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am meisten die Karawanserai des Emir", so genannt nach dem früheren Premier-Minister, dem Emir-i-Nizam Mirza-Taghi-Khan, einem persischen Mentschikof, welcher sich um das öffentliche Wohl des Landes in der ausgedehntesten Weise verdient gemacht hat.

Sohn eines armen Koches aus Kirmanschah, hatte Mirza Taghi das Glück, in die Dienste des damaligen Kronprinzen Nasreddin-Mirza zu treten und sich so ausschliefslich das Wohlwollen desselben zu erwerben, dafs ihm sehr bald die Oberleitung des ganzen prinzlichen Hauses übertragen wurde. Kaum hatte der junge Fürst nach dem Tode seines Vaters den Thron Persiens bestiegen, als auch Mirza Taghi mit einer Würde bedacht ward, die ihm eine Stelle in der unmittelbarsten Nähe seines Schah verschaffte; er wurde Premier - Minister und erlangte zuletzt in dieser Eigenschaft den höchsten Titel eines Atabek (Major-domus).

Er begann damit, sein Amt durch eine Reihe nothwendiger Handlungen einzuweihen, welche den Zweck hatten, die nach dem Tode MohammedSchahs hervorgerufenen Unordnungen und Gesetzwidrigkeiten jeder Art in der energischsten Weise zu beseitigen. Mord und Plünderung waren auf dem flachen Lande wie in den Städten an der Tagesordnung und selbst in Teherân übten die bekannten Luti die brutalsten Streiche aus. Die Gouverneure in den Provinzen hatten gleichfalls den Thronwechsel als eine günstige Gelegenheit gewaltsamer Bereicherungen benutzt, und die Ilat hörten auf, die regelmäfsigen Steuern zu zahlen. Mit einem Worte, der junge Schah und sein Minister fanden beim Antritt der Regierung die Ordnung der Dinge in einer vollständigen Auflösung vor.

Das Wort Furcht hat in Persien einen zu gewichtigen Sinn, um nicht auf die Gemüther derjenigen, welchen Unordnung und Gesetzlosigkeit wünschenswerthe Mittel zu ihren Handlungen sind, nachhaltig zu wirken. Als auf den Befehl des Emir-i-Nizam's, oder wie er in Persien gewöhnlich ganz kurz bezeichnet wird, des Emir's die Köpfe von den Hälsen flogen, da fing man an einzusehen, dafs mit dem gestrengen Wezir nicht zu scherzen war und man bequemte sich, auf das Schnellste zur Ordnung zurückzukehren. Kaum war die Sicherheit der Personen und des Eigenthums wiederhergestellt worden, so unternahm der Emir reformatorische Anläufe, deren segensreiche Erfolge bis auf den heutigen Tag in einzelnen Spuren zurückgeblieben sind, und das Erstaunen, aber auch anfänglich die Bewunderung der Bewohner Persiens erregten.

Er unterdrückte, selbst in dieser Beziehung rein und unbescholten, jede Art des Diebstahles. Die Beamten des Schah und die Soldaten erhielten ihre regelmäfsige Besoldung. Er hob die Bestechungen und das ganze System der Erpressungen auf, liefs geordnete Steuerlisten aufsetzen und verminderte auf ein gerechtes Maafs die überspannte Steuerlast. Mehr noch als dies liefs er sich die Verbesserung des Handels und der Gewerbe angelegen sein, da er für Persien eine neue Aera der Blüthe und des Wohlstandes hervorzurufen wünschte. Er führte die Posthäuser auf, mit welchen Persien nach allen Richtungen der Hauptstrafsen heutzutage versehen ist, sorgte für eine genügende Anzahl von Pferden in denselben und suchte eine bequeme Herberge den Reisenden zu verschaffen, die bisher nur mühsam in den Dörfern ein Unterkommen gefunden hatten. Er baute Brücken, verbesserte die Strafsen, legte an den Strecken, welche durch räuberisches Gesindel gefährdet waren, militärische Posten an, errichtete auf seine Kosten Karawanseraien und sonstige Bauten, welche für den öffentlichen Verkehr, für regen Handel und Wandel von Nutzen sein konnten. Den Soldaten befahl er Kasernen aufzuführen und bestrafte die Offiziere, welche sich ihren Untergebenen gegenüber Härte und Grausamkeit zu Schulden kommen liefsen, auf das Empfindlichste. Ohne die Europäer selbst zu lieben, suchte er, mit weiser Benutzung der Umstände und der Zeit, von den Erfindungen und Entdeckungen Frengistans und von den Wohlthaten und Segnungen der europäischen Civilisation zur Hebung der persischen Industrie allen möglichen Vortheil zu ziehen.

Wir geben in dem Holzschnitte hierneben ein getreues Abbild einer Hauptseite des grofsen Hofes der Karawanserai, welche dem Emir ihr Entstehen verdankt, und deshalb nach ihm noch heutigen Tages benannt wird. Ein mächtiges, in bunter Glasurarbeit ausgeführtes Portal öffnet sich nach der Seite des Bazares hin. An den Seiten desselben sind Waaren, meist Zeugstoffe, aufgespeichert und die persischen Kaufleute sitzen daneben, unter einander schwatzend oder ihre Waaren dem Vorübergehenden anpreisend. Der erste Hof, dessen Seitenwand die Abbildung zeigt, ist in einem Viereck angelegt, mit breiten Steinplatten bedeckt, welche in der Mitte durch ein geschmackvolles Bassin und die dazu gehörenden Rinnen unterbrochen werden; hier und da ragt aus leer gelassenen Erdplätzen weniges Strauchwerk in die Höhe. Die Waaren der Kaufleute liegen in zwei Etagen übereinander, deren Fensteröffnungen durch Läden in durch

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brochener Holzarbeit wohl verschlossen sind. Ein mächtiges Portal, mit Halbkuppeln gewölbt, in schönster Ornamentirung, bildet den Eingang zu den zahlreichen Räumlichkeiten, in welchen die verschiedenen Handelsartikel aufgespeichert liegen.

Um auf den Emir zurückzukommen, so müssen wir anführen, dafs trotz seiner Bemühungen, den Wohlstand des Landes zu heben, trotz seiner Gerechtigkeitsliebe und seiner Unpartheilichkeit, eine gewisse übermüthige Härte in seinem Charakter und ein angeborener Hang zur Grausamkeit nicht im Stande war, ihm die Liebe der Iranier zu verschaffen. Die Grofsen in der Umgebung des Schah hatten es vor allem auf seinen Sturz abgesehen, und der Emir, seinerseits zu stolz, um rechtzeitigen Warnungen Gehör zu schenken, vertraute seinem Herren so sehr, dafs er sich sicherer als je glaubte, um so mehr, als er die eigene Schwester des Schah zur Frau hatte. Die Intriguen, von allen Seiten geschürt, selbst von dem

Innern des Harems des Schah aus, dessen Einkünfte eine weise Sparsamkeit des Emir bedeutend geschmälert hatte, zogen bald ein drohendes Ungewitter über sein Haupt zusammen, dessen Ausbruch nicht lange auf sich warten liefs. Als sich die Vorboten desselben zeigten, hatte er die Unvorsichtigkeit, den damaligen Gesandten einer europäischen Grossmacht am persischen Hofe um einen offiziellen Schutz zu bitten. Der Schah, welcher den vielfachen Einflüsterungen bisher kein williges Ohr geliehen hatte, ohne mit bestimmteren Mafsregeln hervorzutreten, mufste durch ein derartiges Auftreten seines Schwagers auf das Höchste gereizt werden, und die nächste Folge war der Befehl an Mirza-Taghi-Khan, die Stadt Teherân zu verlassen und seinen Aufenthalt in Fin zu nehmen, einem Schlosse in der Nähe der Stadt Kaschan, auf der Strafse von Teherân nach Isfahân.

Die Hoffnungen baldiger Befreiung des Emir, über dessen Leben wie ein Schutzengel seine Frau, die Schwester des Schah, wachte, sollten sich nicht verwirklichen. Sein Stern war untergegangen. Nachdem der Schah den Befehl zum Tode seines Schwagers ein paar Mal unterzeichnet, dann aber wieder zurückgenommen hatte, wurde endlich eines Tages ein Ferraschbaschi des Königs in Begleitung eines Mir-qezeb oder Henkers nach Fin entsendet, um dem ehemals so mächtigen Atabeg sein bevorstehendes Lebensende zu verkündigen. Der Emir hatte eben um die Erlaubnifs gebeten, ein Bad in der Nähe des Schlosses Fin zu besuchen. Seine Frau, von traurigen Ahnungen erfüllt, versuchte vergeblich, ihn zurückzuhalten, nahm ihm endlich das Versprechen ab, nach einer gewissen Zeit heimzukehren und begleitete ihn angsterfüllt bis in die Nähe des Bades. Kaum hatte sich der Emir in demselben entkleidet, als der Ferrasch-baschi des Schah im Reiseanzug, bestaubt und beschmutzt, mit Stiefeln in die Badstube eintritt, ihm sein Todesurtheil vorlegt und den Mir-qezeb herbeiruft. Man reicht dem unglücklichen Manne zwei Rollen Teriak oder Opium, um sich zu vergiften. "Oeffnet mir die Adern, sagte er, und lafst mich im Bade sterben. Ich erinnere mich irgendwo gelesen zu haben, dafs einer der Weisen des Alterthums so starb!"

Man erfüllte seinen Wunsch.

Dem unfehlbaren Tode geweiht, schrieb er mit blutigem Finger an die Wand des Bades: la illah ill' allah es giebt keinen Gott aufser Gott!" Worte, die noch heute an Ort und Stelle gelesen werden.

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So endete der Mann, der in Persien drei Jahre lang eine so bedeutende Rolle gespielt hat und dessen Name noch gegenwärtig von der Bevölkerung dieses Landes mit einer gewissen Bewunderung genannt wird, die um so höher steigt, je tiefer die gesellschaftliche Schicht ist, aus der sie hervorgeht. Der arme Theil des persischen Volkes seufzt heutigen Tages nach dem Emir und segnet und bewahrt sein Andenken. Vielleicht hat selbst der Schah, welcher für die Seelenruhe des Gestorbenen eine Moschee errichten liefs, den übereilten Befehl zum Tode des Emir längst beklagt und an die Worte des scheidenden Atabeg gedacht: „Du wirst mich tödten lassen, ich weifs es, aber Du wirst es einst bereuen." Die Zeit ist bereits gekommen, welche seinen Verlust um so härter empfinden läfst, als er gradezu unersetzlich ist. Man beklagt die traurigen Zustände der Gegenwart, und seufzt: Ja, wenn der Emir noch lebte!" um anzudeuten, welche Willenskraft und welche Bestrebungen mit ihm zu Grabe gegangen sind.

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Der schöne, breite und hochgewölbte Bazar, welcher sich Angesichts des Burgthores im Innern der Stadt vom Sebzeh-Meidán oder dem „Grünplatze aus in grader Richtung nach Süden hinzieht, ist gleichfalls eine Anlage des Emir, die durch seinen Namen noch heutigen Tages geehrt ist. Er führt durch Seitenbazare und schmutzige Strafsen nach dem südwestlichen Theile Teherâns, in welchem sich um die neuerdings restaurirte kleine Moschee des Sejid Nasr-ed-din, in Mitten eines Kirchhofes, über dessen Gräber und Grabsteine kreuz und quer Reiter und Fufsgänger ihren Weg zu nehmen pflegen, die Wohnungen der armenischen Christen, meist in sehr anrüchigen Strafsen, und das arme Quartier der kriegsgefangenen Turkomanen befinden. Die Hütten der letzteren sind niedrig, aus Erdziegeln aufgeführt und mit runden Kuppeln bedacht. Die Armuth und das Elend tritt hier in den abschreckendsten Gestalten auf und erregt mehr als irgendwo das Mitgefühl des menschlichen Herzens. Nicht weit davon liegt das „Neue Thor" mit einem grofsen Marktplatze, in dessen Mitte sich aus dem Centrum eines runden, aus gebrannten Ziegeln aufgeführten Takht ein hoher Mastbaum weithin sichtbar erhebt. Hier ist der Ort, auf welchem gewöhnlich die Hinrichtungen Statt finden und wo die Mir-qezeb oder Scharfrichter in Gegenwart einer zahlreichen Volksmenge ihr blutiges Handwerk verrichten. Die Körper der Getödteten werden nach beendigter Hinrichtung mittelst eines Strickes, der gewöhnlich an den Füfsen befestigt ist, an dem

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