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sich auf den Hinweis, dass Pristiophorus eine sehr eigenthümliche Form sei. Einige Bemerkungen über die systematische Stellung der Gattung finde ich bei MÜLLER und HENLE (1. c., p. IX u. p. 97). In ihrem trefflichen Werke stellen diese Autoren zunächst die generische Selbstständigkeit der Form fest und geben ihr den Namen Pristiophorus. Nach dem von ihnen angenommenen Eintheilungsprinzip stellen sie die Gattung zu den Scymniden, erklären aber sonderbarer Weise, obwohl sie durch ihr System durchaus richtig geleitet waren, und obwohl sie die Unterschiede der Säge gegenüber der von Pristis klar erkannten, in der Einleitung ihres Werkes ihr Befremden darüber, dass ihren Ordnungscharakteren zufolge unsere Gattung Pristis zu den Rochen, Pristiophorus zu den Haifischen gehört". Nachdem auch über eine weitere Art mehrere Angaben gemacht worden waren 1), fasste GÜNTHER) in seinem Catalog der Fische des britischen Museums das ganze bis dahin gesammelte Material zusammen und unterschied 4 Arten: P. cirratus LATHAM, P. nudipinnis n. sp., P. Owenii n. sp. und P. japonicus n. sp., von denen die ersten zwei in Tasmanien und Süd-Australien, die letzte an den Küsten von Japan leben. Der Wohnort der dritten Art ist unbekannt. Auf die Unterschiede der einzelnen Arten komme ich später zurück. Ueber die systematische Stellung der Gattung spricht sich GÜNTHER zwar nicht direct aus, er stellt aber Pristiophorus an das Ende der Haie, Pristis an den Anfang der Rochen. Dieser Auffassung, welcher der Wunsch zu Grunde liegt, Pristiophorus möglichst nahe an Pristis anzuschliessen, sind alle späteren Autoren gefolgt. Gelegentlich wurde auch Pristiophorus neben Pristis direct zu den Rochen gestellt. Während man so auf der einen Seite die Unterschiede gegen Pristis übersah, glaubte man auf der anderen Seite unter dem Druck des Systems Pristiophorus als einen ganz isolirten und abnormen Typus von Haifischen auffassen zu müssen.

Mit dem inneren Bau von Pristiophorus haben sich meines Wissens nur zwei Autoren beschäftigt. HASSE hat Wirbel von Pristiophorus untersucht und die Gattung daraufhin in seine Gruppe der Tectospondyli eingereiht. HASWELL) gab einige Abbildungen des Flossenskelets von P. cirratus, welche von den dem Verf. vorliegenden Exemplaren zum Theil etwas abweichen.

1) SCHLEGEL. Fauna Japonica. Poissons, p. 305, t. CXXXVII. RICHARDSON. Ichtyol. Chin., p. 317. BLEEKER. Verh. Bat.

Gen. XXVI, N. Nalez., Japan, p. 128.

2) GÜNTHER. Catalogue of the Fishes in the British Museum, London 1870, Vol. III, p. 431.

3) HASWELL. Studies on the Elasmobranch. Skeleton. Proc. Linn. Soc. of New South Wales 1884, IX, p. 98.

Der Zweck der folgenden Untersuchung ist, zunächst nachzuweisen, dass Pristiophorus mit Pristis nichts zu thun hat. sondern ein typischer Spinacide (im Sinne GÜNTHER'S) ist, ferner einige bereits bekannte aber falsch gedeutete fossile Reste dieser Gattung zu beschreiben, sowie einige aus jenen Betrachtungen sich ergebende phylogenetische Resultate zu ziehen.

Das recente Material wurde mir in der Zoologischen Sammlung des kgl. Museums für Naturkunde in Berlin und im britischen Museum durch das liebenswürdige Entgegenkommen der Herren MöBIUS. GÜNTHER und HILGENDORF zugänglich gemacht, das fossile Material entstammt z. Th. meiner Sammlung, z. Th. der des Herrn Pfarrer D. PROBST in Essendorf (Württemberg), der mir in dankenswerther Liebenswürdigkeit sein Material zur Verfügung stellte.

I. Die allgemeine Körperform.

Der Körper ist schlank cylindrisch. Der Kopf ist in ein langes Rostrum verlängert, welches seitlich mit messerartigen Hautzähnen besetzt ist und in der Mitte der Unterseite zwei tentakelartige Fortsätze trägt. Das Auge ist gross. weit nach vorn gerückt. Die Spritzlöcher sind den Augen genähert. Der Mund ist quer, gerundet nach vorn gebogen. Die Kiemen stehen, 5 an Zahl, sämmtlich vor den Brustflossen, fast ebenso weit unter als über deren Insertionstelle reichend. Die Brustflossen sind breit gerundet; die Bauchflossen liegen am Beginn des letzten Drittels des Körpers und sind länglich dreieckig. Die erste Dorsalis steht vor der Mitte des Rückens, die zweite in der Mitte zwischen der ersten Dorsalis und dem Anfang des Schwanzes. Beide Dorsales sind klein. Eine Analis fehlt. Der Schwanz nimmt etwa 1/5 der Länge des ganzen Thieres ein; er ist wenig aufwärts gebogen, hinten schräg abgestutzt und besitzt unten einen kleinen hinteren und einen grösseren vorderen Lappen.

II. Das Hautskelet.

Das Hautskelet besteht wie bei allen Selachiern lediglich aus Dentinbildungen, welche in verschiedener Weise differenzirt sind. Die die Körperoberfläche gleichmässig bedeckenden Hautzähnchen. sind als Schuppen ausgebildet, auf den Kiefern sind sie als eigentliche Zähne entwickelt und an den Seiten des Rostrums zu eigenthümlichen Rostralzähnen differenzirt.

a. Die Schuppen.

Die Schuppen sind ausserordentlich klein und stehen sehr dicht. Oben besitzen sie eine blattartige Ausbreitung „Blatt“, welche durch einen „Stiel" auf der in der Haut sitzenden Wurzel" befestigt ist. In ihrem Habitus schliessen sie sich am engsten an Spinaciden-Schuppen an. Bei den einzelnen Arten variirt die Form des Blattes, indem bei Pr. nudipinnis mehrere Furchen über den vorderen (unteren) Theil des Blattes nach hinten laufen, während die übrigen Arten einen medianen Kiel auf dem Blatt zeigen, welcher über den Hinterrand hinausgeht. Die Schuppen sind so klein, dass ich den Versuch aufgab, Schliffe in bestimmten Richtungen durch dieselben zu legen. Wie ich bereits an anderer Stelle hervorgehoben habe 1), vereinfacht sich auch bei sehr kleinen Objecten die Mikrostructur derart, dass sie für die Systematik keine genügenden Anhaltspunkte mehr bietet. Schuppen sind sehr gleichmässig über den ganzen Körper und die Flossen verbreitet, bei P. nudipinnis lassen sie einen Theil der Pectoralen und Dorsalen frei.

b. Die Zähne.

Die Zähne sind klein, ich zähle im Unterkiefer 30-33, im Oberkiefer 33-40 Querreihen. Zu gleicher Zeit sind 3-4 Längsreihen im Gebrauch. Die Zähne benachbarter Querreihen alterniren mit einander. In ihrer Form schliessen sich die Zähne am nächsten an Squatina und Chiloscyllium an. Sie besitzen eine ausgebreitete Krone, auf welcher sich eine mittlere gerundete, langsam ansteigende Spitze erhebt. Von der Spitze verlaufen keine Kanten nach den Enden des Zahnes wie bei Squatina und den Scylliolamniden, noch sind Nebenspitzen vorhanden wie bei letzteren und den Scylliden. Von der Hauptspitze verläuft dagegen ein mit Schmelz bedeckter Zapfen auf der Innenseite des Zahnes und legt sich auf die nach innen ausgebreitete Wurzel. Der Unterrand der Krone auf der Aussenseite ist schwach nach unten gerundet und zeigt Einkerbungen, aber keine Falten wie bei Scyllium.

1) O. JAEKEL. Die Selachier aus dem oberen Muschelkalk Lothringens. Strassburg. 1881. p. 301.

Bei den Zähnen der mittleren Querreihen ist gewöhnlich nur eine (auch gar keine), bei den seitlichen Querreihen sind mehrere solche Einkerbungen vorhanden.

Die Wurzel ist niedrig; an der Aussenseite tritt sie tief unter die Krone zurück, an der Innenseite ragt sie ebensoviel unter derselben hervor. Ihre Unterseite ist wie bei Squatina ganz flach, deren Aussenkante schwach eingebogen, der Innenrand ebensoviel ausgebogen. Die Wurzel ist in der Mittellinie nicht getheilt, wie dies bei Raja und anderen Rochen der Fall ist, mit denen die Zähne unserer Gattung irrthümlich verglichen wurden.

Der Eintritt der Nerven und Blutgefässe erfolgt besonders in den Gruben, welche sich auf der Innenseite unterhalb der Krone zu beiden Seiten des vorgezogenen Zapfens finden. Eine bestimmte Vertheilung derselben habe ich bei der Kleinheit der Objecte und bei der Schwierigkeit sie ganz von organischen Resten zu reinigen, nicht mit Sicherheit erkennen können. In letzterer Hinsicht stimmt die Form mit Ginglymostoma und Chiloscyllium, nicht aber mit Squatina und Crossorhinus überein, denen jene Gruben fehlen.

Die Mikrostructur der Zähne ist bei der geringen Grösse derselben wenig differenzirt, bezw. durch die Reduction derselben vereinfacht. Eine echte Pulpa fehlt; an ihrer Stelle sehen wir einen unregelmässig sich verjüngenden Canal in die Spitze aufsteigen und zwei von ihm sich abzweigende Aeste in die seitlichen Ausbreitungen der Krone eintreten. Von diesen Kanälen gehen sehr zahlreiche verästelte Dentinröhrchen aus, welche fast bis unter die Oberfläche des Zahnes reichen, indess namentlich an der Spitze eine wohl entwickelte epitheliale Placoinschicht als Umgrenzung der Krone übrig lassen. Die feineren Structurverhältnisse in dem Bau der Placoinschicht, welche für die Hartgebilde der Spinaciden so ausserordentlich charakteristisch sind, finden sich indess auch hier wieder. Es ist jene auffallende Störung, welche die Dentinröhrchen bei ihrem Eintritt in die Placoinschicht erleiden. Dieselben bestehen, wie ich bei Besprechung der Rostralzähne ausführlicher darlegen will, in einer sehr unregelmässigen, fast wirren Verästelung der Dentinröhrchen an der Grenze gegen den Placoinschmelz und in einer damit im Zusammenhang stehenden Bildung grosser Interglobularräume namentlich im unteren inneren Theil der Placoinschicht. Diese Verhältnisse habe ich bisher nur bei Spinaciden und, allerdings weniger klar, bei den ihnen verwandten Notidaniden angetroffen. Bei Scylliden z. B. sind diese Verhältnisse ganz anders. Der ganze Bau der Krone erinnert also sehr an die Mikrostructur kleiner Spinaciden- und Scylliden-Zähne. Der Bau der Wurzel

bietet ebensowenig wie bei den meisten übrigen Selachiern bemerkenswerthe Differenzirungen.

Ich habe Taf. II. Fig. 2 das mikroskopische Bild eines Zahnes von Pristiophorus cirratus gezeichnet. Die Ebene des Schliffes geht durch die Höhen- und Längs-Axe des Zahnes. Man sieht die drei nach der Spitze und den Seiten verlaufenden grossen Kanäle, die von diesen ausgehenden Dentinröhrchen und namentlich in der Spitze des Zahnes bei a die besprochenen Interglobularräume, sowie die wirre Störung der Dentinröhrchen. In Fig. 3 habe ich den Querschnitt eines Zahnes (von innen nach aussen) durch die Höhen- und Dicken-Axe gezeichnet, vom inneren Bau aber nur die Form der grossen Kanäle, nicht die Dentinröhrchen etc. angegeben, i bedeutet die innere, a die äussere Seite des Zahnes, c zeigt den nach innen vorspringenden Kronenfortsatz im Querschnitt.

c. Die Rostralzähne.

Die Rostralzähne von Pristiophorus sind so eigenartige Bildungen, dass es sich der Mühe verlohnt, auf ihre Morphologie und Histologie etwas näher einzugehen. Ich habe Taf. II. Fig. 4 und Taf. III. einige Abbildungen recenter und fossiler Rostralzähne und ihrer Mikrostructur gegeben. Schon MÜLLER und HENLE hoben die Unterschiede der Säge von Pristiophorus gegenüber der von Pristis scharf hervor. Bei Pristis entwickeln sich die Rostralzähne in Alveolen, und wie ich noch hinzufügen möchte, wachsen sie in diesen Alveolen immer nach; sie sind also nicht als modificirte Hautzähne aufzufassen, sondern ihrer Entwicklung und Histologie nach als Homologa der Flossenstacheln zu betrachten. Ich werde daher die in Rede stehenden Bildungen bei Pristis fortan nicht mehr als Rostralzähne sondern als Rostralstacheln bezeichnen. Durch diese Bezeichnung hebt sich zugleich der Gegensatz gegen die analogen Bildungen bei Pristiophorus am schärfsten hervor. Hier finden wir echte Hautzähne, ganz homolog denen, welche wir bei Echinorhinus, Raja und anderen Formen kennen; hier bei Pristiophorus ist daher die Bezeichnung Rostralzähne angebracht. Dieselben zeigen auch durchaus nicht die Vertheilung, wie wir sie bei Pristis beobachten, sondern erstens ist die Anordnung der Rostralzähne selbst eine unregelmässige, indem meist grössere und kleinere wechseln. und zweitens finden sich dieselben nicht ausschliesslich auf die beiden Längsseiten des Rostrums beschränkt, sondern neben den Unterrändern und an anderen Stellen sind Hautzähne angebracht, welche jene eigenartig differenzirten Rostralzähne mit einfacheren Typen verbinden, wie wir sie z. B. bei Raja miraletus sehen. Schliesslich

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