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C. Verhandlungen der Gesellschaft.

1. Protokoll der November -Sitzung.

Verhandelt Berlin, den 5. November 1890.

Vorsitzender: Herr HAUCHECORNE.

Der Vorsitzende theilte der Gesellschaft das Ableben ihres Mitgliedes E. WEISS mit und widmete dem Verstorbenen einen Nachruf. Die Gesellschaft erhob sich zu Ehren des Verstorbenen.

Hierauf wurde das Protokoll der Juli - Sitzung vorgelesen und genehmigt.

Der Vorsitzende legte die für die Bibliothek der Gesellschaft eingegangenen Bücher und Karten vor.

Der Gesellschaft sind als Mitglieder beigetreten:

Herr Dr. GAGEL in Berlin,

vorgeschlagen durch die Herren DATHE, EBERT und SCHRÖDER;

Herr Bergwerksdirector a. D. TEMME in Berlin,

vorgeschlagen durch die Herren HAUCHECORNE, BEYRICH und DAMES.

Herr VON REINACH, Frankfurt a. M., legte Uebersichtskarten der Gegend von der Nahe bis zum Spessartrand vor und theilte die Resulate seiner vergleichenden Studien über das Rothliegende der Wetterau mit jenem an der Nahe und der Saar mit.

Die Schichtbestimmungen wurden nach der für Saar und Nahe von WEISS-GREBE aufgestellten Stufenfolge aufgenommen. Das Vorkommen von Rothliegendem am Taunusrande bei Hofheim gehört der Waderner Stufe der Nahe an. Oestlich des Lorsbacher Thals tritt Rothliegendes erst wieder bei Vilbel zu Tage, mög

licher Weise geht die nördliche Fortsetzung der Rheinthalsenke zwischen beiden Vorkommen durch. In Vilbel beginnt ein Hügelrücken, die sogenannte Hohe Strasse, welcher das Main- vom Niddathale trennt. Unter Tertiär kommen am Nordwestrand der Hohen Strasse unterrothliegende (Tholeyer) Schichten zu Tage, gleiches Vorkommen findet sich am Röderspiess und an der Kaiserlay im Main am Südwestrand des genannten Höhenzuges. Etwa 500 m östlich der Kaiserlay ist bei Offenbach das Neubeckersche Bohrloch, welchem die Kaiser Friedrich-Mineralquelle entspringt. In diesem Bohrloch zeigten sich unter Tertiär bei 105 m Tiefe Oberrothliegende Schichten, dann die Söterner Stufe und bei 220 m die Tholeyer Stufe des Rothliegenden. Die zwischen der Mainlay und dem Neubeckerschen Bohrloch durchgehende Verwerfung wurde kurz erwähnt. Weiter im Südosten der Hohen Strasse tritt zwischen Rumpenheim und Mühlheim a. M., ebenso bei Hochstadt Oberrothliegendes zu Tage. Gleiche Schichten finden sich wieder am Nordostrand dieser Höhe bei Oberdorfelden und lassen sich über Kilianstedten. Windecken, Eichen, Altenstadt bis an den Büdinger Wald verfolgen. Hier verschwindet das Rothliegende mit Zechstein - Ueberlagerung unter der Trias. Nördlich genannter Linie tritt Unterrothliegendes in einem Sattel, an vielen Orten durch Petrefacten gut charakterisirt, zu Tage. Bei Stammheim verschwinden die Tholeyer Schichten unter dem Basalt des Vogelsberges.

Der Zusammenhang des Rothliegenden am Main mit dem Darmstädter Vorkommen ist durch Tertiär und Diluvium verdeckt, doch treten bereits wieder in Isenburg ca. 4 Kilom. südlich des Mains Rothliegende Schichten auf, um dann von Sprendlingen aus bis zum krystallinischen Odenwald fortzusetzen. Von Sprendlingen bis Messel sind es unterrothliegende Schichten (Tholeyer und Söterner Stufe), durch die Fisch- und StegocephalenReste der Plattenkalke, die Pflanzenreste an der Götzenhainer Mühle, sowie durch die Melaphyrdecken gut gekennzeichnet. Südöstlich schliessen sich dann Waderner und Kreuznacher Schichten in regelmässiger Ueberlagerung an. Die Linie Isenburg-Sprendlingen-Darmstadt bildet in Fortsetzung der Bergstrasse die Ostgrenze der Rheinthalspalte. An der Westseite derselben finden sich bei Nierstein und Nackenheim wieder rothliegende Schichten, welche sich auch weiter nach Westen unter Tertiärbedeckung verfolgen lassen. Von Biebelnheim - Flonheim bilden dann unterrothliegende Schichten den ununterbrochenen Zusammenhang mit dem Nahebecken.

Als Resultat seiner Forschungen bezeichnete der Vortragende. dass der Zusammenhang des Rothliegenden der Saar und Nahe

mit demjenigen bei Darmstadt, am Main und in der Wetterau sowohl stratographisch als auch lithologisch und durch Petrefactenfunde nachgewiesen sei.

Herr DAMES legte Geschiebe von cambrischem Sandstein vor und bemerkte dazu Folgendes:

Als ich im Jahre 1881 unter der lehrreichen Führung von Professor A. G. NATHORST Oeland besuchte, machte mich derselbe kurz, bevor wir von dem an der Westküste gelegenen kleinen Ort Alfvedsjöbodar aus die Insel verliessen, darauf aufmerksam, dass am dortigen Strande sehr zahlreich Gerölle liegen, welche durch eine merkwürdige, sogen. discordante Parallelstructur ausgezeichnet sind.

Es sind meist faust grosse, bisweilen wohl auch kegelkugelgrosse Rollstücke eines matt röthlich grauen, auch schmutzig violetten. harten, quarzitischen Sandsteins, der eine der Schichtung parallele, sehr scharfe Färbungsstreifung zeigt, wo Schichtung überhaupt zu erkennen ist, wie namentlich bei verschiedener Korngrösse der einzelnen Schichten. Diese Streifung wird nun fast immer von einer zweiten, ebenso scharfen im spitzen Winkel durchschnitten, ja hin und wieder tritt noch eine dritte, die beiden anderen wiederum spitz berührende oder durchschneidende Streifungsrichtung hinzu. Die Streifen sind abwechlelnd meist hell grau und roth oder violett. Solche Gerölle hatte

NATHORST Schon ein paar Jahre früher auf der am Nordende des Kalmarsundes gelegenen Insel Jungfrun beobachtet und darüber in der Aprilsitzung der Geologiska Föreningen 1879 berichtet 1). Ueber das Alter dieser Sandsteinblöcke hat er an der angegebenen Stelle nichts veröffentlicht, mir aber später brieflich mitgetheilt, man könne annehmen, dass sie dem Fucoiden-Sandstein entsprächen, da aber der echte. Wurmfährten-führende FucoidenSandstein von Humlenäs ein anderes Aussehen habe, so sei es auch möglich, dass der Sandstein von Jungfrun älter sei. — Daraus geht jedenfalls hervor, dass NATHORST für die bewussten Gerölle ein cambrisches Alter annahm, und ich kann nunmehr den Beweis erbringen, dass diese Annahme durchaus zutreffend ist.

Es musste auffallen, dass die durch ihre so grelle Streifung bemerkenswerthen Gerölle unter unseren Geschieben bisher nicht gefunden waren. Erst im vorigen Jahre gelang es Herrn LIEDER, einem sehr eifrigen Geschiebe - Sammler, in der Umgegend von Berlin (namentlich bei Westend unweit Charlottenburg und bei Rixdorf) Geschiebe aufzufinden, welche in jeder Beziehung durchschnittliche Grösse. Härte, Färbung, Streifung durch sich

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1) Geologiska Föreningen's i Stockholm Förhandlingar, Bd. IV, 1879, p. 293.

kreuzende Systeme

mit den von mir bei Alfvedsjöbodar gesammelten übereinstimmen; und als erst die Aufmerksamkeit auf sie gerichtet war, mehrten sich die Funde schnell, sodass wohl 10 Stücke durch ihn in die Sammlung des hiesigen Museums für Naturkunde gekommen sind. Einige davon zeigen die bekannte Form der Kantengeschiebe sehr deutlich. Ein besonderes Interesse beansprucht eines von der Marienhöhe bei Lankwitz im Kreise Teltow, das mit grösster Deutlichkeit die als Scolithes bekannten Röhren zeigt. Hierdurch ist das Alter als ScolithesDa man

Sandstein und somit als untercambrisch festgestellt. nicht zweifeln kann, dass die Gerölle auf Oeland von in der Nähe anstehenden Schichten stammen und, wie erwähnt, die Uebereinstimmung derselben mit unseren märkischen Geschieben eine vollkommene ist, so kann die Heimath der letzteren auch nur in der Gegend des Kalmarsundes gesucht werden.

Herr OPPENHEIM sprach über das Alter des Ellipsactinien-Kalkes im alpinen Europa.

Die Veranlassung zu meiner heutigen Mittheilung über die Altersfrage der Ellipsactinien - Kalke im alpinen Europa gab mir ein auf der diesjährigen allgemeinen Versammlung in Freiburg i. Br. gehaltener Vortrag des Herrn JAEKEL. Der erwähnte Herr sprach dort über mesozoische Crinoideen und erwähnte in seiner Rede auch Formen aus dem Stramberger Neocom. Dieser Ausdruck, welcher meine lebhafte Aufmerksamkeit erregte, veranlasste mich, Herrn JAEKEL zu interpelliren, was er unter demselben verstanden wissen wolle, worauf Herr JAEKEL mir erwiederte, dass diese Verhältnisse ja so bekannt wären, dass er des Näheren darauf nicht eingegangen sei. Ich bin nun heut nach nochmaligem eingehendem Studium der einschlägigen Fachliteratur in der Lage zu erklären, dass wenn Herr JAEKEL mit dem besagten Ausdrucke Theile der Stramberger Kalkmasse bezeichnen wollte, Beweise für eine nähere Gliederung derselben und für den ausschliesslich neocomen Charakter eines ihrer Theile noch nicht erbracht worden sind. Wenn Herr JAEKEL, wie es mir schien, den rothen Kalk von Nesselsdorf im Auge hatte, so betrachtet auch V. MOJSISOVICS 1) denselben in seiner durch objective Belege nicht gestützten Eintheilung des Kalkmassivs, in welchem der rothe. Kalk von Nesselsdorf nach der Ansicht dieses Autors das jüngste Schichtenglied bildet, noch als jurassisch und HOHENEGGER 2),

1) Verhandl. d. geol. Reichsanstalt, 1867 u. 1868.

2) Neue Steinbrüche in der Gegend zeigen, dass dieser rothe Kalk nur Flecken in dem weissen Kalk bildet, welche endlich nach allen Richtungen wieder in den weissen Kalk fast unmerklich verlaufen. (HOHENEGGER, Die geognost. Verhältnisse der Nordkarpathen, p. 15.)

Süss1), wie v. ZITTEL 2) und GEORG BOEHM3) haben sich einstimmig gegen diese wie gegen jede weitere Auflösung der Stramberger Kalke in Etagen und Zonen scharf ausgesprochen. Sollte Her JAEKEL aber, die neocomen Mergel des Karpathensandsteins haben erwähnen wollen, so scheint mir der von ihm, wie auch an einer Stelle von v. ZITTEL angewendete Ausdruck „Stramberger Neocom deshalb nicht ganz zutreffend und verständlich zu sein, weil ja nach der von vielen Seiten, insbesondere auch von den französischen Fachgenossen betonten Auffassung der Stramberger Kalk und die meiner Ueberzeugung nach gleichalterigen Bildungen, die südeuropäischen Ellipsactinien-Kalke, selbst Aequivalente des pelagischen Neocom in sich zu schliessen scheinen.

Ich selbst habe in meiner im letzten Bande unserer Zeitschrift veröffentlichten Monographie der Insel Capri1) Gelegenheit gehabt. mich mit dieser Frage des Ausführlichen zu beschäftigen. Ich darf diesen meinen Aufsatz bei Ihnen, meine Herren, wohl ebenso als bekannt voraussetzen, wie die abfällige Kritik, welche derselbe seitens des Herrn JOHANNES WALTHER 5) in einer an die Redaction unserer Zeitschrift gerichteten brieflichen Mittheilung erfahren hat. Meine Antwort auf den stark persönlichen Artikel des Herrn WALTHER liegt der letzteren seit dem Monat Juli vor), und darf ich ihre Veröffentlichung nunmehr wohl in Kürze erwarten.

1) J'ai pris toute peine pour essayer une division de ces calcaires blancs qui puisse concorder un peu mieux avec les vues émises dans ces derniers temps, mais je n'en vois pas la possibilité. En 1858 j'ai montré la prédominence des Nérinées dans quelques localités et celle des Ammonites dans d'autres, dans ce cas les couches à Ammonites représenteraient un facies (pas un étage) plus inférieur et les Nérinées seraient en haut. Mais la plupart des brachiopodes sont identiques dans ces deux facies. (SÜSS in PICTET'S Mélanges paléontologiques.) 2) Siehe K. A. V. ŽITTEL: Die Cephalopoden der Stramberger Schichten. Paläontologische Mittheilungen aus dem Museum des k. b. Staates, Cassel 1883.

3) Die tektonischen Verhältnisse von Stramberg sind keineswegs sicher gestellt, und allen möglichen Combinationen ist hier noch Thür und Thor geöffnet." GEORG BOEHM: Die Bivalven der Stramberger Schichten. Paläont. Mittheilungen aus dem Museum des k. b. Staates, Cassel 1883. Ebendort: Uebrigens sprechen alle directen Beobachtungen in Stramberg gegen die Auffassung von MOJSISOVICS.“

4) Beiträge zur Geologie der Insel Capri und der Halbinsel Sor-. rent. Diese Zeitschrift, 1889.

5) JOHANNES WALTHER: Ueber die Geologie von Capri. Diese Zeitschrift 1889.

6) [Bemerkung. Das von Herrn Dr. OPPENHEIM 8. Z. eingesendete Manuscript hielt ich nicht für geeignet, in der Form einer briefl. Mittheilung an mich unverändert zum Abdruck gebracht zu werden, auch nicht als Aufsatz, ohne vorherige Genehmigung des Vorstandes. Dies ist der Grund der verspäteten, erst in diesem Heft erfolgten Veröffentlichung. C. A. TENNE.]

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