Imatges de pàgina
PDF
EPUB

beziehen sich auf die Lehren und Vorschriften des Korans und auf die Tradition. In der Hauptsache stimmen sie daher mit dem arabischen Kalender überein und nur hier und da, wie z. B. am 18. Zilhedschèh (8. Juli 1860) oder am Tage der Ermordung Osman's, tritt die schiitische Färbung hinzu. Wir bemerken noch, dafs in dem persischen Kalender hinter dem Namen heiliger Personen ein Zeichen steht, welches der arabischen Ziffer f für 4 durchaus ähnlich ist und ein Sigel für die Formel aleihu es-selam „über ihm sei der Friede“ darstellt. In der Uebersetzung haben wir zur Andeutung dieser Formel die Abkürzung (F.) gewählt.

Oder die Feste beziehen sich auf altpersische, vormohamedanische Gebräuche, wie z. B. das Fest des Neujahrs am 1. Ferwerdîn (21. März) und das Fest des Wassersprengens am 20. Azer (5. December). Oder sie berühren grofse, den Persern bekannte Feiern ausländischer Völker, wie z. B. das Fest des Neujahrstages des Schah's von Khowarezmia, welches in der genannten Landschaft gefeiert zu werden pflegte und dessen Stiftung auf den Seldschuken-Sultan Mahammed-ben-Anuschtegin mit dem Beinamen Khewarezmschah zurückgeführt wird. Es wurde festlich begangen, wenn die Sonne ihre Altitudo in dem Zeichen des Widders erreicht hatte (ôn ruz keh aftab be-deredscheh-i-scherf residèh báschèd), d. h. 19 Tage nach dem persischen Naurûz-Feste.

Von einem besonderen Interesse sind diejenigen Angaben, welche mit gewissen periodischen Erscheinungen auf der Erde in Verbindung stehen. Die Perser nehmen, wie wir, vier besondere Jahreszeiten an: Den Frühling (behar), Sommer (tâbistán), Herbst (paiz) und Winter (zemistán). Zwischen diesen liegen andere Jahreszeiten, gleichsam Unterabtheilungen derselben, welche aus einer Mischung zweier zunächstliegenden HauptJahreszeiten bestehen. Diese fanden Statt in dem christlichen Jahre 1860 Mischung von Winter und Frühling den 5. März,

[merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small]

Der Frühling beginnt mit dem Nauruz-Tage, also anno 1860 am 21. März, der Sommer mit dem Eintritt der Sonne in die „Burg" des Krebses, am 21. Juni, der Herbst mit dem Eintritt der Sonne in die Wage, am 23. September, der Winter mit dem Eintritt der Sonne in das Zeichen des Steinbockes, am 22. December.

[ocr errors]

Den Sommer sowohl als den Winter scheiden die Perser aufserdem durch zwei besondere Abtheilungen in die Zeit der grofsen und kleinen Hitze und der grofsen und kleinen Kälte. Jeder Abschnitt führt den Namen tschillèh (anstatt tschehilèh), d. h. Quarantäne, ein Abschnitt von vierzig Tagen. Die grofse Sommer"-Quarantäne dauert vom 21. Juni bis zum 31. Juli, die kleine von da an bis zum 7. September. Die grofse WinterQuarantäne dauert vom 22. December bis zum 31. Januar und die kleine von da an vierzig Tage weiter. Die periodischen Zwischenerscheinungen, nach alten Beobachtungen vermerkt, und den Witterungsnotizen unserer Bauernkalender durchaus ähnlich, wird der Leser in der eben besprochenen Kolonne leicht selber herausfinden. Wir haben sie des besseren Erkennens wegen mit einem Sternchen bezeichnet.

*

Höchst eigenthümlicher Natur und ein Hauptzweck des ganzen Kalenders ist der gröfsere Theil der folgenden Rubrik des persischen Taqwim, welche sich theils auf das Alter des Mondes bezieht, theils eine genaue Angabe der Tage und Stunden enthält, in welchen gewisse Ereignisse des alltäglichen Lebens von gutem oder schlechtem Erfolge sind. Es dürfte nicht gerathen erscheinen, den Leser durch eine Uebersetzung dieser Vorschriften zu ermüden; wir ziehen es vor, einige Beispiele dieser Weisungen anzuführen, welche den Gegenstand hinlänglich erläutern werden. So heifst es, es sei gut, in der und der Stunde, an dem und dem Tage: neue Kleider anzuziehen, die Kleider zu wechseln, seine Geschäfte auszuführen, einen Boten oder Brief abzusenden, einen Brief oder Contract zu schreiben, nach der Stadt oder in sein Haus zurückzukehren, in die Moschee oder Schule zu gehen, in den Krieg zu ziehen, einzukaufen, einen Bau anzufangen, ein Pferd zu besteigen, auf die Jagd zu gehen, in den Dienst eines Grofsen zu treten, einem Kinde den Namen zu geben, dasselbe zu entwöhnen, zu säen, einen Garten zu pflanzen, ins Bad zu gehen, sich zur Ader zu lassen u. v. a. Es versteht sich von selbst, dafs jeder Tag besonders notirt ist, welcher zur Zahl der unglücklichen arabischen Tage“ gehört (wie z. B. der 16. April 1860) oder „zu den verachteten persischen Tagen gezählt wird (wie z. B. der 9. Mai 1860).

Der unglücklichste Tag des ganzen Jahres ist nach der Meinung der Perser der letzte Mittwoch desselben. Niemand nimmt ein Geschäft an demselben vor und der Abscheu vor ihm ist so grofs, dafs selbst alle übrigen Mittwoche des Jahres darunter zu leiden haben. Die böse Bedeutung

des letzten Mittwochs zeigt sich am klarsten in dem persischen Sprüchwort: näh tu biai we näh tschehar-schembèh-i-akhir-i-sal „Weder du komme, noch der letzte Mittwoch des Jahres!"

Im Durchschnitt berücksichtigen die Perser diese Angaben in ziemlich gewissenhafter Weise und es würde nicht leicht der Fall vorkommen, dafs Jemand z. B. an einem unglücklichen Tage ein wichtiges Geschäft unternehmen würde. Ich habe erwähnt, wie selbst an höchster Stelle die Tagwählerei sogar in offiziellen Angelegenheiten mafsgebend ist. Der Aberglaube, der bei den Persern damit verbunden ist, erhält eine gewisse Berechtigung durch die Erwägung, dafs er an uralte Lehre von dem Einfluss göttlicher Wesen, Schutzgeister der Tage, auf den Menschen anknüpft, wie sie bei vielen Völkern, vornehmlich aber bei den Persern, nachgewiesen werden kann. Sind wir, im aufgeklärten Europa, doch selbst nicht ganz frei von dem Glauben an die gute und böse Bedeutung gewisser Tage und ich selbst bekenne offenherzig, die Schwachheit derer zu theilen, welche freiwillig nie an einem Freitag eine Reise antreten wollen.

Ich wüsste nicht, was die persischen Astronomen unter der Bezeichnung dschehât-i-setárèh die Seiten der Sterne" anders verstehen sollten, als die von unseren Sternkundigen nicht gekannten Sekiz jeldus „acht Sterne“, osttürkischen Ursprunges, welche unsichtbar in den grofsen Himmelsräumen umherschweifen sollen und deren Standort dem Menschen, der sie zufällig anschaut oder ihnen entgegengeht, grofses Unglück bereiten kann. Die persischen Astronomen nehmen deshalb Rücksicht, in dem Kalender genau ihren Platz am Himmel anzugeben, damit man ihnen beim Beginn einer Reise u. s. w. stets den Rücken zukehre. Nach den Angaben des Kalenders stehen oder standen die Sterne am 21. März 1860 „unter der Erde", am folgenden Tage „über der Erde", am 23. im Osten", am 24. in der Mitte" (zwischen Osten und der folgenden Himmelsgegend), am 25. „im Norden“ u. s. w.

Die folgenden Rubriken enthalten die Datum-Concordanz der Monate des türkischen, persischen und französischen Kalenderjahres, und die beiden letzten Kolonnen Angaben, die sich auf die Länge des Tages, bezeichnet als „die Hälfte des Tages", und auf die Zeit „zwischen zwei Aufgängen“ beziehen. Für die Zeit vom 21. bis 23. März 1860 wird als die Hälfte des Tages angegeben 6 Stunden und 2 Minuten, für die folgenden sechs Tage 6 Stunden und 7 Minuten, und so fort bis zu den längsten Tagen vom 21. bis 25. Juni, an welchen die Hälfte des Tages 7 Stunden und 11 Minuten be

trug. Die kürzesten Tage fielen in die Zeit vom 14. bis 23. December 1860; als die Hälfte des Tages stehen 4 Stunden und 49 Minuten notirt. Für die ebenbezeichneten Tage sind in der nächsten Rubrik die Intervallen zweier Sonnenaufgänge in folgender Weise verzeichnet:

21. 22. 23. März 1860: Stunde 28 Minuten,

24. 25. 26. 27. 28. 29. März: 1 Stunde 28 Minuten,

21. 22. 23. 24. 25. Juni: 1 Stunde 53 Minuten,

14. bis 23. December: 1 Stunde 37 Minuten.

Nach diesen Besprechungen modern persischer Kalenderweisheit, wie sie in den alljährlich herausgegebenen Ephemeriden im Druck erscheint, mag als Schlufs eine Bemerkung Platz finden, welche sich auf die Zählung und Angabe der Stundenzeit bei Tage und bei Nacht bezieht.

Jeder, der auch nur kurze Zeit in Persien geweilt hat, wird den seltsamen Uebelstand empfunden haben, der sich für sein pünktliches Erscheinen an irgend einem Orte herausstellte, sobald ihm die Zeit nach persischer Weise angegeben wurde. Die Schwierigkeit liegt nicht in dem Mangel an Uhren, im Gegentheil, der persische Markt ist mit europäischen Uhren, billigen und kostbaren, überschwemmt, und jeder Perser, der nur einigermafsen die Mittel dazu besitzt, wird eine Uhr bei sich führen, sondern in der eigenthümlichen Art und Weise, wie die Stunden von den Persern gezählt werden.

[ocr errors]

Die Perser, wie alle mohamedanische Völker, beginnen ihren Tag mit der Nacht, welche demselben vorangeht, und die Zählung ihrer Stunden von dem Augenblick des Sonnenunterganges an, d. h. mit dem Eintritt der Nacht des folgenden Tages. Da dieser aber fast täglich verschieden. ist, so folgt daraus, dafs eine Uhr, welche richtig gehen soll, von dem Träger derselben beinahe täglich gestellt werden mufs. Ist eine Stunde nach dem Untergange der Sonne (auch weqt-i-neqareh-khaneh die Zeit des Kesselpaukenhauses" genannt, vergl. oben S. 213) verschwunden, so sagt der Perser jek sa et guzaschtch est „eine Stunde ist verflossen", oder will er sich nach der Zeit in der Nacht erkundigen, so wird er seine Frage mit den Worten stellen: Wieviel Stunden sind verflossen?" Von dem Sonnenuntergange an zählt er zwölf volle Stunden. Sobald die zwölfte vorüber ist (ba'ad ez desteh, d. h. nachdem beide Zeiger auf einander gefallen sind, wie bei 12 Uhr), fragt er: „Wieviel Stunden sind übrig geblieben?" (mandeh est) nämlich bis zum Sonnenuntergang, so dass die Zäh

"

lung von nun rückwärts in der Zahlenreihe vor sich geht. Nehmen wir an, die Sonne ginge um 7 Uhr Abends an einem bestimmten Tage unter, so würde sich das Verhältnifs der europäischen Zeit zur persischen in folgender Weise darstellen: (Nachtzeit) europ. Uhr 7. 8. 9. 10. 11. 12. 1. 2. 3. 4. persische 12. 2. 3. 4. 8. 9. 10. 11. 12. persische 11. 10. 9. 8. 7.

(Tagzeit) europ. Uhr

5. 6. 7. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

6. 5. 4. 3. 2. 1. 12.

Soll beispielshalber Jemand 5 Uhr nach desteh bei Tage zum Schah kommen, so mufs er zuerst berechnen, wann am vorhergehenden Tage die Sonne zu Rüste gegangen ist, von da ab zwölf Stunden weiter, bis desteh, zählen und nun zusehen, welcher europäischen Stunde die Zeit fünf Stunden später entspricht. Es ist leicht ersichtlich, dafs diese Methode nichts weniger als einfach und bequem ist, und dafs ein pünktlicher Mann, der sich rechtzeitig zu einem Rendez-vous einstellen will, seinen Kalender immer zu Rathe ziehen mufs. Zum Glück ist der Perser in solchen Dingen, welche mit der Zeit in Zusammenhang stehen, nicht sehr empfindlich für genaues Innehalten des festgesetzten Zeitpunktes, mit Ausnahme eines bestimmten Falles. Im Monat Ramazan tritt bekanntlich das grofse einmonatliche Fasten ein, welches die strengste Enthaltsamkeit von Speise, Trank, Rauchen und sonstigen Genüssen vorschreibt, so lange die Sonne am Himmel sichtbar ist. Es ist natürlich, dafs die hungrigen und durstigen Perser den Sonnenuntergang mit wahrer Inbrunst herbeiwünschen und nach dem Kalender schauen, um sobald als möglich den Augenblick zu erhaschen, an welchem das Fasten aufhört. Selbst die Teheraner illustrirte Staatszeitung, Tagesblatt der erhabenen Regierung Iran", bringt alljährlich unmittelbar vor dem Beginn des Fastenmonates ein genaues Verzeichnifs der Tageslänge, „damit, wie es z. B. in der Nr. 485 vom 24. Scha'aban 1277 7. März 1861 wörtlich heifst, ein Jeder wissen möge, wieviel Stunden und wieviel Minuten vom Beginn der Nacht bis zum Kanonenschlage seien.“ Der Kanonenschlag in der Ark von Teheran und sonst in allen grofsen mohamedanischen Städten verkündet Anfang und Ende des Fastens am Morgen und am Abend eines jeden Tages.

ende

Druck von Gebr. Unger, Königl. Hofbuchdruckern in Berlin.

Bu

« AnteriorContinua »