

In anbetracht all dieser äußeren tatsachen und der inneren gründe, die er aus Miltons obengeschilderten charakterzügen ableiten möchte, kommt nun L. zum schlusse, daß der dichter, der schon mit dem im Februar 1649 erschienenen Tenure of Kings and Magistrates die sache der republik verteidigt hatte, am 13. März zum lateinischen sekretär besonders im hinblick auf eine geschickt abzufassende widerlegung des Eikon ernannt wurde, und daß tatsächlich er der urheber der interpolation des Pamelagebetes war.

Auch hier werden sich gewiß viele leser von L.s nicht wegzuleugnenden tatsachen überzeugen lassen. Trotzdem rät die vorsicht auch in diesem falle L.s scharfsinniger lösung so lange abwartend gegenüberzustehen, bis erfahrene historiker, die in der lage sind die beweiskraft der angeführten urkunden nachzuprüfen, sich nochmals über die leidige frage ausgesprochen haben, die durch L.s untersuchung zweifellos in ein neues stadium getreten ist. Verschiedene punkte harren noch einer weiteren aufklärung. So möchte man zb. gerne näheres erfahren über den separatdruck der drei echten gebete "in or before 1648" (s. 85). Der umstand, daß Hills, der früher Cromwells drucker war, nach der restauration für Karl II. druckte und unter Jakob II. katholisch wurde, ist nicht geeignet das zutrauen in seine feststellungen zu erhöhen (vgl. D.N.B.). Befremdlich ist es vor allem auch, daß Milton, der im Eikonoklastes verschiedentlich auf den "secret coadjutor" des königs hinweist und also wohl gewisse zweifel an der echtheit des Eikon hatte 1), von keinem der drucker, nicht einmal von seinem freunde Dugard, über die unechtheit des ganzen buches aufgeklärt werden konnte und das wäre doch die stärkste waffe in der hand des

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Commonwealth gewesen. Endlich kann man die tatsache der fälschung des Eikon durch die republikaner wohl zugeben, ohne

1) Vgl. Stern, Milton und seine zeit, 3. buch, s. 46, und J. A. St. John, der herausgeber der Prose Works of Milton in Bohns Standard Library, London 1884, der I 303 sogar erklärt, daß "the Eikon Basilike must manifestly have appeared to Milton not to be the King's work". Pattisons folgerung "it is surprising that this plagiarism from so wellknown a book as the Arcadia should not have opened Milton's eyes to the unauthentic character of the Eikon" würde im gegenteil für L.s auffassung sprechen.

a. a. o.

diesen "grim, contemptuous joke", wie L. die interpolation treffend bezeichnet (s. 148), ausschließlich Milton in die schuhe zu schieben. Würzburg. Walther Fischer.

SCHULGRAMMATIKEN UND ÜBUNGSBÜCHER.

E. Aschauer, Neuer lehrgang der englischen sprache für mittelschulen und verwandte lehranstalten. III. teil: Lesebuch für die oberstufe. A. Lesebuch für die VII. klasse der realschulen. Mit 25 abbildungen, 5 kartenskizzen, einem plan von London und einer karte der Britischen inseln. Wien 1917, A. Pichlers Witwe & Sohn. IV + 344 ss. Gr. 8°. Pr. Kr. 6,—. Der III. band des vorliegenden lehrganges entspricht genau den verordnungen, die für die VII. klasse die lektüre schwierigerer werke oder größerer bruchstücke derselben von hervorragenden erzählern, geschichtsschreibern, essayisten, dichtern und rednern des 19. und 18. jahrhunderts, ferner eines bruchstücks aus Miltons Paradise Lost und von teilen aus dramen Shakespeares, daneben vertiefung und erweiterung der kenntnisse von land und leuten in Großbritannien, Irland und den britischen kolonien verlangt. Das buch wird durch ein lesestück eröffnet, in dem die überzeugenden ansichten eines hochbedeutenden kritikers über die art und weise, wie von gereiften menschen gelesen werden soll, auszugsweise wiedergegeben werden (John Ruskin, Thoughts about Reading). Daran reihen sich, nach einem herbstgedicht, stücke zur erweiterung und vertiefung der kenntnisse von land und leuten in England nebst dazu passenden gedichten. Auf eine rede, welche die lage des englischen arbeiters als ziemlich rosig hinstellt (Joseph Chamberlain, On the Condition of Working People), folgen als gegensatz die gedichte Song of the Shirt (Thomas Hood) und The Cry of the Children (Elizabeth Barrett Browning). Diesen abschnitt schließt ein umfangreiches bruchstück aus dem 3. gesang von Childe Harold. Dies stück, wie auch die proben aus Evangeline, Paradise Lost und anderen sind ziemlich umfangreich, weil die vorschriften größere bruchstücke verlangen. Da gegen schluß dieses stückes auf Gibbon angespielt wird, so wird der schüler anschließend daran mit einer partie aus dessen geschichtswerk bekannt gemacht. Es folgen English Customs. Der zweite hauptabschnitt handelt über Schottland und Irland. Die bedeutendsten schottischen und irischen dichter und schriftsteller, wie Burns, Scott, Swift, Goldsmith, Moore kommen zu wort. Zwischen dem zweiten und dritten abschnitt stehen weihnachtsbräuche. Durch ein stück von Adam Smith (Causes of the Prosperity of New Colonies) eingeleitet, erörtert der dritte abschnitt wesen und geschichte der englischen kolonien. Im nächsten abschnitt wird der schüler mit den frühesten autoren des 18. jahrhunderts und mit Milton und Shakespeare bekannt gemacht, so mit Addison, Steele u. a., auch ein abschnitt aus der bibel ist abgedruckt. Der letzte hauptabschnitt behandelt die hauptzüge der bürgerkunde, den stücken über das parlament folgen charakteristische parlamentsreden, darauf bruchstücke aus berühmten romanen von Dickens und Bulwer. Die Notes (s. 276—322) sind als eigentlicher unterrichtsstoff gedacht, sie sind meist in englischer sprache abgefaßt. Es folgt schließlich noch auf wenigen seiten eine ganz kurze übersicht über die grundzüge der englischen literatur.

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