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Seen entspringen läßt. Den Koloesee des Ptolemäos haben wir aber als den Tanasee zu deuten, wo die eigentümliche Figuration der Abflußrichtungen eine Verwechselung des Tagase-Atbara mit dem Blauen Nil nahelegte. Haben doch auch die ersten Portugiesen, die am Tanasee gewesen waren, geglaubt, im oberen Blauen Nil den oberen Atbara zu sehen.

Wenn aber der Nil des Ptolemäos der Blaue Nil ist, so haben wir unter den Mondbergen“ nicht den Ruwensori, sondern die abessinischen Quellgebirge zu verstehen, und auch diese Verschiebung harmoniert mit der Beschreibung der Mondberge, denn auch in Abessinien wird der Nil zeitweilig von Schneebergen gespeist. Daß man die Mondberge mit dem Land Unjamwesi in Verbindung brachte, weil Unjamwesi,Mondland" heiße, ist nicht berechtigt, denn das Wort Unjamwesi hat offenbar mit dem Wort mwesi (Mond) gar nichts zu thun, sondern steht sehr wahrscheinlich mit seiner Silbe „njam“ in näherer Beziehung zu den Namen Unjamjembe, Unjambungu, Unjammanga, Unjambewa, Unjamwenda und anderen. Nach Bantuform müßte Mondland" U-mwesi heißen.

Die Erben der klassischen Geographie, die Araber, blieben in der Hauptsache ihrem großen Vorbild Ptolemãos treu. Auch sie versehen die Nilseen und die „Mondberge", die sie im gleichen Sinn djebl quamr nennen, ins Herz von Afrika, sie lassen aber die ihnen entströmenden Flüsse den unter dem Äquator gelegenen See Kura oder Kawar bilden, aus dem wiederum der Fluß von Ghana (Niger), der eigentliche Nil und der Nil von Makadosho oder von Sendsch (der Webbi Schabecla oder Haines Fluß) entströmen soll. Sie scheinen in der That einen schlecht gelungenen Versuch gemacht zu haben, die bereits von Ptolemãos verworfenen Ansichten des Marinus abermals zur Geltung zu bringen. Wenn wir nun von ihnen belehrt werden, daß dem djebl quamr das Land Serendib (Ceylon) gegen= überliege“, daß die Quellen des Flusses Sindh (Indus) und des Nil an einer Stelle gelegen seien" und dergleichen mehr, so liegt es doch klar zu Tage, daß ihre Kenntnis der Seeregion eine ungemein dürftige gewesen sein muß. Sollten sie wirklich von der

Ostküste aus ins Innere vorgedrungen sein, wie sie es ja bestimmt von der Nordküste aus in die Gebiete des Niger und Tsadsees waren, so finden wir in ihren Schriften keine Spur davon. Ob ihr Kura-Kawarsee mit dem Tanasee, d. h. dem Koloe des Ptolemãos, oder mit dem südlich von Kawar gelegenen Tsadsee zu identifizieren ist, mag dahin gestellt sein. Weit ins Innere haben sie ihre Handelszüge bestimmt nicht vor den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts ausgedehnt und erst dann sichere Nachrichten über Schneeberge und große Seen an die Küste gebracht. Auf vielen anderen Karten des Mittelalters beweist endlich die ganze Nomenklatur, daß es sich bei den auf ihnen dargestellten mittelafrikanischen Seen und Bergen nur um Abessinien handelt.

Nach alledem ist es sehr wahrscheinlich, daß die „Mondberge“ des Altertums und des Mittelalters mit keinem äquatorialen Schneeberg, weder mit dem Ruwensori noch mit dem Kilimandscharo, etwas zu thun haben. Die erste bestimmte Erwähnung des Kilimandscharo finden wir daher erst im 16. Jahrhundert bei einem spanischen Schrift= steller. Fernandez de Encisco war auf einer ostafrikanischen Küstenreise in Mombassa gewesen, wo seit 1507 die portugiesische Flagge wehte, und hatte dort wohl von den einheimischen Karawanen Nachrichten über das Binnenland gesammelt. 1519 schreibt er in seiner ,,Summa de Geographia": „Westlich von diesem Hafen (Mombassa) liegt der äthiopische Olympos, der sehr hoch ist, und weiterhin liegen die Mondberge, von denen der Nil entspringt." Letteres sicherlich eine Ptolemäische Reminiszenz. Auf den Karten der nächsten Jahrhunderte verschwindet und erscheint aber dieser Olympos in anmutigem Wechsel je nach Wissenschaft und Auffassung des betreffenden Geographen, bis er endlich im Jahr 1848 in Permanenz erklärt werden mußte.

Es war einem deutschen Missionar vorbehalten, eines der größten Wunder Afrikas, den Schneeberg, der den Äquator verhöhnt, zum erstenmal leibhaftig zu erschauen. Johann Rebmann hatte gemeinsam mit Dr. Ludwig Krapf im Jahr 1846 bei dem Küstenplay Mombassa im Auftrag der Church Missionary Society die Missionsstation Rabai mpia (Neu-Rabai) gegründet, wo noch heute das

von ihnen errichtete Häuschen als Missionarwohnung dient. Von dort unternahm Rebmann im April 1848 seine erste größere Missionsreise nach dem Innern, um dem Land Dschagga, das ihnen so oft genannt worden war, das Evangelium zu bringen. Am 11. Mai, eine Tagereise vor Taweta, schreibt er in sein Tagebuch die schlichten Worte: „Wir fahen diesen Morgen die Berge von Dschagga immer deutlicher, bis ich gegen 10 Uhr den Gipfel von einem derselben mit einer auffallend weißen Wolke bedeckt zu sehen glaubte. Mein Führer hieß das Weiße, das ich sah, schlechtweg,Kälte'; es wurde mir aber ebenso klar als gewiß, daß das nichts anderes sein könne als Schnee." Alle die sonderbaren Geschichten von einem unzugänglichen, weil von bösen Geistern bewohnten Gold- und Silberberg im Innern, die ich mit Dr. Krapf seit meiner Ankunft an der Küste oftmals gehört hatte, waren mir nun auf einmal klar geworden." Rebmann zog nach der Dschaggalandschaft Kilema weiter, wo er „den scheinbar nur wenige Stunden, in Wirklichkeit aber 1-2 Tagereisen entfernten, mit ewigem Schnee und Eis bedeckten Kilimandscharo erblickte, so oft er die Augen aufhob", und kehrte im Juni mit der Kunde seiner wunderbaren Entdeckung nach Rabai zurück. Aber im November desselben Jahres war der unermüdliche Glaubensbote schon wieder auf dem Weg nach Dschagga. Von Kilema nach Madschame vordringend, kam er dem Kilimandscharo so nahe, daß er sein herrliches Schneehaupt sogar bei Nacht im Mondschein ganz deutlich sehen konnte“, und glaubte sich in Madschame selbst vom Fuß des Kibo „nur eine Stunde entfernt". „Es sind zwei Hauptgipfel", lautet sein Tagebuch, „die sich auf der gemeinsamen, etwa 10 Stunden langen und ebenso breiten Basis so lagern, daß zwischen denselben ein Sattel gelassen ist, der sich von Osten nach Westen 3-4 Stunden ausdehnt. Der östliche Berggipfel ist niedriger und von spißigen Formen, während der westliche höhere eine prächtige Kuppe darstellt, die auch in der heißen Jahreszeit, wo der östliche Nachbar seine weiße Decke nicht mehr halten kann, mit einer Masse von Schnee bedeckt ist." Die Suaheli an der Küste heißen den Schneeberg Kilima-Ndscharo (Berg der Größe), die Dschagga

aber nennen ihn Kibo, was zugleich den Schnee selbst bezeichnet." Rebmann hatte richtig beobachtet bis auf die irrigen Größenangaben und die Deutung des Namens Kilimandscharo als „Berg der Größe“. Beide Irrtümer werden wir später richtig stellen können.

Im Februar 1849 nach Rabai zurückgekehrt, plante der wackere Missionar eine dritte, weitgehende Expedition „bis in die Mitte Afrifas" und brach zwei Monate später im April, trop der Regenzeit und ohne irgend einen anderen Schuß als einen Regenschirm mit 30 Trägern nach Dschagga auf. Wieder wanderte er dort von Kilema durch Uru nach Madschame zur Südwestseite des Kilimandscharo und kam da seiner Ansicht nach „der Schneeregion so nahe, daß, wären keine Abgründe dazwischen gelegen, sie nach 3-4 Stunden den Schnee erreicht hätten". Krankheit und Entbehrungen zwangen leider Rebmann im Juni zur Heimkehr, aber sein Plan, möglichst bis in die Mitte Afrikas“ vorzudringen, wurde von seinem Mitarbeiter Dr. Krapf aufgenommen und auf anderen Wegen wenigstens teilweise zur Ausführung gebracht.

Noch im November desselben Jahres (1849) unternahm Krapf eine Reise nach Ukamba nordöstlich vom Kilimandscharo und hatte am 10. November von Maungu aus eine schöne Aussicht auf den Schneeberg Kilimandscharo in Dschagga, der über Ndara und Bura hervorragte." "Sogar in dieser weiten Entfernung konnte ich wahrnehmen, daß die weiße Materie, die ich sah, Schnee sein müsse.“ Noch dreimal wurde Krapf auf seiner Ukambareise aus nah und fern des „Schnechauptes" des Kilimandscharo ansichtig und erhob damit Rebmanns Nachrichten über allen Zweifel. Die Höhe des Berges schäßte Krapf auf 12,500 englische Fuß.

Troy dieser positiven Erfolge stellte der Londoner Geograph Desborough Cooley nicht nur die Angaben beider Missionare plattweg in Abrede, sondern griff auch die bescheidenen Männer mit maßloser Heftigkeit an. Durch diese Angriffe wie durch seine späteren Ausfälle gegen den Reisenden von der Decken ist dieser im Übrigen verdienstvolle Gelehrte zu einer eigentümlichen Art von Berühmtheit gelangt, und seine Polemik sei hier registriert, weil sie durch das

interessante Problem der Schneeberge Äquatorial-Afrikas veranlaßt worden ist. Rebmanns Entdeckung, so eiferte Cooley, beruhe lediglich auf Sinnentäuschung, denn der ewige Schnee könne nicht vorhanden sein. Krapf aber sei von einem ungerechtfertigten Ehrgeiz besessen, hänge blind an großen Problemen und scheine gänzlich jener geistigen Schärfe bar zu sein, ohne welche ein thätiger Verstand eine gefährliche Eigenschaft werde. Die Entdeckung des ewigen Schnees, an welche Rebmann und Krapf ihr Herz gehängt, trage geradezu einen gespenstischen Charakter. Damit glaubte Cooley, und viele Andere mit ihm, die äquatorialafrikanischen Schneeberge für immer abgethan zu haben. Allein die Sache kam anders.

Ende Juli 1861 war der hannöversche Baron Klaus von der Decken, der im Jahr vorher vergeblich versucht hatte, zum Nyassasee vorzudringen, mit dem englischen Geologen Thornton, dem früheren Begleiter Livingstones, in Dschagga angekommen und hatte im August die Besteigung des Kilimandscharo, dessen Schneekuppe ihnen längst vor Augen gestanden, von Kilema aus in Angriff genommen. Drei Tage stiegen sie im Urwald hinan, aber die Ungunst der Witterung zwang sie bei ca. 8000 Fuß Höhe zur Umkehr. Wie früher Rebmann, so wandte sich auch von der Decken von Kilema der Westseite des Kilimandscharo zu und sah dort den Kibo in vollster Klarheit. „Prächtig leuchtete die glänzende Kappe seines stolzen Hauptes, bei Sonnenuntergang mit zartem rosigen Licht übergossen.“ „Weit jenseits erhebt der zackige Ostgipfel, eine rauhe, fast wagerechte Plattform bildend (?), sich jäh aus einer von Osten her in geringem Winkel ansteigenden Fläche; ein 3000 Fuß niedrigerer Sattel, gleichsam ein Thal zwischen zwei ungeheuren Wellen, trennt ihn von dem erhabeneren westlichen Dome." Nach Europa zurückgekehrt, berichtete von der Decken: „Der Berg (Kibo), dessen Gipfel eine Kuppel bildet, ist etwa 20,000 Fuß hoch und in der Höhe über 17,000 Fuß mit Schnee bedeckt" und stellte damit die Richtigkeit der Angaben Rebmanns und Krapfs außer allen Zweifel.

Von der Decken ließ sich aber an seinem ersten Erfolg nicht genug sein. Im folgenden Jahr verband er sich mit Dr. Otto

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