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I.

Von Deutschland zur

Suaheliküßte.

ie für alle Gebiete menschlicher Thätigkeit, so gilt auch für das Reisen das Sprichwort:,,Übung macht den Meister". Und zwar kommt zuvörderst die Übung in der Wahl der Reisemittel, der Ausrüstung in Betracht, denn ihre Zweckdienlichkeit ist die crste Bedingung für den Erfolg der Reise. Wer ohne weitere Erfahrung zum erstenmal kulturferne Länder bereist, wird je nach Gewöhnung und Grundsäßen entweder unzulänglich ausgerüstet sein oder und dies in den meisten Fällen sich mit allzu viel Ballast schleppen. Wem es aber vergönnt ist, wie mir es war, ein auf früheren Fahrten liebgewonnenes Reisegebiet zum drittenmal zu betreten, der weiß, worauf es ankommt, und wird dem entsprechend seine Ausrüstung einrichten.

Boraffuspalme.

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Alle jene patentierten praktischen Reiseeffekten", wie sie in den europäischen Ausrüstungsmagazinen ausgestellt und angepriesen werden, alle die Offiziersmenagen zum Ineinanderschachteln, die Lampen und Laternen zum Zusammenfalten, die Gummibetten und Kissen zum Aufblasen und dergleichen mehr, läßt der erfahrene Reisende

beiseite, denn er weiß, daß derartige komplizierte Mechanismen wohl brauchbar in Kulturländern sein mögen, wo sie jederzeit ausgebessert werden können, falls sie in Unordnung geraten, teilweise auch in den Küstenstrichen kulturloser Länder verwendbar sind, wo für sie, wie an der Ostküste Afrikas, Ersaß geschafft werden kann, daß sie aber gänzlich unbrauchbar auf Reisen im Innern der kulturlosen Kontinente werden, wo sie weder ausgebessert noch ersetzt werden können.

Einfachster Mechanismus, sorgfältigste Arbeit und bestes Material sind besonders für Reisen im Innern von Afrika die drei Normen, nach welchen jedes Ausrüstungsstück zu beschaffen ist. Das Teuerste ist auch da in vieler Beziehung am billigsten. Leider ist es bei strenger Beobachtung der vorgenannten Gesichtspunkte immer noch nicht möglich, sich durchweg in Deutschland auszurüsten. In einigen hier in Betracht kommenden Zweigen ist die deutsche Fabrikation der fremden voraus, so 3. B. in wissenschaftlichen Instrumenten und in Waffen, in vielen anderen Dingen hingegen ist der Reisende namentlich auf England angewiesen, dessen koloniale Erfahrung und dessen Vertiefung in alles, was Sport heißt, dem Bedürfnis des Reisenden im weitesten Maße entgegenkommt.

Es wird nicht ohne praktisches Interesse sein, wenn ich im Folgenden einige dahingehende Winke gebe. Zunächst die Kleidung. In der noch nicht entschiedenen und sicherlich auch nie für Jedermann in gleicher Geltung zu entscheidenden Streitfrage, ob Wolle, Baumwolle oder Seide als Unterkleid in heißen Ländern zu bevorzugen sei, habe ich mich, nachdem ich jedes versucht, für Baumwolle entschieden und zwar für Baumwolle in Trikotgewebe, welches den Vorteil bietet, daß es nicht filzt, den Schweiß ebenso leicht aufnimmt wie verdunsten läßt, gründlich mit kaltem oder warmem Wasser gereinigt werden kann, ohne einzugehen, und einen dauerhaften Faden besißt, wenn man die allerwärts als „Lahmanns Normalbaumwolle“ käuflichen Hemden und Unterhosen gebraucht.

Auf dem Marsch trägt man dazu am besten ein langes Beinkleid, wie es in Sansibar von dem dort üblichen gelbbraunen, dauerhaften Baumwollenstoff billig angefertigt wird, und im Lager oder bei

fühler Witterung eine Jacke aus ebensolchem Stoff. Die Füße werden mit dicken, starkfädigen Wollsocken, in welchen man am bequemsten marschiert, und mit rindsledernen, über die Knöchel reichenden und gut vernagelten Schnürstiefeln bekleidet. Ein Paar starke, nicht zu tief ausgeschnittene Pantoffeln sind im Lager und bei Fußkrankheiten unentbehrlich. Den Kopf bedeckt in Sonne und Regen am zweckmäßigsten ein englischer Sonnenhelm, wie ihn Silver u. Komp. in London liefert, im Schatten ein weiches Fes oder eine schirmlose Müße, die man sich in kalten Nächten auch über die Ohren ziehen kann.

Von größter Wichtigkeit ist die Beschaffenheit der Zelte und Feldbetten. Sie sind von Benjamin Edgington in London in so vorzüglicher Qualität zu beziehen, daß sie nichts zu wünschen übrig lassen. Edgingtons,,double-roof ridge tent" aus grünem, imprägniertem Segelleinen mit Eschenstäben und einem Sonnensegel, und Edgingtons,,portable camp bedstead" mit Eschenstäben und einer dünnen Korkmatraße haben Stanley, Wissmann, François, Kund, Johnston und Andere auf ihren Reisen mitgeführt und sie ebenso bewährt gefunden wie ich. Ein Roßhaarkissen, eine dünne Decke aus Florettseide für warme Nächte, dicke Kamelhaardecken für kühle Nächte vervollständigen die Bettausrüstung. Einfache Klapptische und Klapp= stühle liefern sehr gut Silver u. Komp. in London. Eiserne Koffer dagegen, welche in Gestalt und Gewicht für den Transport auf den Rücken und Köpfen der Träger geeignet sein müssen, werden neuerdings nach meinem Modell in trefflicher Haltbarkeit von F. A. Schulze in Berlin, Fehrbelliner Straße, angefertigt. Ebendaher kann man solide Zeltlaternen mit vierseitig ausstrahlendem Licht, blecherne Ölflaschen und blecherne Wassereimer beziehen, in welch leytere alles Tisch- und Küchengeräte, das man natürlich am besten aus emailliertem Eisen wählt, einfach hineingelegt und mit einem Einsatzdeckel verschlossen wird. Daß die Küchengerätschaften ohne weiteres Packen und Schachteln nur in die Eimer gelegt zu werden brauchen, ist wichtig, weil andernfalls auf dem Marsch bei den eiligen Aufbrüchen in der Frühe vom Koch oder dem ungeduldigen Träger der Küchenlast das widerspenstige Gerät sicherlich liegen gelassen oder „verloren“ wird.

Für die Reiseapotheke empfiehlt sich die in der Berliner SimonsApotheke käufliche Einrichtung, welche nach Dr. Falkensteins Angabe für Tropenreisen hergestellt ist. Nur muß man darauf achten, daß die Medikamente, soweit wie immer möglich, in komprimierter und dosierter Pastillenform den Blechfläschchen eingefüllt werden, und das Ganze in einem starken Blechköfferchen untergebracht wird, denn Schuß gegen Bruch und Nässe ist für die Einrichtung einer Tropenapotheke in erster Linie bestimmend.

Die Waffen für uns Europäer und für die Soldaten hat wiederholt Immanuel Meffert in Suhl geliefert. In keinem andern Teil der Ausrüstung ist der persönlichen Liebhaberei so viel Spielraum gelassen wie in der Bewaffnung, denn es kommt vielmehr darauf an, wie der Schüße und wie die Büchse schießt, als was für ein Geschoß und Kaliber geschossen wird. Doch wird durch die Eigenart der afrikanischen Jagd, die Größe und Zähigkeit des afrikanischen Wildes, durch die Notwendigkeit, auf weite Entfernungen zu schießen u. s. w., eine gewisse Beschränkung bedingt, welche mich und andere Reisende zu dem Schluß geführt hat, daß man mit zwei Waffen allen Vorkommnissen gerecht werden kann. Dies sind eine Expreßbüchse 450 oder 500 (Zentralfeuer-Doppelbüchse oder einläufige Mauser-Büchse), mit welcher alles große Wild vom Rhinozeros bis herab zum Springbock geschossen werden kann, und eine Zentralfeuer-Doppelflinte Kaliber 12, welche, mit Mittelschrot geladen, das Rebhuhn, mit Posten geladen die Gazelle und den Leoparden zur Strecke bringt. Zur Verteidigung gegen menschlichen Angriff bleibt der Schrotschuß immer der beste; doch ist daneben das Mitführen eines Revolvers als Drohmittel in ernsten Lagen ratsam. Wer entfernte Gegenden zu erreichen ge= denkt, wo Elefanten noch zahlreich sind, mag eine kurze Doppelbüchse Kal. 8 mitführen, aber notwendig ist diese schwere Waffe nicht, da der Elefant auch von der Expreßbüchse 500 fällt. Ich selbst habe meine Elefantenbüchse nie benut. Für ornithologische Sammlungen ist dagegen ein kleines Vogelflintchen unentbehrlich.

Was ich diesmal im Gegensatz zu früheren Erpeditionen in Menge. anschaffte, ist geladene Munition anstatt leerer. Das Bedenken, daß

geladene Munition unterwegs explodieren könne, wird durch die heutige Art der Verpackung gegenstandslos, und das Geschäft des Patronenladens im Innern ist so lästig, daß Einem leicht die ganze Jagd verleidet wird, abgesehen von der peinlichen Situation, in welche man bei Mangel an fertiger Munition durch einen feindlichen Angriff versezt werden kann. Drum empfiehlt sich die Mitnahme von fertigen Patronen und zwar nur in Messinghülsen, weil Papierhülsen durch Nässe und Hantieren sehr bald aufgeblättert und unbrauchbar werden.

Während die bisher genannten Ausrüstungsstücke jedem Reisenden unentbehrlich sind, einerlei ob er sich mit wissenschaftlichen Beobachtungen abgibt oder nicht, lasse ich eine Reihe von Instrumenten folgen, deren nur der Forschungsreisende bedarf.

Für die Anstellung von geographischen Breitenbestimmungen sind die kleinen kompendiösen Reisetheodolite von Hildebrand u. Schramm zu Freiberg in Sachsen vollkommen ausreichend. Dieselben lassen auf dem Höhenkreis 30 Sekunden direkt, 15 Sekunden schätzungsweise ablesen und haben jede für den tropischen Sonnenstand notwendige Einrichtung. Taschenchronometer aus der Uhrenfabrik von Lange u. Söhne in Glashütte bei Dresden ermöglichen dazu die Bestimmung von geographischen Längen innerhalb nicht zu eng gezogener Grenzen. Weiß man daneben noch eine Reiß'sche Meßstange“, wie sie ebenfalls von Hildebrand u. Schramm in Freiberg angefertigt werden, geschickt zu gebrauchen, was ebenso wie das Theodolitarbeiten unschwer zu erlernen ist, so besigt man die sichersten Mittel für direkte Basis- und indirekte Distanz- und Höhenmessungen.

Direkten Höhenmessungen dient das Barometer. Solange dem Quecksilberbarometer noch nicht eine transportfähigere Gestalt ge= geben werden kann, bleibt man auf großen afrikanischen Inlandreisen auf die Aneroidbarometer und Siedethermometer (zur Kontrolle der Aneroide) angewiesen. Ich habe im Jahr 1888 auf der Expedition durch das Usambaragebirge ein Quecksilberbarometer mitgeschleppt, bin aber aus der ängstlichen Sorge um das zarte Instrument nicht herausgekommen und habe am Schluß der Reise doch noch seine Beschädigung erleben müssen. Es ist widersinnig, auf solchen Reisen einen

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