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4. Die Stegocephalen und Saurier aus dem Rothliegenden des Plauen'schen Grundes bei Dresden.

Von Herrn HERMANN CREDNER in Leipzig.

Neunter Theil.

Hierzu Tafel IX bis XI

und 6 Textfiguren.

Hylonomus und Petrobates.

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Im Jahre 1882 brachten H. B. GEINITZ und J. DEICHMÜLLER auf pag. 38 bis 40 und in fig. 1 bis 9, t. VIII ihrer Nachträge zur Dyas II" die Reste einiger kleinen, langrippigen Stegocephalen unseres Niederhässlicher Kalksteinlagers zur Darstellung, welche sämmtlich sie als Zugehörige einer Species der von A. FRITSCH aufgestellten Gattung Hyloplesion zu erkennen glaubten und mit dem Namen Hyloplesion Fritschi belegten.

Drei Jahre später gab auch ich im V. Hefte meiner Monographie über die permischen Quadrupeden des Plauen'schen Grundes (d. Zeitschr., 1885, p. 724-736, t. XXIX, f. 3-20) die Beschreibung und Abbildung mehrerer, im Laufe der Jahre in meinen Besitz gelangter Exemplare. welche ich mit jenem GEINITZ'Schen Hyloplesion Fritschi identificiren musste, nur dass ich versuchte, den früher von DAWSON creirten Gattungsnamen Hylonomus an die Stelle von Hyloplesion zu setzen.

Leider war das Material von „Hyloplesion Fritschi“, welches GEINITZ und DEICHMÜLLER Vorlag, ebenso wie das meinige im Vergleiche mit demjenigen anderer Stegocephalen des Plauen'schen Grundes sehr spärlich bemessen und beschränkte sich, abgesehen von je einem vollständigeren Exemplar, nur auf isolirte Skeletpartieen. Gemeinsam aber waren allen derselben die einheitlichen amphicoelen Wirbelkörperhülsen, die langen, schwach gebogenen Rippen, der eine Sacralwirbel, die secreten Ossa pubica und die glatten, spitz conischen Zähnchen, wie denn auch sämmtliche Reste auf die eidechsenartige Gestalt und die gleiche Grösse der Individuen hinwiesen.

Aus diesen Thatsachen erklärt es sich, dass sowohl GEINITZ und DEICHMÜLLER, wie nach diesen auch ich zwei verschiedene, wenn auch durch die eben namhaft gemachten Merkmale in vielen Beziehungen einander ähnliche Thierformen für eine gehalten und die Merkmale zweier Gattungen zur Diagnose von Hyloplesion Fritschi zusammengefügt haben. Erst das jetzt vorliegende reiche, z. Th. aussergewöhnlich schöne Material hat genügt, um diesen Irrthum zu erkennen und zu beseitigen. Es steht jetzt fest, dass ein Hyloplesion Fritschi, wie er von uns Dreien beschrieben wurde, nicht existirt, dass vielmehr unter diesem Namen zwei Vertreter verschiedener Genera, ja vielleicht noch viel weiter getrennter Kategorien versteckt sind.

So gehört in der That zunächst eine Anzahl der bisher unter dem Namen H. Fritschi vereinigten Reste unbedingt der Gattung Hyloplesion FRITSCH (nach CREDNER = Hylonomus DAWSON) an1). Dies gilt von allen denen, an welchen sich die langen, dünnen Rumpfrippen in ein Capitulum und Tuberculum gegabelt zeigen und welche ovale, sich dachziegelartig deckende Schuppen des Bauchpanzers aufweisen, also von GEINITZ und DEICHMÜLLER'S fig. 2, 5, 6, t. VIII, 1. c., sowie von fig. 13, 15, 16, 17, 19 und 20, t. XXIX meiner oben citirten Abhandlung. Alle diese Reste vereinigen sich mit den seither gemachten, z. Th. vorzüglichen Funden zu dem fast vollständigen Bilde eines Hyloplesion im Sinne von A. FRITSCH. Da sich jedoch der Name H. Fritschi nicht ausschliesslich auf diese Formen, sondern ausserdem auch noch auf Vertreter einer ganz anderen Gattung bezieht, also auf eine künstliche Mischform angewandt wurde, so muss er, um eine sonst unvermeidliche Verwirrung auszuschliessen. fallen. An seine Stelle tritt für diese sächsische Hyloplesion(Hylonomus-) Art die Bezeichnung Hylonomus Geinitzi.

Der zweite bis dahin unter dem erstgenannten, jetzt aufzugebenden Namen mit inbegriffene Quadrupede kennzeichnet sich im Gegensatze zu den oben angeführten Criterien durch den Besitz von an ihrem Proximalende zwar verbreiterten, nicht aber zweitheiligen Rumpfrippen, sowie eines an Stelle des Bauchpanzers getretenen Systemes strähniger, aus zahlreichen, spindelförmigen Elementen zusammengesetzter Bauchrippen. Hierher gehören die in fig. 1, 7 u. 9, t. VIII von GEINITZ und DEICHMÜLLER, sowie in fig. 3, 4, 9, 10 u. 11, t. XXIX von CREDNER 1. c. fälschlich als H. Fritschi abgebildeten Reste. Für diese, wie später einleuchten wird, wesentlich von Hyloplesion differirende, in vielen Beziehun

1) A. FRITSCH. Fauna der Gaskohle etc., Bd. I, 1884, Heft IV,

p. 160.

gen an Rhynchocephalen erinnernde Form wird die Gattung Petrobates aufgestellt.

Auf Grund des vorliegenden Gesammtmateriales sollen beide permische Vierfüssler und zwar zunächst Hylonomus Geinitzi, dann Petrobates truncatus einer ausführlichen, durch die Abbildungen auf Tafel IX und X unterstützten osteologischen Beschreibung unterworfen, dann mit einander verglichen und schliesslich nach ihrer systematischen Stellung thunlichst fixirt werden.

Hylonomus (Hyloplesion) Geinitzi CRED.
Taf. IX, Fig. 1 bis 11.

Die allgemeine Gestalt von H. Geinitzi war eidechsenförmig, sein Rumpf schlank, lang gestreckt, auf der Bauchseite mit einem Schuppenpanzer versehen, sein Schädel verhältnissmässig breit mit ziemlich kleinen, nach vorn gerückten Augenhöhlen, sein Schwanz kaum halb so lang als der Rumpf. Die Länge des grössten Individuums betrug 78 mm, wovon 13 mm auf den Schädel, 45 mm auf den Rumpf und 20 mm auf den Schwanz entfielen.

Der Grad der Ossification des Knorpelskelets ist ein sehr geringer und beschränkt sich überall auf dünne, oberflächliche Ueberrindungen des Knorpels, sodass dieselben nach Verwesung des letzteren in fossilem Zustande als zarte, meist an beiden Enden offene Knochenröhren erscheinen.

Der folgenden Beschreibung liegen die Reste von etwa einem Dutzend Individuen vor, welche im Laufe von 8 bis 9 Jahren allmählich sich ansammelten. Es geht daraus hervor, dass H. Geinitzi eine im Vergleiche mit Branchiosaurus und Pelosaurus seltene Thierform ist.

Der Schädel.

Vergl. Taf. IX, Fig. 2, 3, 5, 6.

Der Schädel von Hylonomus Geinitzi besitzt spitz dreiseitige, vorn und an den hinteren Ecken abgerundete Gestalt, ist etwas länger als sein Hinterrand breit und erreicht fast ein Drittel der Rumpflänge. Die im Vergleiche mit Branchiosaurus und Pelosaurus kleinen, ovalen Orbitae sind nach vorn gerückt und liegen vor der Naht zwischen Parietalien und Frontalien und demnach noch weiter vor dem Foramen parietale. Die Parietalia sind gross und breit, augenscheinlich ebenso die Supraoccipitalia, während die Postfrontalia, Postorbitalia und Jugalia nichts bemerkenswerthes zeigen, nur ist die Zartheit aller dieser Deckknochen eine ausserordentlich grosse, sodass sie fast stets in einem fragmentaren, der Identificirung spottenden Zustande vorliegen.

An dem stark zusammengepressten Schädel des in Fig. 3, Taf. IX abgebildeten Exemplars nimmt man in der vorderen Hälfte der Unterseite Fragmente breiter Knochenlamellen wahr, welche mit dicht hechelförmigen Gruppen kleinster Zähnchen bedeckt sind und augenscheinlich die bezahnten Vomera oder Vomeropalatina vorstellen. Hinter denselben glaubt man die wenig scharf conturirten Reste des Parasphenoids zu erkennen, welches in einen verhältnissmässig kurzen, spitzen, vorderen, stielförmigen Fortsatz ausläuft.

Die Zähne der Kiefer sind kegelförmig, glatt, höchstens an der Basis schwach gekerbt, dünnwandig mit grosser Pulpa und so dicht an einander gereiht, dass sie sich an ihrer Basis berühren.

Die Wirbelsäule.

Die Rumpfwirbelsäule von Hylonomus besteht aus 22 bis 23 Wirbeln; die Länge jedes derselben beträgt 2 mm. Ueber die Anzahl der Schwanz wirbel giebt keines der vorliegenden Skelete sichere Auskunft, doch dürfte nach der Grössenabnahme der Wirbel des überlieferten Schwanzstummels deren Zahl nicht viel mehr als 20 betragen. Keinesfalls aber hat der Schwanz von Hylonomus die Länge desjenigen von Petrobates erreicht. Sämmtliche Rumpfwirbel, sowie die ersten 4 oder 5 Caudalwirbel tragen Rippen.

Die Wirbel. Jeder Wirbel besteht aus einem einheitlichen Wirbelkörper und einem von ihm durch eine Naht getrennten Neuralbogen.

Die Wirbelkörper besitzen fast cylindrische, in der Mitte. wenig verengte Gestalt und ergeben sich im Querbruche als sanduhrförmige Hülsen von spongiösem Gefüge, durch deren nach innen gerichtete intravertebrale Verdickung eine mässige Einschnürung des continuirlichen Chordastranges bewirkt wird. Die Steinkerne dieser Wirbelkörper erscheinen ebenso wie z. B. bei Palaeohatteria1) zart concentrisch gerieft. Zwischen die Wirbelcentra eingeschobene Intercentra sind nicht zu beobachten.

Der obere Bogen der Rumpfwirbel ist höher als der Wirbelkörper, mit welchem er in nur lockerem Zusammenhang gestanden und von dem er sich deshalb gewöhnlich getrennt hat (n, Fig. 2). Der Steinkern des von seinen Schenkeln gebildeten Neuralcanales wird nach Auswitterung dieser Knochenlamellen als ein oberhalb der Wirbelkörper liegender Kalkspathcylinder sichtbar. Der Dornfortsatz bildet einen schräg nach rückwärts aufsteigenden flachen Kamm.

1) Diese Zeitschr., 1888, p. 492, Textfigur 1.

Die Rippen.

Die Rippen des Rumpfes sind 4 mal so lang als die Wirbel, dünn, grätenartig. fast fadenförmig mit rundem. ziemlich bis zur Spitze gleich bleibendem Querschnitt. Ihre Krümmung ist eine schwache und vertheilt sich gleichmässig auf die ganze Rippenlänge. Die Knochenkruste ihrer Knorpelanlage ist so zartwandig, dass die Rippen eine grosse Nachgiebigkeit besassen und deshalb zuweilen bei ihrer Einhüllung in den Schlamm wellen- oder knieförmige Biegungen erlitten haben, ohne zu zerbrechen. Das distale Ende der Rippen ist zugespitzt, ihr proximales

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hingegen, wenigstens in den vorderen Abschnitten der Rumpfwirbelsäule behufs zweifacher Anheftung an die Wirbel in ein Capitulum und Tuberculum getheilt (Fig. 8. Taf. IX).

Sämmtliche präsacrale Wirbel tragen Rippen (vergl. Textfigur 1) und zwar besitzen diese im ganzen Rumpfe vollkommen gleiche Länge, nur in der Lendenregion, also an den letzten 3 bis 4 vor dem Becken gelegenen Wirbeln nimmt dieselbe allmählich ab und reducirt sich schliesslich auf etwa ein Drittel (Fig. 1. 4 und 5, Taf. IX). In Folge dieser im bei Weitem grössten Theile der Wirbelsäule herrschenden Gleichheit der Rippen erhält der Rumpf von Hylonomus eine schlank cylindrische Gestaltung und ein schlangenartig gestrecktes Aussehen.

Ganz abweichend von den Rippen des Rumpfes sind diejenigen der beiden ersten überhaupt überlieferten Wirbel geformt, indem sie, ohne dass sich Uebergänge zu den langen Rippen der Brustgegend bemerklich machen, zu kurzen Stummeln von der Gestalt schlanker, zar

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