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einheit des ganzen und versucht, eine gewisse harmonie herzustellen. Mit anerkennenswerter energie scheut er sich nicht, die aufgeworfenen fragen nach irgendeiner richtung zu beantworten, statt manches im dämmerhaften zwielicht zu lassen. Wenn ich ihm daher auch in allem nicht zuzustimmen vermag, so will ich keineswegs damit aussprechen, daß die von ihm vorgeschlagenen deutungen, gegen deren richtigkeit ich bedenken habe, fehlschlüsse wären.

In einem einleitenden kapitel bekämpft Jespersen die abneigung der wissenschaft, die sprache vom logischen standpunkte aus zu betrachten. In diesem punkte stehe ich völlig auf seiten Jespersens und unterschreibe mit ihm den satz Stuart Mill's: The structure of every sentence is a lesson in logic. Man muß sich bei der logischen betrachtungsweise nur zweierlei vor augen halten: 1. Die sprache ist nicht nur angewandte logik; 2. die rein formale logik vermag nichts oder nur wenig zur erklärung der sprachlichen vorgänge beizutragen, wohl aber die transzendentale logik.

Der erste hauptteil handelt bei Jespersen von dem verhältnis bzw. unterschied von substantivum und adjektivum (mit einem anhang über die eigennamen). Nachdem er das vielfache schwanken zwischen den beiden kategorien nachgewiesen hat, kommt er zu dem ergebnis, daß das substantivum etwas spezielleres als das adjektivum bedeute (s. 17). Jespersen stützt sich auf verbindungen wie Napoleon den tredie en ny bog den sörgelige historie | en smuk aften en blå sten. Hier vermag ich Jespersen nicht zuzustimmen, denn es lassen sich leicht eine reihe von verbindungen aufstellen, wo das umgekehrte stattfindet: zb. das bleichsüchtige mädchen, der leichtsinnige jüngling, der erfinderische mensch usw.

Brauchbarer ist die beobachtung, daß das adjektivum eine eigenschaft, ein kennzeichen bedeutet, während das substantivum in der regel mehrere eigenschaften in sich schließt. Darauf hat schon Paul, Principien § 251 hingewiesen, und manche substantivierung von adjektiven wie innocents im Ne. habe ich so erklärt (vgl. meine Syntax § 100d). Doch ist dies nur die eine von den verschiedenen möglichkeiten, die substantivierung der adjektiva zu erklären; wegen der weiteren möglichkeiten verweise ich ebenfalls auf meine Syntax. Fernerhin wäre es wünschenswert gewesen, daß Jespersen die substantivierung von adjektiven strenger von der adjektivierung von substantiven geschieden hätte; zwei prozesse, die auf ganz verschiedener psychologischer grundlage beruhen.

In dem nächsten kapitel beschäftigt sich Jespersen mit der rangabstufung der einzelnen wörter vom logischen gesichtspunkt aus und kommt zu der folgenden einteilung:

I. Primære ord: overled principals.

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Dem Anglisten ist diese einteilung schon bekannt aus Jespersens Syntax I 1, 2 ff. Ich kann mir von der neuen terminologie nicht viele vorteile gegenüber der bisherigen einteilung (substantiv, adjektiv, adverb usw.) versprechen; denn wenn ich sage, daß ein adjunct auch als principal gebraucht werden kann, so ist damit ebensowenig erklärt, als wenn ich sage, daß ein bestimmtes adjektivum wie alt auch substantivisch (also alter) gebraucht wird.

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Auch ist für das Neuenglisch mit der Jespersenschen einteilung wenig gewonnen, da das Neuenglische die koordination, nicht die subordination der satzglieder liebt. Auch hier muß ich das grundprinzip von Jespersen (Syntax 1. 24, Sprogets Logik p. 31) bestreiten, daß nämlich dasjenige wort oder derjenige begriff, der mit hilfe eines andern spezialisiert werden soll, immer spezieller sei als das spezialisierende wort; vgl. die verbindung: schwindsüchtige frauen, wo frau sicher an bedeutungsinhalt allgemeiner ist als schwindsüchtig. Es kommt eben ganz auf den bedeutungsinhalt des substantivums bzw. des adjektivums an. Ich kann ein substantivum mit ganz weiter bedeutung mit einem adjektivum mit ganz enger bedeutung verknüpfen. Im allgemeinen haben ja die substantive eine engere bedeutung als die adjektiva, aber es gibt auch adjektiva mit sehr engem bedeutungs inhalt, deren bedeutungs um fang entsprechend sehr weit ist, ebenso umgekehrt das substantiva mit reichem bedeutungsinhalt, deren bedeutungsumfang natürlich entsprechend enger ist.

Kapitel III beschäftigt sich mit der frage nach dem wesen von subjekt und prädikat. Er kritisiert zunächst die bisherigen auffassungen vom grammatischen und psychologischen subjekt, versucht dann selbst eine neue definition im anschluß an kapitel I und II: das subjekt ist immer das speziellere, das nur von einer geringen anzahl von individuen ausgesagt werden kann, während das prädikat im vergleich dazu genereller ist und von mehreren individuen ausgesagt werden kann. Auch hier habe ich dieselben bedenken wie oben; vgl. sätze wie: Frauen sind putzsüchtig.

In einem anhange behandelt Jespersen dann noch die dänischen

sätze mit der und det, die mehr für das Dänische von interesse sind.

Das schlußkapitel handelt von dem objekt, einfachem und doppeltem objekt, doch weicht Jespersen hier nicht so stark von der gewöhnlichen auffassung ab wie in den übrigen kapiteln. Beim akkusativ des inhalts (to live a virtuous life) möchte ich eine erklärung Jespersens hervorheben, die die entstehung dieser konstruktion aufzuhellen vermag. Er meint nämlich, daß der akkusativ des inhalts der apposition nahe verwandt ist, und vielfach findet sich eine solche auffassungsweise, zb. in dem von Jespersen gegebenen beispiel: Then he smiled, a shy nervous smile. Wird die apposition in den satz gezogen, tritt also ein apperzeptionsakt ein, so würde der akkusativ des inhalts entstehen, zb. Then he smiled a shy nervous smile.

Wenn ich demnach Jespersen oftmals nicht zuzustimmen vermag, so muß ich doch bekennen, daß die schrift vielfach anregend auf mich gewirkt und mich nochmal gezwungen hat, die alten probleme durchzudenken.

Halle a. S., März 1917.

Max Deutschbein.

SPRACHGESCHICHTE.

Albert S. Cook, The Date of the Ruthwell and Bewcastle Crosses. (Transactions of the Connecticut Academy of Arts and Sciences. Vol. 17 p. 213-361; Dec. 1912.) Yale University Press; New Haven, Connecticut, 1912. 149+ III ss.

Some Accounts of the Bewcastle Cross between the years 1607 and 1861. (Yale Studies in English, Albert S. Cook, Editor. 50.) Reprinted and annotated. New York 1914, Henry Holt and Co. 148 s.

In der ersten dieser abhandlungen will Cook den beweis führen, daß die beiden kunst- und sprachdenkmäler, deren entstehungszeit er zum gegenstand seiner forschung gemacht hat, auf das ehrwürdige alter, das man ihnen früher zuerkannt hatte, nicht mehr anspruch machen können. Nach Cook sollen die kreuze von Ruthwell und Bewcastle, dh. wenigstens ihre inschriften und skulpturarbeiten, erst um 1150 entstanden sein') !

1) Über das alter der kreuze hatte Cook sich bekanntlicherweise schon vorher ausgesprochen. Vgl. Academy 37, 1890, s. 153 f., wo er die sprache der poetischen bruchstücke auf dem kreuz von Ruthwell für nicht älter als das 10. jh. und sehr wahrscheinlich jünger als 950 erklärte, Publ. Mod. Lang. Ass. 17, 1902, s. 375 ff. (: at least as late as the tenth cy.).

Seine gründe sind dreierlei art: 1. kunstgeschichtliche, 2. sprachliche und 3. historische. Die historischen gründe sind durch die kunstgeschichtlichen und sprachlichen naturgemäß bedingt.

Von diesen gründen entziehen sich die kunstgeschichtlichen und zum teil auch die historischen meiner beurteilung. Gegen die sprachlichen erwägungen habe ich dagegen einige einwendungen zu machen.

Bevor ich diese zur geltung bringe, halte ich es aber für angebracht, über den inhalt der arbeit in aller kürze zu berichten.

In der einleitung (s. 1-16) wird zuerst die ziemliche einigkeit der gelehrten in bezug auf die nahe verwandtschaft der beiden denkmäler hervorgehoben, die der gleichen zeit und der gleichen schule angehören müssen, so daß die datierung des einen mit notwendigkeit auch die des anderen bedeutet; danach werden die verschiedenen ansichten, die über das alter der kreuze ausgesprochen worden sind, in zeitlicher folge aufgeführt.

S. 16-28 bringen die beschreibung der kreuze. Sie beruht auf eigener untersuchung und einer anzahl an ort und stelle aufgenommener photographien: Nicht weniger als 32 schöne tafeln sind der darstellung beigegeben (nur der kopfteil von Ruthwell fehlt). Die danach folgende "General Discussion of the Crosses", die mehr als 60 seiten in anspruch (s. 28-90) nimmt, zerfällt in drei abschnitte: 1. The inscriptions, 2. The Figure-Sculpture, 3. The Decorative Sculpture. Die formen der runen zwingen uns nach Cook keineswegs, eine frühe entstehungszeit anzunehmen; auch sprechen die nordischen runenverhältnisse für eine spätere zeit als das 7. jh. Die eigentümlichsten buchstaben der lat. inschriften des Ruthwellkreuzes weisen formen auf, die anderswo in inschriften des 12. jh. vorkommen.

Sehr ausführlich wird die figürliche und dekorative skulptur behandelt. Die figürliche skulptur weist auf das 11. und 12. jh., im allgemeinen überwiegend auf das 12. jh. hin; auch eine untersuchung der dekorativen skulptur ("vines, chequers, interlacings or knotwock, sundial") ergibt ungefähr dasselbe resultat.

Nachdem der verfasser die zeit um 1150 als die wahrscheinlichste erwiesen hat, bemüht er sich im schlußteil (s. 91-145) nachzuweisen, welchen äußeren umständen und voraussetzungen die herstellung der kreuze zuzuschreiben sind. Dieser teil zerfällt in die folgenden unterabteilungen: 1. The Power which anabled

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and suggested the Production, 2. The Motive or Motives which actuated the Production, 3) The cultural and artistic antecedents demanded by the Production (possible Influence of Tiron, Chartres, Beauvais, Clairvaux, Fleury, Northern Italy). Als den urheber der kreuze möchte der verfasser könig David I. von Schottland (1124-1153) betrachten. Am schluß werden (s. 146 bis 149) die ergebnisse der untersuchung kurz zusammengefaßt. Die sprachformen der altenglischen inschriften, soweit sie von Cook für seine aufgabe in anschlag gebracht worden sind, interessieren den philologen selbstverständlich mehr als die anderen erwägungen des verfassers, zumal diese sich nur von dem kunsthistoriker, historiker usw. von fach beurteilen lassen1). Ich beschränke mich hier auf die vom verfasser in dem uns hier vorliegenden buche vorgeführten 'sprachlichen gründe, obgleich es sehr verlockend wäre, auch auf seine schon vorher ausgesprochenen ansichten über die sprache der beiden inschriften (besonders in den Publ. Mod. Lang. Ass. 17, 1902) des näheren einzugehen.

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Ruthw. ungget (so lesen Cook und Stephens; Vietor uqket unket; Stuart ungget) soll auf eine späte zeit hinweisen, 1. "because the only other occurrence of the word is in a text with late shellings, 2. because -et, the ending in both examples of the word, seems late, as if due to lack of stress, and 3. because the sculptor makes two blunders in one word, showing perhaps that it was specially unfamiliar when he worked." Alle diese drei gründe sind m. e. hinfällig.

1. Die form uncet ist im Altenglischen sonst nur einmal belegt, nämlich in einem stücke in Cockaynes "Shrine" 42, 27. Der acc. 2. pers. dual incit kommt zweimal in der ae. Genesis A (2732, 2880) vor. Es ist wahr, daß der beleg von uncet ziemlich spät zu sein scheint; jedoch dürfte ein schluß e silentio für die ältere zeit nicht statthaft sein, und man fragt sich, wo die form herstammen sollte, wenn sie nicht schon in der älteren sprache vorhanden war. Für incit in der älteren Genesis müssen wir ein beträchtliches alter annehmen, und es wäre sehr erstaunlich, wenn die beiden parallelformen uncit, uncet und incit, incet nicht von vornherein nebeneinander gestanden hätten. Wenn in der Genesis unc neben incit steht, so haben wir zweifellos das recht, incit als die ältere form zu betrachten.

1) Über manches hierhergehörige problem streiten sich anscheinend noch die kunsthistoriker; vgl. Vietor, Anglia Beibl. 26 (1915), s. 1 ff.

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