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But deed more forbidden,
Our secret lies hidden,

But never forgot.

Und in Fare thee well (17. März 1816):

Would that breast by thee glanced over,

Ev'ry inmost thought could show,

Then thou wouldst at last discover

'T was not well to spurn it so.

Um Mary vor einer verwicklung in die untersuchung zu schützen, habe Byron sich stillschweigend in die scheidung gefügt und auf eine gerichtliche klage verzichtet. (Edgcumbe 320, 351.)

Mary kehrte zwar ein jahr später (April 1817) zu ihrem gatten zurück, ja, sie hatte 1819 mit ihm noch eine tochter, deren Patin Augusta war (Edgcumbe 250), aber Byron nahm nichtsdestoweniger bei seiner abreise in seinem gewissen das schuldvolle bewußtsein ihrer vernichtung mit.

Diese seelenstimmung ist die voraussetzung der Schweizer reiseeindrücke. Zieht man zum verständnis noch Byrons wiederholte beschäftigung mit der Francesca-Paolo-episode des Inferno heran (motto zum zweiten und dritten gesang des Corsair, die verwandte Parisina und Byrons übertragung der Danteschen episode [Inferno V]), so erscheinen auch die betreffenden stellen des Manfred in einem weit natürlicheren, einfacheren lichte. Es bedarf zu ihrem verständnis dann kaum eines größeren kommentars als zu dem eines gewöhnlichen romans.

Im dritten akt läßt der dichter das verhältnis Manfreds und Astartes durch einen unbeteiligten dritten beleuchten. Der diener Manuel schildert Astarte:

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Hier bricht der alte, der die neugier seiner kameraden befriedigen sollte, ab, die neugier des lesers aufs höchste stachelnd. Und der leser ergänzt wie unter einer suggestion: sister.

V.

Dem ersten kritiker des Manfred (Edinburgh Monthly Magazine, Juni 1817; Sketch of a Tradition related by a Monk in Switzerland, gezeichnet P. F.) fiel die ähnlichkeit des stoffes mit einer sage auf, die er im herbst 1816 von einem mönch des Kapuziner

klosters bei Altorf vernommen hatte. Es war die geschichte zweier brüder, die beide in liebe für eine jungfrau entbrannten, mit der sie ihre kindheit verbracht hatten. Sie wird die gattin des älteren bruders. Der jüngere kämpft vergeblich gegen seine leidenschaft an. Eines tages findet man ihn tot in dem engpaß, in dem er seiner schwester zum ersten male begegnet war. Das schicksal des älteren bruders ist in dunkel gehüllt. Die dame siecht dahin. (Works, Poetry III.) Möglicherweise deckt sich diese sage mit jener, das gedächtnis eines brudermordes festhaltenden felseninschrift bei Interlaken, an der Byron am 22. September vorüberkam, und die ihm einen starken eindruck machte. Just der rechte ort dafür, lautet der eintrag im Tagebuche. Teresa Guiccioli sagt geradezu, eine votivtafel an der stätte eines brudermordes habe den Manfred angeregt.

Am 20. September liest er Schiller in französischer übersetzung, vielleicht Die braut von Messina, an die diese sage anklingt. Auf dem wege von Neuhaus nach Interlaken durch eine gegend beyond all description or previous conception, kam Byron an der schloßruine von Unspunnen vorbei. Sie liegt über der mündung des Lütschinentales in das Bödeli, besteht aus einem viereckigen turm mit seitlichen rundtürmchen und hat einen herrlichen Jungfraublick. Prothero läßt die überlieferung Manfreds schloß hierher verlegen. (Works, Letters and Journals III 119.) Aber gütige nachforschungen der herren professoren S. Singer (Bern) und Hoffmann-Krayer (Basel) haben den nachweis einer lokalen Manfredsage nicht erbracht.

Byrons von leiden aufgelockerter seelengrund ergab für die täglichen wandereindrücke ungeahnte möglichkeiten der fruchtbarkeit. Ein erhöhter puls der empfindung für Augusta, die einzige, die sich in der heimat zu ihm bekannte, war natürlich, und die romantische überschwänglichkeit des zeitalters, das den ton der liebe und der verliebtheit oder anbetung häufig in eins fließen läßt, darf dabei nicht übersehen werden. Bedürfte es dessen, so wäre vielleicht gerade dieses ungezwungene sichgehen lassen in gesteigerten empfindungen ein beweis, daß zwischen den geschwistern kein lichtscheues verhältnis bestand.

VI.

Byrons ehe hat vom 2. Januar 1815 bis 15. Januar 1816 gedauert. Goethe fand das dunkel, in das die scheidung

getaucht war, so poetisch, daß er meinte, Byron hätte, würde er sie erfunden haben, keinen glücklicheren gegenstand für seinen genius finden können. (W. F. Biedermann, Goethes gespräche III 270.) Vermutlich traf der ausspruch: unvereinbarkeit der gemüter sei der einzige scheidungsgrund gewesen (Edgcumbe 400), die wahrheit. Lady Byron, von der Chateaubriand (1840) fand, sie sehe aus, als hätte sie pas assez de songes (Lovelace 84), war von der art der königin in der Jüdin von Toledo, eine jener sittenstrengen frauen, die durch ihre tugend erschaffen, was sie verhindern möchten. Ihr außergewöhnlicher grad von selbstbeherrschung reizte Byron in das gerade gegenteil. Und sein ehrgeiz ging, wie Leicester Stanhope sagt, im gegensatz zu den meisten menschen, die sich für tugendhafter geben, dahin, den satan zu spielen, der nur manchmal erhabener anwandlungen fähig sei. Aber gerade das dämonische in ihm stieß seine gattin ab.

Es flößte ihr, der die schwingen fehlten, mit ihm aufzufliegen, grauen ein, und eben dieses grauen verursachte ihm eine art boshafter schadenfreude. Sie verstanden sich nicht, und Byron hatte sie nie wahrhaft geliebt. Trotz alledem vermochte er nicht, über seine ehe ein für allemal hinauszukommen. Er hörte nicht auf, sich in seinen gedanken mit Lady Byron zu beschäftigen, von ihr zu sprechen. In ärgerlicher oder humoristischer laune wurde sie der gegenstand seines bitteren scherzes. In der ersten zeit, in der ihm die zertrümmerung seines lebens recht zum bewußtsein kam, überwog das wilde, ingrimmige weh. In einer solchen stunde entstand das im Dezember 1816 mit dem Prisoner of Chillon veröffentlichte gedicht Incantation, eine von höchster leidenschaft des gefühls und hinreißender kraft des poetischen ausdrucks getragene verwünschung der urheberin seiner qualen. Der lyrische erguß, in dem H. Varnhagen (De Rebus quisdam compositionem Byronis dramatis quod Manfred inscribitur. Erlangen MCMIX) die unterströmung zweier gedichte von verschiedener intensität des hasses. und der entrüstung herausfühlte, fließt aus derselben stimmung wie die im September entstandenen Lines on hearing that Lady Byron was ill, an die es wörtliche anlehnungen zeigt. Beide gedichte verwünschen den gegenstand ihres zornes, der offenbar eine frau ist, bei ihrem schlangenlächeln, ihren vergifteten küssen, ihren falschen tränen, ihre eigene hölle zu sein, ewig rastlos, durch unentfliehbare gedanken heimlich an den gekettet, von dem sie sich

losgerissen. Die sein leben gemordet, hält bruderschaft mit Cain und sei zu seinen qualen verdammt.

Wo die Incantation jetzt steht (Manfred I 1), fällt sie, wie schon Varnhagen bemerkte, ganz aus dem zusammenhange und wirkt infolgedessen verwirrend. Wenn Byron sich die frage: wer spricht? zu wem? überhaupt vorlegte, so ließ er sich entweder durch dichterische mystifizierlust oder durch den wohllaut der verse, der sich dem geistergesang trefflich anpaßte, verleiten, die verstandesgemäße forderung nach kontinuität der handlung außer acht zu lassen. Nicht der zermalmt am boden liegende Manfred spricht den fluch, sondern eine stimme, etwas unpersönliches, unfaßbares, unsichtbares, das an das man der öffentlichen meinung erinnert.

In der originalausgabe (mit dem Prisoner of Chillon) war die Incantation als bruchstück eines Witchdrama bezeichnet, in dem sie einen chorgesang bilden sollte. Varnhagen vermutet, wir besäßen in der ersten szene des ersten aktes Manfred das, was von diesem geisterdrama geschrieben wurde. Er verlegt seine entstehung in die zeit zwischen der Faustvorlesung und dem ausflug nach Chamonix (29.-31. August) einerseits und dem Berner ausflug (19.-29. September) anderseits. Die Incantation ist be reits vom Juli datiert. In der tat bietet der eingang dieser szene eine gewisse parallele zum Faust, und Mont Blanc ist hier König der berge. Das war er aber für Byron nur bis zum ausfluge ins Oberland. Auch macht sich in der erscheinung der sechs elementargeister der einfluß von Shelleys Mont Blanc deutlich fühlbar. Schon das prächtige bild des Mont Blanc als des königs der berge entspricht Shelleys vorstellung des Mont Blanc als der verkörperten majestät. Shelley spricht von den subject mountains des gewaltigen berges. Shelleys

Thy giant broods of pines around thee clinging könnte gar wohl Byrons

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Shelleyscher lieblingsträume. Die auffallende einführung des erdbebens als selbständigen geistes unter den elementargeistern erinnert an Shelleys frage im Mont Blanc:

Is this the scene

Where the old Earthquake-Daemon taught her young

Ruin?

Der fünfte geist ist the Rider of the Wind, the Stirrer of the storm. In Shelleys Mont Blanc treten the chainless winds auf.

Schließlich käme noch der poetische gedanke in betracht, die naturgeister unsichtbar einzuführen und ihre nähe nur durch ihre singende stimme fühlbar zu machen, so daß gleichsam nur der stimmungseinfluß der natur auf die seele ausgedrückt ist. Dies ist aber eben Shelleys art der naturbetrachtung. Sein Mont Blanc ist nicht sowohl naturschilderung als reflex des natureindrucks im geiste des dichters, wie es schon die gewaltigen eingangsverse andeuten :

The everlasting Universe of things
Flows through the mind.

Für die gestaltung der alpenfee aus dem in bunten farbenglanz getauchten sprühregen des Staubbachs stellt sich gleichfalls die möglichkeit einer anregung aus dem Mont Blanc ein. Shelley redet die Arve an:

Thine earthly rainbows stretched across the sweep

Of the ethereal waterfall, whose veil

Robes some unsculptured image

Und wenn Shelley hier von der witch Poetry spricht:
Seeking among the shadows that pass by

Ghosts of all things that are, some shade of thee,

Some phantom, some faint image

so zieht sich wieder eine gedankenbrücke zu Byrons Witch of the Alps und Manfreds sehnsucht nach der toten Astarte, die als phantom bezeichnet wird. Und da auch diese szene (II 2) da, wo sie jetzt steht, mehr eine hemmung als einen fortschritt der handlung bedeutet, könnte sie, obwohl ihre spätere entstehung durch Byrons entzücken über den Staubbach im pfarrhause gegenüber verbrachte er die nacht vom 22.-23. September datiert ist, ein stück des ursprünglichen Witchdrama gewesen sein, für das vermutlich nur eine reihe loser szenen ohne festen plan hingeworfen wurden.

VII.

Seitdem Byron das Berner Oberland gesehen, drängte seine großartigkeit alle früheren eindrücke in den hintergrund, und naturbetrachtung wurde selbstzweck.

Unter den gesprächsthemen von allgemeiner bedeutung, die in Diodati an der tagesordnung waren, scheint auch die Buffonsche weltuntergangstheorie durch vereisung gewesen zu sein. Shelley schreibt aus Chamonix (24. Juli 1816) an Peacock:

J. Hoops, Englische Studien. 51. 3.

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