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G. Marx, Ueber die Wortstellung bei Joinville.

10) Das Prädicativ des Objects kommt der modernen Stellung näher, als in der Prosa des 13. Jahrhunderts.

11) Bei den adverbialen Bestimmungen macht sich die Neigung geltend, die unmittelbaren Bestimmungen in näheren Anschluss an das Verb zu bringen, ebenso die kürzeren den längeren Bestimmungen vorantreten zu lassen.

12) Bei der Stellung der Sätze liess sich beobachten, dass eingeschobene Nebensätze nicht mehr die alte Stellung zwischen Verb und Object, sondern die moderne zwischen Subject und Verb zeigen.

G. Marx.

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Der Infinitiv mit der Präposition à

im Altfranzösischen

bis zum Ende des 12. Jahrhunderts.

Die neueren sprachwissenschaftlichen Forschungen haben ergeben, der lateinische Infinitiv sei ein Substantivum, erstarrt in einem Dativ, einem Casus also, welcher die Richtung nach hin anzeigt 1). Aber es ist sicher, dass die Römer zur Zeit der klassischen Litteraturperiode diesen Inf. im Allgemeinen nicht mehr als einen dativischen empfanden (non .. Libycos populare penates venimus, Virg. Aen. 1, 527. neben den zahlreichen Constructionen mit dem ersten Supinum; vergl. Dräger » Histor. Syntax der latein. Sprache« II, 823 ff.); und das wird noch viel weniger in dem Vulgärlatein der Fall gewesen sein, welches in einer entfernten Provinz unter fremdartigen Einflüssen sich zum Galloromanischen entwickelte, und endlich gar in dem daraus hervorgegangenen Französisch 2).

Der Infinitiv war der französischen Sprache von Anfang an ein Substantiv, mit besonderen verbalen Eigenschaften ausgestattet, aber nicht in einem Casus erstarrt, sondern der Flexion und Declination eines nominalen Substantiv fähig. Daher denn auch die vollständig substantivische Verwendung des Infinitiv, wie sie z. B. gleich Ludwig des Deutschen Eid zeigt: in quant deus savir et podir me dunat, die bis zur Substantivirung mit dem Artikel: molt desiroent l'arriver, Roman de Troie, 4584 und zur Verbindung mit einem Adjectiv führt: bel parler i faiseit, Roman de Rou, II, 1916. Wie sich in der Nominal declination Genetiv und Dativ zum Nominativ und Accusativ verhalten, so der präpositionale Infinitiv zum reinen, mit dem Unterschiede allein, dass hier die Präpositionen nicht so oft zu blossen Casuspartikeln herabsinken, sondern wirkliche Präpositionen bleiben.

Die Präposition à, mit der wir uns hier hauptsächlich beschäftigen wollen, hatte schon als ad im Latein. mehrfache Bedeutung 3). Zu. 1) Vergl. Jolly, »Geschichte des Infinitiv im Indogermanischen«, München 1873.

2) Vgl. Otto Behaghel in Z. f. rom. Phil. I, 575.

Hand >>Tursellin«. I, 74–134. Dräger »Histor. Syntax d. lat. Sprache<< I, 532-40.

nächst bezeichnet sie die räumliche Annäherung, Bewegung: equitem ad pedes deduxeris, Liv. 29, 2, 14; im temporalen Sinne die Dauer bis zu einem Endtermine oder diesen selbst: ad diem praestitutum venerunt, Liv. 3, 22. Auf geistigem Gebiete wird aus der Bewegung Ziel, Zweck, das finale ad: facultatem ad se aere alieno liberandas aut levandas dedi, Cic. Att. 6, 2, 4; argentum dabitur ei ad nuptias, Terent. Heaut. 4, 5, 29; aquam poposcit ad manus, Petron. 27, 6. Auch das modale ad in der Bedeutung von respectu, nós: invicti ad laborem corporis, Liv. 9, 16 und in der von secundum: ad voluntatem nostram, Cic. off. 1, 26, ist bekannt. Ferner findet sich ad zur Bezeichnung der Ruhe: imperator non est ad exercitum, Plaut. Amph. 1, 3, 6, oder zur Angabe der Coincidenz zweier Handlungen: ad hospitum adventum . ., ad prima signa . . . Endlich findet sich bei Späteren auch ein instrumentales ad: erant funditores, qui ad fundas vel fundibalos lapides iaciebant, Flav. Vegetius » de re milit.<< 2, 15. Alle diese Bedeutungen hat auch das französische à, welches seinen Umfang in den angegebenen Richtungen noch weiter ausdehnt. Vergl. Diez Gr. III 4, 156-61.

In Verbindung mit dem Infinitiv vertritt also à die lateinischen Constructionen ad gerund. und in + ablat. gerund.; z. B., für die räumliche und zeitliche Bewegung: enveiad sun fiz al querre, Livres des Rois 29., Et quant il vint a l'avesprer, Rom. de Troie 2192; für das Ziel: Einz le desir molt a savoir, Cheval. au Lyon 3841; für den Zweck: Li dona intoussique a beivre, Benoît, chronique des Ducs de Normandie, 31742; das modale à: a sun saveir, . . podeir, . . voleir; für à mit dem Werthe in: al monter, a l'aiorner, al departir.

Es müssten nun die Infinitiv- und Nominal-Constructionen in der alten Sprache einander ganz entsprechen. Wenn das freilich auch im Wesentlichen der Fall ist, so fällt doch eine sichtliche Bevorzugung des à-Infinitiv gegenüber den anderen Infinitiv - Constructionen auf. Und dieser Umstand ist es denn wohl, der Wulff » de l'emploi de l'infinitif dans les plus anciens textes français«, Lund, zu dem falschen Schluss veranlasste, dem afr. Inf. noch ursprüngliche, dativische Kraft zuzusprechen, so, dass derselbe ohne Präposition gebraucht werde, wenn die 'énergie casuelle' bewahrt sei, die Präposition dagegen hinzutrete, wenn man die 'énergie casuelle' nicht mehr empfunden habe. Aehnlich nach ihm Lachmund » Ueber den Gebrauch des reinen und präpositionalen Infinitiv im Altfranzösischen «, Rostocker Dissertation 18771).

1) Daselbst heisst es pag. 3: »Das Eindringen der Präposition à ist nichts Anderes als ein Wiederaufleben der Grundbedeutung des Infinitivs, eine Wiederherstellung seines ursprünglichen Verhältnisses zum Satze in formeller Beziehung, zu dessen deutlichem Ausdruck der blosse, seine Herkunft nicht mehr erkennen lassende Infinitiv nicht mehr genügte.< Zu vergleichen ist K. Foth's Recension der Lachmund'schen Arbeit, Z. f. r. Ph. IV. 422-24.

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Es ist ganz natürlich, dass diejenigen Verba im Lat., welche mit dem Infinitiv verbunden werden und alter Sprachbestand sind, weil sie zu irgend einer Zeit mit einem deutlich empfundenen Dativ-Infinitiv construirt waren, eine Bedeutung enthalten, welche eine derartige Verbindung überhaupt möglich machen konnte: sie mussten in irgend einer Weise die Bewegung auf ein Ziel zu enthalten. Wenn nun auch der Infinitiv aufhörte, als Dativ empfunden zu werden, so blieb doch im Wesentlichen die Bedeutung der regierenden Verba, dieselben wurden nur aus intransitiven zu transitiven. Als daher dann später bei den analytischen Tendenzen des Volksidioms sich das Bestreben, dem sprachlichen Ausdrucke mehr Bestimmtheit, Fasslichkeit zu geben, auch in solchen Infinitiv-Constructionen geltend machte, da musste zu dem Mittel gegriffen werden, welches dem im Verbum finitum liegenden Bewegungsprinzip anschaulicher Ausdruck verlieh, zur Präposition ad.

So gehen denn altfranzösisch zwei Anschauungen, zwei Constructionen neben einander her: einmal ist das Verbum finitum als transitiv gedacht und regiert den Infinitiv als sein Object, das andere Mal als intransitiv, wo der Infinitiv die im Finitum liegende Bewegung veranschaulicht.

Auf die Wahl und Anwendung dieser letzteren Construction wird die afr. Wortfügung nicht ohne Einfluss gewesen sein. Solange die Sprache über die Reste der Nominalflexion verfügte, besass sie auch eine freie Wortstellung, konnte sie also auch das Object des Infinitiv vor denselben und zum regierenden Verbum stellen; und das mag namentlich die beliebte Wortfügung geworden sein, seitdem die Personal pronomina, vorzüglich das der dritten Person, an eigener Kraft und Selbständigkeit soviel eingebüsst hatten, dass sie der Anlehnung an ein anderes Wort bedurften, wozu ihnen das Verbum regens die beste Gelegenheit bot. Nach diesem Vorgange der Personalpronomina gelangte man überwiegend zu einer Attraction des Infinitiv-Objectes zum regierenden Verbum; und war dieselbe auch zunächst eine nur äusserliche, so konnte sie sich doch leicht zu einer inneren Attraction mit veränderten grammatischen Beziehungen entwickeln. Geschah das aber, so war die eigentliche Stelle des Infinitiv als Object des Verbum finitum eingenommen, und derselbe trat nun mittelst der Präposition à hinzu, dem Bewegungsprinzip des Verbum finitum Ausdruck verleihend. Einer ganz ähnlichen Erscheinung begegnen wir in dem vereinzelten Auftreten einer doppelten Präposition vor dem Infinitiv 1). Im Zusammenhange des Satzes ist ein Infinitiv, der ein Object bei sich hat, durch eine Präposition (nicht à) angefügt. Dadurch nun, dass man das Object des Infinitivs demselben voranstellte, gestalteten sich das Object und die Präposition zusammen zu einem in sich ab

1) Vergl. Diez Gr. III, 244, Tobler in Götting. Gelehrt. Anz. 1875, pag. 1068, Wulff a. a. O. pag. 21 und 67 Anm., Lachmund a. a. O. 27 folg.

geschlossenen Ganzen, und das verleitete in einzelnen Fällen dazu, beide wirklich zusammen zu denken, das Object als von der Präposition abhängig; so entstand die Nothwendigkeit, dem im Zusammenhange liegenden Bewegungsprinzip vor dem Infinitiv mittelst der Präposition à noch einmal Ausdruck zu verleihen 1). Zu den an den citirten Stellen angeführten Beispielen dieser Construction seien folgende hinzugefügt: Rom. de Brut 12 396-7. Por ce nous convenroit pener De Peredur a encontrer. Münchener Brut 759-60. Venuz estes pur espiier Et pur nostre ost a dammagier. faire chevalier Por tot lo regne a justisier. .. De lo sun frere a engeignier. peneir Des dous freres a racordeir. -2779-81. Purpenseiz est qu'il pora faire De ses files a marieir Et de sun regne a deviseir 2) Rom. de Troie 4118. Not soing de lonc termine a traire 3).

2410-11. Qu'en pooit 2440-42. se porpensa 2454-55. Ki se voloient tuit

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1) Diez bemerkt auch an der angeführten Stelle, dass diese Verbindung so auftritt, dass zwischen beiden Präpositionen andere Satztheile stehen; und des muss auch als die ursprüngliche Stellung angesehen werden, falsche Analogie stellte dann auch wohl beide Präpositionen zusammen, so fünfmal por a perdre und, bei Lachmund, Huon 2313. por a vous acorder (liegt hier missverstanden eine Umstellung zur Vermeidung der Kakophonie vor?).

2) Diese relativ zahlreichen Fälle der französisch immerhin ungewöhnlichen Construction in der Bearbeitung von Gottfried von Monmouth's Brut legen es nahe, hierin einen englischen Einfluss zu sehen.

3) An der citirten Stelle in G. G. A. sagt Tobler, weil das Pronomen vor dem Infinitiv stets in betonter Form auftritt, sei dasselbe thatsächlich als präpositionale Bestimmung zum Verbum finitum aufzufassen, welche ihrerseits wieder durch den Infinitiv näher bestimmt sei, und beruft sich zum Beweise auf das Vorkommen der doppelten Präposition. Ebenso Lachmund, der sich auf Tobler stützt, a. a. O. p. 27. Indess, abgesehen von den hier jedenfalls ungemein seltenen Fällen der doppelten Präposition, ist, trotz der betonten Form, das Pronomen lediglich als Object des Infinitiv anzusehen. Die Einführung der betonten Form lässt sich ganz wohl als vom reinen Infinitiv ausgegangen erklären. Aus einem lateinischen desidero te videre konnte ebenso gut desir te veeir wie desir tei veeir werden; ja, letzteres wird überhaupt nur dann geworden sein, wenn ein besonderer Nachdruck auf dem Pronomen lag, welcher die Schwächung des Vocals verhinderte. Sicherlich wird man zunächst die Pronomina auch in unbetonter Form vor dem Infinitiv gebraucht haben, was sich in der alten Sprache nur da erhalten hat, wo der Infinitiv als Prohibitivus fungirt; man befand sich nun aber hinsichtlich des Masculinum d. 3. Person in einer schwierigen Lage, es gab zu Verwechslungen mit dem artikulirten Infinitiv Anlass. Das zu vermeiden, zog man nun einmal das Pronomen zum Verbum finitum, zunächst ohne Umstellung, wie es noch im Rolandsliede häufig begegnet, indem aus vait le-ferir vait-le ferir wurde; andererseits suchte man durch Formdifferenzirung die Zweideutigkeit zu beseitigen: so verwandelte man zunächst le in lui, und von hier aus, da namentlich dies Pronomen überwiegend in jener Verbindung vorgekommen sein wird, übertrug sich die Verwandlung auf die andern Pronomina. Diese Einwirkung des Pronomens der 3. Person hat nichts Auffallendes. Mit der Erklärung stimmt überein, dass das Pronomen hinter dem Infinitiv, in welcher Stellung es zu keiner Zweideutigkeit Anlass gab, in unbetonter Form gebraucht wird; ferner wird die Ansicht dadurch unterstützt, dass auch beim reinen Infinitiv das Pronomen in betonter Form steht und es selbst

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