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Obwohl nun in bischof Parkers ausgabe des Asser 1574 die stelle nicht enthalten ist, zitiert Camden in seiner Britannia 1600 sie als authentisch, und nun geht sie von einem werk über Oxford in das andere über, wird bis in die zweite hälfte des 19. jahrhunderts ja vielleicht von manchen Oxfordgeglaubt und verbreitet. Wie

schwärmern heute noch Stevenson sagt: "with a credulity only equaled by that of their opponents." 1)

Die verfechter des höheren alters von Cambridge legten gewicht darauf, daß Cambridge schon zur zeit der Römer bestand, und daß Julius Cäsar vielleicht schon die bekanntschaft seiner dons gemacht 2). Da Sigebert erwiesenermaßen seine elementarschule nicht in Cambridge gegründet und sie auch sicher keine universität gewesen, so nahm man auch hier zu fälschungen seine zuflucht. Und zwar waren diese älter als die Oxforder, darin gebührt jedenfalls Cambridge der vorrang. Man wies nämlich im jahre 1430 zwei päpstliche bullen vor, eine von Honorius (624) und eine von Sergius (689), in denen die unabhängigkeit der damaligen universität von der oberhoheit der bischöfe von Ely dargelegt wurde. Da Martin V. die bullen anerkannte, so wäre damit eigentlich der bestand der Cambridger universität im 7. jahrhundert bestätigt. (Tuker a. a. o., 28.)

Die fälschungen und ihre inneren und äußeren unwahrscheinlichkeiten sind von verschiedenen forschern so klar be wiesen worden, daß es unnötig ist, dabei zu verweilen. Aller dings ist damit die frage der entstehungszeit der beiden universitäten noch nicht gelöst. Ein gründungsjahr läßt sich eben nur bei denjenigen universitäten angeben, die durch einen päpstlichen oder landesfürstlichen stiftungsbrief ins leben gerufen worden sind, wobei allerdings dann auch noch die frage entsteht, ob nicht schon vorher einzelne lehrer und schüler sich. an diesem ort versammelt hatten und so den anlaß zu der gründungsurkunde gaben 3). Auch für die universität Paris und

1) 1. c. XXIV.

2) M. A. R. Tuker, Cambridge, 4.

3) In Cambridge wird von Johann XXII. auf wunsch könig Eduards II. bestätigt, daß sich dort ein "studium generale" befindet. Für Oxford fehlt eine nachträgliche anerkennung durch papst oder könig. Vgl. Denifle, Die universitäten des mittelalters, 367.

einige italienische universitäten läßt sich die zeit nicht angeben, wann dort zum erstenmal ein gelehrter seine jünger um sich versammelte, aus liebe zur wissenschaft, ohne prüfungszwang und feste besoldung. Eins läßt sich jedoch feststellen: Paris, Höheres Bologna und Salerno bestanden vor Oxford und Cambridge.

alter eini

ger kontinentaler

täten.

Wir besitzen einige schriften des 12. jahrhunderts1), in denen universiberichtet wird, daß Engländer außerhalb der heimat studieren, ohne daß nur mit einem wort darauf hingedeutet wird, daß für sie auch zu hause die möglichkeit, ausgebreitete kenntnisse zu erwerben, bestanden hätte.

Ein gedicht von Nigellus, Speculum stultorum, erzählt die ernsten und heiteren abenteuer eines esels in dem nach der einleitung ein mit seinem lose unzufriedener mönch verkörpert werden soll, Drei bildungsstätten werden genannt: Salerno, allerdings nicht als universität, sondern als ort, wo man alle salben und mixturen zu kaufen bekommt, die sonst nirgends aufzutreiben sind, Paris zur ausbildung in den Artes, Bologna (Bolonia), um die rechte zu studieren 2).

In einem prosatraktat desselben verfassers: Contra Curiales et Officiales Clericos, in dem die mißstände des englischen kirchenwesens scharf gegeißelt werden, wird berichtet, daß man die knaben nach dem anfangsunterricht nach Paris schickt 3), wo sie grammatik und logik lernen, um dann, nach hause zurückgekehrt, sich den vergnügungen der jagd und noch schlimmeren unterhaltungen hinzugeben. Zum rechtsstudium gehen sie dann nach Bologna 3) und kehren fröhlich zur heimat1), wo sie in die gut bezahlten dienste der großen herren oder der kirchenfürsten treten, zurück.

1) Rer. Brit. Script. 59, The Anglo-Latin Satirical Poets of the 12th Century.

2) Ibid. I 53: Parisius veniam; studio vacando decenni

Artibus insistam; non remorabor iter.

Postea Boloniam, Domino ducente,

Legales apices conciliare mihi.

3) I 163. Mittuntur interim Parisius literarum studiis erudiendi. 164. Salutata a primo autem limite grammatica sive logica, domum revertentes, quod superest temporis in aucupio et venatica, et utinam his occupationibus contenti essent, et cætera de quibus non est dicendum per singula non com. mitterent.

4) 165. valefacto Parisius, Bononiam se transferunt, corpus juris quocunque labore adquisitum, totum incorporant; transactoque tempore congruo revertuntur cum tripudio.

Das studium der Eng

Paris.

Ebenso ist im Architrenius des Johannes de Altavilla nichts von einem studium in England zu finden. Architrenius, der die welt bereist, um überall grund zur klage zu haben, kommt auch nach Paris und schildert uns nun mit allen einzelheiten das leben eines studenten in dieser stadt und die gegenstände, denen sich seine lernbegierde zuwendet.

Gewähren uns die satiren des 12. jahrhunderts also keinen ausblick auf das studentenleben in England, so ist doch die genauere bekanntschaft mit den Pariser sitten der Engländer von wert. Die scholaren und magister der fakultät der Artes in Paris gliederten sich nach ihrer heimat in vier gruppen, nationen benannt. Eine davon führte von 1169-1430 den namen der englischen und schloß auch die deutschen und skandinavischen studenten mit ein'). An berühmten Engländern, die im 12. jahrhundert in Paris studierten, werden genannt: Johann von Salisbury, Thomas a Becket, Giraldus Cambrensis, Alexander Neckham u. a.

Unsere quellen geben uns nun sowohl ein bild des armen länder in fleißigen als auch eines des wohlhabenden und faulen schülers, die dritte art, der arme leichtsinnige, der uns später in Villon entgegentritt, wird uns nicht geschildert; wir wissen also nicht, ob wir einen englischen vertreter des povre petit escolier im 12. jahrhundert begegnet hätten.

Das leben des armen

Im Architrenius finden wir einen studenten, der so arm studenten. ist, daß er ein vom alter ganz ausgefranstes obergewand trägt, das nicht verdiente, den tag zu schauen und doch den ansturm aller winde aushalten muß. Der reinlichkeit ist er nicht sehr zugetan. Statt sein staubiges haar zu kämmen, fährt er nur manchmal mit den fingern durch, ohne dadurch den abirrenden locken den weg zeigen zu können. Er wohnt in einem ärmlichen kleinen hause, ein haufen häcksel dient ihm zum lager und auch statt eines pultes oder tisches, denn er legt das buch darauf und stützt sich auf den ellenbogen, um zu lesen. Eine schlechte öllampe erhellt den raum. Seine kost bereitet sich der student selbst; sein einziges gerät ist ein kochtopf, in dem

1 Auch an andern universitäten schieden sich die studenten nach nationen, zb. in Bologna; vgl. Denifle, Die universitäten des mittelalters, 85 ff., 138. Denifle setzt jedoch die Pariser einteilung in nationen im gegensatz zu Du Boulay erst in die mitte des 13. jahrh. Vgl. für Bologna auch Savigny, Geschichte d. röm. rechts, III 178.

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über dem feuer erbsen, bohnen, zwiebel, lauch, melde und anderes gemüse in der brühe herumschwimmen, und das ganze wird statt durch ein trankopfer mit salz gewürzt. Kommt jedoch ein feiertag, so wird in den kochtopf ein zerstückelter widder getan und zu der fetten suppe schwarzes brot genossen 1). Trotz seiner armut hat der student einen diener wohl mit andern hausgenossen gemeinsam, der ihn an schmutz noch übertrifft, und in dessen staubigem haar es auch an ungeziefer nicht fehlt.

Das studium läßt sich dieser jüngling recht sauer werden. Oft findet er in seinen büchern dunkle stellen, und sein ganzes gesicht verzieht sich in dem bemühen, sie aufzuhellen. Von der nächtlichen arbeit und dem schlechten licht wird er triefäugig.

Und so lernt er nun astronomie, geometrie und arithmetik, beredsamkeit und grammatik; was er jedoch, trotz aller mühe, nicht ergründen kann, zeichnet er auf, damit er am morgen den magister befrage. Zeitig eilt er zu diesem, saugt gierig dessen belehrung mit seinen sinnen ein, bis die sonne sich wieder zum untergang neigt 2).

Doch führt ein so arbeitsreicher lebenslauf den jungen mann nicht immer zum erwünschten ziel, zu einem gut bezahlten amt; denn nicht immer ist dafür viel gelehrsamkeit erwünscht. Mancher, der mehr dem Bacchus huldigt als Apoll und den neun musen, der das wissen durch eitelkeit und eigenlob ersetzt, schwülstig redet und dem wort durch mienen und geberden nachhilft, erlangt mühelos, mit hilfe einflußreicher verwandter, was der andere mit saurem fleiß jahrelang vergebens erstrebt 3).

des reichen

Das leben der reichen studenten, denen das studium nur Das leben ein vorwand ist, wird mit heiteren farben geschildert. Bur- studenten. nellus, der sich der englischen nation anschließen will, badet, als er von der reise kommt, schneidet sein haar, kämmt es und legt sein bestes kleid an, augenscheinlich, um den andern nicht nachzustehen. Denn sie sind von erlesenen sitten, anmutig an sprache und antlitz, haben ansehen durch ihren witz und ihre klugheit. Daß sie ihre gaben zum studium benützen,

1) Architrenius, 276—278.
2) Architrenius, 280–285.
3) Architrenius, 286-291.

Die ersten

wird nicht erwähnt. Nur von drei lastern ist die rede. Sie streuen freigebig ihr geld aus und werden daher von den geizigen gehaßt, sie lassen eine schüssel um die andere auftragen und trinken über jedes maß, indem sie sich bescheid tun 1).

Daß die Engländer viel tranken, finden wir häufig angeführt, doch daß sie außer übermäßiger freigebigkeit und maßlosigkeit im essen und trinken keine fehler besaßen, widerlegt Nigellus selbst in seiner prosaschrift. Dort sagt er, damit die studenten nicht durch den eifer aufgerieben würden oder durch die hitze des lernens vertrockneten, griffen sie zum würfelspiel und zu dem, was folgt, damit die natur sich luft mache und man nicht glaube, sie seien solcher arbeit unkundig 2). Infolge dieser lieblingsbeschäftigungen ist es kein wunder, wenn mancher schüler dem eigentlichen zweck des aufenthaltes nicht nahekommt. Burnellus hat zwar ursprünglich hochtrabende zukunftspläne, er will magister werden und jeden für seinen feind ansehen, der ihn nicht so nennt 3); dann aber begnügt er sich mit den anfangsgründen der wissenschaft, dem studium der grammatik. Doch trotzdem es die lehrer weder an ermahnungen noch an schlägen fehlen lassen, lernt er nichts als ya sagen, ein wort, das ihm wohl schon vor dem besuch der vorlesungen geläufig war.

Wie lagen nun im 12. jahrhundert die verhältnisse in Engin Oxford, land? Möglicherweise fingen damals einzelne lehrer an, schüler

vorlesungen

1) Nigelli Speculum stultorum: Et quia subtiles sensu considerat Anglos
Pluribus ex causis se sociavit eis.

Moribus egregii, verbo vultoque venusti,
Ingenio pollent, consilioque vigent.

Dona pluunt populis, et detestantur avaris,
Fercala multiplicant, et sine lege bibunt.

Wessail et dringail, necnon persona secunda

Hæc tria sunt vitia quæ comitantur eos.

wessail was hail wurde gesagt, wenn man jemand zutrank, Heil dir; die antwort darauf lautete dann drine hail, »ich trink dir heil oder gesundheit.< 2) Contra Curiales et officiales clericos, 163: ne laboris et studii vehementia absumantur et arescant, admittuntur tali et alea, et cætera quæ sequuntur ut respiret natura; et ne putetur non esse ingenui si hujusmodi laborum fuerunt ignari.

3) Speculum stultorum, 53. Si quis Burnellum non addens forte Magistrum || Dixerit, ille mihi publicus hostis erit.

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