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Gelegenheit haben sie sich brav geschlagen. Soweit sie uniformiert waren, sahen sie zwar ziemlich schmierig aus, aber ihre MauserBüchsen hielten sie in tadellosem Stand. Jedermann erhielt 20 Rupies Monatssold. Auch an dem Pfade, der zur Kinganifähre führt, war in einer höchst originellen improvisierten Wellblechschanze eine Watutawache postiert, während im Stationsgebäude, dem früheren Walihaus, das durch Mauern und Wälle in ein Fort verwandelt worden und dem Reichskommissar mit seinen Offizieren als Wohnung diente, eine größere Schar Sudanesen mit Weibern und Kindern untergebracht war. Schon der Umstand, daß die Watuta ohne Weib und Kind sind, gibt ihnen vor den Sudanesen einen erheblichen Vorzug. Die Umgebung des Forts war durch Umhauen der Kokospalmen in halber Mannshöhe auf 300 m Umkreis sturmfrei gemacht; vier mit deutschen Feldgeschützen armierte Eckbastionen beherrschten das Terrain allseitig.

Ganz unbefestigt ist die auf der Nordseite der Stadt gelegene französische Mission geblieben, wo ich Père Etienne und Bruder Oskar als liebe alte Bekannte begrüßen konnte. Die Missionare haben während des ganzen Aufstandes unbehelligt in ihrer Station ausgehalten und wiesen mit Stolz auf die ringsumher liegenden Trümmer der Hütten und des Hausrates von 6000 Menschen, welche sich während der Kämpfe und Beschießung zur schüßenden Mission geflüchtet hatten. Es ist Buschiri gewiß hoch anzurechnen, daß er die wehrlose französische Mission geschont hat, während er die Missionare der beiden Blockademächte als Feinde behandelte.

Nachdem mir der Herr Reichskommissar leihweise mit einem für die Truppe gerade entbehrlichen starken Zelt und verschiedenen Lagergerätschaften freundlichst ausgeholfen hatte, fuhr ich nach Dar es Salam, wo ich neben dem für afrikanische Verhältnisse stark befestigten Fort in den völlig zerstörten Straßen nur wenige Inder und ein paar Griechen bemerkte, die zerschossene deutsche Mission besuchte und auf den unter großen Mangobäumen liegenden Gräbern der Marineoffiziere A. Wolf und Landfermann einen Lorbeerzweig niederlegte, und kehrte am folgenden Tag nach Sansibar zurück. Über Buschiri hatte ich weiter nichts in Erfahrung bringen können, als

daß er nach dem Überfall von Mpuapua nordwärts gezogen sei, vermutlich in der Absicht, sich mit dem Usambara-Häuptling Sembodja in Masinde zu vereinigen. Das sah allerdings aus, als habe er es zum zweitenmal auf mich abgesehen; denn Masinde liegt auf der Panganiroute zum Kilimandscharo. Mein Lösegeld vom Jahr 1888 muß ihm doch wohl gute Dienste geleistet haben.

Indessen konnten mich solche Möglichkeiten in der Hauptsache nicht irre machen. Da alle ersten Schwierigkeiten, welche die Erpedition zu verzögern gedroht hatten, nunmehr überwunden waren, ging ich an die Beschaffung und Verpackung der Tauschwaren und kam auch damit rasch zu stande. Jedes Reisegebiet in Ostafrika hat bekanntlich sein kursierendes Geld, ohne welches der Reisende nichts auszurichten vermag. Wer zum Kilimandscharo wandert, braucht als große Münze vor allem weißes, mittelstarkes Baumwollenzeug (Bombay-Amerikani), ferner dunkelblaues Baumwollenzeug (Kaniki) und zinnoberrotes Baumwollenzeug (Bandera), und als Scheidemünze mittelgroße dunkelrote, dunkelblaue und weiße Perlen für Taita und Taweta, sehr kleine hellrote und hellblaue Perlen für das Dschagga= land und dunkelblaue Ringperlen für Ugueno, Kahe und die Massaigebiete. Eisen- und Messingdraht von Telegraphendrahtstärke ist daneben erwünscht, aber nicht durchaus notwendig. Wollte man in Taweta die Nahrungsmittel für sich und seine Karawane mit kleinen gelben Perlen oder grünem Wolltuch einkaufen, so würde man damit ebensowenig Erfolg haben wie ein Käufer, der in Deutschland die dortige Ware mit portugiesischem Geld bezahlen wollte. Das ge= prägte Geld, welches an der Küste Kurs hat, der Mariatheresienthaler, die indische Rupie und der Kupferpesa, wird auf der Mombassaroute schon nach dreitägigem Inlandmarsch nicht mehr genommen, während es auf der Panganiroute erst jenseits Masinde wertlos wird.

Daß neben jenen „gängigen“ Tauschwaren auch noch allerlei hübsche Geschenkartikel gern als Zugabe genommen werden, versteht sich von selbst; kaufen kann man jedoch nichts dafür. So hatte ich diesmal besonders für die Häuptlinge in Dschagga eine ganze Auslese von Uhren, Spieldosen, kleinen Telephonen, Maschinenmodellchen,

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Masken, vielklingigen Taschenmessern, Uniformstücken u. s. w. mitgenommen, die als Geschenke ihre erhoffte Wirkung selten verfehlten.

Bald war die gesamte Ausrüstung in Mattensäcke und Blechkoffer zu Lasten von je 60 engl. Pfund verteilt und verpackt, auch wurde noch ein Dußend Lasten Reis zugefügt, weil in den bis Taita zu durchziehenden Landschaften wegen dortiger Mißernten keine genügende Verproviantierung der Karawane zu erwarten stand, und da inzwischen der Inder Sewah Hadschi die kontraktliche Zahl der Leute zusammengebracht hatte, konnte ich schon Ende August, vier Wochen nach unserer Ankunft in Sansibar, die Karawane beim Sultan der Vorschrift gemäß registrieren lassen, damit nicht etwa ein Sklave ohne Wissen seines Herrn mit mir das Land verlasse. (Siehe Tafel 2.) Zwei Tage später ging die Expedition an Bord des englischen Dampfers „Somali“, dessen Benußung mir vom Admiral Fremantle zuvorkommend angeboten worden war, und segelte am Nachmittag des 3. September unter fröhlichem Abschiedshurra vom gastlichen Sansibar ab.

Bei der Insel Pemba lieferten wir am frühen Morgen an ein dort zur Beobachtung des Sklavenhandels stationiertes englisches Kriegsschiff die Post aus und liefen nach einem heißen Tag mit Sonnenuntergang in die palmenumhegte, durch hohe Ufer geschütte Bucht von Mombassa, unser nächstes Ziel, ein. Noch am Abend kam Mr. Buchanan, der dortige Generalvertreter der British East Africa Company, welchem ich von Sansibar unsere Ankunft vorher gemeldet hatte, an Bord und teilte mir mit, daß einige große Boote bereit seien, um mit Sonnenaufgang die ganze Karawane aufzunehmen und ohne Zeitverlust flußaufwärts nach Bandarin, dem Landungsplatz für die an unserer Route liegende Missionsstation Rabai, zu befördern. Und so geschah es. Die Karawane ruderte am Morgen in vier Booten, von den Somali bewacht, ab, und wir folgten einige Stunden später, nach einem kräftigenden Frühstück im Haus des Mr. Buchanan, wo ich in der Unterhaltung mit den liebenswürdigen Herren den lebhaften Eindruck gewann, daß auch in Englisch-Ostafrika gearbeitet wird mit starker Energie, klarem Zielbewußtsein und sehr großen Mitteln.

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