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(bzw. eventuell zu der heldensage) der aus dem kontinent nach England hinüberwandernden Angelsachsen, oder ist sein name mit dem anderen uns im Beowulf überlieferten sagengeschichtlichen und dichterischen nordischen material aus Skandinavien, d. h. erst mit der Beowulfsage, in England bekannt worden? Schwerwiegende gründe sprechen für die erstere dieser alternativen. Wie Sceaf und Scyld hat Beow mit der Beowulfsage nichts zu tun. Der stammbaum der dänischen dynastie ist für diese sage gleichgültig. Nur ein dichter konnte auf den gedanken kommen, sich im zusammenhang mit der Beowulfsage mit den vorfahren Hrothgars, in dessen lande die sage spielte, näher zu beschäftigen. Wir müßten dann an nehmen, daß dem Beowulfdichter ein nordisches gedicht, in welchem der betreffende stammbaum besprochen wurde, zur verfügung stand, oder daß er auf anderen wegen aus Skandinavien von Sceaf-Scyld-Beow kenntnis erhalten hatte.

In der skandinavischen überlieferung ist diese reihe vollkommen unbekannt. Nur von Scyld (Skiold) wußte man in Skandinavien etwas zu erzählen; aber was man von ihm erzählte, stimmt in keinem punkte mit der erzählung des Beowulfgedichts überein. In Skandinavien war Skiold nur der stammvater, von dem man naturgemäß erzählen konnte, daß er sich schon in jungen jahren durch körperkräfte, geistesgaben und kriegerischen taten ausgezeichnet hatte; in Skandinavien ist er nur eine aus dem namen Skjoldungar erschlossene persönlichkeit. Einen nordischen gott Skiold hat es im norden wohl nicht gegeben), denn dieser name wurde von wirklichen menschen getragen (Lind sp. 917, Lundgren s. 231 [allerdings nur in ortsnamen], Nielsen s. v.); götternamen werden hier sonst niemals als personennamen gebraucht. In England weiß nur das gedicht etwas von Scyld zu erzählen, aber diese erzählung gehörte ursprünglich seinem vater Sceaf an, wie schon aus den angaben Ethelwerds und Malmesburys hervorgeht'),

1) Wenn, wie Olsen s. 230 vermutet, in Norwegen der fruchtbarkeitsgott Ull wirklich auch Skioldr genannt wurde, so ist dies wohl nur für ein ziemlich beschränktes gebiet anzunehmen.

2) Ethelwerd: Geat-Tetuua-Beo-Scyld-Seef. Ipse Seef cum uno dromone advectus est in insula oceani, quæ dicitur Scani, armis circumdatus; eratque valde recens puer et ab incolis illius terræ incognitus; attamen ab eis suscipitur et ut familiarem diligenti animo eum custodierunt et post in regem eligunt; de cuius prosapia ordinem trahit Athulf rex.

und wie auch daraus zu erschließen war, daß diese erzählung auf Sceaf, die letzte garbe, bzw. auf den in der garbe lebenden, im frühling ankommenden und im herbst wegziehenden dämon und auf die sitte, die letzte garbe, im herbst ins wasser zu werfen oder auf einem schilde (oder einem anderen fahrzeuge) aufs wasser hinaustreiben zu lassen mit dem wunsche, daß der dämon im frühling wiederkommen möge, besser als auf den Scyld paßt). Gemeinsam wäre der englischen und nordischen

Will. Malmesb.: Beowius [sc. fuit filius] Sceldii, Sceldius Sceaf. Iste, ut ferunt, in quandum insulam Germaniæ, Scandzam ... appulsus, navi sine remige, puerulus, posito ad caput frumenti manipulo, dormiens, ideoque Sceaf nuncupatus, ab hominibus regionis illius pro miraculo exceptus et sedulo nutritus; adulta ætate regnavit in oppido, quod tunc Slaswic, nunc vero Heitheby appellatur. Est autem regio illa Anglia vetus dicta, unde Angli venerunt in Britanniam, inter Saxones et Gothos constituta. Sceaf fuit filius Heremodii usw.

Sowohl Ethelwerd als Malmesbury sehen also in Sceaf den stammvater der englischen (westsächsischen) könige. Beide lassen ihn in der kontinentalen heimat der Angeln herrschen. Diese tatsachen sind aber weniger ausschlaggebend, zumal die quellen zum teil leicht erkennbar sind. Malmesbury geht teilweise auf eine bekannte Bedastelle zurück. Beide haben die ae. annalen gekannt. Die zusammenstellung von Scandza und Anglia Vetus beruht auf einer zusammenarbeitung von Jordanes und Beda. Daß Sceaf in Scandza erzogen und dann in Angeln herrschte, kann auf keinen fall das ursprüngliche gewesen sein. Für die eigentliche geschichte von Sceaf hat Malmesbury wahrscheinlich eine eigene (jetzt verlorene) quelle benutzt und nicht einfach Ethelwerd ausgeschrieben (vgl. Henning s. 163; Chadwick, Origin of the Engl. Nation, s. 275; Chambers, Widsith s. 120); seine königsliste beruht auf einer kombination von der chronik und Ethelwerd (vgl. Chadwick s. 271). Das sagengeschichtliche über Sceaf hat Ethelwerd aus einer unbekannten, wahrscheinlich volkstümlichen quelle geschöpft. Daß sowohl er als Malmesbury Sceaf in Scani-Scanza zuerst erscheinen lassen, ist wohl gelehrte konstruktion, die vielleicht dadurch zu erklären ist, daß man seinen sohn Scyld, wie bereits der Beowulfdichter, mit dem dänischen Skioldungar verband, und für welche man in Jordanes' Scandza vagina nationum eine weitere stütze fand (vgl. Scedeniz und Scedeland im Beowulf). Die königsreihe gehört sicher demselben sagenkreis an, aus welchem der Beowulfdichter geschöpft hat, und der bis auf die periode der angelsächsischen invasion zurückgeht (vgl. Chadwick s. 293). Dagegen glaube ich nicht, daß man wie Chadwick a. a. O. "Danish origin for the family or families which claimed descent from Scyld" annehmen muß. Der auffassung Schücks über Scyld und Beo (Studier i Beowulfsagan s. 48) kann ich nicht beipflichten.

') Aus anderen gründen ist Sceaf als der erste träger des mythus von mehreren forschern bezeichnet worden, zb. Grimm, Kemble, Müllenhoff, ten Brink; Kögel, Litg., I 105; Heinzel, Z. f. d. A., 21, 267 f.; Henning 156-169.

tradition allerdings der zug, daß in beiden Scyld der stammvater ist, aber dies gilt in England nur für das Beowulfgedicht, dessen darstellung unursprünglich ist und wie eine konstruktion ad hoc aussieht der dichter wußte oder riet, daß der stammvater des Scyldings Hrōdgar Scyld hieß, deshalb mußte er Sceaf, den der dänischen tradition unbekannten vater Scylds, in den schatten stellen und auf diesen die ihm bekannte erzählung von Sceaf übertragen.

Nur so können wir uns erklären, daß im Beowulf Scyld die reihe eröffnet (mit einer reminiszens seines vaters in dem beinamen Scefing). Sceaf war also ein englischer stammvater, nicht ein dänischer. Dasselbe gilt auch für Beow.

Sprachliche erwägungen erhärten in hohem grade diese folgerung.

Beginnen wir dann mit Beow. Die etymologische entsprechung zu ae. beow ist altwestn. bygg, altschwed., altdän. biug(g). Der dem Nordischen und Gotischen gemeinsame lautwandel uw (ww) > ggw gehört schon einer zeit an, wo die Goten und Skandinavier noch in enger berührung miteinander standen (s. v. Friesen, Till den nordiska språkhistorien, II (1906) s. 5 ff.; Löwe, Germ. sprachwissenschaft) *). Er muß also schon vor dem abzug der Angelsachsen nach Britannien stattgefunden haben. Beow kann also aus dem Dänischen oder einer anderen nordischen sprache nur unter der voraussetzung stammen, daß die Angelsachsen den namen in das lautsystem der eigenen sprache umsetzten, also eine art übersetzung des namens vornahmen. Dies ist aber äußerst unwahrscheinlich, denn eine solche übersetzung würde ihrerseits zur voraussetzung haben, daß die Angelsachsen die ursprüngliche bedeutung des postulierten urnordischen namens (*Biggwu, *Beggwa oder dgl.)2) kannten. Die nordischen namen im Beowulf soweit

1) Vgl. Björkman, Scand. Loanwords, s. 32, und dort angeführte literatur; Kock, Svensk ljudhist., II § 953; Kock (und Emil Olson), Arkiv f. nord. fil., 28, 290; Kock, Umlaut und brechung im Altschwedischen, s. 315. Nach Kock wurde die entwicklung zu ggw erst nach der zeit der auswanderung der Goten aus dem skandinavischen Norden durchgeführt. Eine obere grenze gibt er freilich nicht an, aber auch nach ihm muß der laut wandel sehr früh eingetreten sein, jedenfalls wohl vor dem 6. jh., das ja die untere grenze für die einführung solcher namen als Hygeläc, Ohthere usw, sein muß.

2) So werden die urnordischen grundformen für altn. bygg, altschwed., altdän. biug(g) von Kock, Umlaut und brechung, s. 315 f., angesetzt. Nach

sie etymologisch durchsichtig sind - zeigen zwar durchgängig eine lautform, die ihren nordischen ursprung durch nichts verrät, d. h., sie könnten der form nach ebensogut als echt englisch gelten (s. Björkman, Nord. personenn., s. 198 f.; Brandl, Arch., 126, 234). Aber ihre urnordischen formen unterschieden sich so unbedeutend von ihren urangelsächsischen entsprechungen, daß nordische lautgesetze ihnen ihren stempel nicht so leicht aufdrücken konnten. Zweifellos hätte ein nordischer gott oder heros *Beggwa, *Biggwu von den Angelsachsen im 6. oder 7. jh. nicht Beow genannt werden können.

Sceaf, der stammvater, ursprünglich der dämon der letzten garbe, später ein gott des wachstums, hat keine etymologische entsprechung im nordischen Pantheon. Altn. skauf bedeutet 'quast, büschel' (besonders von dem schweif des fuchses), nicht 'garbe'), und dem Schwedischen und Dänischen scheint das wort obendrein gänzlich zu Chlen.

Alles spricht also für die autochthonische herkunft von Beow und Sceaf. Fruchtbarkeitsgötter und heroen dieser art gab es sowohl unter den Angelsachsen als unter den Skandi naviern. In diesem falle liegt kein grund vor, den Angelsachsen ihrer indigenen heroen zu berauben.

Auch Scyld war sicher ursprünglich ein englischer heros 2). Die Abingdoner anekdote nennen garbe und schild zusammen, und wir haben keinen grund zu bezweifeln, daß sie in alten brauchen und kulturhandlungen zusammengehörten. Mit der garbe wurde der schild, auf welchem der dämon auf seine

ihm war das wort ursprünglich ein wu-stamm, der aber frühzeitig, wie ae. bēow, fakultativ a- (wa-)-tammsflexion annahm. Der e-laut in dem Darlek. begg stammt nach ihm von gen. *beggwaR, dat. beggwi und beggwe; altschwed., altdän. biug(g) soll aus *beggwu, *byggwi, *byggwe (< *biggwi, *biggwe) entstanden sein. Über das neuerdings hierher gezogene finn. Pekko äußert sich Kock nicht. S. über dieses v. Unwerth s. 324. Andere literatur zur grammatischen frage: Söderberg, Fil. Sällsk. i Lund forhandlingar, 1881-1888; Hellquist, Arkiv, 7, 31; v. Helten, Beitr., 30, 245. Der name des nordischen gerstengottes Byggvir ist ein ja-(ia-)stamm; ae. beow kann aber nicht derselben stammklasse angehört haben, wie Kögel annimmt, da dann *Bowe zu erwarten wäre. Zur schreibung Beyggvir in der Lokasenna s. Bugge, Sæmundar Edda, s. 113. 1) Kluge, Et. wb., s. v. schaub übersetzt altn. skauf auffallenderweise mit 'garbe'.

2) Dies wird noch von Chadwick, Origin, s. 277; Sarrazin, Engl. stud., 42, 22, bestritten.

reise ins unbekannte entsandt wurde, heilig gehalten; und allmählich wurden sie, wie Chadwick sich ausdrückt, 'the symbol of some deity before they came to be worshipped' 1). Was ist natürlicher, als daß aus dem sceaf und dem scyld sich allmählich ein götter- oder heroenpaar entwickelte? Man vergleiche die überzeugende beweisführung bei Olrik, Danmarks Heltedigtning, II 250 ff., und Olsen, Hedenske Kultminder, s. 296 ff. Hier ist nur hervorzuheben, daß diese entwicklung aller wahrscheinlichkeit nach sich auf urenglischem boden und ganz unabhängig von den nordischen verhältnissen vollzogen haben muß. Wenn im norden ähnliche entwicklungsstadien vorhanden waren 2), so erhärtet das nur unsere annahme für die englischen verhältnisse, ohne ihr den geringsten abbruch zu tun. Und wenn, wie wohl anzunehmen ist, die anbetung von garbe und schild schon in urgermanischer zeit unter den völkern Nordgermaniens (südlich and nördlich der Ostsee) eine stufe erreicht hatte, die der für England angenommenen nahestand, so wird dadurch die annahme eines echt englischen Scyld um so wahrscheinlicher.

Die ahnenreihe (Sceaf-Scyld-Beow) der westsächsischen könige ist also englischem boden entsprossen. Mit recht sagt dazu Henning (s. 168): »Wenn jene sächsischen emporkömmlinge, nachdem sie ein festes reich begründet, sich nicht damit begnügten, ihren stammbaum auf Wodan zurückzuführen, sondern ihn durch weitere mitglieder bis Geat verlängerten, um ihn schließlich bei Sceaf enden zu lassen, so wollten sie damit ihre sippe zweifellos an den ältesten überhaupt noch erreichbaren anfang nationaler erinnerungen anknüpfen, Müllenhoff hatte also gewissermaßen recht, wenn er den Beow zu einer hypostase des Scyld und des Sceaf machte, und wenn er sie alle für hypostasen des fruchtbarkeitsgottes Ing hielt, denn dieser war ja wie Sceaf (-Scyld) ærest mid Eastdenum gesewen secgum o₫ he siddan eft ofer wag gewať. Ing, der sohn der Nerthus, gehörte der religiösen völkergemeinschaft der Ingvæones an, unter deren mitgliedern die Dänen und die kontinentalen vor

1) Oder wurde Scyld sekundär als ein sonnengott aufgefaßt? Vgl. Sve(i)gder, Yngvi-Freys enkel (Noreen, Uppsalastudier, s. 203). Der schild scheint als ein symbol der sonne gegolten zu haben.

2) Der fruchtbarkeitsgott Ull hieß hier Skjaldar-áss, der schild Ulls Schiff (Olsen s. 229 f.).

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