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Ausblick auf den weit zurückliegenden dunkeln Wald- und Kulturengürtel von Dschagga. Aber immer noch blieb der obere Berg im Wolkentreiben unsichtbar. Ohne es recht bemerkt zu haben, sind wir schon ein gutes Stück am Berg hinaufgekommen. Die braune Südebene verläuft weit übersehbar links unter uns zum blauduftigen Uguenogebirge hin.

Mit Jubel wurde in der Mittagsglut das Auftauchen eines schmalen, dunkelgrünen, vom Berg in die Ebene hinabgewundenen Baumbandes begrüßt, denn ein solches kennzeichnet untrüglich einen wasserreichen Bachlauf. Bald neßten wir den trockenen Gaumen mit dem herrlich kühlen Bergwasser des Habaribaches, seßten erfrischt unsere Steppenwanderung nach Westen fort und trafen eine Stunde später am zweiten baumbestandenen Wasserlauf des Kilimandscharo, dem breiteren, 10 m tief eingeschnittenen Himobach, ein, an dessen schattigen, tiefliegenden Ufern das Lager aufgeschlagen wurde. Da das Bachwasser mit 18o C. gegen die 29o C. warme Luft einen Temperaturunterschied von 11o C. darstellte, war uns und unseren Leuten das Trinken und Baden eine köstliche Erfrischung, nachdem wir wochenlang das lauwarme Wasser aus den Ngurungas der Steppen nur als Nahrung, nicht zur Erquickung zu uns genommen hatten.

Als wir nach dem Bad am Bachufer entlang schlenderten, um die vulkanischen Aschen und Agglomerate an den hohen Uferwänden zu untersuchen und die am steinigen Saum des Baches tändelnden prächtigen Schmetterlinge zu fangen, sah ich zu meinem Erstaunen am anderen Ufer einen mir unbekannten Europäer mit einigen Gepäck tragenden Negern erscheinen und auf dem Rücken eines Schwarzen durchs Wasser zu uns herüberreiten. Nach einem verwunderten „Hallo" herüber und hinüber schüttelten wir uns die Hand. Es war einer der in Modschi bei Mandara stationierten englischen Missionare, der auf einige Tage nach Taweta gehen wollte, um sich dort einen neuen Missionszögling zu holen. Am Thectisch plauderten wir bis gegen Abend über tausenderlei, wobei ich erfuhr, daß ich in Modschi außer seinem Mitapostel noch den amerikanischen Naturforscher Dr. Abbott und in diesen Tagen jedenfalls auch den Inhaber des schönen Taweta-Camp,

den amerikanischen Sportsman Mr. Chanler, antreffen würde. Dann wanderte der Glaubensbote weiter zum nahen Habaribach zur Nächtigung. Daß er sich einen Jungen" aus Taweta holen wollte, ist bezeichnend, denn so wenig wie auf anderen ostafrikanischen Missionsstationen lassen sich in Dschagga die Einheimischen herbei, Christen zu werden. In der großen Küstenstation Frèretown bei Mombassa, wo seit Rebmanns Zeiten (1847) das Evangelium gepredigt wird, sind die Missionszöglinge lauter gekaufte oder befreite Sklaven mit ihren Nachkommen, in Modschi ebenfalls einstige Sklaven oder spekulative Jungens von Taweta.

In ermüdender Einförmigkeit sezte sich unser Marsch am nächsten Vormittag durch das Busch- und Grasland am Südfuß des Berges fort. Von letterem verdeckten Nebel und Wolken noch mehr als am Tag vorher. Desto klarer leuchtete im Süden die Kahe-Ebene herauf, westlich begrenzt durch die langgestreckten Aruschaberge, östlich abgeschlossen durch Ugueno. In dunkeln, langen Waldbändern schlängeln sich die Flüßchen durch sie südwärts, von Zeit zu Zeit steigen hier und da dichte Staubwolken zum Himmel und zeigen an, daß dort größere Wildherden spielen oder flüchtig werden. Mitunter auch wirbelt ein riesenhafter Staubtrombus empor und zieht gespenstig eine Strecke weit über die braungraue Fläche, um dann in nichts zu zerstieben. Immer wechselnd und immer gleich schön ist das Spiel der Wolkenschatten, die da und dort einen dunkeln See in die Steppe hineinzuzaubern scheinen und vor allem anderen jene Bewegung in das Bild bringen, die den wolkenarmen großen östlichen Steppen fast gänzlich fehlt.

Unser Marschterrain steigt und fällt, je nachdem sich wieder eine neue vulkanische Rippe vom Berg herabschiebt. Auch heute wieder bewegen wir uns in der Zone der parasitischen vulkanischen „Fußhügel" (ich zählte ihrer 14 bis zum Aufstieg nach Modschi) und haben eine größere Zahl trockener, von den Hügeln ausgehender Bachrinnen zu kreuzen. Immer weiter dreht der Pfad nach Westen.

Da die Leute in Erwartung der Modschi-Genüsse anhaltend marschierten, so kamen wir schon am frühen Nachmittag auf der Südseite

Hans Meyer, Kilimandscharo.

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des Gebirgsstockes an der großen Bergrippe an, die weiter oben am Berg das Dschaggastätchen Modschi trägt. Hier verließen wir den weiter bis zum Westende des Kilimandscharo um den Südfuß des Gebirges herumlaufenden Steppenpfad und wandten uns, auf einem ausgetretenen Weg nordwärts bergauf gehend, der Kulturzone des Kilimandscharo, den vielgepriesenen Dschaggalandschaften, zu. Bergsteigen ist nicht die Sache der an die Ebenen gewöhnten Karawanenträger; wir kamen daher von nun ab unverhältnismäßig langsam fort.

Mit zunehmender Höhe wird die Buschformation in dem Grad, in welchem die Steppenbäume verschwinden und die Laubsträucher und hohen Stauden sich mehren, kräftiger und dichter. Große Riedgräser und ein oder der andere hochstämmige Bergbaum gesellen sich dazu. Auf dem Pfad haben Ameisenigel oder Erdferkel tiefe Löcher in den harten Boden gegraben, um den Gängen der Termiten auf die Spur zu kommen. Bald werden die Bachthäler rechts und links tiefer, und an den Hängen erscheinen vereinzelte Hütten und Bananenfelder. Von der Ebene herauf weht ein erfrischender Luftzug. Hier, im Bereich der Bergregen, gibt es keine vielmonatliche Trockenzeit mehr; das verrät die Gestalt und Farbe der Vegetation. Alles schwellt und grünt.

Im dichten Busch sperrte uns unerwartet ein verrammeltes Thor den Weg. Die Bolzen gaben aber nach, und durchschlüpfend traten wir an eine steile, tiefe Bachschlucht heraus, von deren gegenüberliegender Seite uns ein Kompley von Kegelhütten herüberwinkte: die Residenz Mandaras. Vorläufig aber zog es mich nicht dorthin, sondern höher zum Berg hinauf, wo ich auf steilen Höhen eine englische und noch weiter oben eine deutsche und amerikanische Flagge wehen sah.

Mit dem üblichen Begrüßungssalut von einem Schuß aus jeder Flinte zogen wir so im Lande Modschi ein. Von allen Seiten wurde uns geantwortet, und in fünf Minuten wußte das ganze „Königreich“, daß die Karawane eines Weißen mit 65 Mann angelangt sei. Steil ging es durch einige gerodete und sorgsam bepflanzte Thälchen zur englischen Missionsstation hinan, wo uns Mr. Morris mit offenen

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