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gute Wegstunde in südöstlicher Richtung von Teheran gelegen, gehören neben Persepolis und Pasargadä zu den sehenswerthesten und historischdenkwürdigsten Stätten Persiens. Der Eindruck, den ihre weitausgedehnten Trümmerhaufen auf den Beschauer und Besucher hervorbringen, bestätigt, dafs die ehemalige Hauptstadt des östlichen Mediens in der That zu den bedeutendsten und bevölkertsten Orten der alten Welt gehörte, und dafs, wenn auch die Schilderungen und Beschreibungen orientalischer Schriftsteller übertrieben sind, sie in Pracht und Herrlichkeit mit den antiken Londons und Paris, d. h. mit Babylon, Ninive, Ekbatana, Isfahan, Baghdad und andern ebenbürtig in die Schranken treten konnte. Wir geben hier die Beschreibung getreulich wieder, die wir in Persien gleich nach unserem ersten Besuche von Rei zu Papier gebracht haben.

Nachdem wir bei einem Ausfluge zu Pferde (in anderer Weise läfst sich überhaupt in Persien nicht ausfliegen) Teherân im Rücken hatten, schlugen wir die Strafse nach Schahzadèh Abdulazîm ein, wendeten uns bald auf einen Seitenweg, der sich in östlicher Richtung abzweigt. Nach einem Ritte von einer guten Stunde befanden wir uns in der Nähe vorgeschobener felsiger Höhen, die ganz im Hintergrunde zu dunkelrothbraun gefärbten Bergmassen emporstiegen. Zunächst waren wir von dem Anblick eines starken, aus Erdziegeln errichteten Mauerwerks überrascht, das in einer Höhe von sechszig bis siebenzig Fufs den Kamm eines schwer zugänglichen Felsens vor uns einnahm. Dieser Ort, der heute noch von den Eingeborenen als Kal'a-i-Rei „Feste von Rei" bezeichnet wird, bildete offenbar die Akropolis oder Ark der alten Stadt, welche den Zugang zu derselben nach Norden hin beherrschte. Rechter Hand unserer Strafse setzte sich die Akropolis in Gestalt eines langen Mauerringes fort, der einen niedriger gelegenen Felsstock krönte. Zwischen diesem und dem eigentlichen Burgfelsen ritten wir bequem hindurch; hier mufs auch im Alterthume eines der Hauptthore der Stadt gewesen sein. Kaum hatten wir das Innere der Ruinen betreten, so begegneten wir bei jedem Schritte, den wir vorwärts setzten, den Resten alter Mauern, Häuserwände und Cisternen. Die letzteren sind sehr tief, nach Art der modernpersischen Kendt angelegt und stehen durch gewölbte unterirdische Kanäle mit einander in Verbindung, in welchen das Wasser, wie uns schien, mit grofser Schnelle dahinflofs. Das nahegelegene Dorf des Heiligen Abdulazîm erhält seinen Vorrath an Wasser aus diesen alten Kanalanlagen. Der ganze Boden,

auf dem wir einherritten und gingen, war mit buntglasirten und mit rohgebrannten Scherbenstücken wie besäet, und erinnerte lebhaft an die Scherbenhügel der ägyptischen Ruinenstätten. Als wir die niedrige Felsmauer an der innern Seite nach Westen zu verfolgteu, entdeckten wir dicht bei einem Wassertümpel an einer Felswand ein grofses Basrelief, ohne Inschriften, einen Perserkönig und seine nächste Umgebung vorstellend. Ich hätte gewettet, ein uraltes Bild vor mir zu sehen, war aber nicht wenig erstaunt zu hören, dafs die Figuren des Basrelief Feth-ali-Schah und einige seiner Kinder und Hofbeamten abbilden sollten.

Wie schon oben bemerkt war, erstrecken sich die Ruinen von Rei bis in das Innere von Schahzadèh Abdulazîm, woselbst gewaltig dicke, zum Theil halb stehen gebliebene Mauern von Erdziegeln strafsenartig nebeneinander fortlaufen und ohne Zweifel als die Reste ehemaliger Fortificationen zu betrachten sind. In der Mitte der Ruinen findet sich als nächst zu erreichender Ort ein halb zerfallener Thurm vor, aus gebrannten Ziegelsteinen aufgeführt, dessen Bauart dadurch eigenthümlich ist, dass von allen Seiten in der Runde stachelartig Ecken hervorspringen, so dafs der Querschnitt mit der Gestalt eines Uhrrades verglichen werden kann. Der Thurm ist ganz hohl, mit zwei Thüröffnungen versehen und, den Löchern im Innern nach zu urtheilen, oftmals ein Gegenstand nachforschender Untersuchungen gewesen. Von hier aus begaben wir uns zu Pferde nach dem Dorfe Schahzadèh Abdulazîm, zwischen Festungsmauern des alten Rei in das moderne Eingangsthor einreitend. Die Stadt gehört, schon ihrer reichen Baumzucht wegen, nicht zu den schlechtesten in Persien. Wir durchritten sie in einer Viertelstunde und gelangten am entgegengesetzten Ende, nach Osten zu gelegen, von Neuem auf das Gebiet des alten Rhagae. Die Bergwand vor uns zeigte hier und da ziemlich gut erhaltene Reste von Warten, an ihrem Fusse dehnten sich die Trümmer von Thürmen und Befestigungen lang und breit aus. Der erste auffallendste Platz, den wir nach einem Ritte von fünf Minuten in der Richtung einer langen alten Mauer erreichten, war ein hochliegendes, im Viereck angelegtes Kastell aus dicken Erdziegelmauern. Die Leute des Ortes erzählten uns, dieser Bau, von einer Königstochter angelegt, bilde das Centrum der Stadt Rei.

Reitet man von da aus den gegenüberliegenden steilen Felsgruppen zu, so zeigt sich am Ende des Weges, der plötzlich nach Osten herumbiegt, an einer langen Felswand im Angesicht des Reisenden ein Basrelief, ohne

Inschriften, einen Reiter darstellend. Mit vieler Wahrscheinlichkeit versetzt man seinen Ursprung in die Zeit der legitimsten persischen Könige vom Stamme der Sassaniden.

Rei war seiner Zeit nicht allein als besonders grofse Stadt in besonderem Rufe, sondern hat auch durch die Anwesenheit bekannter geschichtlicher Personen, die in seinen Mauern geboren sind oder zufällig darin geweilt haben, eine gewisse Berühmtheit erreicht. Der alte Tobias war, den Berichten der Heiligen Schrift zufolge, nach „Rages" verschlagen worden. Alexander der Grofse, dessen Name und Geschichte den gewöhnlichsten Persern bekannter als bei uns der niedrigen Bevölkerung sein dürfte, weilte fünf Tage in Rhagae, als er von Ecbatana aus auf der Strafse, die noch gegenwärtig von Hamadân nach Teherân führt, dem König Darius nachsetzte; hier in Rei, damals Europos, später Arsacia genannt, verlebten die parthischen Arsaciden die Zeit der Frühlings- Jahreszeit, bis die einfallenden Araber, nach der Schlacht bei Nehawend, dem erlöschenden Glanze des alten Rei (anno 642 n. Chr.) mit einem Male ein Ende machten.

Unter den Khalifen erstand die Stadt als „Neu- Rei" wie ein Phönix aus der Asche; die Schilderungen der arabischen Schriftsteller ergehen sich bis zu den unglaublichsten Lügen hin in Lobpreisungen der neuen Wunderstadt. Unter dem Khalifat des „siegreichen" El-Mansur (754–775 n. Chr.) baute sein Sohn Mehdi die Stadt auf. Ein grofser Graben mit Mauer bildete die äufsere Abgrenzung der Stadt, ein zweiter umschlofs das innere Quartier Muhammedijeh. Zwischen den beiden Gräben befand sich die „äufsere Stadt"; in der später als Gefängnifs benutzten Citadelle Reibende wohnte Mehdi (775-785 n. Chr.); derselben gegenüber erhob sich eine grofse Moschee und das Haus des Gouverneurs. Die Einwohner der Stadt galten damals als ein feiles, schändliches, „dilemitisches" Volk. Als Geburtsstätte des Khalifen Harun-er-raschid (786-809 n. Chr.) hat Rei eine gröfsere historische Berechtigung, als durch die zweifelhafte Ueberlieferung, dafs Zoroaster hier das Licht der Welt erblickt habe. Uebrigens streiten sich zwanzig Städte um die homerische Ehre, Zoroasters Wiege zu sein.

In der Mitte des neunten Jahrhunderts zerstörte ein Erdbeben die Stadt Rei von Grund aus; allein hundert Jahr später erscheint sie in der Beschreibung Ibn-Haukal's als die gröfste und bevölkertste Stadt Ostpersiens. Im Jahre 1220 erlosch der Glanz von Neu-Rei unter dem Schwerte der Mongolen, bis endlich im funfzehnten Jahrhundert die Kunde vom alten

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