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Großes Gericht.

Gottlieb, als Vorsizer, die Räthe, Hinz, Lyfippus, Simonides.

Gottlieb. Ich habe Euch nun den Brief meis nes benachbarten Bruders und Königs vorgelesen. Räthe, Ja, mein König.

Gottlieb. Und Ihr habt den Inhalt verstan-

den und begriffen?

Rathe. Ja, Ihro Majestät,

Gottlieb. So ist der Mann nach meiner Meinung nicht gänzlich zu verachten, der solche Wundercuren vorzunehmen im Stande ist.

Die Räthe. Gewiß nicht.

Gottlieb. Geht also Ihr, unser getreuer Lyfippus, mit unumschränkter Vollmacht, und nehmt den Simonides als Euern Legationssecretär mit Euch. Eure Bemühungen seyen gesegnet. (Lyfippus und Simonides ab.) Und nun ist die Sie gung aufgehoben. (sie gehen ab.)

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Dritter Act.

Das Innere der Höhle des Poly kom ik u š.

Der Säger als Chor, der aus einer Art von Camin Heraus

Friecht.

Da
Da sind wir in der Höhle des berühmten
Herrn Polykomikus, des Zauberers.

Ich komme durch's Camin, und gebe mir

Die Mühe, Euch ein Wörtchen noch zu sagen.
Doch muß ich kurz seyn, denn er kömmt nun bald,
Und fänd' er mich, so gält' ich ihm als Dieb,
Er könnte meine Tugend sehr bezweifeln,
Es diente mir nicht zur Entschuldigung,
Daß ich sein Haus nur habe nußen wollen,
Mit Euch Geehrteste zu conversiren :
Er meint, er habe nur allein das Recht,
In seinem Zimmer hier zu sprechen. Sagt,
Doch ohne Spaß, verstehet Ihr wohl Spaß?
Und wenn Ihr ihn von Herzen liebt, so müßt
Ihr hierauf doch mit Ernste Untwort geben,
Denn sonst ist es mit der Versich'rung Spaß.
Es ist nicht das, daß Ihr wohl gerne lacht,
Und manchinahl abgeneigt dem Ernste seyd,
Daß Ihr das Leben in zwey Hälften theilt,

.

Und lacht, damit der Ernst Euch wieder schmeckt: Habt Ihr's schon je versucht, den Scherz als

Ernst

Zu treiben, Ernst als Spaß nur zu behandeln?

Mit-Leiden
Und Freuden,

Gleich lieblich zu spielen,
Und Schmerzen
Im Scherzen,
So leise zu fühlen,
Ist wen'gen beschieden.
Sie wählen zum Frieden,
Das eine von beyden,
Sind nicht zu beneiden :
Ach gar zu bescheiden
Sind doch ihre Freuden',

Und kaum von Leiden,

Zu unterscheiden.

Drum nehmt die Sachen nicht zu ernsthaft, doch
Auch wiederum zu spaßhaft nicht, denn jenes
Bekannte utile dulci, diesen Syrup,

Der von Catarrhen uns erlösen soll,

Trefft Ihr bey uns in Vers und Prosa nicht. (Durch uns versteh' ich mich und auch den Dichter), Ihr werdet nebenher wohl merken, daß

Zur Handlung dieses Stück's ich nicht gehöre, Denn Handlung wünscht Ihr doch: ich bin im Nahmen

Von Euch Zuschauern da, und wo Ihr seyd,

Da bin auch ich: ach! bessert Euch um Gottes

Barmherzigkeit, und nehmt an mir Exempel.
Ich war wie Ihr, in meinen bessern Tagen,
Zuschauer einst, bey einem bessern Stücke,
Als dieses ist: ich saß und schüttelte

Oft mit dem Kopf, und machte weise Mienen;
Nichts war mir recht, bald hatt' ich dieß bald

jenes

Zu tadeln, und die ärmlichste Verachtung
War zur Verachtung mir nicht tief genug,
Um damit jenen Dichter zu bestrafen :

Doch kaum war nun das Stück geendigt, siehe,
So zeigte sich der Zorn der Eötter, (Freunde,
Ihr glaubt doch Götter? thut's 'um Gottes wil-
[en!)

Sie legten mir zur schweren Strafe auf,

Als Chorus durch dieß lange Stück zu wandeln,
Prologus und Epilogus zu werden,

Um Euch zum günst'gen Mitleid umzudrehen ;
Erbarmt Euch, laßt Euch doch das Stück gefallen,
Sonst muß ich noch im andern Buße thun,
Und troßet nicht auf Eure Sicherheit,

Daß Ihr nicht auch an Euch und Euren Kindern
Die Schmach erlebt, daß sie als Chor, daß sie
Als Epiloge wandern; seht, ich darf

Bey Leibe nicht in's Stück hinein, und drum Adieu! denn hier kömmt schon der Zauberer. (ab.)

Polykomikus tritt mit seinem Stabe ein, und spricht's Ein Zaub'rer bin ich, Polykomikus genannt, Und weit und breit bey Fürsten wohl bekannt, Ich that nach meiner alten Weise,

So eben eine weite Reise,

Da wär' ich wieder in mein gutes Haus,

Und wahrlich, ich geh' nun in langer Zeit nicht aus,
Ich schwör' bey Gott (doch still, ich will nicht fluchen),
In drey Jahrhunderten will ich Niemand besuchen.
Es ist beym Zaubern doch kein echter Segen,
Drum will ich das Gewerb bey Seite legen.
Die Einsamkeit soll mir recht schön bekommen,
Ich habe lange nicht Arzney genommen,
Der neuste Tiefsinn liegt noch ungelesen,
Ich lasse von der Dummheit And're genesen,
und bleibe selbst ein Narr, ein dummer Teufel,
Die Menschenliebe geht zu weit, das ist kein Zwei-

fel.

Voll Staub sind meine Bücher und mein Tisch, Und nirgends seh' ich einen Flederwisch.

(Er wischt mit seinen Ohren den Tisch_ab.)`

Nun an's Studieren rasch hinan,

So wird aus mir vielleicht ein ganzer Mann;
Es ist nur um eine kleine Müh',-

So ist man baldigst ein Genie,

Daß man im Stande ist Geseße vorzuschreiben,

Und wie man will, sein Wesen dann zu treiben ;

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