Imatges de pàgina
PDF
EPUB

heiterkeit und fröhlichkeit hoch verehrt, versuchte er von vornherein, ihnen den wert wissenschaftlicher arbeit durch sein eigenes beispiel klar zu machen. Seine eigene unermüdliche arbeitskraft. und arbeitslust spornte schüler und studenten zur nacheiferung an; viele von seinen schülern haben daher heute angesehene stellungen inne.

Die letzten fünfzehn jahre seines lebens konnte Lindner sich ganz seinen studien und seiner dozententätigkeit an der universität widmen, da ihn der rat der stadt Rostock in anerkennung seiner verdienste um die wissenschaft mit pension aus dem schuldienst entlassen hatte. Lindner hat in der schule und auf der universität außerordentlich segensreich gewirkt; groß ist jetzt die trauer um den vortrefflichen, stets hilfsbereiten mann, der sich im herzen seiner schüler und freunde ein bleibendes, ehrendes andenken gesichert hat.

"

Lindner hatte früh erkannt, daß der lehrerberuf eine selbst. befriedigung auf die dauer nur bieten kann, wenn sich der lehrer: neben gewissenhafter schularbeit ernsten wissenschaftlichen studien hingibt. Er fühlte sich daher stets als gelehrter zur universität hingezogen und suchte den verkehr mit männern, die von gleichem. wissenschaftlichen streben beseelt waren, wie Reinhold Bechstein, Karl Nerger, Krause, Wilhelm Stieda und vor allem Adolf Hofmeister, dem zu früh verstorbenen Kustos der Rostocker universitätsbibliothek.

Durch diesen verkehr und seine fortwährende eigene geistige arbeit angeregt, verstand er es vorzüglich, auch seine schüler zu selbständiger wissenschaftlicher arbeit zu erziehen. Er suchte stets den verstand zu wecken. Er war ein feind jedes gedächtnismäßigen auswendiglernens. Sein unterricht war daher äußerst lehrreich, natürlich nicht für studierende, die weder nach ihrer begabung noch nach ihrem fleiß auf eine hochschule gehören.

Lindners literarische tätigkeit begann mit einer studie Über die beziehungen des Ortnit zu Huon de Bordeaux (Rostock 1872), auf die er dreißig jahre später noch einmal zurückgekommen ist; Zur geschichte der Oberonsage (Rostock 1902) und in den Studien zur vergleichenden literaturgeschichte (1902, heft 3). Aus einem manuskript der Rostocker universitätsbibliothek veröffentlichte er dann als Festschrift zur 30. philologen-versammlung das Lobgedicht auf die zusammenkunft Franz' I. mit Karl V. in Aiguesmortes (Rostock 1875) und bald darauf aus d.rselben handschrift Ein französisches

Calendarium aus dem anfang des XV. jahrhunderts mit trefflichen erklärungen der oft übersetzten oder französierten heiligennamen. Nach dem damaligen stand der wissenschaft beurteilt, war Lindners Grundrifs der laut und flexionsanalyse der neufranzösischen schriftsprache (Oppeln 1881, Georg Maske) ein wertvoller beitrag zur lösung der frage, wie die ergebnisse der historischen forschung in der schule verwertet werden können. Das büchlein sollte zunächst gelegenheit geben, sich schnell einen überblick über die ableitung und entwicklung der formen irgendeines redeteils im Französischen zu verschaffen. Wie sehr Lindner es für wünschenswert erachtete, daß auch schon auf der schule diese methode im allgemeinen bei der behandlung des grammatischen unterrichts eingeführt werde, hatte er bereits im ersten bande der Zeitschrift für neufranzösische sprache und literatur dargetan. Dem schüler sollte dadurch, daß ihm eine form zum verständnis gebracht wird, eine weit größere geistige reife verliehen werden, als er durch bloßes auswendiglernen erreichen kann. Wenn überhaupt, so sagt er im Vorwort, > die wissenschaftliche behandlung jedes unterrichtsgegenstandes auch für den schüler das leichteste mittel ist, um in den stoff einzudringen und sich denselben anzueignen, so vor allem im sprachlichen unterricht, bei welchem durchaus die verstandesmäßige und nicht die gedächtnismäßige auffassung angestrebt werden muß.c

Diesem grundsatz ist Lindner sein ganzes leben lang treu geblieben, wenn er auch in späteren jahren den gewiß berechtigten forderungen der reformer in manchen punkten nachgegeben hat. Er wollte am allerwenigsten, daß die sprache, wie sie jetzt gesprochen wird, vernachlässigt werde; man dürfe aber auf der andern seite die erklärungen der einzelnen spracherscheinungen auch dem schüler nicht vorenthalten, wenn er nicht einen wichtigen faktor se iner geistigen bildung einl üßen soll. Es stdaher auch leicht verständlich, daß Lindner die gymnasiale vorbildung, also ausreichende kenntnisse im Lateinischen und Griechischen, auch für das studium der neueren sprachen wenn nicht für unbedingt notwendig, so doch für äußerst wünschenswert hielt.

Später verwandte Lindner seine ganze arbeitskraft mit ungeheurem fleiß auf das Englische und trat mit studien aus der frühneuenglischen zeit an die öffentlichkeit. Dahin gehören außer zahlreichen kleineren aufsätzen und anzeigen in den verschiedensten zeitschriften folgende werke: Henry Fieldings dramatische Werke. Literarische studie. Leipzig u. Dresden 1895, Koch, 185 ss.

Ausgaben von Fieldings Tom Thumb. Mit einleitung. (Berlin 1899, Felber, VIII u. 111 ss.), und von George Villiers, Second Duke of Buckingham, The Rehearsal. Mit einleitung. (Heidelberg 1904, Winter, IV u. 111 ss.). Diese drei veröffentlichungen zeugen von großem fleiß und äußerster sorgfalt.

Lindner hat zuerst in ausführlicher darstellung auf Henry Fieldings bedeutung als dramatiker hingewiesen, während man bis dahin in der literatur immer nur seine bedeutung als romanschriftsteller hervorgehoben hatte. Er gibt im ersten teil die analyse der einzelnen stücke, im zweiten die untersuchung über die wechselwirkung zwischen dem drama und dem roman, sowie über die quellen. Er weist hier nach, daß gerade der umstand, daß Fielding den stoff für die meisten seiner stücke aus sich selbst und aus dem menschlichen leben direkt geschöpft hat, ihnen einen besonderen reiz verleiht, und er sich dadurch über die anderen dramatiker seiner zeit erhebt. Aber auch in den lustspielen, die er aus dem Französischen entlehnt hat, in den übersetzungen Molièrescher stücke, offenbart sich seine originalität.

Die kritischen ausgaben von Fieldings Tom Thumb und Georg Villiers' The Rehearsal, die auf gründlichen studien beruhen, haben denn auch viel anklang gefunden. Sie legen das größte gewicht auf einen korrekten text und sind in erster linie für den gebrauch auf universitäten bestimmt.

In seinen kollegien las Lindner über alle perioden des Französischen und Englischen, so über Aucassin et Nicolete, Li dis dou vrai aniel, das Rolandslied u. a., den Beowulf, Cynewulfs Elene, die Tale of Gamelyn, über Shakespearesche stücke, mit vorliebe über Chaucer. Zahlreiche dissertationen, die unter seiner aufsicht in dem von ihm geleiteten englischen seminar entstanden, beweisen, wie überaus anregend Lindner auf seine hörer wirkte, die auf seinen rat vielfach nach London reisten und die reichen schätze des British Museum für ihre arbeiten benutzten. An erster stelle seien hier die vielen studien über bearbeitungen Shakespearescher und Molièrescher stücke in England und Frankreich aus dem 17. und 18. jahrhundert erwähnt, deren ergebnisse ich zum teil in der programmabhandlung Shakespeare in der englischen literatur des 17. und 18. jahrhunderts (Doberan 1902) zusammengefaßt habe. Hinzukommen mehrere dissertationen aus der altenglischen und neuenglischen zeit. Manche werden den fachgenossen durch meine anzeigen im Literaturblatt für germanische und romanische

480 Berichtigungen.

-

Ankündigung von arbeiten.

Kleine mitteilungen

philologie und in den Englischen studien bekannt geworden sein.

Das ist in kürze der inhalt einer ungefähr vierzigjährigen unermüdlichen tätigkeit eines deutschen gelehrten. Wie viel Lindners, und seiner schüler arbeiten zum weiterbau unserer doch verhältnismäßig jungen wissenschaft beigetragen haben, was in ihnen von bleibendem werte ist, das mögen spätere generationen entscheiden. Doberan i. Meckl., November 1917. O. Glöde.

BERICHTIGUNGEN.

S. 164 z. I v. u.: 1. gōđō (st. gōđa).

S. 164 anm. 3: 1. Odalmannus

(st. Odalmaunus). S. 166 z. I v. u.: 1. Allfjgautr.

1. Ercongote.

[blocks in formation]

1. Aigar (st. Aigus).

[merged small][merged small][ocr errors]

S. 171 z. 3 v. u.

S. 173 anm. z. I v. o.:

S. 176 2. I v. o.: 1. þurferð (st. þurfuð).

2. 17 v. u. 1. -d > t (st. -d < t).

ANKÜNDIGUNG VON ARBEITEN.

Literaturgeschichte.

S. 177

I. Ilse Marcard, Das epithalamium in der englischen literatur. Freiburger dissert.

2. Erika freiin v. Siebold, Synästhesien in der englischen dichtung des 19. jahrhunderts. Heidelberger dissert.

3. Dr. Hans Prösler, Walter Pater und sein verhältnis sur deutschen literatur. Freiburger dissert. [Inzwischen erschienen.]

4.

KLEINE MITTEILUNGEN.

Der privatdozent der englischen philologie an der universität Bonn, professor dr. Rudolf Imelmann, erhielt einen ruf als außer ordentlicher professor nach Rostock auf den lehrstuhl des verstorbenen professors Felix Lindner. Er wird diesem ruf zum 1. April 1918 folge leisten.

Der kriegsgefangene österreichische offizier dr. Roman Dyboski, professor der Jagellonischen universität Krakau, wurde im September strafweise nach Krasnaja Rjeczka bei Wladiwostok verschickt, weil er sich an die polnischen hilfskomitees zu Moskau und Petersburg mit einem gesuch um milderung des loses einiger seiner studenten gewandt hatte, die in Transbaikalien gefangen gehalten werden. Nun ist ihm dasselbe los zuteil geworden.

ENGLISCHE STUDIEN.

52. BAND.

« AnteriorContinua »