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Goanesenviertel die Sultanshymne klang, sah mich dankbar Abschied nehmen vom Jahr 1889, das mir gehalten hat, was die Jahre 1887 und 1888 versprachen. Mit Herrn Purtscheller und meinen Somali ging ich am 3. Januar 1890 an Bord des großen Dampfers „Amazone" der Messageries Maritimes, der mit Anlaufen von Aden und Obok direkt nach Marseille fährt. Langsam tauchte Sansibar, die Stadt und die Insel, in den Ozean hinab, und stumm winkten wir Ostafrika unsern Abschiedsgruß zu. Da der Indische Ozean in der Ruhezeit zwischen den beiden Monsunen lag, vergingen die Tage mit Lesen, Korrespondenz, Unterhaltung, Deckspaziergängen und guten Mahlzeiten auf dem schönen, vortrefflich gehaltenen Schiff und in der Gesellschaft einer liebenswürdigen deutschen Familie aufs Angenehmste. Aden wurde in der Nacht angelaufen, so daß sich mein Abschied von den alles Gute auf mein Haupt wünschenden Somali wesentlich verkürzte. Ali wäre gern nach Europa mitgegangen, aber schlimme Erfahrungen, die ich früher einmal mit einem schwarzen Diener gemacht, ließen mich taub gegen seine Bitten sein, und gewiß nur zu seinem Besten, denn ich kenne keinen Schwarzen, der in Deutschland bei der kindischen Verhätschelung, die ihm von allen Seiten zu teil wird, seine guten Eigenschaften nicht verloren hätte.

Im berüchtigten Roten Meer quälte uns die gefürchtete Hite weniger, als sie es im Juli gethan, und im Mittelmeer empfingen uns kalte Nordwinde, vor denen schnell das letzte Stück der Tropenkleidung verschwand. Schon am 18. Tag nach der Abfahrt von Sansibar lief die „Amazone" im winterlich kahlen Marseille ein, und in derselben Nacht entführte mich, während Purtscheller zur Erholung nach Italien abgebogen war, der Schnellzug nach Paris und von dort einige Tage später nach Leipzig, wo ich zur Geburtstagsfeier Kaiser Wilhelms II. im Kreis der Meinigen nach siebenmonatlicher Abwesenheit wieder eintraf.

Einige Tage später durfte ich dem Reichsoberhaupt über meine Expedition Bericht erstatten. Seine Majestät nahm die Widmung der Kaiser-Wilhelms-Spiße, die ich in natura mitgebracht hatte, gnädigst an. Die höchste deutsche Bergesspite ruht nun auf dem

Schreibtisch dessen, der selbst auf Deutschlands höchster Spite steht. Möge dies ein sinnliches Zeichen und frohe Gewähr sein für die nun auf Afrika angewandte einstige Willensäußerung des großen Cäsar:,,te teneo, Africa!" Wie auf dem höchsten Gipfel afrikanischer Erde die deutsche Flagge triumphierend weht, so wehe von ihrem kaiserlichen Schußherrn aus deutsche Gesinnung und deutsche Gefittung Licht bringend über den dunkeln Erdteil, der Kolonie zum Segen, den Kolonisatoren zum Nußen, dem Vaterland zur Ehre.

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IX.

Bur Geographie des
Kilimandscharo.

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Geodätische Instrumente.

enn man die orographische Karte von Afrika anschaut, erkennt man auf den ersten Blick, daß das Rückgrat des Kontinents im Osten, dem Indischen Ozean zu, gelegen ist, der vom Adersystem der großen Flüsse durchzogene Körper jedoch sich westwärts weit und massig in das Atlantische Meer hinaus erstreckt.

Vom Golf von Suez an verläuft das östliche Hochland am Westrand des Roten Meeres entlang über Nubien nach Abessinien, Enarea, Kaffa, dem Kenia- und Kilimandscharo-Gebiet zur Tanganika-Nyassa - Wasserscheide und weiterhin, westwärts einbiegend, zur Wasserscheide zwischen Kongo und Sambesi und macht so in seiner östlichen Randlage den dunkeln Erdteil gleichsam zum Spiegelbild des von einem westlichen Rücken, den Anden, getragenen Südamerika. Drographisch und hydrographisch ist dieses von 25 Grad nördlicher Breite zu 15 Grad südlicher Breite reichende Grundgerüst der afrikanischen Erde der großartigste Teil des dunkeln Kontinents, wenn auch im Gegensatz zu den südamerikanischen

Hans Meyer, Kilimandscharo.

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Anden die Gebirgsbildung weit hinter der Hochlandsbildung zurücktritt.

Wo breitere und höhere Gebirgsformen dem ostafrikanischen Hochland aufsizen, wie in Abessinien und unter dem Äquator, da verdanken sie vulkanischen Kräften ihre Entstehung. Vulkanische Kräfte haben Afrika aber auch nur hier plastischer modelliert. Abgesehen von den kleinen, weitverstreuten vulkanischen Gebilden in der Sahara, den Canaren, dem Guineagolf, der Benguelaküste, den Comoren sind jüngere, vom Zeitenlauf noch nicht abgetragene Eruptivgesteine nur hier in größerer Ausdehnung vorhanden. Im Ganzen ist Afrika ein sehr vulkanarmer Erdteil.

Überall in der Welt weisen Vulkane auf das Vorhandensein tief gehender Verwerfungen der Erdrinde hin, aus welchen sie hervorgewachsen sind, überall zeigt die lineare Anordnung benachbarter Feuerberge den Verlauf einer Erdspalte an. So auch in Afrika. Die große ostafrikanische Eruptionsspalte beginnt im Südteil des Roten Meeres und endet im Gebiet des Kilimandscharo. Ihre größte Breite hat sie in Abessinien, von wo sie über Kaffa nach Süden immer schmäler verläuft und in der vom Grafen Teleki und Leutnant von Höhnel neuerdings erforschten Samburu-Region eine zwischen parallelen Bergketten eingesenkte Mulde, einen „Graben“ darstellt, welcher eine lange Reihe abflußloser Salzseen und Sümpfe einschließt. Im Kilimandscharo-Meru-Gebiet wird die Mulde wieder breiter. Südlich vom Kilimandscharo scheint die Erdspalte andeutungsweise bis zum Nyassa und Sambesi zu reichen, während sie sich nordwärts über das Rote Meer weg offenbar durch Nordwestarabien bis in das südliche Syrien fortsett, also im großen „erythräischen Graben“ und im „Graben des Toten Meeres" verläuft.

Der Ruwensori, Gambaragara, Gordon Bennett und andere westlich vom Victoria Nyanza gelegene alte Vulkane scheinen auf einer Parallelspalte zu stehen, während eine dritte große Verwerfung sich offenbar von den Guinea-Inseln über Kamerun nach Adamaua und dem Tsadsee, vielleicht darüber hinaus erstreckt. Alle drei Spalten haben einen im Großen nordsüdlichen Verlauf.

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Die Entstehung der meisten ostafrikanischen Vulkane reicht in die Tertiärzeit zurück. Nur einige wenige zeigten noch in der Neuzeit eruptive Thätigkeit; so je einer in Ostabessinien, am Samburusee, am Gelei - Natronsee. Solfataren kommen häufiger vor. Wie in anderen Weltteilen, so findet sich auch in Afrika die energischste Äußerung der vulkanischen Kräfte im Äquatorialgebiet. Dort erheben sich der Kenia zu 5600 m (nach von Höhnel), der Ruwensori zu 5650 m (nach Stanley) und der Kibo des Kilimandscharo zu 6010 m; lauter Höhen, die dem durchschnittlichen Maximum vulkanischer Erhebungen nahekommen, denn über 7000 m hoch ist kein Vulkan der Erde. Der Kilimandscharo ist also nach den obigen Zahlen der höchste Vulkan auf afrikanischem Boden.

„Kilimandscharo“ ist eine Suaheli-Bezeichnung und bedeutet,,Berg des Geistes Ndscharo“. Der Geist Ndscharo ist eine männliche Dreade, eine Art afrikanischer Rübezahl, der auch einen Berg in Bondei bewohnt und diesem gleichfalls den Namen „Kilimandscharo“ gibt. Die Bewohner des Kilimandscharo, die Wadschagga, haben keinen zusammenfassenden Namen für den Gebirgsstock, sondern nennen den eisbedeckten Westgipfel „Kibo“, d. h. „der Helle“, den felssigen, eislosen Ostgipfel,Mawensi“, d. h. „der Dunkle". Die Bezeichnung Kibo haben die Suaheli adoptiert, den Namen Mawensi aber haben sie analog zu Ki-limandscharo und Ki-bo fälschlich in Ki-mawensi umgewandelt.

Wie der Kenia, so steht auch der Kilimandscharo am Ostrand des großen ostafrikanischen „Grabens", und zwar westlich von ihm erhebt sich im „Graben" selbst der 4900 m hohe Meru; dem tieferen Westrand des „Grabens“ aber sind alle die abflußlosen Seen: Mandjara, Gelei, Naiwascha, Elmeteita und andere, eingebettet. Der Kibogipfel des Kilimandscharo liegt auf 3o 4' füdlicher Breite, 37° 15' östlicher Länge. (Siehe Karte II.)

Der Kilimandscharo ist ein Doppelvulkan, zusammengewachsen aus dem älteren Mawensi im Osten und dem jüngeren Kibo im Westen, so daß seine ostwestliche Erstreckung erheblich länger ist als seine Nordsüdachse. Aus der im Mittel 800 m hohen, im Süden niedrigeren, im Norden höheren Steppenebene erhebt sich das Gebirge in schön

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