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finden geneigt, selbst alterwürdige Alterthumskunde der Pharaonen-Zeit oder heimische Vorzeit in leichtes Flittergewand zu kleiden, kein Bedenken trägt, und auch die Gymnasialpädagogik, die wohlbewährte Unterlage der Classicität, leichtlich zu reformiren gedenkt, durch Beschränkung altsprachlicher Pensa und Einführung philosophischen Unterrichts, denen ein lebhaftes Interesse entgegenkommen würde". An solch günstiger Aufnahme kann es nicht fehlen, denn allerdings wird dem jugendlichen Sinne angenehmer sein, mit dem Confect der Hypothesen gefüttert zu werden. Hier freilich dürfte es Sache des pädagogischen Mentors bleiben, vor dem Verderben des Magens zu warnen, ehe derselbe nicht vorher durch gesunde Speise gekräftigt ist, in Stärkung eigener Verdauungsthätigkeit (wofür „realistische“ Zuthaten sich empfehlen mögen). Mit schillernden Theorien zu blenden, würde für keinen Wissenszweig leichter gemacht sein, als gerade für die Ethnologie, aber desto mehr wird sie als gewichtige Pflicht erachten müssen, zunächst auf die Arbeitslast zu verweisen, die auf noch unumbrochenen Forschungsfeldern unermesslicher Sehweite sich voraus aufthürmt. In solchem Hinblick wird auch der oft genug ungehobelten Buchform nachsichtige Beurtheilung gewährt werden, wenn der für feinere Glättung und Polirung erforderliche Zeitaufwand für die zwar lästig beschwerlichere, aber augenblickich noch dringendere 1) Fundamentirungs-Arbeit der Material

1) Wie sehr bei dieser monotonen ermüdenden HandlangerArbeit einer, seit der Eröffnung der ethnologischen Schleusen, ununterbrochen zuströmenden Materialbeschaffung provisorischer Abschluss herbeigesehnt wird, werden unter meinen verehrten Herren Recensenten diejenigen am besten begreifen, auf welche, ohne die Mühe des Anschleppens, Niedersetzens und Druckens nur die Lectüre allein noch ermüdend nachgewirkt hat, wie ich aus den vorgehaltenen Klagen ersehe. „Ermüdend“ freilich wird jedes Buch wirken müssen, das nicht für Unterhaltungslectüre etwa geschrieben, von einem Leser in die Hand genommen wird, der in seiner eigenen Fachwissenschaft an andere Gesichtspunkte gewohnt, das Leitende derselben in fremdartigem Gewande vermisst, und so in ziellosem Durchlesen

beschaffung verspart worden ist. Wer dagegen nun bei der

den Faden fesselnder Aufmerksamkeit verlierend, Ermüdung zu spüren beginnt. Dann, leicht entschuldbar, vexat censura columbas“, denn „tous les genres sont bons, hors le genre ennuyeux" (wie Voltaire schon sagt). So könnte es im engsten naturwissenschaftlichen Kreis dem Botaniker z. B. ergehen, wenn ihm die Durcharbeitung eines streng formellen Fachwerks zugemuthet würde, das für den Mathematiker bestimmt ist, wogegen dieser seinerseits wieder einer botanischen Synopsis wahrscheinlich nicht viel Geschmack abgewinnen dürfte oder höchstens einen trockenen, wie beim Durchblättern der Herbarien. Vielleicht hatte hier der Titel „Flora“ auf falsche Fährte geführt, und ähnlich scheint es denjenjenigen Büchern zu gehen, welche der Begründung künftiger Ethnologie vorarbeiten sollen, indem man noch an lusiadische Lieder und „Singularitez“ oder „Détails curieux" gewöhnt, die Unterhaltungen der Reisebeschreibung darin sucht (écrite brièvement et divertissante à lire). So mit altfränkischer Brille auf der Nase, sieht das ermüdende Auge nichts, als ,,allerhand Aberglauben", Unkraut (für den Botaniker), Schleimalgen vielleicht und Riementang mit anderm Tingel-Tangel, oder Ungeziefer (für die Zoologie), Faden- und Ringelwürmer, auch wohl Bandwürmer gar, ein „ekles Geschlecht des Schlamms und der Kloaken" (s. Masius). Aber die zergliedernde Betrachtung wird auch in dem hässlichen Wurm ein Wunderwerk der allmächtig bildenden Hand erkennen, und sie darf jenes Spottwort des Dichters etiam ipsa haec delectant, veluti Bulbinum polypus mit Stolz und in vollster Wahrheit für sich beanspruchen". Ebensowenig werden dem Mikroskop des Botanikers die Nostochinen verächtlich erscheinen oder (unter den Laminarien) Sphaerococcus cartilagineus dem Feinschmecker. So seien auch mit „allerhand Aberglauben" die ethnologischen Gourmands zur Tafel geladen, in den Gärten naturwüchsigen Paradeisos, während der „Périodes d'édenisme, sauvagerie, patriarcal, barbarie" (bei Fourier), längs der Forschungswege, wo es sprosst und treibt in kryptogamischen Zellwucherungen, wo bunt die Weltanschauung sich bricht in musivischen Facetten-Augen der Metabolen und Ametabolen. Einheitlicher erfasst der optische Apparat der Vertebraten in seiner Camera obscura, in der sich auch die Phanerogamen spiegeln, prangend in der Pracht kulturhistorischer Blüthen, und wie es dem Botaniker nicht verwehrt ist, in dem durchsichtigen Organismus niederer Pflanzengebilde Zellengeheimnisse zu erlauschen, die sich beim inneren Bau der von Dichtern besungenen Blumen oder Nährfrüchte tragender Bäume bestätigen liessen, so wolle man auch der Induction für Durchbildung einer naturwissenschaftlichen Psy

auf Begründung einer naturwissenschaftlichen Psychologie

chologie ihre comparativ-genetische Methode gestatten, für die in „allerhand Aberglauben" schlummernden Keime der Culturideen bei Verarbeitung des ethnologisch angesammelten Materials. Dies setzt Anordnung in Reihen voraus, comparativ sowohl in gleichem Niveau, wie genetisch nach Höhe der Entwicklung, unter vielfacher Schiebung in Variationen zu experimenteller Prüfung (und Widerprüfung). Dass dabei anfänglich und auch jetzt wohl noch, manch' vermeintlicher Wirrwarr unterzulaufen schien, hätte sich mit der Nothwendigkeit schon zu entschuldigen, weil vor allem die Präjudizirung durch voreilige Systematisirung zu vermeiden war, ehe annähernd wenigstens erreicht sein möchte, was unter den ersten Publikationen bereits, als Vorbedingung gestellt war, nämlich die einer Gedankenstatistik (s. Der Mensch in der Geschichte, Leipzig 1860, III. S. 428). Da hierin nun seit 25 Jahren fortgearbeitet ist, um durch eigene Handarbeit den Apparat zu zimmern, der damals noch nicht vorhanden war, darf ich mir vielleicht die Freiheit nehmen, denselben auch zu benutzen, unter Hinweisen im Citiren und Verwendung der bereits aufgeführten Abkürzung (s. Allg. Grundzüge der Ethnologie, S. XXIV, bis zum Jahr 1884). Wenn im Uebrigen einem Buche, das mit dem Ziel und mit der Absicht auf Vergleichungen abgefasst, solche Vergleichung in einem (bei der Fülle des ethnologischen Stoffes) unmöglichen „Ueberschwall der Vergleichshinweise" als Vorwurf angerechnet wird, so spricht das genugsam für die Amblyopia irritabilis oder (in Folge der „Ermüdung“ vielleicht) den Visus evanidus des mit dem Referat Beauftragten, der indess der Revision scharf auf die Finger zu sehen weiss, im Aufweis von den Druckoder Buchstabenfehlern, wie neuerlich aus meinem armen „Papua“ herausgefischt (und in L. C. B. No. 41 nachzusehen). Neben Dankesausdruck für die nachträglich gewährten Verbesserungen, regt sich ein Neidgefühl zugleich über die für minutissimum studium überschüssige Musse und der Wunsch, dass der mit freier Zeit in Superabundantia (unter Lactanz' Erlaubniss) beglückte Nugagerulus oder Mikrologos den Bedürftigen davon verkaufen könnte, oder besser noch sich selbst in die Reihen der Mitarbeiter stellen, da die Ethnologie einer Vermehrung derselben (für die jetzt beginnende Detailarbeit gerade) dringendst bedarf, unter tagtäglichem Anwachsen ihrer Aufgaben. „Vitae summa brevis spem nos vetat inchoare longam", ohne die Aussicht auf frischen Nachwuchs, um in künftiger Generation dasjenige aufzubauen, wofür während der gegenwärtigen kaum die ersten Fundamente zu legen begonnen werden konnte (in der Wissenschaft vom Menschen").

bedachten Ethnologie solche Kernfragen negirt, auf den Kern derselben, und ihre Argumentationen, einzugehen abweist, und an der Schale umhertastend dadurch schalste Oberflächlichkeit zur Schau trägt, vor der er in Behandlung eigener Fachwissenschaft zurückschrecken würde, der stellt damit die Controverse einer Principien-Frage, welche hier wie überall, für gelegentliches Anstreifen durch kritische Verdicte, die Discussion, noch ehe sie begonnen, zu ihrem Abschluss bringt, (so lange nicht aus principiellen Gesichtspunkten innerhalb einer die Gesammtweite des Umblicks überschauenden Behandlungsweise in die Hand genommen). Vor einem Decennium noch konnte in derartigen Fällen die Alternative eines Seins oder Nichtseins für die Ethnologie gestellt erscheinen, wogegen heutzutage unter den Schossen wissenschaftlicher Forschung der ethno-anthropologische am üppigsten hervortreibt, mit seinen Verzweigungen nach allen Richtungen hin, in der Lehre vom Menschen (als Gesellschaftswesen).

Bei der, (wenn für die Psychologie ein naturwissenschaftlicher Standpunkt der Betrachtung ebenfalls eingenommen wird), unbedingt zwingenden Ueberzeugung von der Nothwendigkeit allseitiger Materialbeschaffung, (zur Ueberschau der Völkergedanken), als unerlässlich erster Vorbedingung, wird beim Abwarten der durch die Experimente, (in Verwendung comparativ-genetischer Methode), hervorzulockenden Gesetzlichkeiten, in der Zwischenzeit jeder sophistischen Kunst, jeder ɛidwλonointixń zu entsagen sein, denn nicht handelt es sich um δόξαν παρασκευάζειν, nicht um einen Kampf pro domo, um die hirnentsprossene Tochter subjectiver Theorie zu inthronisiren, sondern in schweigender Stille ist zu lauschen auf ferntönende Klänge, in deren sphärischen Harmonien der Kosmos selbst sich proclamiren wird (soweit irdischem Verständnisse zugänglich).

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Mit Einführung der Psychologie unter den Naturwissenschaften hat sich dem materialistischen Torso sein denkendes Haupt zu schaffen, kraft ethnisch gegliederter Zeugnisse des Völkergedankens (als Ausgangspunkt der Seelenlehre bei der Gesellschaftswesenheit des Menschen).

Die naturwissenschaftliche Behandlung der Psychologie «S. 5. 41. 42. 44. 131. 177» nach comparativ-genetischer Methode «S. 3« mit dem Ausgang vom Völkergedanken «S. 43» bedarf zunächst (zum vergleichenden Ueberblick) der Materialbeschaffung «S. 121», um durch inductio primaria die grundlegende Basis zu breiten, auf deren Fundament «S. 44» das im Gegebenen (des „Datum“) anzusetzende Denken, als logisches Rechnen «S. 2. 42. 43. 83. 160. 181», die Differentiale «S. 3. 131», wie aus den Variationen der Geographischen Provinzen «S. 18.42. 44.132. 140» (unter jedesmal ethno-geographischem Horizont) hervortretend, zu berechnen haben wird für den Entwicklungsgang der organischen Wachsthumsprocesse «S. 4. 6. 13. 17. 32. 40. 49. 51. 54. 56. 57. 59. 87. 159. 178. 179» im seelischen Leben «S. 162». Der aus der psychischen Atmosphäre der Gesellschaft geborene Völkergedanke wurzelt für seine embryologischen Vorstadien in körperlichen Individualitäten «S. 4. 17. 49. 54. 59. 83. 86. 112. 142. 182», welche auf der Weite des

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