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W. List, syntaktische Studien über Voiture.

X.

Concordanz.

Uebereinstimmung des Praedicats mit seinem Subjecte.

1. Bezieht sich das Relativum qui als Subject auf ein vorhergehendes persönliches Fürwort, so verlangt der moderne Sprachgebrauch Uebereinstimmung des Praedikats mit der Person des Fürworts (Mätzner, Gram. 2 S. 357).

Bei Voiture ist dies nicht immer der Fall und zwar folgt er von S. 1-500 143mal dem gegenwärtigen Sprachgebrauche, während er in 9 Beispielen vom heutigen abweicht.

Moy... qui avoit esté si hardy. I, 448, 28. Il n'y a que vous qui travaille. I, 205, 3. Il n'y a jamais eu que vous au monde qui soit sortie plus belle de la petite verole. I, 214, 33. Il faut avouer qu'il n'y a que vous au monde qui le scache faire de la sorte. I, 362, 12. Elles jurent qu'il n'y a que vous au monde qui ait assez d'esprit. I, 399, 5. On croit que c'est vous qui fera ce miracle-là. I, 421, 32.

Ferner: I, 159, 17; I, 422, 31; I, 437, 21.

Zum Schlusse erwähne ich noch zwei stilistische Eigenthümlichkeiten, die sich Voiture wohl der Kürze wegen erlaubt hat. Im ersten Beispiele würde man heute vor dem Adjectiv fine zur besseren Verständlichkeit lieber qui est einschieben, im zweiten würde die jetzige Sprache den mit des cheveux beginnenden Satztheil mit et qui ont einführen.

Vostre Maistresse, n'est-ce pas une Demoiselle qui a les yeux fort esveillez, et le nez un peu retroussé, fine, fiere, desdaigneuse, glorieuse, et civile, bonne, et meschante, qui gronde souvent, et qui neantmoins plaist tousjours. I, 49, 27. Je voudrois que vous m'eussiez pú voir aujourd'huy dans un miroir, en l'estat où j'estois; vous m'eussiez veu dans les plus effroyables montagnes du monde, au milieu de douze ou quinze hommes les plus horribles que l'on puisse voir, dont le plus innocent en a tué quinze ou vingt autres: qui sont tous noirs comme des Diables, des cheveux 1) qui leur viennent jusques à la moitié du corps. I, 227,1.

1) Oder soll man übersetzen »von den Haaren« ?

W. List.

Der Versbau bei Philippe Desportes

und François de Malherbe.

Infolge des bekannten Urtheils Boileau's in seinem Art poétique (Ch. I, 130 ff.), welches, wenn auch im Grossen und Ganzen zutreffend, doch in vielen Punkten recht starke Uebertreibungen und selbst Unrichtigkeiten enthält, hat Malherbe bis zu Anfang dieses Jahrhunderts unangefochten als der Reformator par excellence der französischen Sprache und Poesie gegolten. Seitdem aher hat die Kritik, die derjenigen Boileau's zu Theil wurde, diese blinde Bewunderung der Verdienste jenes Mannes auf ein richtigeres Maass zurückgeführt. Man begann die durch das vernichtende Urtheil Boileau's fast ganz der Verachtung und Vergessenheit übergebenen Dichtungen der Vorgänger und Zeitgenossen Malherbe's zu prüfen und gelangte zu dem Resultate, dass jene Kritik doch nur zum Theil richtig sei, dass wohl in Bezug auf die poetische Sprache und Diction Malherbe den Namen eines Reformators und Reinigers verdiene, auf dem Gebiete des Versbaues aber die ihm bis dahin gezollte Anerkennung eine bedeutende Einschränkung erfahren müsse. Man erkannte insbesondere, dass er das Vorhandene meist nur in das Extrem ausgebildet und vielfach der Dichtkunst nur Fesseln angelegt habe (cf. Sainte-Beuve, Tableau historique et critique de la poésie française et du théâtre français au XVI. siècle. Paris 1869, p. 145 ff.). So begann denn auch die romantische Schule in Frankreich im Anfang dieses Jahrhunderts die lästigsten dieser seit zweihundert Jahren beobachteten Vorschriften, wie z. B. die Beobachtung der syntaktischen Gliederung der Verse, zu beseitigen und manche der vor Malherbe bestehenden Freiheiten wieder zur Geltung zu bringen.

Obwohl an vielen Orten, in fast sämmtlichen frz. Literaturgeschichten, Verslehren, Monographien Malherbe's u. s. w. der durch Malherbe's Einfluss herrschend gewordenen metrischen Vorschriften Erwähnung gethan worden ist, so ist dies doch immer nur in ziemlich

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unvollständiger Weise geschehen. Eine eingehende, alles zusammenfassende Behandlung dieser Frage nach Malherbe's Verdiensten ist unsres Wissens noch nirgends vorgenommen worden. Diese Lücke in einem Theile auszufüllen macht die folgende Abhandlung sich zur Aufgabe. Durch einen Vergleich des Versbaues François de Malherbe's (1555-1628) mit demjenigen Philippe Desportes' (1546-1606), desjenigen Dichters, der in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts beim Auftreten Malherbe's den Charakter der damaligen Poesie wohl am besten wiedergiebt, und dessen Dichtungen die schonungslose Kritik Malherbe's auf das Aergste erfuhren, wollen wir versuchen festzustellen, was die eigentlichen Verdienste des von Boileau so hoch gerühmten Dichters sind, inwiefern derselbe auf dem Gebiete der Metrik das bereits Vorhandene anerkannte und weiter ausbildete, dasselbe verwarf oder endlich wirklich Neues in's Leben rief. Ein wesentliches Hülfsmittel zu unsrer Untersuchung bieten uns ausser den Notizen seiner Zeitgenossen und namentlich Racan's (Vie de Malherbe), eines Schülers Malherbe's, ganz besonders die kritischen Anmerkungen, mit denen der letztere ein Exemplar der Werke Desportes' versehen hat. Das mit diesen Anmerkungen von Malherbe's Hand versehene Exemplar gehört der Ausgabe von Desportes' Werken aus dem Jahre 1609 an (cf. Lalanne, Euvres de Malherbe, t. IV. Einleitung). Es befand sich in dem Besitze Balzac's, dann des Präsidenten Bouhier und ist jetzt auf der Bibliothèque nationale in Paris. Auf der Bibliothèque de l'Arsenal befinden sich ausserdem noch zwei commentirte Exemplare derselben Ausgabe von Desportes' Werken, die sich als Copien zu erkennen geben. Diese beiden Copien, die Lalanne (loc. cit.) mit A und B bezeichnet, besonders aber die Copie B zeigen bisweilen bemerkenswerthe Abweichungen von jenem Exemplar. Bald sind es Auslassungen, bald Varianten, bald Zusätze. Lalanne vermuthet, dass die Auslassungen und Varianten von den Copisten, die Zusätze aber vielleicht von einem ähnlich commentirten Exemplare von Desportes' Werken oder aus Papierstücken herrührten, die später verloren gegangen wären. Näher geht er auf diese Frage nicht ein.

Ueber die Entstehung dieses Commentars scheint uns folgende Stelle aus der Hist. de Malherbe von Tallemant des Réaux (v. Becq de Fouquières, Poésies de Malherbe, Paris 1874, XXXVI. C.) sicheren Aufschluss zu geben:

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Des Portes, Bertaut, et des Yvetaux mesme, critiquerent tout ce qu'il fit. Il (Malherbe) s'en mocquoit, et dit que, s'il s'y mettoit, il feroit de leurs fautes des livres plus gros que leurs livres mesmes.

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Demnach hätten wir in jenem commentirten Exemplar die Erwiderung Malherbe's auf die Kritiken Desportes' zu sehen, und dadurch würde sich auch die rücksichtslose, ja häufig äusserst spöttische und höhnische Weise erklären, mit der Malherbe in seiner Kritik gegen Desportes zu Felde zieht.

Ueber die Entstehungszeit giebt uns die auf dem Titelblatte befindliche, von Malherbe's Hand geschriebene Jahreszahl 1606 Aufschluss. Da das commentirte Exemplar aus dem Jahre 1609 herrührt, so werden wir annehmen müssen, dass der Commentar ursprünglich 1606 entstanden und erst später von Malherbe in die Ausgabe von 1609 eingetragen worden ist. Das Jahr 1606 gäbe uns also den Termin an, wann die Notirung von Malherbe begonnen wurde.

Ueber die Entstehungsgeschichte und Entstehungszeit der beiden Copien lässt sich nichts Sicheres feststellen. Für das Verhältniss beider zu einander und zu dem von Malherbe selbst abgefassten Commentar, den wir mit M bezeichnen wollen, ergibt sich auf Grund der von Lalanne mitgetheilten Varianten und Anmerkungen Folgendes:

I. Das Verhältniss der beiden Copien zu einander. 1. A und B zeigen gemeinschaftlich folgende Abweichungen von M: 319 1) schreiben A und B für den Text von M: „Quand le souci l'aura quitté": "Quand il l'aura quitté.“ 354 schreiben sie für M: parler allemand."

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est parlé allemand":

...

rest

468 vereinigen beide Copien zwei Anmerkungen zu demselben Verse, von denen in M die eine oben, die andere unten von der Seite steht, zu einer einzigen Anmerkung.

392 wird das in M befindliche Verweisungszeichen für die vorzunehmende Ordnung der Namen der angegebenen Personen weder von A noch von B beobachtet.

Anmerkung: 359 bemerkt Lalanne zu einer Note von M, dass Malherbe dazu später mit anderer Tinte folgende Anmerkung an das untere Ende der Seite geschrieben habe: »Mal parlé aussi: quand il me prendra l'envie de m'en distraire ohne jedoch anzugeben, ob die beiden Copien diesen späteren Zusatz haben oder nicht. Die ausdrückliche Erwähnung dieser Thatsache von Lalanne scheint jedoch anzudeuten, dass dieser Zusatz sich nicht in den beiden Copien befindet.

Diese gemeinschaftlichen Abweichungen von M, die auf ein Abhängigkeitsverhältniss der beiden Copien von einander hindeuten könnten, lassen sich jedoch sämmtlich sehr leicht erklären. Bei der ersten Stelle ist die Substituirung des Pronomens il für le souci sehr natürlich, da die Wiederholung des letzteren überflüssig ist. Bei der zweiten Stelle ist jedenfalls die Anwendung des Infinitivs statt des Participiums eine ebenso gewöhnliche gewesen. Beide Abänderungen können also ganz unabhängig von einander von den beiden Copisten vorgenommen worden sein. Ebenso ist die an dritter Stelle erwähnte Vereinigung der beiden Anmerkungen etwas ganz natürliches. Die

1) Die Zahlen geben die Seiten des 4. Bandes der Werke Malherbe's (Ausg. Lalanne's) an.

beiden ausgelassenen Stellen endlich sind jedenfalls bei der Copirung von A und B noch nicht in deren Vorlage vorhanden gewesen und als spätere Zusätze Malherbe's zu betrachten.

Sämmtliche gemeinschaftlichen Abweichungen machen deshalb die Annahme eines Abhängigkeitsverhältnisses von A und B von einander nicht nothwendig. Gegen eine solche sprechen folgende Thatsachen : 2. a) A stimmt in folgenden Stellen mit M, aber nicht mit B überein:

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mal à propos

436: vole après de nouvelles amours vole à de nouvelles amours

437: Bas et populaire

Bas et plébée.

b) A giebt an solchen Stellen,

WO von Malherbe in M die Anmerkungen durchstrichen und neue an ihre Stelle gesetzt worden sind, die neuen Anmerkungen, während B die alten, durchstrichenen wiedergiebt:

B, M (alter Text).

324: Zum Verse: C'est le poignant regret qui m'oppresse et m'entame: Ce regret m'oppresse est aussi bien dit que ce regret m'entame; et puis jugez encore comme cet épithète convient bien à oppresser ni à entamer; pour oppresser, il falloit pesant et pour entamer, tranchant.

433: Vous ne savez à qui se rapporte empreinte, à beauté ou à honnêteté. La raison veut qu'il se rapporte à l'honnêteté, mais il est ici placé en telle sorte, qu'il semble se rapporter à la beauté.

A, M. (neuer Text).

convient bien à oppresser. Pour oppresser, il falloit pesant.

Vous ne savez à qui se rapporte l'honnêteté, à lui ou à elle. Il devoit dire simplement: tant que vous m'avez été fidèle, ou: tant que vous avez fait cas de l'honneur, etc.

c) Zwei Anmerkungen sind von Malherbe durchstrichen worden, ohne dass er neue an ihre Stelle gesetzt hat. Hier lässt A die durchstrichenen Bemerkungen weg, während B sie wiedergiebt:

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