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zerstoßen zum Backen; da gibt es drei Arten von Bohnen und kleine Straucherbsen; Mais ausgekörnt und grün in Kolben; Hirse in Körnern oder als Mehl; Bataten groß und klein; angesäuerte Milch und Butter; Tabaksblätter; Honig; Hühner. Das größere Vich kommt nie zum Verkauf, denn es gehört alles Mareale zu eigen, welcher den Besitzern nur die Nußnießung der Milch und Butter überläßt. Geschlachtet wird darum auch nur im Haushalt Mareales; nur von ihm kann man Fleisch kaufen. Das Angebot von Feldfrüchten ist aber sehr groß; und die Karawanenleute verstehen das Kaufen und Feilschen nicht minder gut als die Maranguweiber. Der Begrüßungsruf ,,mbuia“ („Freund"), der Einem durch ganz Dschagga entgegentönt, leitet den Handel ein. Der Suaheli bietet weit unter dem Wert und erntet ein entrüstetes, kurz hervorgestoßenes ,,tschá“ („nein“). Er geht und kommt wieder, 10mal, 20mal, immer ein klein wenig mehr bietend und seine begehrten Perlen oder Zeugfeßen anpreisend, bis sich beide Teile auf dem goldenen Mittelweg finden. Nun wird erst genau geprüft und nachgemessen und nachgezählt, und endlich unter Zuspruch von beiderseitigen Freunden der Kauf abgeschlossen.

Seit Jahren ist, wie überall in Mittelafrika, das „nguo“, das breitlaufende weiße Baumwollenzeug (Gamti), die beliebteste Großmünze in Dschagga. Während es aber anderwärts in Doti zu 8 Mikono (Armlängen) abgemessen wird, rechnen die Wadschagga das Doti zu 10 Armlängen, d. h. so lang, daß sie in ihrem fühlen Klima den ganzen Körper wie in eine Toga darein hüllen können. Hier wie im ganzen übrigen äquatorialen Afrika ruft der Verkäufer, wenn es ans Abmessen geht, regelmäßig den längsten Mann aus der Schar der Umstehenden herbei, damit dieser für ihn messe, und immer macht diese freundliche Mittelsperson den Versuch, der Länge des vereinbarten Stoffmaßes durch ein Zichen von der Fingerspitze über den Ellbogen hinaus noch einen unrechtmäßigen Zuwachs zu teil werden zu lassen. Bandera, das rote Baumwollenzeug, ist namentlich als Festgewand der Großen beliebt. Die gangbarste Scheidemünze sind aber die ganz kleinen, rubinroten und himmelblauen Glasperlen, welche von den Weibern auf dicke, runde Bänder genäht und so um

Hals und Gelenke getragen werden. Sie sind von den venezianischen Fabriken (alle Glasperlen Ostafrikas kommen aus Venedig in kleine Bündel zu 10 Strängen zu 10 Fäden zu 100 Perlen geordnet und werden nur in dieser Aufreihung von den Eingeborenen in Tausch genommen.

Nach diesen beiden Hauptgeldsorten (Weißzeug und kleine Perlen) geschäßt, haben die Landeserzeugnisse auf unserm Marangu= markt die nachstehenden Preise:

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Brombeeren, Tomaten, Spinat und dergleichen werden von den Kindern im Busch gesucht und mit Kinderpreisen bezahlt. Einen Liebhaberpreis aber hatte ich für unseren Bedarf an Milch und Butter zu entrichten, die ich nach Vorschrift in meine eigenen Gefäße melken und eindrücken ließ, weil ich vorher wegen der Sitte der Eingeborenen, ihre Milch- und Buttergefäße mit Kuhurin auszuspülen, diesen landwirtschaftlichen Erzeugnissen keinen rechten Geschmack abzugewinnen vermocht hatte.

Die Milch entstammt vorwiegend den kleinen, kurzhörnigen Buckelrindern, seltener werden auch die mit langer Wamme behängten rammnasigen Fettschwanzschafe und die Ziegen gemolken. (Siche Schlußbild.) Weder die Ziegenmilch noch das Ziegenfleisch schmecken

,,bockig" wie in Europa. Auch in ganz Dschagga ist wie in Taweta die Furcht vor Viehraub der Grund zur Stallfütterung.

Zu den vielseitigen Dschagga-Genüssen kam hier noch einer, dessen Grundlagen der Koch bei Dr. Abbott in Modschi gelernt hatte, nämlich das Backen von dünnen, aus Mais- und Hirsemehl gemischten Fladen in Butter. Sie schmeckten recht herzhaft und knusprig und waren fortan unsere Zuspeise zu jedem Gericht.

Mareale kommt täglich einmal morgens, einmal nachmittags ins Lager und verplaudert, in meinem Lehnstuhl ausgestreckt, eine halbe Stunde mit mir über Dschagga, Sansibar und Europa, von dem er eine etwas verworrene Vorstellung hat. Tritt ein Neukömmling zu uns, so begrüßt derselbe, bevor er sich zu den Kameraden niederfauert, durch Zuruf zuerst seine Freunde, dann Mareales Umgebung, zulezt den Häuptling selbst. Mareale verläßt mich selten, ohne daß ich ihm irgend eine Kleinigkeit, einen Bleistift, ein paar Nadeln und dergleichen, zugesteckt habe; dann lächelt er glücklich wie ein Kind und eilt ohne Abschied in langen Schritten nach Haus.

Wenn gegen Abend aus dem benachbarten Lager der Sklavenhändler einige Suaheli und Somali herüberkommen, um mit meinen Leuten, unter denen sie viele alte Bekannte haben, zu plaudern, schleiche ich still davon und streife mit einem meiner Jungen in der Umgegend umher. Einmal allein zu sein im Genießen und Beobachten der Natur, wenn auch nur für eine kurze Stunde, frei vom Fragen und Verlangen der eigenen Leute, das vom Morgen bis zum Abend nicht aufhört, frei von der Neugier und den Wünschen der Eingebornen, die namentlich bei den Instrumentarbeiten sich herandrängen, lachen und hindern, das ist eine Sehnsucht, welche im afrikanischen Karawanenleben nur zu selten gestillt wird. Und in den späten Nachmittagstunden ist der obere Kilimandscharo, dessen beide Gipfel, der runde, weiße Kibo und der zackige, dunkle Mawensi, dann klar und kühn über eine den ganzen mittleren Berg umlagernde graue Schichtwolke sich zum lichtschwachen Abendhimmel aufbäumen, immer am schönsten. Aber nach rückwärts hinabblickend trifft das Auge auf die Felseninsel des Uguenogebirges, dessen Wände und

Kuppen, von der Abendsonne vergoldet, aus der farbengedämpften Südebene aufragen.

Die Zurichtungen und Vorbereitungen für einen längeren Aufenthalt der Karawane im Lager wurden rasch zu Ende geführt. Seitwärts von dem Hüttenhaufen der Träger und Führer erhoben sich innerhalb eines die Eingebornen zurückhaltenden Stangenzaunes zwei größere Basthütten als Warenlager und Wohnung des Aufsehers, eine kleinere Hütte für die Somali und ein Schutzdach für die Küche, und dahinter war ein kleiner Gemüsegarten angelegt, in welchem die von Sansibar mitgebrachte Saat von Kresse, Salat, Spinat und Radieschen schnell zu sprießen begann.

So waren wir nach fünftägiger Arbeit im Marangulager so weit, daß ich an die Rüstung einer kleinen Schar zum Aufbruch in höhere Bergesregionen gehen konnte. Ich wählte dazu die willigsten und zähesten Träger aus, verteilte an sie Zeug zum Nähen eines wärmeren Kittels und schilderte ihnen möglichst drastisch das, was sie dort oben zu erwarten hatten. Da glücklicherweise zwei Träger darunter waren, die schon im Jahr 1887 bis zum oberen Urwaldrand mit aufgestiegen waren, hatten meine Worte genügende Beweiskraft. Die Thatenlustigen wurden von ihren Kameraden bereits als angehende Helden betrachtet und fühlten sich in dieser Rolle sehr stolz und glücklich.

Am Tag vor unserm Aufbruch stellte sich noch mehrfacher Besuch im Lager ein. In aller Frühe erschien Mareale mit seinem freundnachbarlichen Kollegen aus dem Stätchen Mamba. Da selbi ger aber ohne Gastgeschenk zu Besuch kam, ließ auch ich ihn mit leeren Händen wieder ziehen, zu sichtlicher Belustigung seines Freundes Mareale. Dann machte die Mutter Marcales, eine große, würdig dreinschauende, aber gewöhnlich etwas angeheiterte Matrone, mit einem Schwarm nicht übler junger Begleiterinnen ihre Staatsvisite und ergatterte eine Tabakspfeife und ein großes Stück Bandera (rotes Baumwollenzeug) für sich und ihren weiblichen Anhang. Später führte Mareale seine kleine Handelskarawane vor, die soeben von der Küste eingetroffen war und Eisendraht, Zeuge, Salz sowie

ein schönes Fernrohr als Geschenk seiner europäischen Freunde in Mombassa mitgebracht hatte (gewiß ein großer Fortschritt, daß Mareale selbst Karawanen zur Küste zu schicken beginnt --); und am Nachmittag erhob sich im Westen des Lagers lautes Freudengeschrei und Willkommenschießen, und aus den Büschen trat der amerikanische Jäger Mr. Chanler mit seiner Karawane, der von Modschi über Marangu nach Taweta in sein Camp zurückkehrte. Er blieb die Nacht bei uns und erfreute mich durch die jugendfrische Schilderung seiner Erlebnisse und Pläne und durch sein treffendes Urteil in afrikanischen Dingen. Wie vielen weisen deutschen Kolonialmenschen“ wäre nur die Hälfte des Geistes zu wünschen, der diesen 23jährigen Amerikaner mit seinem 20jährigen Begleiter befähigte, eine 180 Mann starke Küstenkarawane ohne Kampf durch Massaigebiete zu führen, in denen noch nie zuvor eine Expedition gewesen ist.

Als auch Mr. Chanler am nächsten Morgen von dannen zog, hielt uns nichts mehr im Lager. Die Jahreszeit drängte zu rascher Arbeit. Nachts hatten wir in den letzten Tagen regelmäßig starke Regengüsse gehabt, aber die Tagesgewitter der Regenzeit waren noch nicht herangerückt. Doch standen sie nahe bevor. Bis zu ihrem Eintritt mußten die Besteigungen in der Höhe ausgeführt sein. Darum vorwärts, aufwärts, ,,excelsior!"

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