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Non me cuiquam mancipavi,

nullius nomen fero.

Multum magnorum virorum judicio,

aliquid et meo vindico.

Seneca, Epist. 45.

Die

Mufik und Poeli e.

Nach ihren

Wirkungen historisch- kritisch dargestellt,

oder:

systematisch geordneter Versuch einer genauen
Zusammenstellung und möglichst richtigen
Erklärung derselben.

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Peter Joseph Schneider,
der Philosophie und Musik Doktor.

Bonn,

gedruckt bei Carl Georgi.

1 8 3
3 5.

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STELLFELD

Zweites Buch.

Ueber die moralische Wirkung der Musik.

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Hier

ier kann der verschiedene Gebrauch der Musik im Einzelnen gar nicht ganz erklärt werden, indem es theils am unrechten Orte geschähe, theils ich es auch schon anderwärts gethan habe 1). Deßhalb bringe ich unter andern vorzugsweise das vor, woraus der National-Charakter, in wiefern die Musit auf dessen Bildung großen Einfluß äußert, und die moralische Kraft 2) der Musik hervorleuchtet.

Der Gebrauch der Musik fand sich bei allen Vdl, kern. In Betreff der Griechen berichtet Athenåus 3), daß nach dem Zeugnisse des Aristoteles 4),

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1) Vgl. meine musikalisch kritische Bibliothek, Bd. II.

2) Das Moralische (vgl. auch Th. I. p. 21. Not. 22.) wird hier bloß dem Physischen in sofern entgegengesetzt, als es das Gemüth überhaupt afficirt; nicht als Sittlich in Bes ziehung auf den Charakter.

3) Athen. Deipnos. lib. IV.

4) Aristoteles Polit. VIII. 6.

der für ungelehrt gehalten wurde, wer in dieser Kunst unerfahren war. Sie war ein Theil der attis schen Urbanität. Unwissend in ihr zu seyn, keinen Geschmack für sie zu fühlen, hielten sie für schimpflich. Sie glaubten, ein solcher Mensch habe nie den Huldgöttinnen geopfert. Ueber dem Eingange der Schule des Pythagoras las man folgende Auffchrift: Weichet von hier, ihr irdisch Gesinns ten! Keiner nahe herzu, wenn er die Har monie (steht hier für Musik überhaupt) nicht vers steht. So wurde Themistokles beurtheilt, als er bei einem Gastmahl, da die Reihe an ihn kam, es abs geschlagen hatte, die Leyer anzunehmen 5). — Deßs wegen suchten nach Cicero's Zeugniß, die Griechen in der Musik ihre größte Gelehrsamkeit! und selbst die Weisen des Ariopagus waren ihre Schüler. Bei den Cambro Bretonen war die Musik so allgemein geachtet, daß der Charakter eines Edlen als unvollkommen betrachtet wurde, wenn er die Harfe nicht hinreichend spielen konnte, um die wälschen Gesänge zu begleiten; ihren Barden aber erzeigten sie die größte Ehrfurcht. Der Lonkünstler øder Barde

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5) Der heilige Dichter Cadmon, der während der Heptarchie lebte, wendete so sehr sich zu den ernsten Wissenschaften, daß er die Musik vernachlässigte. Als er sich nun einst in einer Gesellschaft befand, worin die Harfe rund herum zu gehen pflegte (denn es war auch damals bei Festen noch gebräuchlich, daß Jeder aus der Gesellschaft der Reihe nach sang und spielte, `gleichwie noch heute die Studenten am Kneiptage zu thun pfle gen!), entfernte er sich schnell, beschämt, daß er in einem Zweige der Erziehung mangelhaft befunden werden sollte, welchen man doch zur vollständigen Erziehung eines edlen Mannes für so nothwendig hielt!

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