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Einleitung.

Als in der Mitte des laufenden Jahrhunderts der fortschreitende Siegeszug der Induction den Naturwissenschaften an akademischen Lehr-Instituten eine gebührende Stellung einzuräumen begann, als zunächst der Chemie ihr in reichen. Entdeckungen rasch bezahltes Laboratorium in Giessen ausgestattet wurde, als in Joh. Müller's Schule der Physiologie die künftigen Führer auf dem Forschungsfelde der Biologie Waffen und Gewehr in Ausrüstungen erprobten, als der Wiederhall der Arbeiten in Paris, aus Flouren's Untersuchungen und Cuvier's Bericht darüber an die Akademie (1822), mit Magendie's Bestätigung von Bell's Entdeckungen, und folgenden Experimenten, die Aufmerksamkeit lebhafter auf die Nerven gelenkt hatte, (zum vermittelnden Band in der Doppelhälfte menschlichen Organismus), als Lotze sodann unter Anregung tiefgreifender Reform, den für die Fachgenossen bestimmten Theil seiner medicinischen Psychologie geschrieben, und durch die Metaphysik eines speculativen Struwelpeters" (für den Köhler-Unglauben) eingeleitet hatte, als zündende Blitze neuer Entdeckungen im ununterbrochenen Explosionen sich entluden, da gar bald erkannte sich mehr und mehr, dass die Induction von der Physiologie zur Grenze der Psychologie fortgeschritten sei, wo sie ihre Vorposten auf dem Gebiete der Psychophysik errichtet, und nun erhob sich die seit empirischer, neben rationeller Psychologie (in Wolff's System),

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von Bilfinger bis Friess und Beneke, periodisch wiederholte Anfrage über Einführung auch der Psychologie unter die Naturwissenschaften. Bald wüthete der „Kampf um die Seele" in heisserer Polemik noch, als sie im vorigen Jahrhundert der „Briefwechsel über die Seele" hervorgerufen hatte. Was hat das gute Mensch nicht schon für Fata gehabt", heisst es in jener „nicht Aeternitati" gewidmeten Correspondenz (1713), und gar sonderbare Dinge kamen jetzt auch zu Tage, beim Tischdecken im XIX. Jahrhundert, von immaterieller Seelensubstanz", (theil- und übertragbar in der Erblichkeit), - wie aus göttingischer Fabrik vorgesorgt mit abgetrenntem Antheil aus dem Vermögen („in articulo mortis“), - bis zum Niederkämpfen übersinnlicher Kräfte, kraft der Kraft des Stoffs. So mochte es besser zusagen, auf altgewohnt hausbackenen Zehrpfennig für die Lebensreise zurückzuweisen, auf Assecurirung „kleiner und grosser Ueberfahrt" (in den Yana) durch jenseitige Pässe (wie sie, gleich slavischen Popen oder Priestern, auch aztekische auszustellen verstanden), und auf solch' irdischem Pfad, „ein stetes Jagen zum Tode hin" (in den Wirbeln eines „Danse Maccabre"), aus vergänglichen Herbergen (der Aegypter) zu den oixei im Vaterhaus", wo alle sich zusammenfinden οἰκεῖα werden (s. Basilius) „im grossen Heer", klagte es Lamennais: ,,Mon âme est née avec une plaie", im Leid des Lebens (nach der Schmerzenslehre der „Aryani satyani“), und klagten schon die Trauser (bei Herodot) über den durch Neugeburt in die Leiden des Jammerthals hinieden Eingeführten, jubelnd beim Tode, über das dann glückliche Loos der Seele. Gern öffnet man ihr, um rasch zu entfliegen, ein Fenster (in der Wetterau), oder durchlöchert das Dach (in China), obwohl dabei zugleich selbstsüchtiger Eigennutz mitspricht, das unheimliche Gefühl loszuwerden, bei der Nähe der Bhut, die umherspuken und gefährlich werden kann, wenn nicht im Bhutu-Khana gesühnt (im Deccan).

Doch in Indien auch, trotz aller dämonischen Schrecken, die den gemeinen Mann dort umfangen halten, reden die

aristokratischen Geister der „Upper Ten Thousand" in selbstgenügsamer Kunstsprache der Secten, und so z. B. im Vivekachintamani giebt tamulische Gelehrsamkeit folgende Uebersicht (s. Foulkes):

„Von den Charvakisten behaupten Einige, der menschliche Körper sei die Seele, während Andere die Sinneswerkzeuge für die Seele halten. Die Jainisten glauben, dass die Seele vom Körper verschieden und von anderer Beschaffenheit ist, und, wenn auch von gleicher Grösse, wie der Körper, doch elastisch und fähig, sich auszudehnen und zusammenzuziehen. Die Buddhisten halten die Intelligenz für die Seele. Die Kavulisten, die Yamalisten und die Sactikaristen glauben, die Seele bestände in der Fähigkeit des Menschen zum Glück. Die Pancharatristen halten die Seele für ein blosses Atom der Gestalt nach, welches sich beständig zwischen den beiden in die Nasenlöcher mündenden Luftkanälen hin- und herbewegt. Die Loukikisten glauben, dass der Körper eines Mannes zusammen mit seinen Kindern, seiner Familie und sonstigen Beziehungen seine Seele ausmache. Die Purvamimansisten und, mit einigen Abweichungen, auch die Pattisten und Prabhakisten halten die Seele für das lautlich ausgedrückte Wissen. Die Nyayisten und die Vaisishikisten glauben, die Seele entspräche dem Aether und sei, wenngleich an sich so vernunftlos wie ein Stein, durch die Verbindung mit dem Geist vernunftbegabt geworden. Die Sankhyisten und die Patanjalikisten halten die Seele für einen selbständigen Gedanken. Die Vedantisten halten sie für reines, unverfälschtes Wissen. Die Pasupatisten, die Kapalikisten und die Makavrudhisten halten sie für ein ewiges, allgegenwärtiges und vernünftiges Wesen. Die MantraSidhantisten halten die Seele für ein ewiges, alles begreifendes, weises und thätiges Wesen."

Im Pramiti der Tark-Shastra (bei Mohsan Fani) werden in Zusammenfassung aufgezählt: Atma (das Geistige), Sarira (der Leib), Indriya (Sinnesauffassungen), Artha (Sinnesempfindungen), Buddhi (Verständniss), Manas (Begriff),

Pravritti oder Unterscheidungskraft (von Recht und Unrecht), Dosha (Irrthum), Raga (Lust), Dvesha (Hass), Muha (Bethörung), Pretyabhava (keimende Entwicklung), Phala oder Früchte (des Guten oder Bösen), Dukha (Schmerzeselend), Apavarga (Freudeseeligkeit), zur Erlangung von Mukt (unter Befreiung von Sarira mit Shadindriya, Shad-darsa, Buddhaya, Sukha, sowie Dukha). Im (buddhistischen) Paramattha unterscheidet sich in Citta (neben Cetasika, Rupa, Nibban) die Vertheilung von Kamavačara - cittam, Rupavačara-čittam, Aruparvačacra-cittam und Lokuttara-čittam (s. Religionsphilosophische Probleme, Berlin 1884, S. 115), und in Nagasena's Gleichniss (bei der Discussion mit König Milinda oder Menander) fällt die Seele aus, bis zu ihrem pantheistischen Reflex in Alaya (des Mahayana). Die Birmanen übernehmen, aus palistischer Terminologie, Rupanam-hnitpa mit Zeikwinyein, wie die Siamesen Vinjan (Vinyana), und die Chinesen halten an ihrem Wunderbaren fest, in Ling (neben Hun, Sim, Tao, Li und Khi).

Für die griechischen Philosophen-Meinungen findet sich eine Aufzählung bei Plutarch: „Nach Thales ist die Seele ein unaufhörlich bewegtes Wesen, nach Pythagoras eine selbstbewegte Zahl, nach Plato denkendes Wesen (in harmonischer Zahl bewegt), nach Aristoteles Entelechie des physischen und organischen Körpers, nach Dikäarchus Harmonie der vier Elemente, nach Asklepiades gemeinschaftlich harmonische Uebung der Sinne, nach den Stoikern warmer Hauch, nach Anaxagoras luftartig, nach Demokrit feurig, nach Epikur Mischung der elementaren Qualitäten, nach Heraklit theilnehmend (gleich der Seele der Thiere) an der Seele der Welt, als Ausdünstung ihrer Feuchtigkeit." L'âme qui connaît si bien le monde extérieur et tout ce qui est hors d'elle une fois rentrée dans sa propre maison ne sait plus où elle demeure (nach Stenon); le grand philosophe Descartes plaçait l'âme dans la glande pinéale, le savant anatomiste anglais Willis la plaçait dans les corps striés, le non moins savant anatomiste français Vieussens la plaçait

dans ce grand espace de substance blanche qu'il appelait le centre avale etc. Lapeyronie la plaça dans le corps calleux (s. Flourens).

Neben der vzý wаr лvεйμα ein Ausfluss des göttlichen Logos (in alexandrinischer Philosophie) und die Römer (s. Georges) unterschieden anima, das rein thierische, und animus, das geistig vernünftige und begehrende Lebensprincip in der Seele (als Lebenshauch oder Lebenskraft). s. Btrg. z. vrgl. Pschlg. (S. 16). Der Sitz der Seele liegt im Kopf (nach Demokrit), zwischen den Augenbrauen (bei Strato), in der Gehirnhaut (nach Erasistratus), in der Brust (nach Parmenides), in der Höhlung der Herzarterie (nach Diogenes), im Blut (nach Empedocles), im Herzen (nach den Stoikern), und Pythagoras verlegt die Lebenskraft ins Herz, den vernünftig denkenden Theil der Seele in den Kopf (s. Plut.). Cartesius setzt die Seele in die Zirbel-Drüse, Ficinus in das Herz, Sömmering in die Gehirn-Ventrikel, und mit der Phrenologie beginnt die Vervielfachung, bis zur gänzlichen Negirung. Doch darum keine Angst, tröstet der Geschichtsschreiber des Materialismus: „Nur ruhig eine Psychologie ohne Seele angenommen" (wie im Abhidharma).

Neben solchen Aussagen aus den höheren Schichtungen historischer Cultur-Völker, liessen sich nun die der westlichen Hemisphäre stellen, die der Nahuas über ihre Ehecatl, die Seele, als Hauch, im Anschluss an die Todtengebeine in Goatzacoalco (s. Herrera) zur fleischlichen Auferstehung, sowie die,,fleischlose" Seele oder Aychannac (Nanu) der Quechua, deren archäologisch oder paläontologisch fossile Metaphysik eine amerikanische Herausforderung1) an die

1) I doubt if the dialect of German metaphysics itself, after all its elaboration, could produce in equal compass a term for this conception (s. Brinton). Für die philosophischen Kunstausdrücke der Maori ist es schwer, entsprechend deckende Aequivalente im Englischen zu finden, nach dem Sprachgefühl des gewiegtesten Fachkenners, (wie aus den mit ihm im Jahre 1880 in Wellington geführten Gesprächen wiederholentlich sich ergab).

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