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nadabs gesetzt hatte. Kehre wieder, kehre wieder, o Sulamith, kehre wieder, kehre wieder, daß wir dich schauen. Was sehet ihr an Sulamith? den reigen zu Mahanaim?«

Die > Thirza ist dem jüdischen dichter der inbegriff der vollkommenheit, »kein flecken ist an ihr«. Man denkt unwillkürlich an Mary Chaworth, von der Byron sagte: »She was the beau Ideal of all my youthful fancy could paint of beautiful; and I have taken all my fables about the celestial nature of women from the perfection my imagination created in her . . . Und es wäre nur natürlich, daß der dichter Byron, wenn er dichtend an die eine große liebe seines lebens dachte, die Thirza des Hohenliedes schaute. Daß ihm dabei ein >Thyras (nicht Thryra) als anagramm von mary chaworth (die reihe Thryra-Theresa-Thyrsa, an sich unwahrscheinlich, ist nach vorstehendem undenkbar) aufgefallen wäre, ist immerhin möglich. Und dann wäre es wohl aufs einfachste erklärt, warum Byron (außer in der vorrede zu Cain?) Thyrza statt Thirza geschrieben hat. Freilich könnte er auch bei der entscheidung für y an dégoog und Bacchus, an weinlaub und efeu und tanz gedacht haben.

Hagen (Westf.).

Wilhelm Ricken.

ENTGEGNUNG.

Max J. Wolff will in seiner besprechung meiner Hamlet-entdeckungen (Engl. stud. 51, 3) das entscheidende merkmal der bella vendetta darin sehen, daß sie dem betroffenen gerade die qualen zufügt, die er selbst vorher dem andern teil bereitet hat. Sollte ihm wirklich entgangen sein, daß er damit einfach das uralte aug' um auge, zahn um zahn der gewöhnlichen blutrache wiederholt? Jedenfalls stellt er sich mit seinen ausführungen nicht nur gegen so namhafte Anglisten wie Max Deutschbein, Albert Eichler, Wolfgang Keller, sondern läßt neben der klassischen definition des begriffes der b. v., die wir Jakob Burckhardt verdanken (vgl. s. 33 f. m. Entdeckungen), erstaunlicherweise auch die Hamlet-quellen (Saxo, Belleforest, — Kyd) außer acht! Des knappen raumes wegen kann ich hier nur aus Belleforests Hamlet-novelle ein beweisstück geben: »Der wunsch, meinen vater zu rächen, ruft dort der held, ist so in mein herz eingegraben, daß, wenn ich nicht vorher sterbe, ich hoffe, eine so gewaltige rachetat zu vollbringen, daß man immer in diesen landen davon erzählen soll: trotzdem müssen zeitpunkt, mittel und gelegenheit abgewartet werden, damit ich nicht, die sache überstürzend, meinen untergang zu früh herbeiführe. Mit andern worten: schon einer der ahnen des Shakespeareschen Dänenprinzen will im gegensatz zum gewöhnlichen bluträcher nicht allein vergeltung, sondern darüber hinaus anerkennung dieser vergeltung durch die welt. Zum blinden rachetrieb tritt eben der ehrgeiz und das (auf edlere ziele gerichtete) ehrgeiühl (vgl. s. 35 f. m.

die

Entd.). So wollen nach Burckhardt auch die Italiener der renaissance bewunderer ... auf ihrer seite haben«. So fordert der sterbende Hamlet von Horatio: Welch ein verletzter name...! Erkläre mich und meine sache!« usw. Nun mag es in der romanischen wirklichkeit vorgekommen sein, daß das vergnügen an der glänzenden durchführung einer rache das interesse an ihrer gerechtigkeit eingedämmt hat. Dann wäre, wenn überhaupt, hier der unterschied gegenüber der b. v. Shakespeares zu suchen. Für diese nämlich ist gerechtigkeit (daß man das erst noch auseinandersetzen muß!) unerläßliche bedingung. Und zwar eine für dritte erkennbare, ja, im zweifelsfall nachweisbare, also objektive gerechtigkeit! Eben weil, um beispiele zu geben, der gegen Desdemona versuchte beweis nach der tat als falsch sich herausstellt, wird der >>sonst so große Othello zum mörder. Eben weil Brutus solchem schicksal entgehen, weil er nach seinen eigenen worten »reiniger« sein will, nicht mörder, zögert er im sinne des novellen-helden, im sinne Burckhardts und (nicht zuletz) im sinne von Shakespeares Hamlet. Spricht doch auch dieser in III, 2 deutlich genug von der »verborgenen« (folglich erst noch zu erweisenden) schuld des oheims. Weil aber Belleforest, Shakespeare und Burckhardt auch im negativen der b. v., in ihrer forderung zielbewußten abwartens, so völlig übereinstimmen, drängt sich als unabweislicher schluß auf, daß die in Italien b. v. genannte racheart früheren jahrhunderten bekannt und vertraut, ja selbstverständlich gewesen sein muß.

Das hätte, scheint mir, der Shakespeare-biograph Max J. Wolff nicht übersehen dürfen. Aber er treibt seine sorglosigkeit in der beachtung feststehender tatsachen auch sonst bis an die äußerste grenze des erlaubten. So habe ich z. b. der »genialen besonnenheit gerade des Shakespeareschen Hamlet einen über fünf und mehr seiten (49-53) durchgeführten beweis gewidmet. Doch W. verschweigt ihn nicht bloß, sondern stellt sein vorhandensein sogar ausdrücklich in abrede. Stellt ihn in abrede, obwohl er zugleich gegen sein letztes (und unwichtigstes) glied, die »fechtübungen, so etwas wie einen sachlichen einwand erhebt. Danach soll H., wie II, 2 ausweise, seine gewohnten übungen überhaupt aufgegeben haben. Nun, ein schlagender beweis, wahrlich, aber nicht gegen mich, sondern gegen W.! Hat er doch völlig übersehen, daß H. zu den aushorchern des königs spricht und alles daran setzen muß, ihnen gegenüber so taten- und planlos wie möglich zu erscheinen. Gerade an diesen von ihm selbst gewählten beispiel kann W. trefflich ermessen, wie sehr in dem häufig auf mittelbaren, ja, doppelsinnigen ausdruck gestellten Hamlet-drama der bloße äußere wortlaut in die irre führt.

Im übrigen verweise ich auf die besprechung, die Albert Eichler meiner arbeit hat zuteil werden lassen: Deutsche Literatur-Zeitung 23. März 1918, sp. 260 f.

Berlin.

Gustav Mai-Rodegg.

ANTWORT.

Der herr herausgeber bietet mir gelegenheit, zu der vorstehenden entgegnung Herrn Mai-Rodeggs stellung zu nehmen. Ich halte eine erwiderung für überflüssig; weder herrn Mai-Rodeggs neue angaben noch der vorwurf der bis an die grenze des erlaubten gehenden sorglosigkeit können mich dazu ver

anlassen. Ich glaube nicht, daß mein bedenken gegen herrn Mai-Rodeggs auffassung des Hamlet im allgemeinen und die bella vendetta im besonderen durch seine neuen ausführungen entkräftet sind.

Berlin.

Max J. Wolff.

KLEINE MITTEILUNGEN.

Professor Bernhard Fehr, der vertreter der englischen philologie an der technischen hochschule Dresden, hat einen ruf an die universität Straßburg als nachfolger Koeppels angenommen. Der außerordentliche professor dr. Albert Eichler an der universität Graz wurde zum ordinarius ernannt.

An der universität Würzburg habilitierte sich der mit der besorgung des lektorats beauftragte lehramtspraktikant dr. Walther Fischer für englische philologie.

Der ordinarius der englischen philologie an der universität Freiburg i. Br., prof. Friedrich Brie, hat einen ruf an die Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten als professor für Englisch und als direktor des seminars für englische sprache und kultur erhalten, denselben jedoch abgelehnt; er sollte dort prof. W. Dibelius ersetzen.

Professor dr. Rudolf Brotanek in Prag erhielt einen ruf an die technische hochschule zu Dresden als nachfolger prof. Fehrs. Er wird demselben zum 1. Oktober folge leisten.

Auflage und preis der Times. Die tägliche auflage der Times ist (laut mitteilung des Weekly Dispatch vom 3. März 1918, s. 1, sp. 4) infolge papiermangels auf 120 000 exemplare beschränkt worden. Zum ersatz für den dadurch entstehenden bedeutenden einnahmeausfall ist der preis des blattes vom 11. März 1918 an wieder auf 3 d. erhöht worden, d. h. auf den preis, zu dem es von 1861-1913 verkauft wurde. Am 5. Mai 1913 war der preis auf 2 d., am 16. März 1914 auf 1 d. herabgesetzt worden (s. Engl. stud. 48, 191). In zukunft müssen die abnehmer der Times einen rationierungsschein unterschreiben, und niemand erhält die zeitung, der sich nicht verpflichtet, sie mit mindestens einem andern leser zu teilen.

J. H.

BEOW, BEAW UND BEOWULF.

Über die sagengeschichtlichen und sprachlichen beziehungen zwischen dem fingierten Dänenkönig Beowulf (I) (v. 18 und 53) bzw. dem Beaw der chronik und der genealogien einerseits und dem helden des Beowulfgedichts (Beowulf II) anderseits, wie über die etymologie des namens, ist eine ganze literatur allmählich entstanden. Mein standpunkt zum problem wird im folgenden im großen und ganzen ein skeptischer sein; es wird für mich hauptsächlich darauf ankommen, die einigermaßen sicheren resultate der forschung herauszugreifen und die unsicheren, unwahrscheinlichen und unmöglichen theorien auf ihren wahren wert zurückzuführen. Wenn ich aus eigenem nicht besonders viel zur förderung des problems beisteuern kann, so wird es jedoch der sache sicher nicht schaden, wenn in der werkstatt ein bißchen aufgeräumt wird.

Die älteren ansichten über diese dinge haben z. t. nur kuriositätsinteresse. Teilweise haben sie aber auch die neuere, wenn auch nicht die neueste auffassung durchsäuert; es gilt dies besonders von der scharfsinnigen anschauung Müllenhoffs. Wir dürfen also die wichtigeren älteren forschungsresultate nicht ganz aus den augen lassen, zumal in ihnen, zb. in den ansichten Mullenhoffs, m. e. bisweilen auch ein körnchen von der wahrheit steckt.

In seiner Beowulfausgabe (2. aufl. 1835–1837), Postscript to preface s. VI ff., vergleicht Kemble die reihe Sceaf, Scyld (Scyld Scefing), Beowulf im gedicht mit der reihe Sceaf, Scyld, Beaw in den genealogien, betrachtet Beowulf den Scylding als den vater der "Eponymi of all the great Northern tribes" (der wohlbekannten filii Boerini), der nur als solcher in dem gedichte eine existenzberechtigung genießt, und hält ihn für einen gott. Dieser gott "may, after passing through the form of the heroic Beowulf, the Scylding, and father of the Northern

J. Hoops, Englische Studien. 52. 2.

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tribes, have sunk a step further into Beowulf the Wægmunding, the nephew of Hygelac and friend of Hrothgar". Da der ganze charakter des helden Beowulf II einen übernatürlichen stempel trägt, wird man versucht, auch in ihm ein göttliches wesen zu erblicken und ihn mit Beowulf I zu identifizieren. Er ist "the heroic and later representative of the godlike Beowulf". Beow, Beaw (Beowulf I) ist laut der ws. genealogien einer der vorfahren Wodens und der sohn des Scyld, der von der nordischen überlieferung als der gott der Scanungen bezeichnet wird. Beaw, Beow usw. und Beowulf sind identische namen; Beo und Beow betrachtet Kemble als die richtige form des namens. Er knüpft an diesen namen einige westgermanische wörter an, unter denen altsächs. bewod 'ernte', mndl. bouw hier erwähnt werden möge. Beo oder Beow ist deshalb wahrscheinlich ein gott des ackerbaues und der fruchtbarkeit.

Die taten des Beowulf II sind 'shadows of the deeds of Beowulf the Scylding' (= Beo, Beow).

Die primäre figur ist also schon nach Kemble der gott Beo, Beow, Beaw), der in den beiden Beowulf genannten personen wieder auftaucht. Diese ansicht wurde weiter von Müllenhoff ausgeführt und hat sich bis auf die letzten jahre fast unverändert behauptet. Jetzt hält man aber ziemlich allgemein den helden des gedichts für eine von Beowulf I (Beow) ganz unabhängige figur.

Die etymologische deutung des namens erfuhr aber mehrere veränderungen 2). Schon Jacob Grimm hatte ihn aus ae. beo 'biene' erklärt. Beow(a) wurde als ein bienengott oder bienenvater gedeutet wie der griechische Aristäos. Als Beowulf, als träger der epischen sage oder mythen von den kämpfen mit Breca, Grendel und dem drachen, zeigt Beowa freilich nichts mehr von dem charakter, den der name ihm beilegt. Die mythen gehörten ursprünglich eben dem gott an, dessen beiname in dem angegebenen sinne Beowa war, und bildeten ohne zweifel einst mit dem mythus von Sceaf eine zusammenhängende reihe von sagen, von seiner ankunft, jugend, heldentat

1) Über die formen des namens werde ich im folgenden handeln. Ich halte Bio(w) für die richtige form.

2) Müllenhoff, Haupts zeitschrift 7, 411 ff.; Grein, Eberts jahrb. 6, 277; Simmrock, Handbuch d. d. Mythologie, s. 287 f., knüpften an die etymologie Kembles an und stellten den namen mit ae. buan zusammen.

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