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Ueber die Zusammensetzung der basaltischen Inseln und über Erhebungs-Kratere.

Vorgelesen den 28. Mai 1818.

(Abhandlungen der physikalischen Klasse der Akademie der Wissenschaften aus den Jahren 1818-1819. Berlin 1820.)

Mein Aufenthalt in den canarischen Inseln, dann in den schottischen Hochländern und in einigen der Hebriden-Inseln, hat mir zu Beobachtung einiger Erscheinungen Gelegenheit gegeben, welche für die Theorie der Vulcane nicht ganz unwichtig scheinen.

Ohne in das Einzelne dieser Beobachtungen einzugehen, welches nur ermüden könnte, werde ich versuchen, sie im Allgemeinen darzustellen, und mich bemühen zu zeigen, wie sie mit einander in Verbindung stehen, und auf welche Art die Schlussfolgen, welche aus ihnen hervorgehen, sich auf andere Länder in Europa übertragen lassen.

Schon vor mehreren Jahren habe ich auf den Unterschied aufmerksam zu machen gesucht, der zwischen einer basaltischen Insel und zwischen einem Vulcan im Meere ganz auffallend ist.

Die Vulcane sind einzelne, freistehende, weit über umherliegende aufsteigende, kegelförmige Berge, welche fast jederzeit und, wie es scheint, wesentlich aus Trachyt (Trapp-Porphyr) zusammengesetzt sind, und aus welchen Feuer, Dämpfe und Steine hervorbrechen. Sie sind daher von Massen umgeben, welche sie selbst um sich her aufgehäuft haben, von geschmolzenen Materien, die völlig den Gesetzen des Laufes der Flüsse gemäss sich gegen die Tiefe bewegen, das ist von Laven oder von unregelmässigen zu sehr verschiedener Höhe aufgehäuften Steinen und Schlacken (Rapilli und Aschen). In basaltischen Inseln hingegen sind die Massen grösser, weiter verbreitet, den Schichten anderer Gebirge ähnlicher; in ihnen findet man keine Ströme, keine unregelmässig vertheilten Rapilli um einen Mittelpunkt

her; in ihnen ist der Trachyt selten und in sehr untergeordneten Verhältnissen. Ich habe gezeigt, wie auch in geographischen Verhältnissen sich dieser Unterschied bewährt, wie man zwischen Vulcanen ein reihenförmiges Fortliegen sehr wohl verfolgen kann, durch welches. die Vulcane gleichsam zu Essen auf mächtigen Spalten des Innern werden.*) Zwischen basaltischen Massen sind solche Verhältnisse nicht so leicht aufzufinden und vollends in Continenten gar nicht.

*) Herr von Humboldt hat im zweiten Bande seiner Reise nicht nur den Zusammenhang der Vulcane auf dem Rücken der Andes und ihr eine grosse Spalte des Innern verrathendes Fortliegen schön auseinandergesetzt, sondern auch gezeigt, wie gleiche Verhältnisse in den Vulcanen der Antillen sich nachweisen lassen. Nicht weniger ist dies in der Südsee möglich, selbst da, wo es auf den Karten weniger hervortritt als in den Aleuten, Kurilen, Marianen. Höchst auffallend ist hierbei die Beziehung dieser Vulcane auf die nächsten Inseln, denen sie vorliegen. Man darf es in der That wohl nicht mehr als Zufall betrachten, dass unter so vieleu im grossen südlichen Weltmeer zerstreuten Inseln auch noch nicht eine entdeckt worden ist, auf der man andere als basaltische Gesteine gesehen hätte. Keine Beschreibung erwähnt einer andern Gebirgsart, und nichts der Basaltformation Fremdartiges findet sich in der Forsterschen Sammlung, oder in der, welche Sparrmann in der Sammlung des BergwerksCollegiums in Stockholm niedergelegt hat. Aber mit Neu-Seeland bildet sich ein Circus von Ländern und Inseln, die nicht allein durch Form und Richtung des Landes, durch charakteristisch sich auszeichnende Gebirgsreihen, sondern auch, was noch viel merkwürdiger ist, durch ihre Zusammensetzung und durch die Natur ihrer Gebirgsarten sich der indischen Halbinsel anschliessen. Nicht blos auf dem kleinen Continent Neu-Seeland hat man primitive und andere Gebirgsarten von allgemeinen Formationen gesehen, sondern auch auf allen kleineren Inseln, welche vom Kreise der grossen west-australischen Kette berührt werden. Von der im Ocean verschwindenden Norfolk Insel hat man schwarze Kalksteine nach Port Jackson geführt. Auf Neu - Caledonien haben La Billardiere und Forster Berge von Glimmerschiefer mit grossen Granaten gefunden und Serpentinsteine. Von den Hebriden, selbst von Tanna, beschreiben Quiros und Forster Glimmer und Quarze, welche nur Urgebirgen gehören. Von Santa Cruz hat Mendaña Marmor gebracht. Und den blendend weissen Kalkstein der Cocos - Iusel und in den Umgebungen des Carteret - Hafens auf Neu-Irland, die La Billardiere beschreibt (Voy. II. 232), wird Niemand mit den Corallenflächen vergleichen, auf welchen in der Nähe der Societäts- und Marpuesas-Inseln noch jetzt die wenigen Bäume kaum ihre Wurzeln dem Bespülen des Meerwassers entziehen, wenn auch schon La Billardiere ausdrücklich versichert, dass jener Kalkstein nichts Anderes sei, als eine ungeheure Menge von Madrenporenwohnungen mit einigen Nautilen dazwischen. Denn auf der CocosInsel erheben sich diese Felsen bis zu 460 Fuss hoch, am Carteret - Hafen bis zu 1380 Fuss, und nicht in einzelnen Bergen, sondern in Reihen, den innern an 6000 Fuss hohen Ketten wahrscheinlich gleichlaufend. Alle diese Inseln haben eine wunderbare Uebereinstimmung in der Form; alle sind lang gedehnt, schmal, sehr hoch, in Ketten hintereinander; kaum eine ist rund wie Otahaiti,

Es scheint jedoch noch eine grössere Bestimmtheit in der Zusammensetzung einer basaltischen Insel zu liegen, durch welche eine jede unmittelbar zu einem für sich bestehenden Ganzen erhoben und jede Meinung widerlegt wird, welche solche Inseln für Ueberreste eines Continents halten oder zwischen ihnen einen ehemaligen, nun aufgehobenen Zusammenhang muthmassen wollte. Sie geht hervor durch die Zusammensetzung aus Schichten übereinander, welche sich von allen Seiten gegen die Mitte heraufheben, und aus der grossen KesselUmgebung des Innern, die ich den Erhebungs-Krater, cratère de soulèvement, zu nennen gewohnt bin.

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Nachdem wir Madeira gesehn, Teneriffa und Gran Canaria untersucht hatten, ward doch unsre Neugierde nicht wenig gereizt, wenn man uns von Palma erzählte und von der grossen Caldera, in die man nur mit Lebensgefahr sich hinein wagen könnte, und wenn wir lasen, wie in dieser Caldera der Fürst Tanausu sich gegen die Spanier und ihren kriegserfahrenen Anführer Alonzo de Lugo viele

Oyolava oder Owayhi; alle in der Richtung, welche ihnen durch die nördliche Insel von Neu-Seeland bezeichnet ist und am andern Endpunkt durch NeuGuinea, mit dessen westlichen Spitzen sich diese Kette in den Molukken zersplittert. Selbst die kleinen molukkischen Inseln gehören noch zu diesen Reihen; es sind keine Basalt-Inseln, den sporadischen Inseln der Südsee ähnlich. Auf dem kleinen Amboina war nach La Billardière Granit von feinem Korn, der Turmalinkrystalle umschliesst, die Grundlage der Hügel. Höher Kalkstein, dem Jura-Kalkstein ganz ähnlich. Nun ist aber in allen Inselgruppen der Südsee (westlich der Gallopagos) kein wirklicher und brennender Vulcan bekannt, die einzige Tufoa der Freundschafts-Inseln ausgenommen. Dagegen ungiebt ein wahrer Kranz von brennenden Vulcanen die primitive west-australische Kette. Von Tanna an Neu-Caledoniens Ostküste gehen sie fast ununterbrochen fort bis in die Molukken. Die vorzüglichsten unter ihnen sind, ausser Tanna: Gardners Island (17° 57′ lat., 157° 17′ W. Grwch.), Ambrym der Denen Hebriden, ein grosser Vulcan, nördlich von St. Cruz, den Mendaña 1595 gesehn (lat. 10', long. 164°), und nach ihm Carteret, d'Entrecasteaux und Wilson; dann die, welche Dampier, Carteret, d'Entre casteaux an NeuBritanniens, an Neu - Irlands, an Neu Guinea's Nordostküste hin gesehu haben, theils auf Inselu, dem Lande ganz nahe, theils auf dem Lande selbst, als wäre die Nachbarschaft der Bergkette des Innern dieser Länder zu ihrem Dasein völlig nothwendig. Vielleicht wegen grösserer Oberflächen - Nähe der nicht oxydirten Erden im Innern der Primitivkette!? In der That scheinen diese Vulcane der Ostseite der Südseekette weit mehr anzugehören, als der westlichen Seite. Wenigstens sind westlich von den Hebriden und von Neu-Caledonien bisher noch keine gesehn worden, und südlich von Neu-Guinea nur allein ein Vulcan in Torres - Strasse 9° 42' lat. S., den Capitain Bampton im Chesterfield bemerkt hat. Flinders Introd. XII.

Monate lang glücklich vertheidigt hatte und nur durch verrätherisches Hervorlocken bezwungen werden konnte. Wir erreichten die Insel bei der Stadt Sta. Cruz am 22. September 1815 und begaben uns sogleich nach den Zuckerplantagen von Argual auf der westlichen Seite. Den folgenden Tag waren wir auf dem Wege nach der Caldera. Ein tiefes, senkrecht umschlossenes Thal, der Baranco de las Angustias öffnete sich dorthin, mehr einer grossen Spalte als einem Thal ähnlich. Im Hintergrunde weit in der Ferne sah man senkrechte Felsen, völlig in den wunderbaren zerrissenen Formen einer alpinischen Aussicht. Das Thal selbst zertheilte die Schichten, aus denen seine Seiten bestanden, und man sah sie die ganze Länge fort sich regelmässig gegen das Innere erheben. Mit ihnen die Berge. Auf solche Art waren die obersten Schichten des Gipfels die tiefsten im Thale gegen das Meer, und im Heraufgange des Thales durchschnitten wir wie im Profil alle Schichten, aus denen diese Insel bestand. Schon im ersten Herabsteigen, 800 Fuss von Argual, gegen den Boden des Baranco setzten uns Blöcke nicht wenig in Erstaunen, wie wir von ihnen bisher auch noch nicht eine Spur gesehn hatten, nicht auf Gran Canaria, nicht auf Teneriffa oder Madera; Massen von unverändertem Feldspath und gemeiner glänzender Hornblende, in grob- und kleinkörnigem Gemenge, mit Glimmer und auch wohl mit Granaten und mit Schwefelkiespunkten dazwischen, ein Gestein wie am Gotthard, wie in schlesischen Gebirgen, dem Glimmerschiefer wesentlich untergeordnet. - Die Blöcke sind hier dem Ort, wo sie liegen, fremdartig und schienen aus dem Innern der Caldera hervorgerissen zu sein. Unten am Meere war eine der untersten und sehr mächtigen Schichten von Basalt. Er war dicht und schwer, kaum feinkörnig im Sonnenlicht, durchaus erfüllt von erbsgrossen Kyrstallen von schwarzem, glänzenden Augit, und in gleicher Menge von fast durchsichtigem lauch- und oelgrünen Olivin; ein Basalt wie aus den Bergen des Mittelgebirges in Böhmen. Auch dieser Anblick war uns neu. Denn solcher Basalt ist auf diesen Inseln, wie in England und Schottland, eine grosse Seltenheit. Darüber lagen noch einige hundert Fuss Schichten von Geröll, zum Theil grosse Blöcke basaltischer Gesteine, wie sie in andern Theilen der Insel anstehend gar häufig sind. Auch darunter wechseln nun in unendlicher Zahl GeröllConglomerate von zehn oder funfzehn Fuss Höhe mit dichteren Schichten, zum Theil mit Mandelstein. Weiter im engen Thale herauf erschienen

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