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schrieben. Hölle und Paradies! Und alles so umständlich, wie ich mir habe sagen lassen. Fi! schämt Euch, ein alter, erwachsener Mann, und sol che Kinderpoffen in den Tag hinein zu dichten.

Dante. Die Gottheit hat es mir also verlieh'n,
Vom milden Himmel wurde mir vergönnt,
Ein kühner Sänger mein prophetisch Lied
Zur Glorie der katholischen Religion

In reinester Begeisterung zu sprechen.

Nestor. Nu, das ist es ja eben, wovon wir reden. Die katholische Religion, das ist mir und uns übrigen vernünftigen Leuten gerade der Stein des Anstoßes.

Dante. Was denkr's Gewürm bey diesem Aus= druck denn?

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Nestor. Verflucht hißig vor der Stirn! Was man sich daben denken soll, weiß bey uns jedes Kind, daher es auch ein Sprichwort sogar bey den gemeinen Leuten geworden ist, daß, wenn man etwas recht Colles, Unvernünftiges, oder auch Langweiliges hört, man zu sagen pflegt: En, da über könnte man katholisch werden.

(Dante wendet sich unwillig von ihm, und geht in

den Hain zurück.)

Nestor. Die Dichter sind ein verfluchtes Volk. Nichts als Undank, wenn man sich für ihre Werke intereffirt!

Ariost. Der Protestant protestirt ja gegen alles Gute, und besonders gegen dii Poefie. ·

Nestor. Alle durch die Bank grob! Wer seyd Ihr denn?

Ariost. Ich nenne mich Ludovico Ariost.

Nestor. Aha! Mit Euch bin ich schon ein wenig mehr bekannt, send auch amüsanter wie jener Brummbär, aber verteufelt unmoralisch. Mensch, Mensch, wie habt Ihr so manches beym Durchfei= len können stehen lassen?

Ariost. Ha, ha, ha!

Nestor. Lacht nicht, lacht nicht, um Gotteswillen, wenn ich nicht gänzlich an Eurem Her= zen verzweifeln soll. Aus Liebe zur Menschheit, aus Liebe zur Tugend, hättet Ihr manche von den argen Possen durchaus nicht niederschreiben sollen.

Ariost. Aus Liebe zu den Menschen habe ich es gethan, aber was ist die Menschheit?

Nestor. Die Menschheit, mich wunderts, daß Ihr davon nichts wißt, seht, das ist so die Welt en gros. Jest steigt übrigens die Menschheit erstaunlich, man hat sogar Erwerbschulen angelegt, man prügelt die Soldaten ein bischen weniger, man nu, seht Ihr, das nennen wir so Menschheit.

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Ariost. Darüber ließe sich vielleicht ein Lustspiel schreiben.

Nestor. Es geschieht ohne Euch genug, dazu kommt Ihr zu spät, alles für die Menschheit.

Arist. Und sind sie sehr lustig, diese Luftspiele?

Nestor. Wo denkt Ihr denn hin? Nun ja, da sieht man Euch das rohe Zeitalter recht an, 'rührend ist's, zum Weinen, alles voller Prediger und Prinzen, und Bösewichter, und hoher edler Menschen.

Gozzi. Diefer wäre eine ziemlich gute Maske. Ariost. Liest man denn meine bunten Lieder noch?

Nestor.

So wie's kömmt, manche halten gar viel von Euch, im Grunde aber hat man jeßt mit seiner Veredlung so viel zu thun, daß einem zum Spaß nicht viele Zeit übrig bleibt, mich etwa und andere dergleichen Dichterfreunde abgerechnet. Wir haben nun einmahl die Schwachheit.

Ariost. Närrischer, es muß jegt eine erbärm= liche Zeit auf Erden seyn.

=

Nestor. Wie Jhr's versteht! Nein, mein Bester, das zu beurtheilen ist für Euch wohl zu hoch. Dergleichen Noth- und Hülfsbücher, dergleichen zarte vortreffliche Regenten, Taubstummen Insti tute, Cabinetts-Ordern, Lesebibliotheken, wohlth.tige Journale, Pockennoth und Ukazienbäume habt Ihr in Eurem Leben gewiß nicht vernommen.

Ariost. Du rasest.

Nestor. Und schöne Weiblichkeit und zuckerfüße Häuslichkeit, und wahre Menschenempfindung, und Wohlwollen und Mitleiden einer mit dem andern.

Ariost. Das scheint mir in der That nöthig.

*

Neftor. Unentbehrlich. Ja, Ihr solltet nur Jest leben. Man wäre im Stande, und verböthe Euch zu existiren, wo Ihr Euch nur blicken ließet. Ariost. Schade, daß ich nicht zur Erde zurück kehren kann.

Nestor. Uebrigens kann man jest Euer Ge= dicht noch aus andern Rücksichten entbehren, denn der größte Deutsche Poet hat so ungefähr das Beste aus Eurer Manier genommen, und in seinem þerrlichen Oberon trefflich verschönert; dabey hat er auch den sogenannten Stanzen eine schöne Origina= lität bengebracht, indem er sie freyer, unkünstlicher, liebenswürdiger entstanzt und umgestanzt hat. Ariost. So ?

Nestor.

und verbessert.

Fleißig hat man Euch nachgeahmt

Wie ist denn Euer Nahme?

Petrarca. Ich heiße Petrarca.

Nestor. Ich habe also die Ehre eine sehr verliebtes Gemüth kennen zu lernen. Ihr werdet auch zu Zeiten überseßt, das heißt, ein oder zwey von Euren Sonetten, denn viel von dem Zeuge ist über die Gebühr langweilig. Sagt mir nur, wie Ihr der Dinge nicht überdrüßig geworden seyd?

Petrarca. Du bist ein wunderlicher Kauz. Hast du denn meine Sonette verstanden?

Nestor. Ach, lieber Gott, was ist da son. derlich zu verstehen, immer Liebe und immer wie= der Liebe, dergleichen ist für mich nicht. Ich

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Nestor. Ja, Ihr habt's auch gut gemeint, das kann man gar nicht läugnen.

freundliche Mann dort?

Laffo.

vantes.

Wer ist der

Er ist der Castilianische Poet Cer

Nestor. Je, Poffenreißer, Possenreißer, komm doch vor, und sey nicht se blöde, dich mag ich erstaunlich gern leiden, denn du bist ein lustiger Gefelle.

Cervantes. Was willst du von mir?

Nestor.

Dein Ding, dein Don Quixote ist zum Todtlachen, aber was sollen die Novellen d'rin?...

Cervantes. Auch Don Quixote hat das gefragt...

Nestor. Nu, antworte d'rauf.

Cervantes. Was soll das ganze Buch? Nestor. Das sag' Er nicht, mein Bester, denn erstens hat das Buch and're viel beffere verans laßt, zum Beyspiel den Don Sylvie von Rosalva, also ist das schon ein gewisser beträchtlicher Nußen, und dann ist es ja zum Todtlachen, es ist keiner unter uns, der das dumme Zeug nicht gele= fen hätte, nein, sey Er nur ruhig. Schade, daß Er nicht jeßt lebt, aus Ihm hätte was werden können.

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