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XIV

Umschreibung persischer Lautzeichen.

Man hat in neuester Zeit angefangen, der heillosen Verwirrung zu steuern, welche, besonders auf den Gebieten der Geographie und der Ethnographie, durch falsche oder unzureichende Wiedergabe von Namen und Wörtern aus morgenländischen Sprachen entstanden ist. Man verlangt, und sicher mit Recht, von einem gewissenhaften Reisenden ein Zurückgehen auf die Schriftsprache oder wenigstens eine strenge Auffassung der gehörten Laute und eine gleichmäfsig durchgeführte Darstellung der einzelnen Lautzeichen, auch solcher, welche in unseren europäischen Alphabeten nicht vorhanden sind. In dieser Beziehung habe ich versucht, mein Möglichstes zu thun, wenn ich auch sicher bin, hier und da von der Scylla des geschriebenen Wortes in die Charybdis des gesprochenen fortgerissen worden zu sein. Ich weifs sehr wohl, dafs z. B. die Wörter für Zeit und Wasserpfeife von den Persern wegt und ghalian geschrieben werden, und dafs es eine Stadt giebt, welche in den Postbüchern als Mianedsch verzeichnet steht, und doch hört man allenthalben nur wekht, kalián oder gar kaliûn und Mianèh aussprechen. Wie soll sich da ein gewissenhafter Reisender verhalten? Ich mufs gestehen, dafs ich schliesslich dem gesprochenen Worte mehr Rechnung getragen habe, als dem geschriebenen. Die angeschlossene Liste wird Kennern der persischen Sprache zeigen, in welcher Weise ich die persischen Lautzeichen umschrieben habe. Vor allen mache ich auf den Unterschied des weichen (3) und scharfen (s) s-Lautes aufmerksam, der in den Werken selbst rühmlichst bekannter Gelehrten wenig oder gar nicht beobachtet worden ist, so dafs man Wörter wie Schiraz, Tàbriz, rúz, zen, bazár, senk, serbâz unterschiedlos mit s geschrieben findet. Ein ebenso grofser Unterschied besteht zwischen den Lautzeichen, die wir durch dsch, tsch und sch umschrieben haben, so dafs man z. B. nicht dschenâr (die Platane), muschtehid, sondern tschinâr und mudschtehid zu schreiben hat.

Der Accent () liegt in den meisten Wörtern der persischen Sprache auf der letzten Silbe; fällt er auf einen langen Vocal, so haben wir der Bezeichnung durch den Vorzug gegeben.

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I. Kapitel.

Von Triest nach Konstantinopel.

Am 9. Februar des Jahres 1860 vereinigten sich die Mitglieder der K. Gesandtschaft in der Hafenstadt Triest. In Rücksicht auf die winterliche Jahreszeit, welche die bequemere Reise nach Persien durch Rufsland, ebenso wie die gewöhnlich eingeschlagene Karawanen - Route durch Klein - Asien, wenn auch nicht unmöglich, so doch äufserst beschwerlich machte, hatte der K. Gesandte es für das rathsamste gehalten, von Triest aus nach Konstantinopel, von da nach Trapezunt und Poti zu gehen. Nach glücklich beendigter Seereise sollte die Weiterfahrt nach der russisch-persischen Grenze durch die kaukasische und armenische Landschaft zurückgelegt werden.

Vom besten Reisemuth beseelt, begeistert für die Zwecke, welche zur Ehre und zum Nutzen des Vaterlandes die Sendung der ersten Preufsen an den Hof des Schah von Persien erfüllen sollte, voller Spannung und Erwartung auf die Wanderungen durch wenig bereiste Gebiete und auf die Bekanntschaft mit dem buntesten Völkerverkehr: war unsere Stimmung die froheste und heiterste und stand in gar seltsamen Widerspruche zu dem finstern trüben Himmel über Triest und dem bewegten rollenden Meere, dessen Wogenschaum weithin auf das steinerne Pflaster vor unserem Gasthofe am Hafen geschleudert wurde. Nicht einmal die folgenden Tage schienen. besser werden zu wollen, denn der Sirokko fing an auf das heftigste zu wehen und verhiefs uns im Voraus zur Seereise einen recht unangenehmen windigen Gegner.

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In der That stürmte die See an dem festgesetzten Tage der Abreise gewaltig; der Wind blies so stark zum wilden Tanze der aufgeregten Wellen, dafs die stattliche „Calcutta", einer der besten Lloyd-Dampfer, es vorzog, vorläufig im sicheren Hafen zu bleiben und die Reise nach Konstantinopel um einen Tag zu verschieben. Erst am Sonntag, dem 12., liefs der Sturm einigermassen nach, die Wellen beruhigten sich; eiligst wurde das Geschäft des Einschiffens der Mitreisenden und des Gepäckes vollzogen.

Der Kapitän des Lloydschiffes hatte die Artigkeit, die Mitglieder der K. Gesandtschaft in einem besonderen Boote vom Lande abholen zu lassen. Kräftig schlugen die Matrosen die Ruder in das wogende Meer und bald befanden wir uns am Bord und auf dem Deck des Schiffes, das den Verfasser bereits vor sieben Jahren zum erstenmale nach Afrikas sandiger Nordost-Küste getragen hatte.

Jeder von uns benutzte den Augenblick der Ruhe vor der Abfahrt, um Europa und dem, was ihm dort am Herzen lag, ein letztes Lebewohl zu sagen. Nicht ohne Wehmuth gedenken wir des Baron v. Minutoli, unseres Chefs, der wohl kaum ahnte, dafs die Freude der Rückkehr, die Wonne des Wiedersehens ihm, dem Vielgeprüften, nach Gottes unerforschlichem Willen nicht gestattet werden sollte.

Dann ging's hinaus aus dem Hafen in die hohe See. Die Nachwirkungen des Sturmes der vorigen Tage waren immer noch stark genug, besonders in der Nähe von Cap Cornera, das den Schreiber dieses von jeher zum schleunigen Rückzug nach der Kabine verdammt hat. Am Dienstag, den 14. des Monats, warf das Schiff beim prachtvollsten Frühlingswetter in dem Hafen von Korfu Anker, in der Nähe von drei englischen Linienschiffen, die, wie man uns mittheilte, bereits seit dem Monat November vergangenen Jahres hier stationirten. Wir benutzten die paar Stunden Zeit, welche das Schiffsvolk zur Bergung neuer Kohlenvorräthe gebrauchte, einen Ausflug nach der malerischen Insel zu machen, bei welchem uns der dortige preufsische Konsul, H. Fels aus Lindau, zu begleiten und belehrende Erklärungen zu geben so gütig war.

Die schönste Aussicht über Meer und Land bietet, so scheint mir, die Terrasse des grofsen Platzes in der Nähe der alten venetianischen Feste dar. Das Andenken an die glorreichen Zeiten der venetianischen Republik ruft das hier errichtete Standbild des Grafen Schulenburg wach,

welcher im Jahre 1716 die Festung gegen die Angriffe der Türken auf das heldenmüthigste vertheidigt hatte. Eine englische Wachtparade auf der Terrasse, deren nationale Eigenthümlichkeit ungemein belustigt, erinnerte lebhaft an den Wechsel politischer Zustände.

Wie trostreich dagegen im beweglichen Strome der Geschichte der Anblick der herrlichen unvergänglichen Natur! Vor uns das buchtige hügelreiche Eiland in vollstem Frühligsschmuck; nahe und ferne, thalwärts und bergauf in sanften Wellenlinien steigend, dunkele Oliven-Waldungen, an deren Fufs im hellsten Smaragdgrün Feld und Wiese im freundlichen Strahle der Sonne weit in die Ferne dem Schiffer in seinem Kahne entgegenlächelt. Gegenüber am fernen Rande des himmelblauen Meeres recken sich die albanischen Gebirge mit schneebedeckten Gipfeln hinan in den lichtblauen, durchsichtigen Aether wie in sehnsuchtsvollem Verlangen, während die munter scherzende Welle ihren Fufs umtanzt, als wolle sie die gigantischen Massen zu sich in's weite Meer hinablocken.

Die Erinnerung an die alte Zeit verleiht der zauberisch schönen Landschaft den höchsten poetischen Reiz. König Alkinoos, Nausikaa, die schiffskundigen Phäaken, der strandende und gastlich empfangene Odysseus sind klangreiche Erinnerungen an das alte Scheria, das die Gelehrten in dem heutigen Korfu wiedererkennen wollen. Und wenn es auch nicht so wäre, so hat jedenfalls auch auf diesem Eiland einst der griechische Genius die helle Fackel des geistigen, das Menschenthum veredelnden Lichtes geschwungen. Die Insel, später Korcyra geheifsen, verlor nach den Wechselschicksalen des peloponnesischen Krieges ihre errungene Blüthe, und die Epigonen der alten Phäaken hatten letzlich nur noch den wenig beneidenswerthen Ruf gemeiner Betrüger. Ob die heutigen Korfuoten, deren Physionomie, Sitten und Landestracht eine grofse Verwandtschaft mit dem Arnautischen zu haben scheint, diesen Ruf bewähren, diese Frage will ich des guten Leumunds halber nicht gern berühren.

In die engen Strafsen der Stadt hinabsteigend, welche klein und schmutzig von dem höchsten Punkte des Platzes bis zum Hafen amphitheatralisch angelegt ist, liefsen wir die Gelegenheit nicht unbenutzt vorübergehen, auf unserer Wanderung in die Kirche des heiligen Spiridion einzutreten, in welcher grade an dem Tage unserer Ankunft, dem 2. Februar griechischen Kalenders, der gläubigen Menge die vertrocknete Mumie des Heiligen, in einem silbernen Sarge liegend, öffentlich gezeigt wurde. Wie

in allen griechischen Kirchen erhebt sich im Hintergrunde derselben eine Wand von Bildern auf goldenen und silbernen Blechen mit Lampen und Lämpchen und silbernen Ampeln. Hin und wieder öffnete sich eine Thür und man konnte, aufser dem Sarge des genannten Heiligen, den Geistlichen im reichsten Priesteranzug, mit herabhängendem, fest gedrehtem Haarzopf erblicken. Von da aus besuchten wir die katholische Kathedrale, lernten eine besondere Kunst-Industrie auf der Insel kennen, die Bearbeitung des Alabasters zu verschiedenen Luxus-Gegenständen, wanderten durch den Fleisch- und Fischmarkt, auffallend und belehrend durch den ungewohnten Anblick merkwürdig gestalteter Meerbewohner, vor allen des gallertartigen Tintenfisches, und beschlossen den kurzen Ausflug mit einem Durchgang durch das Waarenlager, ein Stapelplatz für die Transit- Waaren.

Um 12 Uhr Mittags setzte sich, bei prachtvollstem Wetter, die Calcutta von neuem in Bewegung. Drei Stunden später lag die Insel Paxos rechter Hand in Sicht. Dichte Olivenwaldungen bedecken den welligen Rücken der Höhenzüge des Eilandes, das ein ganz vorzügliches Oel bereiten soll. Ihm gegenüber erhebt sich die unbewohnte Felseninsel Antipaxos aus der blauen Fluth des Meeres.

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„Sehen Sie dort die Reihe schwarzer Klippen," rief uns der freundliche Kapitän entgegen, mit der Hand nach einem seltsam gestalteten Klippenzuge zeigend, da soll Venus Anadyomene im Meeresschaum „empfangen worden sein. Noch heute ehren ungeheure Schaaren wilder „Tauben den Kult der Göttin. Dort drüben in den öden Felsen der Berglandschaft von Epirus haben sie ihre Nester zu tausenden aufgeschlagen."

Gegen zehn Uhr Morgens, am anderen Tage, fuhren wir auf stürmisch bewegter See bei trüber Beleuchtung um die südlichste Spitze Europa's, das Cap Matapan, zwei Stunden darauf befanden wir uns bereits in dichter Nähe des Cap St. Angelo. In wunderbarer Lichtfärbung vom reinsten Blau bis zum tief dunklen Violet zeigte sich mit einemmale die ganze östliche Küste des Peloponnes. Rauhe, öde Berge mit scharf gezackten Kämmen springen, wie vorgeschobene Seitenstücke auf der Bühne, hintereinander in das Meer vor und verschwinden am fernsten Horizonte in blauen Duft und düstern Nebel. Lange genossen wir den malerischen Anblick der massenhaften Gebirgsstöcke.

Bei vollkommener Dunkelheit ankerte das Schiff Abends zehn Uhr im Hafen von Syra. In der Finsternifs liefs sich nur der Leuchtthurm an

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