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Andere hatten unter den schattigen Gebüschen einen angenehmen Ruheplatz gefunden, oder safsen an dem grofsen Bassin mit ihrem Kaliûn beschäftigt und mit stierem Auge in das ruhige Wasser starrend. Theeverkäufer hatten auf kleinen, sauber gedeckten und mit Blumen geschmückten Tischen den dampfenden Samowar neben einer Reihe zierlicher Theetassen aufgestellt und versorgten die lebenslustige Perserwelt im Garten mit Thee und der unvermeidlichen Wasserpfeife. Man raucht, trinkt, musicirt, singt und scheint entzückt von dem trägen Leben im Gulistan. Die Poesie hatte aber auch ihre recht prosaische Seite; denn laut schreiende Esel und Rinder mischten sich in die Gesellschaft der Perser, rissen gemeinschaftlich mit ihnen Blumen, Blätter und unreife Früchte von den Bäumen und wälzten sich behaglich auf dem Boden der mütterlichen Erde umher. Von dem Talar, der weiten Halle, unserer grofsfenstrigen Wohnung aus sahen wir diesem bunten Treiben mit Befriedigung zu, höchstens einmal erschrocken durch den Anblick des rothjackigen Wachtpostens, der, steckten wir den Kopf zum Hause hinaus, respectvoll das Gewehr präsentirte, sonst aber keine Veranlassung fand, die respectlosen Teherâner zu bedeuten, welche sich drei Schritte von unserer Wohnung entfernt entkleideten und, wie sie Gott geschaffen hatte, in das Wasser des Bassins hineinsprangen. Die glattrasirten Köpfe mit der koketten Seitenlocke hinter den Ohren überragten wie schwimmende Lotosblumen den Spiegel des Wassers und gewährten einen höchst unschönen Anblick.

Die empfangenen und erwiederten Besuche von und bei Europäern und vornehmen Persern waren endlos. Ein jeder der kam, natürlich zu Pferde, schleppte seinen ganzen Dienertross mit sich, da nach persischer Anschauung ein Mann um so vornehmer erscheint, je gröfser die Zahl der begleitenden Diener ist, und so vornehm als möglich zu erscheinen das Ziel aller Wünsche der persischen Eitelkeit ist. Wir selber mufsten uns bequemen, dieser Sitte Rechnung zu tragen und sehr bald bevölkerten die Räume unserer Wohnung zwanzig Diener, die europäischen nicht mit eingerechnet, welche letzteren über einen so ungebührlichen Zuwachs in das höchste Erstaunen geriethen.

Jeder persische Diener hat seine bestimmte Beschäftigung, und würde es als eine besondere Beleidigung ansehen, mit einer Arbeit betraut zu werden, die nicht in sein Bereich gehörte. Wir geben hier eine Liste derselben, um den Nachweis zu liefern, mit welcher Umständlichkeit, und

zugleich mit welchen Kosten eine persische Haushaltung, bis zur Hofhaltung des Schah hin, verbunden ist.

Zum ersten Range der Diener gehören die Pisch-khedmèt. Sie besorgen den Dienst im Innern des Hauses, und befinden sich stets in der unmittelbarsten Nähe des Herrn. Einer, der Kaliandar, hat für die Wasserpfeife zu sorgen, ein anderer, der Qawehtschi, bringt den Kaffee oder Thee. An ihrer Spitze, verantwortlich für alle begangenen Fehler und Nachlässigkeiten, steht der Oberste derselben oder der Pisch-khedmet-baschi. Er erhält 4 bis 5 Tomân an monatlicher Besoldung, die Pisch-khedmèt ein jeder 3 Tomân.

Diesen zunächst kommen die Ferrasch, welche die Zimmer und die Höfe reinigen, die Teppiche (farsch, daher ihr Name) legen und auf Reisen die Zelte aufschlagen müssen. Ihre Besoldung beträgt monatlich 2 bis 2 Tomân, ihr Chef, der Ferrâsch-baschi, erhält einen Tomân darüber.

Die Gholam bilden eine Art Leibwache zu Pferde. Sie begleiten den Herrn und dienen als Boten. Sie gehören zu den überflüssigsten Dienern eines Hauses, werden deshalb von nur wenigen Personen unterhalten, dagegen, um den Pomp eines Ausrittes zu erhöhen, gelegentlich auf Tag und Stunde gemiethet. An ihrer Spitze befindet sich ein Gholambaschi.

Auch der Stall, der nach alten Reminiscenzen von den Persern als ein so geheiligter Ort angesehen wird, dafs er selbst Verbrechern als unantastbares bèst oder Zufluchtsstätte, als ein Asyl dient, hat seine eigene Dienerschaft nach gewissen Rangabstufungen. Der Mir-akhûr (Emîr-akhûr) oder Stallmeister führt die Oberaufsicht und ist zugleich Arzt. Die Dschelaudar sehen darauf, dafs sich das Leder- und Sattelzeug stets in gutem Zustande befindet. Die Mehter oder Stallknechte reinigen die Pferde, wobei von den letzteren gewöhnlich zwei oder drei auf einen Mann kommen. Aufsteigend beträgt die Löhnung dieser Stallbedienten 1, 2 und 3 Tomân.

Sämmtliche Diener, welche den gemeinschaftlichen Namen der bädschèh (so viel bedeutend als das französische garçon) führen, müssen sich selbst beköstigen und bekleiden; nur an verschiedenen Festen des mohamedanischen Mondjahres und des altpersischen Sonnenjahres, vor allen am Kurban Beiram (zu Ehren der Opferung Ismaels, so nennen die Mohamedaner den Opfersohn Isaak, durch Ibrahim, Ahraham) und am Nau-rûz oder Neujahrsfeste erhalten sie Speisung und, haben sie ein volles Jahr im

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Dienste ausgehalten, Geschenke an neuen Kleidern. Sie gewinnen übrigens bei Einkäufen und durch Geschenke, meist erprefst, so viel, dafs sie sehr gute Nebeneinnahmen haben. Kein Bittsteller, kein Verkäufer betritt das Haus eines Vornehmen, ohne durch entsprechende Geschenke an die Diener die Gelegenheit einer Unterredung oder Verhandlung mit dem Herrn baar bezahlt zu haben. Häufig erhalten die Diener gar keine Besoldung, sondern leben von derartigen Gaben und ungerechten Einnahmen. Die Bädscheh sind dabei so unverschämt, lügnerisch, betrügerisch, gleifsnerisch, dafs sie einem Europäer das Leben in Persien blutsauer machen können. Es sind Faullenzer und Bazarläufer, die man sehr selten den ganzen Tag über im Hause findet, und die wenigen, die gegenwärtig sind, verrichten oftmals die aufgetragene Dienstleistung nicht, wenn dieselbe nicht zu ihrem dienstlichen Amte gehört. Unzeitige Vornehmthuerei ist überhaupt ein Grundzug im Charakter der Teherâner, und wir glauben fast aller Perser. Jeder will mehr scheinen, als er in der That ist. Dabei wird die vornehme Stellung nur nach Kleidertracht und Dienerzahl, mit einem Worte nach den leersten, prahlerischsten und äufserlichsten Dingen beurtheilt. Die Bädscheh rühmen sich der Gröfse ihrer Herren und es entstehen zwischen. den Dienern verschiedener Herren Streitigkeiten über Vorrang und höhere Stellung sogar mitten auf der Strafse und in den Bazaren, wobei nicht selten die Dolche aus den Scheiden fahren. Die Herren ergreifen durchweg die Parthei ihrer Diener, ja die letzteren würden sie verachten und im Stich lassen, thäten sie es nicht.

Bei unseren Gegenbesuchen waren wir in der ersten Zeit unseres Aufenthaltes in Teherân genöthigt, täglich mehrere Stunden durch die Strafsen der Stadt zu reiten, so dass wir uns von Anfang an ein sehr bestimmtes Bild der äusseren Physiognomie von Teheran und seiner Bewohner einprägten. Wir wollen die Schilderung nur durch einige nothwendige Angaben meist geographisch-topographischer Natur unterbrechen.

Die Perser haben unter Leitung eines östreichischen Ingenieur-Offiziers, des Sartip Krschisch, zugleich Lehrer an der Schule Dár-el-fenûn in der Citadelle, im Jahre 1275 der Hidschret, einen recht guten Plan von Teherân entworfen und in Lithographie ausführen lassen. Den Erläuterungen in der Ueberschrift desselben entlehnen wir die Daten des folgenden Absatzes.

Die Stadt, mit ihrem heiligen Namen als Dár-el-khelâfeh („Wohnung

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Das Reichs Thor zu Teheran.

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