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nen, als dessen Schuhe, und darauf wußt' ich denn freylich nichts zu antworten.

Sicamber. So wahr ich ehrlich bin, ich würde auch die Antwort darauf schuldig bleiben.

Hans-Wurst. Wenn Sie sonst nichts schuldig blieben, Herr Kammerherr, so könnten Sie immer noch der angesehenste Mann bey Hofe seyn, aber ich sprach leßthin einige Kaufleute, die mir sagten, daß Sie ihnen keine einzige ihrer Fragen gehörig beantwortet hätten, sondern immer im Vorderfaße wären stecken geblieben.

Sicamber. Herr Hofrath, man sieht's Jh. nen immer noch an, daß Sie vormahls ein Narr gewesen sind.

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Hans Wurst. Wollte Gott! ich könnte dass selbe von Ihnen behaupten.

icamber. Was wollen Sie behaupten? Hans-Wurst. Ich behaupte in meinem Leben nicht das mindeste, es müßte denn etwa der Sah seyn: daß die Aufklärung der Menschheit ungemein zuträglich sey.

Curio. Lieben Sie die Aufklärung.

Hans-Wurst. O mit Passion. Ob ich sie liebe? Wer wär ich, wenn ich mich nicht für die Aufklärung todt schlagen ließe? Nein, ich habe ei nen wahren Narren daran gefressen, um mich populär, verständlich und zugleich sprichwörtlich auszudrücken.

Curio. Ich hatte nicht gedacht, daß Sie mit dem Zeitalter so fortgeschritten wären.

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Hans - Wurst. O mein Herr, man sucht manchmahl nicht in den Leuten, was in ihnen steckt, es kömmt auch an unsereins die Reihe, ich bin ja auch ein Mitglied in Ihrem Lesezirkel.

Curio. Mögen Sie auch wohl das Glück der Menschheit leiden?

Hans-Burst. Ach lieber Freund, da fassen Sie mich ben meiner schwachen Seite. Herzlich gern mag ich all das Zeug durcheinander leiden.,

Der Urst kömmt zurück.

Arzt. Nun ja, da haben wir die Bescherung. Die königliche Hoheit ist mit genauer Noth dem Lode entgangen, und daran, find bloß Sie schuld, Herr HofrathaC

Hans- Wurst. Ich? wie, so ?

Arzt. Läßt sich mit dem Patienten in einen tiefsinnigen philosophischen Diskurs `ein, und macht meine ganze Cur beynahe wieder zu nichts.

Hans-Wurst. Soll er denn aber gar nicht vernünftig sprechen dürfen? So wär' es ja fast bess fer, er würde gar nicht curirt.

-- Arzt. Bernünftig, aber nicht metaphysisch; es ist ein Unterschied zwischen Vernunft und Vernunft. Hans Wurst. Prima sorte ist ihm also nicht zuträglich.

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Urzt. Durchaus tödtlich, keine andere als prac=

tische Gespräche muß er in seinem jeßigen Zustande führen.

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Hans Burst. Darf er an Gespenster glauben?

Arzt. Durchaus nicht, auch nicht" an die Schwärmerey, an nichts von der Art, derowegen Tes' ich ihm auch oft aus der blauen Monathsschrift

vor.

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Hans Wurst. Sie werden ihn noch erst recht confuse machen.s

Arzt. Nein, mein Freund, ich gehe auf die Wirklichkeit los, und halte mich nicht an leeren Idealen.

Hans Wurst. Die Wirklichkeit ist leer.
Arzt. Nein, mein Freund.
Hans-Wurst. Ja, Herr Doctor!
Arzt. Neik, Herr Hofrath!

Hans-Wurst. Es gibt gar keine Wirklichkeit. Arzt. Keine Wirklichkeit? Nun hören Sie einmahl, meine Herren! Keine Wirklichkeit? O so müßte ja der Donner drein schlagen, wenn es nicht einmahl eine Wirklichkeit geben sollte? Und was wär' denn ich, und diese Herren, und der König, und der Hof, und der Hofgelehrte, und unsere kö÷ nigliche Bibliothek, und der Teufel und seine Großmutter ?

Hans-Wurst. Geburten der Phantasie.

Arzt. Sie mögen selbst ein Phantast seyn. O,

mein Herr Hofrath, erlauben Sie mir wohl, daß ich Ihnen meine aufrichtige Meinung als ein Freund, als Ihr Verwandter und Schwager sagen darf? Hans-Wurst. Reden Sie, Herr Doctor. Art. Man sieht es Ihnen, dünkt mich, immer noch an, daß Sie ehemahls als ein Narr grdient haben. Der alte Spruch hat wohl recht, der da sagt: und wenn du den Narren in einem Mörser zerstiefest, ja wenn du ihn zum Hofrath machtest, so ließe er doch von seiner Narrheit nicht.

*

Hans - Wurst. Mein Herr Doctor, ich muß die Ehre haben Ihnen zu sagen, daß ich das äußerst übel nehme. Sonst bin ich nicht empfindlich, aber in dem Punct kommen Sie mir an die Seele. Ich bin ein Narr gewesen, das ist wahr, aber die Zeis ten find, gottlob! vorbey. Sehen Sie dieses graue Haupt, sehen Sie dieß Kreuz, das mir des Königs Gnade hat zukommen lassen; sehen Sie in mir den ehrwürdigen deutschen Hausvater einer zahlreichen Familie vor sich, und dann unterstehen Sie sich noch zu sagen, daß ich ein Narr bin! Mein Herr, ein Mann, der drey Mahl das hißige Fieber überstanden hat; mein Herr, ein Mann, der mit dem Könige so vertraut ist, der ein Narr! Das Wort sollen Sie mir theuer bezahlen. Des Königs Majestät hat mich zum Stande eines Hofrathes erhoben, und dadurch gleichsam bestimmt ausgedrückt: der Mann hier soll, so weit meine Länder reichen,

durchaus für keinen Narren gehalten werden! Auswärts mag man von ihm denken was man will. So weit werden sich hoffentlich die Regalien eines Thrones noch erstrecken, Narren zu kreiren, Ihnen zum Troß, und wenn Sie der ausgemachteste De= mokrat wären.

Arzt. Mir zum Troh? Nun und nimmermehr, mein Herr!

=

Sie

Hans Wurst. Meine Herren, ie hören hier den Landesverräther.

Curio. Er führt anstößige Reden, das ist nicht zu läugnen.

Hans-Wurft. Und Injurien gegen mich. Nun, ich hoffe, die Revolution foll noch zur rech ten Zeit entdeckt werden.

Art. Meine Herren, ich bin unschuldig.

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Hans Wurst. Listig hat es die Parthey key alle dem ausgedacht, daß sie den Leibarzt in ihr Complott gezogen hat.

Arzt. Meine Herren, ich bin zwar Doctor, aber ich weiß von nichts.

Hans-Wurst. Es ist vielleicht nicht ohne Bedeutung, daß der Prinz seinen Verstand verloren hat.

Arzt. Ich protestire

Hans-Wurst. Wenn man. Wenn man nur erst den Hauptverräther wüßte!

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