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Dr. Baumann, 2 Somali und einigen Asikari bei Sembodja eintraf. Dort erfuhr ich, daß die Hauptkarawane angeblich einem Befehl des Sultans von Sansibar gefolgt sei, der sie wegen der inzwischen an der Küste ausgebrochenen Unruhen zurückgerufen habe. Um ihr nach= zueilen, machte ich mich mit meinen wenigen Getreuen zur Küste auf, indem ich die gesamte Ausrüstung bei Sembodja zurückließ. Nach achttägigem Marsch aber gesellten sich uns Trupps von bewaffnetem Gesindel in wachsender Zahl zu, die uns über ihre Absichten nicht lange in Zweifel ließen. Eine Tagereise vor der Küste fielen die Banden über uns her, schlugen uns nieder, legten uns in Ketten, mißhandelten uns und warfen uns in eine dunkle Hütte, wo wir mehrere Tage, gefoltert von der Ungewißheit unseres Schicksals, lagen, bis der Führer des Küstenaufstandes, der Araberscheich Buschiri, selbst erschien und sich endlich dazu verstand, uns gegen ein hohes Lösegeld freizugeben. Nachdem ich durch Vermittelung eines Inders die Zahlung geleistet hatte, brachte uns Buschiri selbst nach Pangani, von wo wir nach vielen neuen Fährlichkeiten unser nacktes Leben nach Sansibar und Europa retteten. Die Expedition war gescheitert, die ganze europäische Ausrüstung und die für einen zweijährigen Unterhalt von 230 Mann bestimmten Waren und Vorräte waren verloren.

Über die Reise durch Usambara und den unglücklichen Ausgang der Erpedition veröffentlichte mein Gefährte Dr. O. Baumann ein fesselndes Buch: In Deutsch-Ostafrika während des Aufstandes, Wien 1889"; ich selbst aber ging trotz allen Mißgeschicks an die Ausrüstung einer dritten oftafrikanischen Expedition, die sich diesmal auf den Kilimandscharo beschränken sollte. Da es mir vor Allem darauf ankam, nicht allein neues geographisches Material vom Kilimandscharo mitzubringen, sondern auch seine höchste Spitze zu bewältigen, betrachtete ich es als einen glücklichen Anfang, daß es mir gelang, als Begleiter den unter Alpinisten rühmlich bekannten Herrn Ludwig Purtscheller zu gewinnen. Und der Erfolg hat gelehrt, daß meine Erwartungen voll berechtigt waren. Meinen Plänen und Hoffnungen entsprechend, wurde die Reise so schnell und glücklich ausgeführt, wie die nachstehenden Blätter berichten, und was die

erste und zweite Expedition unerreicht gelassen hatten, das hat die dritte zum Abschluß gebracht. Der Kilimandscharo birgt kein Geheimnis mehr, der große Kraterzirkus des Kibo ist entdeckt, die höchste Spite des Gebirges ist erklommen, das gesammelte Material reicht aus, um ein ziemlich abgerundetes Bild von jenem interessantesten Teil des äquatorialen Ostafrika zu geben.

Da ich nun aber darangehe, an der Hand meiner Aufzeichnungen und der noch frischen Erinnerung die Gipfelstürmung des Kilimandscharo zu schildern, fühle ich meine Ohnmacht, mit schwachen Lauten jener gewaltigen Natur gerecht zu werden. Wenn es schon für jede Forschungsreise wahr ist, daß sie leichter ausgeführt als geschildert werden kann, so muß ich mich in meinem Fall erst recht darauf beschränken, mich mit Denken und Fühlen wieder mitten in das afrikanische Karawanenleben und in die weltferne Einsamkeit des Hochgebirges hinein zu versehen und aus ihm heraus die Eindrücke des Gesehenen, Aufgenommenen und Erlebten aneinander zu reihen, wie sie der Lauf der Reise gebracht hat. Vielleicht vermögen die dem Buch beigegebenen Bilder, welche nach einigen meiner 240 Photographien von E. T. Compton's Meisterhand entworfen sind und nicht nur den Hochgebirgscharakter, sondern auch den ostafrikanischen „Lokalton" mit wunderbarer Treue getroffen haben, die aus dem Tert gewonnene Anschauung des Lesers so weit zu ergänzen, daß ihm Wort und Bild zu einem einheitlichen, lebendigen Ganzen verschmilzt. Dann wäre erreicht, was ich hoffen kann.

Indem ich in der Darstellung die beiden ersten Reisen vergleichend und ergänzend heranziehe, gedenke ich dankbar der beiden Männer, des Freiherrn E. A. von Eberstein und des Dr. Oskar Baumann, die damals ihr Schicksal an das meinige geknüpft und ihr bestes Können eingesetzt haben, um die Expeditionen so erfolgreich wie möglich zu machen. Nicht minder herzlich danke ich dem Gefährten meiner dritten Reise, Herrn Ludwig Purtscheller, der mir in jeder Lage mit Umsicht und unermüdlichem Eifer getreu zur Seite gestanden hat. Sein Anteil am Gelingen der Erpedition geht fast aus jedem Kapitel des Buches hervor.

Dem Wohlwollen der deutschen und der englischen Regierung sowie dem Entgegenkommen der Englisch-Ostafrikanischen Gesellschaft verdanke ich es ferner, daß meine Reise in jenes Gebiet noch während des Aufstandes überhaupt unternommen werden konnte, und ich verfehle nicht, den Ausdruck meiner Dankbarkeit hier öffentlich zu wiederholen.

Die verehrten und lieben Freunde, die mir jederzeit mit Rat und That beigestanden, mögen mir gestatten, daß ich auch an dieser Stelle ihrer nochmals gedenke; herzlichen Dank den Herren Adolf Bastian, Freiherrn von Danckelmann, Paul Güßfeldt, Bruno Hassenstein, Wilhelm Junker, Pechuel-Loesche, Friedrich Razel, E. G. Ravenstein, Gerhard Rohlfs, Colonel Euan-Smith, Erich Steifensand, Justus Strandes, Major von Wissmann für die freundliche und wirksame Förderung meiner Reisezwecke daheim und in der Ferne. Unter ihnen bin ich den Herren B. Hassenstein und E. G. Ravenstein auch für ihre hereitwillige Mitarbeiterschaft nach der Reise sehr verpflichtet, dem ersteren für die außerordentlich mühsame Kartenkonstruktion und für die Unterstügung bei Zusammenstellung der Kilimandscharo-Litteratur, dem lezteren für die Mitteilung des auf das Mondgebirge bezüglichen Materials zur Einleitung meines Buches.

Das letzte, aber nicht laueste Wort des Dankes schließlich den Herren Bearbeitern der astronomischen und meteorologischen Aufnahmen und der den königlichen Museen in Berlin überwiesenen Sammlungen für die rasche Erledigung des Materials. Die mit ihren Namen gezeichneten Berichte, die im Wesentlichen nur orientieren sollen, während eingehende Arbeiten der Publikation in Fachzeitschriften vorbehalten bleiben, sind im Anhang dieses Buches zusammengestellt.

Und wenn der freundliche Leser aus diesen Berichten wie aus dem erzählenden Tert des Buches den Eindruck gewinnt, daß wir nicht nur „gereist“ sind, dann soll mir dies ein schöner Lohn sein für meinen der Erforschung von Deutsch- Ostafrika gewidmeten Einsatz an Leben und Gut.

Leipzig, Herbst 1890.

Hans Weyer.

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Vorwort zur 2. Ausgabe.

er Wunsch, die „Ostafrikanischen Gletscherfahrten“ einem noch größeren Leserkreis zugänglich zu machen, erforderte eine Verbilligung des Buches durch Vereinfachung der Ausstattung und Verkürzung des Umfanges. Es ist deshalb in dieser kleineren Ausgabe der wissenschaftliche Anhang der großen Ausgabe nebst dem Litteraturverzeichnis und Register weggefallen und sowohl das farbige Titelbild wie auch die Spezialkarte des oberen Kilimandscharo fortgeLassen worden, so daß der Preis auf die Hälfte des ursprünglichen reduziert werden konnte. Demgemäß sind die Verweisungen auf den Anhang" im Tert (S. XIV, 14, 24, 33, 264, 280) und auf Karte III (S. 260) zu streichen. Eine vielleicht nicht unwillkommene Bereicherung glaubte ich jedoch dem Buch in seiner neuen Gestalt dadurch geben zu können, daß ich dem Schlußkapitel eine Erörterung der jüngsten ostafrikanischen Ereignisse einfügte, die ja für unsere Kolonie von eingreifender Bedeutung sind.

Über die wissenschaftlichen Resultate meiner astronomischen und meteorologischen Aufnahmen sowie meiner botanischen und geologischen Sammlungen sind bisher folgende Berichte und größere Arbeiten erschienen:

Meyer, Dr. H.: Die Schneeverhältnisse am Kilimandscharo im Juli 1887 (,,Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Leipzig“, 1888.)

Hyland, Dr. J. S.: über die Gesteine des Kilimandscharo und dessen Umgebung. (Mineralog. und petrograph. Mitteilungen", hrsg. von G. Tschermak, 10. Bd., 3. Heft, S. 203. Inaugural - Dissertation, Wien 1888.)

Stein, B.: Flechten vom Kilimandscharo. (Jahresbericht d. schles. Gesellsch. für vaterländ. Kultur; botan. Sektion, 15. Jan. 1888, und „Ostafrikan. Gletscherfahrten“, große Ausgabe, 1890, Anhang 3.)

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Stephani, F.: Lebermoose vom Kilimandscharo. („Hedwigia", 1888, Heft 2, und,,Ostafrikanische Gletscherfahrten“, große Ausgabe, 1890, Anhang 3.) Müller, Dr. Karl: Die Mooswelt des Kilimandscharo. (,,Flora", 1888, Nr. 27, und,,Ostafrikanische Gletscherfahrten, große Ausgabe, 1890, Anhang 4.) Tenne, Dr. C. A.: Die Gesteine des Kilimandscharo-Gebietes. (,,Ostafrikanische Gletscherfahrten", große Ausgabe, 1890, Anhang 2.)

Fromholz, Dr. C.: Die Schmetterlinge des Kilimandscharo-Gebietes. (,,Ostafrikanische Gletscherfahrten“, große Ausgabe, 1890, Anhang 7.)

Kolbe, Dr. H. J.: Käfer vom Kilimandscharo. (,,Ostafr. Gletscherf. 1890, Anh. 8.) Wagner, Dr. E: Höhenberechnung zu Dr. H. Meyers Kilimandscharo-Expe= dition. (Ostafrikanische Gletscherfahrten", 1890, Anhang 9.)

Hassenstein, Dr. B.: Das kartographische Material von Dr. H. Meyers Kilimandscharo-Expedition („,Ostafr. Gletscherf.“, große Ausg., 1890, Anhang 10.) Meyer, Dr. H.: Zur Kenntnis von Eis und Schnee des Kilimandscharo. („Wis= senschaftliche Veröffentl. des Vereins für Erdkunde zu Leipzig", I.) Meyer, Dr.H.: Die Mombassa-Kilimandscharo-Route; mit Karte. (,,Petermanns Geographische Mitteilungen", 1891, Heft 11.)

Engler, Dr. A.: über die Hochgebirgsflora des tropischen Afrika. („Abhandl. der königlich preußischen Akademie der Wissensch.“, Phyf. Abh., 1891, II.) Wagner, Dr. E.: Die hypsometr. u. meteorolog. Ergebn. der 3. Ostafrika-Expedit.

von Dr. H. Meyer, 1889. (,,Petermanns Geogr. Mitteil.", 1893, Heft 3, 4, 5.) Die 1891 in London erschienene englische Überseßung der „Ostafrikanischen Gletscherfahrten“ („Across East-African Glaciers") deckt sich mit der größeren deutschen Ausgabe.

In die Reihe der verehrten Freunde, denen ich im lehten Vorwort herzlichen Dank für die Förderung meiner Reisezwecke sagen konnte, hat inzwischen der Tod eine tiefe, schmerzliche Lücke gerissen: Dr. Wilhelm Junker starb im Januar 1892. Ein tragisches Verhängnis hat es gewollt, daß er der tückischen Influenza erlag, unmittelbar nachdem er den letzten Band seines großen Reisewerkes herausgegeben hatte. Mit ihm starb nicht nur der an wissenschaftlicher Gediegenheit, an Arbeitsfülle und Bescheidenheit größte Afrikaforscher der letzten zwei Jahrzehnte, sondern auch ein wahrhaft edler Mensch. Er war, um mich eines Ausdruckes Emin Pascha's, der ihn. unter den schwierigsten Verhältnissen mit am besten kennen gelernt hat, zu bedienen, ein Prachtmensch, so einer, wie sie der liebe Gott in einer Feiertagslaune schafft“. Dem Andenken an den Unvergeßlichen sei dieses Buch gewidmet.

Leipzig, im Herbst 1893.

Hans Weyer.

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