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Hochgebirges mit am wichtigsten sind. (Siche Anhang.) Nach Hannington warteten mehrere Missionare auf der neugegründeten Station Modschi ihres Amtes. Ihre Anbahnung britischer Interessen wurde aber unterbrochen durch den Zug der Emissäre Dr. Jühlke und Leutnant Weiß von der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, welche kurz nach Mandaras Abkommen mit dem englischen Sultansgeneral Mr. Matthews über Anerkennung der Oberhoheit des Sansibarsultans noch einen Vertrag mit Mandara über Anerkennung der Oberhoheit der Ostafrikanischen Gesellschaft schlossen, der später zur Abtretung des Kilimandscharo an Deutschland geführt hat.

Thomsons und Johnstons Reiseschilderungen gaben aber auch den Anstoß zu den nun beginnenden Jagdzügen vorwiegend englischer und amerikanischer Sportsmen ins Kilimandscharo-Gebiet. Unter ihnen hat die Jagdgesellschaft der Herren Willoughby und Harvey, die von ihrem Standquartier Taweta aus 1886 und 1887 den Berg nach verschiedenen Richtungen hin besuchten und bis zum Sattelplateau hinanstiegen, für die zoologische Kenntnis des Kilimandscharo umfangreiches Material gesammelt. Ihr System des Jagens jedoch, welches mit seinem Erstreben einer möglichst großen „Kopfzahl“ eine verteufelte Ähnlichkeit mit Massenmord hat, verdient die allerschärfste Verurteilung. Andere Sportsmen sind ihnen gefolgt, und wenn es so fort geht, wird in absehbarer Zeit der reiche ostafrikanische Wildstand das Schicksal der füdafrikanischen und nordamerikanischen Jagdgründe teilen: ausgelöscht zu sein aus dem Buch der Lebendigen.

Den größten Fortschritt seit den Zeiten von der Deckens machte unser Wissen vom Kilimandscharo durch die Expedition des ungarischen Grafen Teleki und seines Reisegefährten Leutnant von Höhnel. Nachdem die beiden Reisenden in der Südebene von Taweta nach Kahe und zum Berg Meru neue Bahnen gewandelt, stiegen sie auf Johnstons Route von Marangu zum Sattelplateau auf, von wo es Teleki gelang, als erster Mensch am Kibokegel selbst bis ca. 4800 m emporzuklimmen, während wir Höhnel reiche Sammlungen und eine große Reihe wertvoller Ortsbestimmungen, Höhenmessungen

und Peilungen verdanken, die sich auch auf die von der Expedition später umgangene Nordseite des Gebirges erstrecken.

Mit den vom Kilimandscharo gerade zurückgekehrten Herren Teleki und Höhnel traf meine erste Kilimandscharo-Expedition im August 1887 in Taweta zusammen. Von ihnen beraten, drang ich mit Herrn von Eberstein über Marangu zum Sattelplateau vor und von dort an der Ostseite des Kibokegels über Schneefelder bis zum Eisabsturz der oberen Kibohaube in ca. 5500 m Höhe, wie im Vorwort dieses Buches näher ausgeführt ist. Bei Taweta begegneten wir danach einer Expedition der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, die späterhin in Modschi und in Klein-Aruscha Stationen gründete und Manches zur Kenntnis der Südebene beigetragen hat.

Einigen englischen Besuchern folgte im Frühjahr 1888 der amerikanische Naturforscher Dr. Abbott. Er hat in 1/2jährigem Durchstreifen des Landes ganz Dschagga und den Berg bis zum Sattelplateau hinauf untersucht und abgesammelt und die Botanik und Zoologie des Kilimandscharo mit großem Erfolg studiert. Mit ihm verband sich, während ich mit Dr. Baumann Usambara bereiste, im Herbst 1888 der für die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft auf der Kilimandscharo-Station weilende Herr Otto Ehlers zu einer Bestei= gung des Kibo und veröffentlichte darüber einige lehrreiche Berichte, die etwas ausführlicher wiedergegeben zu werden verdienten. Beide Reisende bezogen ihr erstes Lager in 3000 m Höhe, von wo Herr Ehlers ohne Dr. Abbott an einem einzigen Vormittag bis zu einer Höhe von 5000 m am Mawensi, also 2000 m hinauf und wieder hinab gestiegen ist! Darauf verlegten sie das Lager 12 Stunde östlich vom Kibofuß entfernt. Am nächsten Morgen brachen sie von ihrem 4400 m hohen Standort zur Besteigung der nördlichen Kiboabhänge auf, hatten bereits um 7 Uhr eine Höhe von 5200 m, also 800 m erklettert, erhielten aber dadurch einen Aufenthalt, daß Dr. Abbott unwohl wurde und zurückblieb. Ehlers klomm allein weiter und erzählt darüber in „Petermanns Mitteilungen“, er sei, „teils über Sand und Asche, teils über Gerölle bergan gestiegen, wobei ihm der frisch gefallene lose Schnee mehr hinderlich war, da er häufig mehrere

Meter weit zurückrutschte“. In 5500 m Höhe entfiel ihm der Bergstock, den er „rutschend und auf allen Vieren kriechend“ aus 50 m Tiefe wieder holen mußte, was einen halbstündigen Aufenthalt verursacht haben mag. Troßdem erreichte er nach öfterem Ausruhen“ schon gegen 10 Uhr „die Schneeeiswand, die sich um die ganze Bergkuppe zieht". Nachdem er eine Zeitlang vergeblich an der Mauer entlang gegangen, um eine Aufstiegstelle zu suchen, stieg er wieder bergab und nach recht mühevollem Klettern" gelang es ihm, „die Nordwestseite des ,Gipfels' (!) zu erreichen und hier von einem Punkt der Eisauflagerung aus einen verhältnismäßig weiten Überblick über die Kuppe zu erlangen. Von einem Krater konnte er nichts entdecken, und die Eis-, resp. Schneemasse lag in einigen ruhigen Wellenlinien mit viel frischem Schnee vor ihm." Die Höhe seines Standpunktes habe jedenfalls über 6000 m" betragen.

Den Bericht des Herrn Ehlers unterzog Dr. O. Baumann in den „Mitteilungen des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins“ einer Prüfung, welche die Widersprüche zwischen den Zeit- und Höhenangaben bloßlegt, die Existenz eines Kraters verteidigt und feststellt, daß Ehlers den Gipfel des Kibo nicht erstiegen hat. Herr Ehlers wurde dadurch zu einer Erwiderung veranlaßt, in der er sich etwas klarer als in seinem Hauptbericht folgendermaßen ausdrückt: „In dem Bericht an die Petermanns Mitteilungen habe ich mit den Worten von einem Krater konnte ich nichts entdecken sagen wollen, daß ich von einem ,offenen Krater nichts bemerken konnte; für die Oberfläche des geschlossenen Kraters glaubte ich damals schon die vor mir liegenden Schneeflächen ansehen zu dürfen, doch war mir die Sache ungewiß." Wenn ich es unterlassen habe, zu dem ca. 212 km entfernten und nach meiner Schäßung etwa 200 Fuß höher gelegenen Punkt am Südrand zu gelangen, so geschah das, weil Wolken sich zusammenzogen" u. s. w.

Die Beobachtungen, welche in dem darauffolgenden Jahr Herr 2. Purtscheller an den Nordflanken des Kibo machte, ließen auch in ihm starke Zweifel gegen die Ehlersschen Angaben entstehen, so daß er sich nach der Rückkehr zu folgender Kritik in den „Mitteilungen

des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins“ veranlaßt fühlte: „Wie es Herrn . E. Ehlers, dessen Ausrüstung nur aus einem Stocke bestand, möglich war, über diese Eiswand hinaufzukommen, ist unbegreiflich. Auch die Höhen- und Zeitangaben Ehlers' bergen mancherlei Widersprüche. Nach Angabe des Herrn Dr. Abbott, des Reisegenossen Ehlers', verließen dieselben ihr Lager an der Nordseite der auf dem Plateau östlich vom Kibo gelegenen Aschenhügel etwas vor 7 Uhr Morgens. Um diese Stunde will Herr Ehlers bereits die Höhe von 5200 m erreicht haben, was in Rücksicht auf die Höhe des Lagerplates (ca. 4400 m) nicht angeht. Nach 8 Uhr blieb Dr. Abbott wegen Unwohlseins zurück, und Ehlers sette die Besteigung allein fort. Jedoch schon um 2 Uhr fanden sich beide Herren wieder im Zeltlager auf der Plateaumitte ein. Hätte Ehlers, seiner Behauptung gemäß, den Nord- oder Nordwestgipfel des Kibo, eine Höhe von ca. 5900 m, wirklich erreicht, so könnte sich die ganze Ersteigung, abgesehen von den bei Neuschnee eintretenden größeren Schwierigkeiten, nicht in 7 Stunden vollzogen haben.“ „Daß Herr Ehlers unter diesen Umständen von einem Krater,nichts' entdecken konnte, ist sehr glaubwürdig."

Noch bevor Herr Ehlers diese Kritik zu Gesicht bekam, schrieb er aus Ostafrika an die Kölnische Zeitung", er habe südöstlich vom Kilimandscharo von 1800 m Höhe des Meruberges aus den Kibo gesehen: „Es wurde mir von meinem Standorte leicht, den Punkt festzustellen, den ich am 18. November 1888 erreicht und den ich damals für die zweithöchste Erhebung des Kibokraters gehalten (?). Schwer wird es mir jedoch, jezt eingestehen zu müssen, daß ich mich geirrt, und zu sehen, daß sich hinter dem von mir für den höchsten Punkt angesehenen Gipfel noch eine andere, damals für mich unsichtbare Schneckuppe erhebt." Den höchsten Kibogipfel, die zackige Kaiser-Wilhelm-Spize, hat Herr Ehlers also auch da noch nicht einmal gesehen, weil sein Standpunkt zu tief war.

Nach Ehlers, der irgend welches wissenschaftliche Material von Belang nicht heimgebracht, aber hübsche humoristische Volksbilder aus Dschagga entworfen hat und dem Zug kolonialer und anthropologischer

Hans Meyer, Kilimandscharo.

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Ausstellungen durch Vorführung einiger Dschaggaleute in DeutschLand gerecht geworden ist, haben wieder mehrere Missionare und Jäger die Dschaggalandschaften besucht, unter denen sich der Amerifaner Mr. Chanler durch die, wenn auch nur zu Jagdzwecken ausgeführte Umgehung des ganzen Gebirgsstockes ausgezeichnet hat. Ihnen folgte im September 1889 meine dritte ostafrikanische Expedition, und was sie zur Vermehrung unseres Wissens vom Kilimandscharo beigetragen hat, nachdem im Lauf der Jahrzehnte 49 Europäer das Gebirge zu den mannigfachsten Zwecken bereist und erkundet haben, das sollen die folgenden Blätter zu schildern versuchen.

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