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vorher nie gesehen, so daß an eine Rückkehr ins Zelt in dieser Nacht nicht zu denken war. Die Leute wüteten mit Feuerbränden und Pulver, gaben aber schließlich den vergeblichen Kampf auf und räumten das Feld. Wir waren froh, an anderer Stelle in unsere Decken gewickelt unbehelligt den Rest der Nacht zu verbringen.

Auf früheren Reisen, namentlich am Rufufluß, bin ich mehrmals in der Nacht durch die Treiberameisen (Anomma arcens) aus dem Zelt gejagt worden. In der Nacht oder an ganz trüben Tagen führen sie ihre Raubzüge offen aus; an sonnigen Tagen wandern sie nur im dunkeln Schatten des Grases oder Laubes und bauen sich auf schattenlosen Stellen handbreite Gewölbe aus Erdkrumen, unter denen sie Schutz vor den Sonnenstrahlen finden. Am frühen Morgen vor Sonnenaufgang und an kühlen, schattigen Tagen habe ich oft diese Ameisennomaden beobachtet, wenn sie in einem handbreiten ununterbrochenen Zug unseren Pfad kreuzten und unsere marschierenden Leute veranlaßten, mit dem Warnruf,,siafu“ eiligst über sie hinwegzuspringen. Deutlich sind drei verschiedene Kasten in ihren Kolonnen zu unterscheiden. Zu beiden Seiten des Zuges stehen in gewissen Abständen die Glieder der größten Kaste und strecken ihre stark gekrümmten, spißen Kieferzangen, die ihrer Körperlänge gleichkommen, geöffnet nach der Außenfronte des Zuges, um jeden nahenden Feind sofort gebührend zu empfangen. Unter ihrem Schuß ziehen die beiden anderen Kasten in hellen Haufen eilig dahin. Die größere von ihnen, die mit geraden, scharfen Kieferscheeren von halber Körpergröße bewehrt ist, hat augenscheinlich den Beruf, die gefundene Beute zu zerschneiden und zu zerbeißen, wogegen es Sache der dritten, kleinsten und mit nur kleinen Kiefern ausgerüsteten Kaste ist, die zerlegten Stückchen fortzuschleppen. Stört man mit einem Stock die Harmonie des Zuges, so stürzen sich die beiden ersten Kasten mit wütenden Bissen auf den Eindringling, während die dritte Kaste mit ihren Lasten eiligst entflieht. Unbehende Kriechtiere und sogar kleine Säugetiere, die nicht rechtzeitig entflichen, fallen den angriffslustigen Feinden rettungslos zum Opfer. Die Entwickelung und Vermehrung der Insekten beschränken sie wohlthätig im ganzen Land.

Am anderen Morgen waren unsere kleinen Sieger abgezogen, aber von jedem Stück Fleisch hatten sie etwas mitgenommen und zwar seltsamerweise weniger von den saftigen Muskelfasern als von den harten Sehnenteilen und vom Fett.

Der für uns folgende vierstündige Marsch an den Wänden des Dschaviaberges entlang nach dem üppigen Thal des Matatebaches war nach den vorhergehenden Märschen mehr ein Erholungsspaziergang. Viele Träger waren fußkrank und humpelten klagend über das scharfe Geröll des Taitagesteins. Oben unter dem hochragenden Dschaviafels wendete ich den Blick noch einmal zurück auf die überstandene unabsehbare Taitawildnis und empfing als Gegengruß für meinen stummen Abschied ein ebenso unerwartetes wie zauberhaft schönes Naturbild. Hoch über den ziehenden Haufenwolken der Steppen hob im fernen dunstigen Westen wie eine Fata Morgana der Kibo sein schneeweißes Haupt zum Himmel, so einsam, so gewaltig und doch so schemenhaft, daß uns sein Suaheli-Name „Geisterberg" wie von selbst auf die Lippen trat. Nur im Himalaya, von Dardschiling aus zur Kantschindschinga-Kette schauend, habe ich ein Bergbild von ähnlicher Größe und Schönheit gesehen.

Im Fernglas traten die Felsen der Kaiser-Wilhelm - Spize dunkel aus dem weißen Eisdom hervor, alle anderen Teile überragend. Aber von Norden her verhüllte langsam ein Wolkenschleier das hehre Haupt und entrückte es unserer Anschauung, bis „unser“ Berg nach Monaten wieder in der nordischen Heimat auf den photo= graphischen Platten auferstehen sollte.

Auf unserm alten Zeltplatz im immergrünen Matatethal herrschte bald wieder das geschäftige Treiben der mit Mais, Hirse und Zuckerrohr schachernden Wataita, erklang das Singen und Lachen der Träger, das Keifen und Kreischen der Weiber. Wieviel weniger liebenswürdig, zuthunlich und umgänglich sind doch diese Wataita als die Wakuafi von Taweta und die Wadschagga von Marangu, Modschi und Madschame; wieviel geringer ist ihre körperliche Anmut, wieviel größer ihr Mißtrauen und ihre Verschlagenheit. Der unangenehme Eindruck war für uns alle jest besonders stark. Und

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