Imatges de pàgina
PDF
EPUB

so ungünstig erhalten ist, und es mir bei der Seltenheit derartiger Objecte noch nicht möglich war, eine grössere Anzahl hierher gehöriger Gattungen histologisch zu untersuchen, so lassen sich für die genauere Stellung unserer Form wenig Anhaltspunkte gewinnen. Deshalb erscheint es zweckmässig, die Art zu Oracanthus im weiteren Sinne zu stellen, und da sie sich von den beschriebenen Arten in mehreren Punkten nicht unerheblich zu entfernen scheint, als

zu bezeichnen.

Oracanthus Bochumensis n. sp.

Der Fund hat insofern einige Wichtigkeit, als er meines Wissens der erste Rest eines Trachyacanthiden ist, der aus dem deutschen Kohlengebirge bekannt wird. Man kannte die Formen bisher aus der Kohlenperiode namentlich von England, NordAmerika und Belgien. Es wäre in hohem Grade interessant, wenn neben jenen Hartgebilden nun auch die Gebisse in Gestalt Cochliodus-artiger Zahnplatten in Westfalen nachgewiesen werden

könnten.

S.

Weichset.

B. Briefliche Mittheilungen.

1. Herr J. SIEMIRADSKI an Herrn G. BERENDT. Ueber eine Endmoräne der ersten Vergletscherung unterhalb Krakau an der Weichsel und über die Natur der dortigen Lössbildung.

Erstes Schreiben.

Lemberg, den 13. October 1890.

Ich becile mich, ihnen eine Nachricht mitzutheilen, welche Sie höchst erfreuen wird: Ausser der oberen Endmoräne der zweiten Gletscheroscillation in Polen, welche, wie aus meiner früheren Mittheilung ersichtlich ist, genau in der Verlängerung der von Ihnen beschriebenen südlichen baltischen Endmoräne liegt, habe ich in diesem Sommer viel südlicher Reste einer ebenso schön ausgeprägten Endmoräne der ersten Vergletscherung gefunden, und zwar unter Bedingungen, welche das Alter derselben ausser jedem Zweifel lassen. Dicht an der russisch-galizischen Grenze, kaum 1 Kilom. vom linken Weichselufer entfernt, zwischen der Grenzwache Sierosłavice und dem Rittergute Kuchary. etwa 3 Meilen nördlich von Bochnia, ist der Punkt gelegen. Das beigefügte Profil mag die Verhältnisse des Ortes erklären:

Frerosławice

Alluvium. [Sand, Torf. Moorade

Endmoräne.

Seschiebemergeh [untarer.

Das steile Weichselufer ist durchweg aus Löss gebildet, welcher auch das hohe Plateau nördlich davon ununterbrochen bedeckt und die höchsten Punkte der Gegend bildet. Schneiden wir diesen Lössstreifen in S-N-Richtung bis zum Kamme der

Wasserscheide zwischen der Weichsel und dem Flusse Szreniawa durch, so erblicken wir, dass diese Wasserscheidelinie aus einer doppelten Hügelkette besteht. Der Löss bricht plötzlich mit einer verticalen, etwa 3 m hohen Wand gegen Norden ab und weiter nördlich tritt nur brauner, unterer Geschiebemergel auf, welcher gegen das Szreniawa-Thal langsam abfällt. An der nördlichen Lössgrenze entsteht dadurch ein breiter Graben, dessen südliche, verticale Böschung Löss. dessen nördliche, weniger steile Geröllhügel bilden, welche sich wallartig in W-O-Richtung erstrecken, und einzelne, meist von Gebüsch bedeckte Gipfel darstellen, die jedoch das Höhenniveau der Lösshügel nicht erreichen.

Der Löss umfasst diesen Hügelrücken mantelartig von der Südseite und bietet in geradezu seltener Reinheit das Bild einer von Süden her angehäuften aërischen Bildung Der Nordabfall des Geröllrückens, ebenso wie das ganze Gebiet des Geschiebemergels bis zum Szreniawa - Thal, sowie nordwärts desselben sind lössfrei, nur im Thale selbst finden wir wieder einen kleinen Lössfleck an einem sehr niedrigen Punkte und ohne jeden Zusammenhang mit dem südlichen Lössmantel. Ich bemerke noch dazu, dass ich durchaus die allgemeine Ansicht über die aërische Lössbildung nicht theile, vielmehr die meisten als Löss in OstGalizien bezeichneten Gebilde glacialen Ursprungs halte, was auch durch ihre boreale Mollusken-Fauna bewiesen wird hier aber ist aërische Natur der Gebilde ausser allem Zweifel.

Die Geröllhügel, in denen durch mehrere Kiesgruben deutliche Aufschlüsse gegeben sind, gleichen in ihrer Structur vollkommen derjenigen, welche ich von der Warthe beschrieben habe. Auffallend ist die Mächtigkeit des Diluviums in der Gegend, da Aufschlüsse von miocänem Kalkstein nur im Szreniawa-Thale mit Mühe zu finden sind.

Eine Verlängerung der eben besprochenen Endmoräne in östlicher Richtung wird nicht leicht zu finden sein, da sie in das alluviale Abrasionsgebiet der galizischen Niederung fallen würde. Allerdings giebt es auffallende Anhäufungen von nordischen Geschieben an mehreren Orten in der galizischen Niederung, so bei Mielec und bei Tarnobrzeg. Von dieser letzteren Gegend habe ich in Prof. REHMANN's Sammlung geritzte Scheuersteine und ein Dreikantergeschiebe zu sehen bekommen.

Zweites Schreiben.

Lemberg, den 2. November 1890.

Auf Ihr werthes Schreiben beeile ich mich zu erklären, dass die Bedingungen, welche, meiner Ansicht nach, die Zugehörigkeit der Endmoräne von Sierosławice zur ersten Vergletscherung beweisen, folgende sind:

Zeitschr. d. D. geol. Ges. XLII. 4.

50

1. Die zweite Vergletscherung reicht in Polen nirgends so weit nach Süden hinab die südlichste Grenze des oberen Geschiebelehms, welche sehr scharf ausgeprägt ist und zum grossen Theil von den Hügelzügen des polnischen Mittelgebirges gebildet wird, verläuft mindestens 15 geographische Meilen nördlich von dem beobachteten Punkte.

2. Die Moräne von Sierosławice liegt sehr nahe an der südlichen Grenze des unteren Geschiebemergels, welche auch zugleich die südliche Grenze der Glacialgebilde überhaupt in Galizien bildet. 8. Spuren derselben Moräne sind nach neuerdings mir zugegangenen Nachrichten auch anderwärts auf der galizischen Niederung, so bei Mielec und weiter am Fusse der Lublin'schen Höhe als Steinfelder bekannt. Oberes Diluvium fehlt auch hier überall. Radomsk, Kielce, Radom, Lublin sind seine südlichstena Punkte.

4. Die Moräne von Sicrosłavice ist älter als Löss, welcher, ebenso wie andere Interglacialgebilde an der Warthe, unter dem oberen Geschiebelehm auftritt.

er

Der subaërische Charakter des Lösses in der besprochenen Gegend ist durch seine orographische Vertheilung bestimmt ist überall nur an der Südseite der Hügel angelehnt und fehlt stets an den nördlichen Böschungen. Ausserdem ist gerade an dem Moränenkamm von Sierosławice das dünenartige Auftreten des Lösses sehr charakteristisch ausgeprägt die Gegend giebt genau längs des Moränenwalles den Charakter einer Düne wieder, welche sich längs einer früher vorhandenen Erhebung bildet. Der petrographische Charakter des Löss von Sierosławice ist gleichfalls vom sogen. Löss der Gegend von Lemberg verschieden und gleicht demjenigen von Podolien. welcher ebenfalls einseitig in den Dniester-Thälern angehäuft und subaerischer Bildung ist.

2. Herr PAUL OPPENHEIM an Herrn C. A. TENNE.

Die Geologie der Insel Capri,

eine Entgegnung an Herrn JOHANNES WALTHER.

Berlin, 10. December 1890.

Meine in dieser Zeitschrift veröffentlichten „Beiträge zur Geologie der Insel Capri und der Halbinsel Sorrent" (1889. p. 442490) haben Herrn JOHANNES WALTHER Gelegenheit zu einem Angriffe gegen mich und diese meine Publication gegeben, welcher den Lesern dieser Zeitschrift in dem letzten Hefte des vorigen Jahrganges vorgelegen hat. Ich war natürlich, als ich

den erwähnten Aufsatz schrieb und veröffentlichte, als der Angreifende auf eine Erwiderung des Herrn WALTHER Vorbereitet, und erwartete eine objective Kritik, sachlichen Widerspruch gegen verschiedene, von mir mit dem vollen Bewustsein ihrer Anfechtbarkeit aufgestellte Punkte und Streitfragen; überrascht und enttäuscht war ich, als ich statt einer im Interesse der Wissenschaft sehr wünschenswerthen und erspriesslichen Discussion dieser noch dunklen Punkte in der Entgegnung des Herrn WALTHER eine oft persönliche und rein subjective Beurtheilung und Verurtheilung meines ganzen Wirkens am Golfe von Neapel wahrnahm, zu welcher gerade dieser Herr keine Veranlassung und, wie ich glaube, auch keine Berechtigung besitzt. Jedenfalls ist Herr WALTHER VON dem Vorwurfe nicht freizusprechen, die ihm vorliegenden Belege nicht mit der Sorgfalt und der peinlichen Gewissenhaftigkeit benutzt zu haben, welche meiner Ueberzeugung nach im Interesse der Sache wie seiner Theorien gelegen haben würde. Denn der Herr Verfasser kennt z. B. nicht die bereits seit den fünfziger Jahren vorliegende Literatur über den Neocomcharakter der Fischfauna von Capo d'Orlando wie über das Vorkommen von Patellina lenticularis; er giebt auch in seiner Entgegnung zu meiner freudigen Ueberraschung zu, dass ihm die bis dahin nur aus Tithonschichten bekannten Caprenser Ellipsactinien bereits bei der Veröffentlichung seiner Studien vorlagen und dass der von ihm consultirte Herr Magister PRATZ den jurassischen Typus der Caprenser Korallen ausdrücklich betont hat. Indem ich mir vorbehalte, an anderer Stelle ausführlicher auf die Schrift des Herrn WALTHER einzugehen. will ich hier nur einige Punkte hervorheben, welche mit den Ausführungen meines Herrn Gegners in innigstem Zusammenhange stehen.

"

Herr WALTHER macht mir zuvörderst den Vorwurf, dass ich durch Einfügung des Wortes entschieden" den Sinn der PRATZ'schen Altersbestimmung der caprenser Korallenreste wesentlich modificirt habe; er meint dann ferner, dass ich mir vorerst hätte die Mühe nehmen können, mich nach diesen „Leitfossilien zu erkundigen. Mein geschätzter Herr Gegner möge sich nach dieser Richtung hin beruhigen! Ich habe mich bei Herrn PRATZ seiner Zeit nicht nur erkundigt, sondern ihm auch zugleich mein ganzes während meines zweimaligen Aufenthalts auf Capri gesammeltes Korallenmaterial zur Durchsicht vorgelegt. Das „entschieden in der Bemerkung auf p. 446 meiner Beiträge, welche übrigens kein Citat ist und keins sein soll, bezieht sich auf diese letztere Untersuchung, welche vollkommen geeignet war, die schon bei Gelegenheit des WALTHER'schen Materials geäusserte Ansicht des Herrn PRATZ mit Entschiedenheit zu bestätigen!

« AnteriorContinua »