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Dem Andenken

an

Wilhelm Junker

gewidmet.

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n der Geschichte der afrikanischen Reisen und Entdeckungen bildet die Erforschung des Kilimandscharo, soweit sie bis heute gediehen ist, eines der interessantesten Kapitel. Zu seiner Skizzierung sei im Nachstehenden der Versuch gemacht.

Es ist allgemein bekannt, daß schon das klassische Altertum von Bergen und Seen berichtet, in denen der „Neilos", der Nil, seinen Ursprung nehme, und daß dieses Gebirge der Nilquellen von ptolemäos sen Stamen σελήνης ogos (Mondberg") erhalten und nebst den Quellseen des Nils füdlich vom Äquator auf der Karte festgelegt worden ist. Auf welches Gebirge und auf welche Seen beziehen sich aber die Ptolemäischen Nachrichten und die Nachrichten aller Derer, die auf der Ptolemaischen Erdkenntnis weiterbauten?

Mittelalterliche Gallione.

Wenn wir einer weitverbreiteten Ansicht folgen, die Stanley in einem besonderen Kapitel seines Buches Im dunkelsten Afrika“

Hans Meyer, Kilimandscharo.

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vertritt und durch zahlreiche Citate zu stüßen sucht, so müssen wir annehmen, daß sich die Nachrichten der Alten und der frühen Araber von den Bergen der Nilquellen und den Quellseen des Nils auf den füdlich vom Äquator liegenden, von Stanley umgangenen Ruwensori und auf die östlich und westlich von demselben gelegenen großen Nilseen beziehen, von deren Eristenz das Altertum und Mittelalter eine unser mangelhaftes geographisches Wissen von Afrika beschämende Kenntnis gehabt hätten. Wenn wir dagegen der Ansicht anderer Geographen folgen, denen sich auch E. G. Ravenstein anschließt, so gelangen wir zu einem anderen, viel wahrscheinlicheren Resultat und wahren nebenbei dic Priorität der Ruwensori-Entdeckung nicht Stanley, der sich derselben ohne großen Schmerz zu entschlagen scheint, sondern Casati, der schon im Jahr 1887 Emin Pascha auf jene schneebedeckten Berge aufmerksam gemacht hat.

Vor Ptolemãos glaubte man, wie auch die Karte des Eratosthenes zeigt, daß der Nil seine Quelle in Seen habe, die dem Indischen Ozean nahe lägen, wenn nicht gar im Indischen Meer selbst entspränge. Diesem letteren Unsinn trat Ptolemãos entgegen und ließ auf seiner Karte den Nil in einem Gebirge, das er Mondgebirge nennt, aus mehreren Quellen entspringen, die sich in zwei Seen zum Abfluß nach Norden sammeln. Woher hat Ptolemäos dieses Wissen? Von Nordafrika her gewiß nicht, denn daß von dort aus ein Reisender, ein Händler, ein Eroberer bis in jene ungeheuer fernen Länder jenseits vom Äquator vorgedrungen sei, ist unwahrscheinlich und findet sich nirgends berichtet; auch würde dann Ptolemãos nicht von dem viel näheren Nilzusammenfluß in Meroe eine so falsche Zeichnung haben liefern können. Die Nachricht kann ihm nur von Osten her gekommen sein, wie ja schon nach A. von Humboldts Untersuchungen gerade seine Nomenklatur ein geschichtliches Denkmal für die Handelsbeziehungen des Occidents zur afrikanischen Ostküste ist. Ins Innere ist von der Ostküste aus gewiß Niemand in die Zentral-Äquatorialregion gereist, ohne daß Ptolemäos von einem solch außerordentlichen Unternehmen entweder auf seiner Karte ein Itinerar gegeben hätte, wie er es in anderen Fällen gethan, oder in einem einleitenden Buch

darauf hingewiesen hätte, wie es gleichfalls sonst seine Gewohnheit ist. Wir können also nur annehmen, daß seine Angaben ausschließlich auf Erzählungen von Küstenfahrern beruhen, und damit erklärt sich Manches.

Werfen wir nämlich einen Blick auf die Ptolemäische Karte, so sehen wir, daß auf ihr die Stromvereinigung in Meroe sich zusammenseßt aus dem Fluß, welcher Arum passiert, aus dem Astapus, der vom äquatorialen Koloesee kommt, und aus dem Nil, den die beiden südlich vom Äquator liegenden Seen speisen. Von den küstennahen Gebieten Abessiniens, vom Hawashfluß und seinen Seen, die schon Strabon kannte, und anderen Punkten, die damaligen Reisenden nicht unbekannt waren, erwähnt Ptolemäos nichts; sein Abesfinien ist ein Zerrbild, gezeichnet nach den Berichten der Küstenfahrer. Daß troy alledem Ptolemäos Kenntnis von den so sehr viel weiter im Innern des Kontinents gelegenen Nilseen und Quellbergen gehabt haben soll, ist nicht anzunehmen.

Mit Bezug aber auf seine Nilzeichnung finden wir in dem anonymen Periplus des Roten Meeres, daß Koloe 3 Tagereisen von dem an der Küste gelegenen Adule entfernt ist, daß man von dort in 5 Tagen nach Arum gelangt, bei weiterer Reise den Nilus kreuzt und dann wohl die Pylaeen (Pässe) in Samen erreicht. Das Koloe des Ptolemãos kann also nicht da liegen, wo es die Ptolemäische Karte am Äquator zeigt, sondern wir haben es in Abessinien zu suchen und können es dort auch mit dem Kole der abessinischen Chroniken und dem heutigen Halai (Kalai) am Plateaurand identifizieren. Ferner nennt Ptolemãos die Katadupi an seinem von Süden kom menden Nil. Diese Katadupi liegen aber nicht am Weißen, sondern am Blauen Nil, d. h. der Ptolemäische Nil, der den Seen entspringt, ist nicht der Weiße, sondern der Blaue. Unter solchen Verschiebungen bekommt die Ptolemäische Karte eine ganz andere Deutung. Wir sehen nun in dem Fluß, welcher Arum passiert, den heutigen Mareb, im Astapus, der dem Koloesee entfließt, den heutigen Tagase, und imi Nilus, der aus den beiden Duellseen hervorgeht, den Blauen Nil, welchen Ptolemãos, getreu der alten Überlieferung, in entfernten

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