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an der beständigen Einförmigkeit ermüdet. Da plötzlich öffnet sich vom Kamme eines Höhenzuges ein wundersames Panorama. Einige Meilen vor uns erstreckt sich der schmale, hell schimmernde DschipeSee nach Süden, dahinter ragen die dunkeln, schroffen Mauern der Uguenoberge bis in die grauen Schichtwolken empor; nach rechts hin zieht sich im Mittelgrund der dunkle Streifen der Wälder, welche den Lumifluß umsäumen und Taweta einschließen. Hinter diesen Wäldern steigt die Steppe leicht an und verläuft in dunstiger Ferne zu dem unteren Teil des mächtigen Gebirgsstockes des Kilimandscharo, der nun mit einemmal zu der Riesenhöhe von 6000 m unvermittelt aus der Steppenebene emporwächst. Ziemlich deutlich lassen sich unterhalb der breiten Wolkenschicht, welche den mittlern Teil des Gebirges umhüllt, die waldigen Hügel der Dschaggalandschaften erkennen, und über den Wolken strahlt plöglich aus dem Himmelsblau ein wunderbar erhabenes Bergbild in schneeblendender Weiße hervor wie eine Erscheinung aus einer andern Welt. Es ist der Kibo, der Hauptgipfel des Kilimandscharo. Sein kleinerer Zwillingsbruder Mawensi verbirgt sich hinter einer hoch aufgewölbten weißen Cumuluswolke, nur der nordöstliche Abfall tritt unter den Wolken als eine weit geschwungene, geradezu architektonisch regelmäßige Linie hervor. Welche Gegensäße sind in diesem Bild harmonisch vereint! Hier unten die Glut des Äquators und tropisches Leben, neben uns der nackte Neger und vor uns Palmenhaine am Rande des Tawetawaldes; dort oben die Eisluft der Pole; die überirdische Ruhe einer gewaltigen Hochgebirgsnatur, ewiger Schnee auf erloschenen Vulkanen."

Auch diesmal wieder war es für mich und meinen Gefährten ein Moment völligen Vergessens aller Mühen. Wir standen nur und staunten, während der Troß der Karawane an uns vorbeitrottelte. Nach der ersten Augen- und Seelenweide begannen wir die Möglichkeit der Ersteigung zu erörtern und schon von hier aus nach Angriffspunkten auszulugen. Es schien mir auch, als schaue über den schneeigen Ostrand des Kibo die dunkle Innenwand des Westkammes herüber, und zweifelnd schrieb ich in mein Itinerar: „Es wäre doch

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prächtig, wenn wir nach diesem Anblick ausfindig machen könnten, ob der alte Kibokrater innen wirklich schneefreie Abstürze hat."

Zu langen Beobachtungen war jedoch hier keine Zeit; wir eilten der Karawane nach. Und das nun folgende Marschstück war das schwerste der ganzen Reise. Je mehr wir uns der Senkung des Lumi und Dschipe-Sees näherten, desto sengender brannte die Sonne. Unsere lezte Wasserlast war längst ausgetrunken. Von der vorlegten Bodenwelle aus genossen wir einmal einen ermutigenden kurzen Blick auf den silberglänzenden, langgestreckten See, aber nach Passierung der wasserlosen Felslöcher Landjoro mdogo, wo ich 1887 gelagert hatte, standen uns noch vier Stunden anstrengenden Marsches bis zum Wasserwald" von Taweta bevor. Nun lief Jeder, so gut und schnell er vermochte. Schließlich wanderte ich nur mit Herrn Purtscheller und sechs Trägern der nötigsten Lasten, die Anderen blieben gänzlich marode und resigniert am Weg liegen und trafen großenteils erst am nächsten Morgen ein, nachdem ihnen Wasser entgegengebracht worden war. Auf dem wirr verschlungenen Pfade drangen wir endlich in den paradiesisch schattigen Tawetawald ein, kletterten über die vielen Verhaue, die von den Tawetanern zum Schuß gegen plündernde Massai errichtet waren, krochen durch das niedere Palissadenthor der Tawetalandschaft und bezogen mit dem Sonnenuntergang des 17. September im alten englischen Lager (siehe Tafel 5) die seit dem Jahr 1887 sehr baufällig gewordenen Strohhäuschen am still fließenden, kalten Lumifluß.

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III.

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Bei Mandara und
Mareale.

ie der syrische Beduine die schattigen Quellen von Damaskus besingt als das köstliche Ziel nach sonnenheißen Wüstenmärschen, so lobpreist der Sansibar-Araber und Karawanenneger das wasserkühle, schattige Taweta als das Paradies von Inner-Ostafrika. Und fürwahr, ein größerer Gegensaß wie der zwischen den weiten, heißen Baumsteppen und der schmalen, dunkeln Waldlandschaft Taweta ist nicht denkbar. Wenn Ägypten ein Geschenk des Nils ist, so ist Taweta eine Gabe des Lumiflusses, der, am Ostabfall des Mawensi entspringend, in einer langen Bodensenkung füdwärts zum Dschipe-See fließt und so weit einen Waldwuchs in aller tropischen üppigkeit aufwuchern läßt, wie an seinen beiden Ufern der Einfluß des Grundwassers und der Verdunstung reicht. Dieser Machtbereich des Wassers ist freilich im 2 km langen Mittellauf des Flusses, wo Taweta liegt, faum 1 km

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